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Die Prachtbienen oder Orchideenbienen Euglossini sind eine Tribus aus der Familie der Echten Bienen Apidae In dieser Gruppe werden etwa 235 beschriebene Arten verteilt auf funf Gattungen zusammengefasst 1 2 PrachtbienenMannliches Exemplar einer Euglossa spec SystematikTeilordnung Stechimmen Aculeata Uberfamilie Apoideaohne Rang Bienen Apiformes Familie Echte Bienen Apidae Unterfamilie ApinaeTribus PrachtbienenWissenschaftlicher NameEuglossiniLatreille 1802 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Nistweise 3 2 Sammlung von Duftstoffen 3 3 Bestaubung von Orchideen 4 Systematik 4 1 Gattungen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Prachtbienen sind mittelgrosse bis sehr grosse Bienen mit einer Korperlange von ca 8 8 bis 29 mm 1 Die meisten Prachtbienen ausser die der Gattung Eulaema sind durch eine auffallende metallisch schimmernde Farbung in Grun Gold und Blautonen gekennzeichnet Der Korperbau ist meistens kraftig ahnlich wie bei Holzbienen oder Hummeln Sie konnen sehr stark Eulaema oder auch wenig behaart sein Prachtbienen haben eine fur Bienen aussergewohnlich lange Zunge Glossa die im Ruhezustand unter dem Korper getragen wird sie kann nicht wie bei Schmetterlingen eingerollt werden Manchmal ragt die Zunge sogar uber den Hinterleib noch deutlich heraus insbesondere bei Arten der Gattung Euglossa wo sie das Doppelte der Korperlange erreichen kann 3 4 Bei den mannlichen Prachtbienen sind die Tibien Schienbeine der Hinterbeine stark vergrossert und hohl die Vorder und Mittelbeine tragen burstenartige Haarfelder Dies sind Anpassungen fur die spezielle Fahigkeit Duftstoffe zu sammeln siehe weiter unten 4 Verbreitung Bearbeiten nbsp 4 Euglossa obrima Mannchen 5 E villosa Mannchen 6 E obrima Weibchen jeweils von der Seite Prachtbienen sind ausschliesslich in der Neotropis verbreitet Sie kommen von Mexiko bis Argentinien vor nur die Gattung Aglae ist auf den sudamerikanischen Kontinent beschrankt Die Gattung Euglossa kommt auch in der Karibik und im sudlichen Florida vor 5 Prachtbienen leben vor allem in den tropischen Regenwaldern wobei in einzelnen Gebieten manchmal sehr viele Arten nebeneinander nachgewiesen sind 1 Lebensweise BearbeitenNistweise Bearbeiten nbsp 1 Euglossa obrima Mannchen 2 E villosa Mannchen 3 E obrima Weibchen jeweils von oben dorsal Die meisten Arten leben solitar einige schliessen sich jedoch zu Gruppen zusammen manche Euglossa Arten zeigen einfache Formen eusozialen Verhaltens 3 Die Vertreter der Gattungen Exaerete und Aglae sind Kleptoparasiten in den Nestern anderer Prachtbienen Die Weibchen der anderen Gattungen sammeln mit ihren langen Zungen Nektar aus Bluten mit langen Blutenspornen aus verschiedenen Pflanzenfamilien Sie konnen damit Nektarquellen nutzen die fur andere Bienen unzuganglich sind 6 Die Nester vieler Arten sind noch unbekannt So weit bekannt sind die Nester uber dem Boden an ganz verschiedenen Stellen zum Beispiel in hangenden holzernen Fruchten oder zwischen Blattern von epiphytischen Bromelien Manche Nester sind in herabgefallenen hohlen Asten die an Buschen oder Lianen hangen Andere Nester sind auch in verlassenen Nestern von Termiten Wespen oder Holzbienen Verschiedentlich werden Prachtbienennester an oder in Gebauden angelegt an Fensterrahmen in Hohlraumen oder unter Dachern 3 nbsp Euglossa dilemma im Anflug an eine Blute in FloridaBemerkenswert ist dass die Prachtbienen ausserordentlich schnell und weit fliegen konnen Mannchen konnen Distanzen von 45 km in 2 Tagen zurucklegen 7 und Weibchen etwa 30 km am Tag um Bluten zu besuchen 8 Ein Exemplar von Eufriesea surinamensis das in Costa Rica 23 km von seinem Nest entfernt ausgesetzt wurde fand den Weg zum Nest zuruck Ein anderes kehrte aus 20 km