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Quintus von Smyrna lateinisch Quintus Smyrnaeus war ein antiker griechischer Dichter wohl des 3 Jahrhunderts Er verfasste ein erhaltenes Epos Tὰ me8 Ὅmhron ta meth Homeron Nachhomerisches oft zitiert unter dem lateinischen Titel Posthomerica in dem er Stoffe des trojanischen Sagenkreises verarbeitete Quintus von Smyrna Posthomerica I 1 22 in einer von Konstantinos Laskaris im Jahr 1496 geschriebenen Handschrift Rom Biblioteca Apostolica Vaticana Vaticanus Ottobonianus graecus 103 fol 5r Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Textausgaben und Ubersetzungen 3 Kommentare 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben und Werk BearbeitenUber das Leben des Quintus von Smyrna ist fast nichts bekannt Er lebte wahrscheinlich im 3 Jahrhundert 1 allerdings ist diese Datierung unsicher Seinen Namen bezeugen die byzantinischen Gelehrten Eustathios von Thessalonike und Johannes Tzetzes sowie Scholien zu Homer Dass er aus der kleinasiatischen Stadt Smyrna heute Izmir stammte wird aus einem autobiographisch wirkenden Abschnitt seines Epos 2 geschlossen laut dessen er sich schon in fruher Jugend in der Kunst der Poetik versucht habe als er Schafe nahe dem Tempel der Artemis im Gebiet von Smyrna hutete Vielleicht handelt es sich dabei aber um eine dichterische Fiktion denn schliesslich soll Smyrna auch die Heimat Homers gewesen sein Quintus Selbstbeschreibung als Hirte ist vielleicht ein literarischer Topos bei dem Hesiod 3 als Vorlage gedient haben konnte Quintus Epos Tὰ me8 Ὅmhron ist sein einziges uberliefertes Werk gehort zu den Nachfolgewerken des verloren gegangenen griechischen Epen Kyklos um Troja und schildert in 14 Buchern bzw 8772 Versen den sich an Homers Ilias anschliessenden Sagenstoff bis zum Einsetzen der Odyssee Das Werk ist in viele aufeinanderfolgende mehr oder weniger unabhangige Einzelerzahlungen gegliedert und seine einzelnen Bucher jeweils in sich relativ abgeschlossen Das erste Buch der Posthomerica beginnt mit den Begebenheiten nach Hektors Tod Es erzahlt nach der bei den Trojanern uber das Ableben ihres Heros herrschenden Trauer von Penthesilea der Konigin der Amazonen die den Trojanern zu Hilfe eilt aber schliesslich vom griechischen Helden Achilleus getotet wird Ankunft Heldentaten und Tod des Memnon Sohnes der Eos werden im zweiten Buch geschildert wahrend das dritte uber das Ende des Achilleus handelt der vom Gott Apollon mit einem Pfeilschuss niedergestreckt wird Die Bucher 4 und 5 fuhren die Erzahlung mit der Darstellung der Leichenspiele zu Ehren von Achilleus des Streites des grossen Ajax mit Odysseus um Achilleus Waffen sowie des Wahnsinns und Selbstmordes des Ajax nach dessen hierbei erlittener Niederlage fort Damit haben die ersten funf Bucher der Posthomerica denselben Stoff zum Inhalt wie die verlorene wesentlich altere Aithiopis die Arktinos von Milet zugeschrieben wird Nachdem sodann im sechsten Buch die Ankunft des Eurypylos in Troja zwecks Unterstutzung der belagerten Stadt berichtet ist folgt im siebten Buch die Beschreibung des Eintreffens des von der Insel Skyros herbeigeholten Sohns des Achilleus Neoptolemos der schliesslich Eurypylos totet wie das achte Buch ausfuhrt Die Ruckholung des Philoktetes in den Krieg nach dessen lange dauerndem einsamem Exil auf Lemnos gehort zum Stoff des neunten Buches woraufhin im zehnten der Tod des Paris und Selbstmord der Oinone folgen welche Letztere Paris nicht hatte heilen wollen Nach dem Bericht uber den letzten erfolglosen Ersturmungsversuch Trojas durch die Griechen im elften Buch wird im zwolften die Erbauung des Trojanischen Pferdes sowie im dreizehnten die Eroberung und Zerstorung der Stadt erzahlt Das Epos schliesst mit der im vierzehnten Buch dargestellten Versohnung von Helena und Menelaos sowie dem Aufbruch der Griechen in ihre Heimat wobei sie von einem Seesturm