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Das Programm Nord war ein von der schleswig holsteinischen Landesregierung Kabinett Lubke II initiiertes Programm welches zwischen 1953 und 1988 unterschiedliche strukturpolitische Massnahmen auf regionaler Ebene umfasste Finanziert wurde es aus Mitteln des Landes des Bundes sowie der Europaischen Gemeinschaft Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Organisation 3 Massnahmen 4 Erschliessungsraume 5 Projekte 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas strukturschwache landwirtschaftlich gepragte Gebiet von Schleswig Holstein war nach dem Zweiten Weltkrieg Ziel vieler Fluchtlinge und Vertriebene die eine neue Heimat suchten Der Bevolkerungsanstieg von 1 6 Mio 1939 auf 2 7 Mio 1948 1 brachte schwere soziale und wirtschaftliche Probleme mit sich Obwohl bis 1955 rund 365 000 Fluchtlinge in andere Bundeslander umgesiedelt worden waren 2 verblieben als dringende Aufgaben die Entwicklung und Neuordnung des landlichen Raumes eine Landwirtschaftsreform und Schaffung von Arbeitsplatzen und Wohnraum Zur Hebung der Not favorisierte 1949 der damalige sozialdemokratische Ministerprasident Hermann Ludemann den Plan zusammen mit angrenzenden Bundeslander einen Nordstaat mit grosserer Wirtschaftskraft zu bilden Der Plan scheiterte Einer seiner Nachfolger der christdemokratische Ministerprasident Friedrich Wilhelm Lubke liess nach der Amtsubernahme am 25 Juni 1951 das erste Sanierungsprogramm planen das unter dem Eindruck der Schaden durch die Flutkatastrophe von 1953 und angesichts des nicht ausreichenden Schutzes an der schleswig holsteinischen Westkuste auf eine breitere Grundlage gestellt wurde Am 24 Februar 1953 fasste die Landesregierung folgenden Beschluss Die Erschliessung der notleidenden Gebiete des Landesteiles Schleswig ist eine im Interesse der Landeskultur vordringlich durchzufuhrende Aufgabe Zur Losung ist ein sogenanntes Programm Nord ausgearbeitet worden 3 Die Umsetzung des Programms endete nach etwa 35 Jahren gegen 1988 Organisation BearbeitenZur Koordination der Massnahmen wurde die Schleswig Holsteinische Landgewinnungs und erschliessungsgesellschaft mbH gegrundet die seit 1970 als Programm Nord GmbH firmierte Die Gesellschafter am Stammkapital von 20 000 DM waren bei der Grundung das Land Schleswig Holstein mit 60 die Bundesrepublik Deutschland mit 10 und die Kreise Flensburg Land Sudtondern und Husum mit je 10 Anteil Im Jahr 1960 reduzierte das Land Schleswig Holstein seinen Anteil auf 50 Die drei Kreise stellten als Gesellschafter 15 Anteile zur Verfugung Diese freien 25 Anteile ubernahmen die Kreise Eiderstedt Norderdithmarschen Suderdithmarschen Rendsburg und Schleswig zu je 5 Insgesamt acht Kreise verfugten nun uber einen Gesellschafteranteil von 40 4 Gegenstand der Gesellschaft war gemass Gesellschaftervertrag die Forderung der Allgemeinheit durch die Gesamterschliessung der unentwickelten Raume im Arbeitsgebiet der Gesellschaft insbesondere die Zusammenfassung der Planungen und Abstimmung aller Massnahmen die diesem Zweck dienen sowie die Koordinierung der Finanzierung und die Mitwirkung an der Geldmittelbewirtschaftung 4 Im Gegensatz zur Emsland GmbH ubernahm die schleswig holsteinische Gesellschaft keine unmittelbare Bewirtschaftung des Programms Nord Die Finanzierungsmittel die um die Bundesmittel aus dem Finanzausgleich erganzt wurden stammten aus dem Haushaltsplan des Ministeriums fur Ernahrung Landwirtschaft und Forsten Zahlungen konnten jedoch nur im Einvernehmen mit der GmbH geleistet werden 4 Bis zum Jahr 1978 werden die gesamten Ausgaben fur das Programm Nord mit 1 6 Milliarden DM angegeben 5 Massnahmen BearbeitenDie Lage an der Westkuste erforderte wasserwirtschaftliche Abflusseinrichtungen weil Teilgebiete der Marsch unterhalb des Meeresspiegels liegen Zugleich sollten sich die Einrichtungen zur Gewinnung von Trink und Brauchwasser nicht in der Marsch sondern in der Geest befinden um eine Versalzung des marscheigenen Grundwassers zu verhindern Der typischen Waldarmut des Landes sollte durch Aufforstung begegnet werden um die Sandflucht des Ackerbodens zu mindern Hieraus entstand ein Katalog von Massnahmen der folgende Infrastrukturbereiche betraf Wasserwirtschaft Flurbereinigung Strassen und Wegebau Aufforstung Dunenbefestigung Halligsanierung Siedlungswesen Zu den einzelnen Bereichen existierten spezielle Arbeitskreise Zu ihren Aufgaben gehorte die Benennung derjenigen Erschliessungsraume die innerhalb Schleswig Holsteins am meisten benachteiligt waren Erschliessungsraume BearbeitenMit Stand vom 1 April 1960 umfasste das Programm Nord eine Gesamtflache von