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Die Prandtauerkirche ist eine romisch katholische Rektoratskirche in St Polten in Niederosterreich Die dem Patrozinium Unserer Liebe Frau auf dem Berge Karmel untrstellte Kirche gehort zum Dekanat St Polten der Diozese St Polten Die ehemalige Klosterkirche eines Karmelitinnenklosters steht unter Denkmalschutz Listeneintrag Prandtauerkirche am Rathausplatz in St Polten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aussenarchitektur 3 Kircheninneres und Ausstattung 3 1 Seliger Kaiser Karl Kapelle 3 2 Orgeln 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Grundung eines Klosters Unbeschuhter Karmelitinnen samt Bau einer zugehorigen Kirche ist der Wohltatigkeit von Maria Antonia Josepha Furstin von Montecuccoli geb Colloredo 1672 1738 zu verdanken Sie war kinderlos verwitwet nach Leopold Philipp von Montecuccoli und besiegelte mit Stiftsbrief vom 8 April 1707 die reichdotierte Stiftung Der Bau begann 1707 1708 nach den Planen des Ordensarchitekten der Karmeliten Martin Witwer Wohl auf Intervention des Kaiserhauses erfolgte mit dem Bildhauer und Baumeister Matthias Steinl eine hochbarocke Uberarbeitung der Plane Die Bauleitung wurde dem Barockbaumeister Jakob Prandtauer ubertragen Am 9 April 1712 wurde die erste Kirche provisorisch mit drei holzernen Behelfsaltaren ausgestattet durch den Pralaten des St Poltner Chorherrenstiftes benediziert Tags darauf betraten im feierlichen Zug die Karmelitinnen das neu erbaute Kloster Die Vollendung der Kirche mit Einbau eines Steinaltares erfolgte erst in den Folgejahren und erst am 10 Juni 1725 wurde die Kirche durch den Furstbischof von Passau feierlich eingeweiht Entsprechend ihrer testamentarischen Verfugung wurde die Furstin Stifterin bei ihrem Tod im Jahre 1738 in der Krypta beigesetzt nbsp Sarg der Furstin Maria Antonia Josepha Montecuccoli1782 wurden Kloster und Kirche aufgehoben und 1784 auch rechtsformlich profaniert Die Inneneinrichtung wurde teils in ein Wiener Depot gebracht teils verschenkt teils versteigert teils an armere oder neugegrundete josephinische Pfarren abgegeben Der Hauptaltar kam in die Pfarrkirche Tulln St Stephan wo er sich heute noch befindet Der Sarg der Furstin Montecuccoli wurde in die Schlosskapelle von Walpersdorf transferiert Das Klostergebaude diente bis 1918 als Kaserne seit 1922 als Sitz verschiedener stadtischer Amter 1934 wurde mit dem Architekten Rudolf Wondracek der ursprungliche Zustand der Kirche wiederhergestellt und diese 1935 neu konsekriert Seither dient sie wieder katholischen Gottesdiensten 1964 wurde das Kirchengebaude auch eigentumsrechtlich an die Diozese St Polten ubertragen das ehemalige Klostergebaude ist bis heute im stadtischen Besitz und beherbergt unter anderem das Stadtmuseum St Polten Auf Initiative des Kirchenrektorats und des Fordervereins Kulturjuwel Prandtauerkirche wurde im Jahr 2017 der Sarg der Furstin Montecuccoli ihrem testamentarischen Willen entsprechend von der Schlosskapelle Walpersdorf wieder in die Prandtauerkirche ruckubertragen und in einer Seitennische rechts hinter dem Haupteingang aufgestellt Aus diesem Anlass wurde ein schmiedeeisernes Abtrennungsgitter neu angefertigt Aussenarchitektur BearbeitenDer nach Westen orientierte barocke Kirchenbau hat eine markant eingeschwungene Ostfront welche die Sudwestecke des Rathausplatzes der Stadt pragt Uber dem Fenster in der Mittelachse befinden sich am gesprengten Segmentgiebelbogen die von Furstenhut und Doppeladler uberragten Wappen der Stifterin Montecuccoli und Colloredo welche von zwei Engeln seitlich gehalten werden Daruber folgt ein Geschoss mit der Statue der Kirchenpatronin Maria vom Berge Karmel Die Kirche gliedert sich in Eingangsjoch mit der 1934 wieder eingebauten Orgelempore zweijochiges Kirchenschiff mit gegen Chor und Empore hin abgerundeten Ecken und quadratischen Chorraum Das Gewolbe ist ein durch Gurtbogen gegliedertes Tonnengewolbe das auf kraftig dimensionierten Wandpfeilern aufruht An der Nordfassade wurde 