heimgesucht werden und der kleine Ajax im Meer versinkt Mit dem Fortschreiten des Epos ist eine kunstlerische Reifung seines Verfassers zu registrieren Quintus rhetorische Schulung ist insbesondere bei den seinen Figuren in den Mund gelegten langen Reden sichtbar Der literarische Stil ist nuchtern und geradlinig die Sprache im Wesentlichen an Quintus Vorbild Homer orientiert doch finden sich auch Spuren der Verwendung von Ausdrucksweisen spaterer Dichter Im Laufe der Handlung treten mehrfach charakterlich miteinander kontrastierende Personen auf so etwa der intelligent listige Odysseus und der aufrichtig tapfere grosse Ajax auch der Wahnsinn der Amazonenkonigin wird der Massigung Memnons gegenubergestellt An den Platz von Homers Achilleus tritt als Hauptfigur Neoptolemos der als idealisierter Held dargestellt wird Manche Heroen werden auch entgegen der Uberlieferung charakterlich glorifiziert gezeichnet Die Vorstellung einer uber allem thronenden gottlichen Gerechtigkeit durchzieht das gesamte Werk Die Frage auf welche Quellen Quintus von Smyrna sich fur die Abfassung seines Epos stutzte ist schwierig zu beantworten und hat zu teilweise umstrittenen Ergebnissen gefuhrt Vermutlich verwendete er nicht die alten Gedichte des epischen Kyklos sondern u a ein mythographisches Handbuch wie viele inhaltliche Ubereinstimmungen mit der in die gleiche Kategorie fallenden Bibliotheke des Apollodor nahelegen Die Mythographie benutzte Quintus zur Erstellung eines groben Rasters und fullte diesen mit diversen griechischen Dichtern wie Sophokles Euripides Apollonios von Rhodos sowie vielleicht weiteren hellenistischen Poeten entnommenem Stoff auf Bei mancherlei Details lassen sich stoffliche Beruhrungen mit der Dictys Cretensis zugeschriebenen Darstellung des Trojanischen Kriegs konstatieren Nicht eindeutig geklart ist bis heute ob Quintus auch romische Dichter wie Vergil Ovid und Seneca direkt heranzog oder ob inhaltliche Entsprechungen mit einigen Passagen von deren Werken auf Benutzung gemeinsamer griechischer Vorlagen beruhen So scheint z B die Schilderung der Verwendung einer testudo bei der Belagerung Trojas 4 nach der Darstellung in Vergils Aeneis 5 geformt zu sein ebenso verschiedene Szenen des 12 und 13 Buches der Posthomerica nach entsprechenden Stellen des zweiten Buches der Aeneis Quintus von Smyrna wurde seinerseits von etlichen nachfolgenden Dichtern gelesen und diente vor allem Tzetzes als wichtige Quelle fur dessen Posthomerica Die einzige erhaltene Handschrift von Quintus Epos wurde 1450 von Kardinal Bessarion in Otranto in Kalabrien entdeckt und die Editio princeps des Werks 1504 05 durch Aldus Manutius besorgt Textausgaben und Ubersetzungen Bearbeiten nbsp Posthomerica 1541Quintus Smyrnaeus Posthomerica Griechisch und Englisch hrsg und ubers von Neil Hopkinson Cambridge Mass 2018 Quintus von Smyrna Der Untergang Trojas Griechisch und Deutsch hrsg ubers und komm von Ursula Gartner 2 Bande Darmstadt 2010 Giuseppe Pompella Hrsg Quinti Smyrnaei Posthomerica Hildesheim Zurich und New York 2002 Quintus de Smyrne La suite d Homere Griechisch und Franzosisch hrsg und ubers von Francis Vian 3 Bande Paris 1963 1969 Quintus Smyrnaeus The Fall of Troy Griechisch und Englisch hrsg und ubers von Arthur S Way London 1913 Mehrere Nachdrucke Albert Zimmermann Hrsg Quinti Smyrnaei Posthomericorum libri XIV Leipzig 1891 Textkritische Ausgabe Nachdruck Stuttgart 1969 Quintus Smyrnaeus Die Fortsetzung der Ilias Dt in der Versart der Urschrift von Johann Jakob Christian Donner 5 Bande Stuttgart 1866 1867 Mehrere Auflagen Kommentare BearbeitenSilvio Bar Quintus Smyrnaeus Posthomerica 1 Die Wiedergeburt des Epos aus dem Geiste der Amazonomachie Mit einem Kommentar zu den Versen 1 219 Hypomnemata Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben Band 183 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2009 ISBN 978 3 525 25293 