ca 542 300 ha die in sieben Erschliessungsraume aufgeteilt war 6 A Wiedau Bongsiel B Arlau Husumer Muhlenau C Obere Treene D Eiderstedt E Eiderbecken F Dithmarschen ohne Eiderbecken G Nordfriesische Inseln und Halligen Gemass der damaligen Kreisaufteilung gehorten zum gesamten Entwicklungsgebiet die Kreise Sudtondern Husum Eiderstedt Norderdithmarschen und Suderdithmarschen Zu den naturlichen Benachteiligungen dieser Erschliessungsraume zahlten insbesondere die Belastungen als Folge der Gezeiten sogenannte Wasserhypothek 7 Projekte BearbeitenDas Programm Nord begann im ehemaligen Kreis Sudtondern einem Grenzgebiet zu Danemark Als ein erstes Projekt wurde der Friedrich Wilhelm Lubke Koog realisiert dessen Eindeichung 1954 abgeschlossen war Die landwirtschaftliche Nutzung des Kooges begann 1955 die Besiedlung endete 1959 Ein weiteres Koog Projekt an der Nordseekuste war in den Jahren von 1958 bis 1960 die Eindeichung eines 1 200 Hektar grossen Gebietes zwischen Fahretoft und Ockholm Der neue Koog zu dem auch der Bau des Hafens Schluttsiel gehort tragt seit seiner Fertigstellung den Namen Hauke Haien Koog Hier entstanden zehn Aussiedlerhofe fur Landwirte aus der Treeneniederung Literatur BearbeitenClaus Bielfeldt u a Autoren Charakter und Nutzen des Landeskulturwerks Programm Nord Vervielfaltigtes Manuskript Kiel 1957 Claus Bielfeldt u a Autoren Landentwicklung als gesellschaftliche Aufgabe Dargestellt am Beispiel des Programm Nord Schaper Hannover 1962 Uwe Danker Astrid Schwabe Filme erzahlen Geschichte Schleswig Holstein im 20 Jahrhundert Wachholtz Neumunster 2010 S 58 61 ISBN 978 3 529 02821 2 Uwe Danker Programm Nord In Klaus Joachim Lorenzen Schmidt Ortwin Pelc Hrsg Schleswig Holstein Lexikon 2 Aufl Wachholtz Neumunster 2006 ISBN 3 529 02441 4 Uwe Danker Landwirtschaft und Schwerindustrie Schleswig Holsteins seit 1960 Schlaglichter auf sektoralen Strukturwandel In Robert Bohn u a Hrsg Demokratische Geschichte Band 18 2007 S 166 216 siehe PDF Datei unter Weblinks Dr agr Josef Dopheide Die agrar und wirtschaftspolitische Problematik des Programms Nord gezeigt am Beispiel des Kreises Sudtondern Dissertation Kiel 1971 Ernst Siegfried Hansen Kurier der Heimat Das Spiel um Schleswig zwischen Kapitulation und Programm Nord Heimat Verlag Bielefeld 1955 Werner Junge Das Programm Nord In Carsten Fleischhauer Guntram Turkowski Schleswig Holsteinisch Erinnerungsorte Heide 2006 S 96 103 Lutz Lehmann Schleswig Holstein unter besonderer Berucksichtigung des Programm Nord Lang Frankfurt am Main u a 1988 ISBN3 820 49197 X Programm Nord GmbH Gezielte Landentwicklung 25 Jahre Kiel 1979 Dietrich Wiebe Das Programm Nord Kulturlandschaftswandel durch raumwirksame Staatstatigkeit in Schleswig Holstein Schoningh Paderborn 1979 ISBN 3 506 23532 X Ursula Wenk Die zentralen Orte an der Westkuste Schleswig Holsteins unter besonderer Berucksichtigung der zentralen Orte niederen Grades Neues Material uber ein wichtiges Teilgebiet des Programm Nord Geographisches Institut der Universitat Kiel Kiel 1968Weblinks BearbeitenTim Stadele Das Programm Nord Universitat Kiel abgerufen am 27 September 2011 Programm Nord Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte abgerufen am 27 September 2011 Uwe Danker Landwirtschaft und Schwerindustrie Schleswig Holsteins seit 1960 PDF 1 4 MB Beirat fur Geschichte abgerufen am 6 November 2011 Programm Nord Virtuelles Museum Deutsch Danische Grenzregion abgerufen am 6 November 2011 Einzelnachweise Bearbeiten Lemma Fluchtlinge In Klaus Joachim Lorenzen Schmidt Ortwin Pelc Hrsg Schleswig Holstein Lexikon 2 Aufl Wachholtz Neumunster 2006 Brockhaus Enzyklopadie Bd 19 Verlag F A Brockhaus Mannheim 1992 ISBN 3 7653 1119 7 S 411 Dietrich Wiebe Das Programm Nord Kulturlandschaftswandel durch raumwirksame Staatstatigkeit in Schleswig Holstein Schoningh Paderborn 1979 S 1 a b c August Frobe Inhalt und Leistung des Programm Nord 1953 bis 1962 In Claus Bielfeldt u a Autoren Landentwicklung als gesellschaftliche Aufgabe Dargestellt am Beispiel des Programm Nord Schaper Hannover 1962 S 88f Uwe Danker Astrid Schwabe Filme erzahlen Geschichte Schleswig Holstein im 20 Jahrhundert Wachholtz Neumunster 2010 S 58 August Frobe Inhalt und Leistung des Programm Nord 1953 bis 1962 In Claus Bielfeldt u a Autoren Landentwicklung als gesellschaftliche Aufgabe Dargestellt am Beispiel des Programm Nord Schaper Hannover 1962 S 89f u Karte Anlage 2 Claus Bielfeldt u a Autoren Landentwicklung als gesellschaftliche Aufgabe Dargestellt am Beispiel des Programm Nord Schaper Hannover 1962 S 10 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Programm Nord amp oldid 232585682