1936 das Ehrenmal des in St Polten domizilierten Infanterieregiments Nr 49 Freiherr von Hess appliziert Kircheninneres und Ausstattung Bearbeiten nbsp Der Innenraum der KircheDer Hochaltar als Saulenretabel gebaut mit Johann Lucas von Hildebrandt 1712 wurde 1961 aus dem Schloss Harrach in Aschach Oberosterreich hierher ubertragen Das Altarblatt mit der Kreuzigung Christi aus der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts malte vermutlich Giuseppe Ribera das Auszugsbild Gottvaters mit Heilig Geist Taube wurde von Johann Georg Schmidt 1721 gemalt Die Inschrifttafel nennt Franciscus Antonius Harrach Furst Erzbischof von Salzburg Die neobarocke Kanzel tragt Brustungsfiguren der Evangelisten und Apostel von M Reitstatter Bolldorf und Adolf Treberer Treberpurg 1949 Eine Statue der Maria Immaculata entstand in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts Vier barocke Apostelbilder zeigen die Apostel Petrus Judas Thaddaus Paulus und Matthaus Bis 2007 befand sich im Altarraum ein von den Kunstlern Manfred Stader und Edgar Muller in Anlehnung an den barocken Stil gemaltes Wandbild das die damaligen weltlichen und geistlichen Reprasentanten Bundeskanzler Engelbert Dollfuss Julius Raab und Bischof Michael Memelauer darstellt 1 aus Dankbarkeit fur die Ruckgabe der Kirche im Jahre 1934 Insbesondere die Darstellung Dollfuss sorgte fur heftige Diskussionen 2 Bischof Klaus Kung liess darauf das Bild entfernen 3 Es wurde im Jahr 2009 durch eine neue Altarwandgestaltung ersetzt Das neue Bild in Freskotechnik fertigte Andreas Gamerith an es zeigt das Karmelskapulier Daruber hinaus wurde die Altarwand in Stuck gegliedert Das Kircheninnere ist in seiner Gesamtheit gepragt von den baulichen Bruchen in seiner Geschichte es fehlt ihm eine geschlossene Harmonie zwischen Architektur und Einrichtung Mit der erhaltenen Baugestalt des fruhen Barocks mischen sich Ausschmuckungen im Stil der Jahre nach 1934 Insbesondere der aus der Schlosskapelle Aschach herangeschaffte Hochaltar ist wesentlich kleiner als der ursprungliche Hochaltar und fullt das Presbyterium nicht mehr in der ursprunglichen Weise Bei den Anschaffungen ab den 1990er Jahren bemuhte man sich um eine starkere Anpassung an die barocke Architektur Die Kirche hat bis heute keine Glocken mehr sondern nur eine elektronische Lautanlage mit Glockenspiel Seliger Kaiser Karl Kapelle Bearbeiten nbsp Seliger Kaiser Karl KapelleIm Jahr 2019 wurde eine Seitennische der Kirche als Kapelle fur den am 3 Oktober 2004 selig gesprochenen Karl I Osterreich Ungarn nach einem Gesamtentwurf von Markus Heinel eingerichtet Die Kapelle ist in modernem Art deco Stil gestaltet wie er zur Zeit des Todes des Seligen 1922 ublich war Die Ausstattung besteht aus einer Art Kreuzigungsgruppe mit einem uberlebensgrossen Heiland in der Mitte geschaffen in Tirol um 1950 welcher von zwei Steinstelen eingerahmt wird Die Basis der Stelen ist aus rotem Porphyr gefertigt mit einem Aufsatz aus weissem Jurakalk und neuerlich roter Porphyr mit einer Art deco Musterung in Kreuzesform sodass die osterreichische Rot Weiss Rot Flagge angedeutet wird Die Stele links ist dem Seligen Kaiser Karl I gewidmet und wird von einem Abguss seiner Totenmaske bekront In ihrem Inneren wird eine Reliquie des Seligen verwahrt Die Basisinschrift lautet SELIGER KAISER KARL IN DER VERBANNUNG GESTORBEN NAHE DURCH DIE FURBITTE AN GOTTES THRON Die Stele rechts ist das Denkmal der Verstorbenen des Radetzkyordens und so dem osterreichischen Feldherrn Josef Wenzel Radetzky von Radetz zugeeignet Die Basisinschrift lautetFELDMARSCHALL GRAF RADETZKY IN DEINEM LAGER WAR OSTERREICH SCHUTZER SEINER HEIMAT Der Fussboden der Kapelle ist im Wechsel von Porphyr und Jurakalkstein gestaltet Ein ebenfalls im Art deco Stil gestaltetes schmiedeeisernes Abschlussgitter das die Dornenkrone gestalterisch als Hauptelement darstellt schliesst die Kapelle zum Kirchenraum ab Orgeln BearbeitenBis 2010 stand eine einmanualige in den 1970er Jahren auf zwei Manuale und 13 Register erweiterte