2 Marco Campagnolo Commento al secondo logos dei Posthomerica di Quinto Smirneo Dissertation Universitat Venedig 2011 2012 online Alessia Ferreccio Commento al Libro II dei Posthomerica di Quinto Smirneo Pleiadi Studi sulla letteratura antica Band 18 Edizioni di storia e letteratura Rom 2014 Alan James und Kevin Lee A Commentary on Quintus of Smyrna Posthomerica V Mnemosyne Supplements Band 208 Brill Leiden Boston Koln 2000 ISBN 90 04 11594 3 Georgios P Tsomis Quintus Smyrnaeus Kommentar zum siebten Buch der Posthomerica Palingenesia Band 110 Franz Steiner Stuttgart 2018 ISBN 978 3 515 11882 8 Elena Langella Commento al libro VII dei Posthomerica di Quinto Smirneo Dissertation Universitat Mailand 2018 2019 online Georgios P Tsomis Quintus Smyrnaeus Originalitat und Rezeption im zehnten Buch der Posthomerica Ein Kommentar Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium Band 103 Wissenschaftlicher Verlag Trier Trier 2018 ISBN 978 3 86821 752 0 Malcolm Campbell A Commentary of Quintus Smyrnaeus Posthomerica XII Mnemosyne Supplements Band 71 Brill Leiden 1981 ISBN 90 04 06502 4 Stephan Renker A commentary on Quintus of Smyrna Posthomerica 13 Bamberger Studien zu Literatur Kultur und Medien Band 29 University of Bamberg Press Bamberg 2020 ISBN 978 3 86309 739 4 online Katerina Carvounis A Commentary on Quintus of Smyrna Posthomerica 14 Oxford University Press Oxford 2019 ISBN 978 0 19 956505 4 Literatur BearbeitenSilvio Bar Quintus Smyrnaeus Posthomerica 1 Die Wiedergeburt des Epos aus dem Geiste der Amazonomachie Mit einem Kommentar zu den Versen 1 219 Hypomnemata Band 183 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2009 ISBN 978 3 525 25293 2 besonders S 11 91 allgemeine Einleitung zu den Posthomerica Manuel Baumbach Silvio Bar Hrsg Quintus Smyrnaeus Transforming Homer in Second Sophistic epic de Gruyter Berlin u a 2007 ISBN 978 3 11 019577 4 Manuel Baumbach Silvio Bar Quintus von Smyrna Posthomerica In Christine Walde Hrsg Die Rezeption der antiken Literatur Kulturhistorisches Werklexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 7 Metzler Stuttgart Weimar 2010 ISBN 978 3 476 02034 5 Sp 783 790 Ursula Gartner Quintus Smyrnaeus und die Aeneis Zur Nachwirkung Vergils in der griechischen Literatur der Kaiserzeit Zetemata Heft 123 C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53133 4 zugleich Habilitationsschrift Universitat Leipzig 2000 Ursula Gartner Schicksal und Entscheidungsfreiheit bei Quintus Smyrnaeus In Philologus Band 158 2014 S 97 129 Rudolf Keydell Quintus von Smyrna In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXIV Stuttgart 1963 Sp 1271 1296 Rudolf Keydell Quintus 1 In Der Kleine Pauly KlP Band 4 Stuttgart 1972 Sp 1311 1313 Calum A Maciver Quintus Smyrnaeus Posthomerica Engaging Homer in late antiquity Brill Leiden u a 2012 ISBN 978 90 04 23020 0 Peter Schenk Handlungsstruktur und Komposition in den Posthomerica des Quintus Smyrnaeus In Rheinisches Museum fur Philologie Band 140 1997 S 363 385 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Quintus von Smyrna Quellen und Volltexte Literatur von und uber Quintus von Smyrna im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek englischsprachige Ubersetzung beim Project Gutenberg Editio princeps Venedig Aldus Anmerkungen Bearbeiten So Francis Vian in der Ausgabe der Posthomerica Bd 1 1963 S xix xxii Quintus von Smyrna Posthomerica 12 306 313 Vgl Hesiod Theogonie 22 f Quintus von Smyrna Posthomerica 11 358 408 Vergil Aeneis 9 503 520 Normdaten Person GND 11859740X lobid OGND AKS LCCN n84058406 VIAF 76294608 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Quintus von SmyrnaALTERNATIVNAMEN Quintus SmyrnaeusKURZBESCHREIBUNG griechischer EpikerGEBURTSDATUM 2 Jahrhundert oder 3 JahrhundertSTERBEDATUM 3 Jahrhundert oder 4 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quintus von Smyrna amp oldid 216521256