Entfernung innerhalb von 65 Minuten zuruck wobei es sogar mit vollen Pollenladungen heimkehrte also unterwegs auch noch Proviant fur das Nest gesammelt hatte 4 3 Sammlung von Duftstoffen Bearbeiten Bei den mannlichen Prachtbienen sind die auffallig verdickten Tibien der Hinterbeine zu einem Sammelorgan ausgebildet mit dem verschiedene fluchtige Verbindungen oft Ester gesammelt und aufbewahrt werden Hauptsachlich werden diese Stoffe von Orchideenbluten gesammelt die weder Nektar noch Pollen anbieten Das Aufnehmen der Duftstoffe erfolgt auf dem entsprechenden Substrat z B Orchideenblute mit den Tarsalbursten der Vorderbeine nach Untersuchung des Substrates mit den Antennen Daraufhin sezernieren die Bienen aus den Labialdrusen Lipide um die Duftstoffe zu losen und mit den Tarsalbursten an den Vorderbeinen regelrecht aufzuwischen Anschliessend werden im Schwebeflug die Duftstoffe von den Vorderbeinen uber die Mittelbeine in die Behalter der Hintertibien gehoselt wo sie gesammelt werden 9 Die Duftstoffe werden bei Balzflugen bzw auf sogenannten Ansitzwarten auf die Tibialbursten der Mittelbeine transferiert und von dort mit Hilfe von Bursten am Hinterflugel als Aerosolnebel verspruht Die Duftstoffe dienen also bei der Balz wobei einige Details noch nicht erforscht sind 9 Als Pendant zu diesem Duftsammelverhalten haben sich mehrere Pflanzengruppen entwickelt die sich durch besonders intensive aber relativ einfach zusammengesetzte Blutendufte auszeichnen Die Bluten dieser Pflanzen sind vollig nektarlos und ihre Pollen sind mehr oder weniger gut verborgen Der Blutenduft ubernimmt nicht nur die sonst ubliche Rolle den Bestauber anzulocken sondern dient diesem auch als Belohnung Euglossophile Bluten haben sich ausser bei Orchideen noch in weiteren Pflanzengruppen entwickelt Sie finden sich z B in den Familien der Solanaceae Gesneriaceae Euphorbiaceae Annonaceae Araceae und Clusiaceae 4 nbsp Exaerete smaragdina parasitische PrachtbieneMit Hilfe kunstlicher Duftstoffe lassen sich mannliche Prachtbienen leicht fur Studienzwecke anlocken und fangen Einige der Dufte sind auch fur Menschen als angenehm wahrnehmbar etwa Methylsalicylat Eugenol Cineol Benzylacetat Methylbenzoat und Methylcinnamat andere riechen unangenehm etwa Skatol 10 Auch mit dem relativ bekannten intensiv riechenden Teebaumol lassen sich grosse Prachtbienen aus der Gattung Eulaema anlocken nbsp Eufriesea chrysopygaBestaubung von Orchideen Bearbeiten Viele neotropische Orchideen Arten haben komplizierte Mechanismen entwickelt um den mannlichen Bienen Pollenpakete Pollinarien an bestimmte Stellen ihres Korpers zu heften Die Unterschiede in der Platzierung der Pollinien stellen sicher dass eine Bestaubung nur innerhalb derselben Orchideen Art funktioniert Verschiedene Arten der Prachtbienen werden zudem von unterschiedlichen Substanzen der Pflanzen angezogen so dass es eine gewisse Spezialisierung einer Prachtbienen Art auf bestimmte Orchideen Arten gibt 3 Eine fruhe Beschreibung dieser Bestaubungsverhaltnisse gab Charles Darwin er hielt die beteiligten Bienen allerdings fur Weibchen 11 Die Bestaubung der Prachtbienen wird als Euglossophilie bezeichnet eine Unterart der Melittophilie sie wird unterteilt in Andro nur die Mannchen und Gynandro Euglossophilie Mannchen und Weibchen 12 Soweit bekannt besteht in dem mutualistischen Verhaltnis zwischen Orchidee und Biene eine strikte Abhangigkeit nur auf Seiten der Orchidee Ihr Uberleben ist direkt abhangig vom Vorhandensein des Bestaubers Prachtbienenmannchen sammeln dagegen auch Substanzen an anderen Duftquellen als Bluten beispielsweise an verrottendem Holz uberreifen Fruchten oder Saft aus Baumwunden 4 Die okologische Bedeutung der Bestaubung von Orchideen durch die Prachtbienen durfte bedeutend sein da die mannlichen