Orgel die 1938 aus der damals abgerissenen Dorfkirche Grosspoppen nach St Polten gebracht wurde in einer akustisch ungunstigen Seitennische auf der Empore der Prandtauerkirche Die Orgel war mechanisch und klanglich unbefriedigend sowie fur den Raum zu klein Sie musste der jetzigen Orgel welche die gesamte Breite der Empore ausnutzt Platz machen Zur Vorbereitung des Einbaus des aktuellen Orgelwerks war eine Verstarkung der Empore mit Stahltragern erforderlich nbsp Orgel der Prandtauerkirche 2020 Dieses geht auf ein Instrument das 1904 von dem Orgelbauer Franz Capek Krems erbaut worden war zuruck Das spatromantische Instrument stand bis 2011 in der Franziskanerkirche St Polten es war mit 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal erbaut worden 1939 erweiterte der Orgelbauer Ferdinand Molzer das Instrument um 3 Register 2012 wurde das Orgelwerk mit seiner elektropneumatischen Traktur allerdings ohne das barocke Gehause in die Prandtauerkirche ubertragen Als Ersatz fur das in der Franziskanerkirche zuruckgelassene Altgehause wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt 2011 ein stilangepasstes neues Gehause geschaffen und das Orgelwerk ab 2013 durch die Fa W Sauer Orgelbau Frankfurt Oder als Opus 2277 weiter ausgebaut dritte Erweiterung 2014 40 41 m Tr II P 2750 Pfeifen vierte Erweiterung bis 2020 55 63 m Tr III P Die Furstin Montecuccoli Orgel genannte Orgel ist mit 3801 klingenden Pfeifen und einem dreimanualigen 2019 erbauten Spieltisch eine der grossten Niederosterreichs Die Schwellwerke befindet sich an den Seiten des Hauptgehauses mit der Front senkrecht zum Prospekt angeordnet hinter den die Empore stutzenden Saulen das Hauptwerk ist im rechten Hauptgehause untergebracht Sauer baute zudem 19 aufbereitete von 1923 stammende Zink Prospektpfeifen aus der Walcker Orgel der Votivkirche Wien in die St Poltener Orgel ein 4 I Hauptwerk C g30 1 Prinzipal 16 0 2 Bourdon 16 0 3 Prinzipal 0 8 0 4 Tibia 0 8 0 5 Gambe 0 8 0 6 Gemshorn 0 8 0 7 Oktav 0 4 0 8 Flote 0 4 0 9 Dolce 0 4 10 Hohlquinte 0 2 2 3 11 Oktav 0 2 12 Waldflote 0 2 13 Kornett III V14 Mixtur V15 Scharff IV II Schwellwerk C g316 Gedackt Nr 34 16 17 Prinzipal 0 8 18 Hohlflote 0 8 19 Salizional 0 8 20 Quintaton 0 8 21 Aeoline 0 8 22 Vox Coelestis 0 8 23 Fugara 0 4 24 Traversflote 0 4 25 Spitzquint 0 2 2 3 26 Oktav 0 2 27 Nachthorn 0 2 28 Terzflote 0 1 3 5 29 Glocklein 0 1 30 Mixtur III31 Zimbel II32 Trompete 0 8 33 Oboe 0 8 Tremulant III Schwellwerk C g334 Lieblich Gedackt 16 35 Prinzipal amabile 0 8 36 Konzertflote 0 8 37 Dolce 0 8 38 Unda maris 0 8 39 Praestant 0 4 40 Fernflote 0 4 41 Flautino 0 2 42 Quinte 0 1 1 3 43 Sifflote 0 1 44 Rauschquinte II45 Harmonia aetheria III46 Basson 16 47 Trompette harmonique 0 8 48 Englisch Horn 0 4 Tremulant Pedalwerk C f149 Principal Nr 1 16 50 Violon 16 51 Subbass 16 52 Bordun 16 53 Echobass Nr 34 16 54 Oktavbass 0 8 55 Prinzipalbass Nr 35 0 8 56 Dulciana Nr 37 0 8 57 Choralbass 0 4 58 Rauschquinte II Nr 44 59 Posaune 16 60 Fagott Nr 46 16 61 Trompete Nr 47 0 8 62 Klarine 0 4 63 Singend Kornett 0 2 TremulantKoppeln Normalkoppeln II I III I III II III P II P I PLiteratur BearbeitenDie Kunstdenkmaler Osterreichs Dehio Niederosterreich sudlich der Donau 2003 St Polten Prandtauerkirche zur Maria vom Berge Karmel und ehemaliges Karmelitinnenkloster S 1994 1995 Reinhard Knittel Kirchenrektorat Prandtauerkirche Rektoratskirche Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel Prandtauerkirche o J ca 2006 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prandtauerkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Prandtauerkirche Webprasenz Kirchenrektorat U L F vom Berge Karmel https www prandtauerkirche at orgelprojekt Einzelnachweise Bearbeiten Foto des damaligen Altarbildes Bericht ORF Niederosterreich Bericht der Diozese St Polten Votivkirche gt Musik gt Orgel Abgerufen am 10 Juli 2023 48 20438 15 62244 Koordinaten 48 12 15 8 N 15 37 20 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prandtauerkirche amp oldid 235338077