Bienen sehr schnell und weit fliegen und fur Bienen ungewohnlich lange namlich mehrere Monate leben 4 Systematik BearbeitenDie Prachtbienen gehoren innerhalb der Apidae zu den Korbchensammlern Diese enthalten neben den Prachtbienen die Apini mit der Gattung Apis Honigbienen die Bombini mit der Gattung Bombus Hummeln und die Meliponini Stachellose Bienen mit ca 34 Gattungen und mehr als 350 Arten Nach den meisten Untersuchungen sind dabei die Euglossini die Schwestergruppe der anderen drei Triben 13 Gattungen Bearbeiten Euglossa ca 125 Arten 6 Untergattungen 9 19 mm lang metallisch glanzend gefarbt haufig grun auch blau kupferfarben violett teils rot Sehr lange Mundwerkzeuge Zunge 1 2 14 Eulaema 33 Arten relativ gross 18 31 mm lang stark behaart schwarz meist mit gelben oder orangen Haarmuster teils mit Metallglanz 2 1 Eufriesea ca 67 Arten Grosse und Aussehen sehr unterschiedlich teils mit Metallglanz teils mit farbigen Haarmuster 13 27 mm lang 2 1 Exaerete kleptoparasitisch Kuckucksbienen bei Eufriesea und Eulaema 10 Arten 18 22 mm lang meist glanzend grun 15 1 Aglae nur eine Art A coerulea relativ schlank stahlblau Kuckucksbiene bei Eulaema Verbreitung Bolivien bis Kolumbien 1 16 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prachtbienen Euglossini Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video uber eine Prachtbiene die Duft an einer Orchidee sammelt englisch https www youtube com watch v gEcv3dBuOe4Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Ch D Michener The Bees of the World 2 Auflage The Johns Hopkins Univ Press Baltimore 2007 ISBN 978 0 8018 8573 0 S 778 784 a b c d Volker Lohrmann Gunter Gerlach Gabriel A R Melo und Herbert Hohmann Die Prachtbienen in der Sammlung des Ubersee Museums Bremen Hymenoptera Apidae Euglossini Hrsg Volker Lohrmann Ubersee Museum Bremen 2018 ISBN 978 3 89946 273 9 S 50 79 a b c d e D W Roubik amp P E Hanson Abejas de orquideas de la America tropical biologia y guia de campo Orchid bees of tropical America biology and field guide Instituto Nacional de Biodiversidad INBio Santo Domingo de Heredia Costa Rica 2004 ISBN 9968 702 94 3 S 370 a b c d e f Benjamin Bembe Revision der Euglossa cordata Gruppe und Untersuchungen zur Funktionsmorphologie und Faunistik der Euglossini Hymenoptera Apidae In Entomofauna Supplement 14 Verl Schwarz Ansfelden 2007 S 146 zobodat at PDF abgerufen am 6 April 2021 Ismael A Hinojosa Diaz Presence of Euglossa Euglossa amazonica outside of the Amazon Basin biogeographic insights In Journal of Melittology Nr 2 11 Januar 2013 ISSN 2325 4467 S 1 doi 10 17161 jom v0i2 4434 ku edu abgerufen am 6 April 2021 G Gerlach Parfumblumensyndrom In Naturwissenschaftliche Rundschau Band 48 Nr 10 1995 S 388 389 Tamara Pokorny Dirk Loose Gerald Dyker J Javier G Quezada Euan Thomas Eltz 2014 Dispersal ability of male orchid bees and direct evidence for long range flights Apidologie Springer Verlag 2015 46 2 S 224 237 doi 10 1007 s13592 014 0317 y PDF Thaline F Brito Colin C Phifer Jessie L Knowlton Cynthia M Fiser Nia M Becker Fernanda C Barros Felipe A L Contrera Marcia M Maues Leandro Juen Luciano F A Montag Christopher R Webster David J Flaspohler Marcos P D Santos amp Daniel P Silva 2017 Forest reserves and riparian corridors help maintain orchid bee Hymenoptera Euglossini communities in oil palm plantations in Brazil Apidologie 48 s 575 587 doi 10 1007 s13592 017 0500 z a b Benjamin Bembe Functional morphology in male euglossine bees and their ability to spray fragrances Hymenoptera Apidae Euglossini In Apidologie Band 35 Nr 3 Mai 2004 ISSN 0044 8435 S 283 291 doi 10 1051 apido 2004013 apidologie org abgerufen am 7 April 2021 F P Schiestl D W Roubik Odor Compound Detection in Male Euglossine Bees In Journal of Chemical Ecology 29 1 2003 S 253 257 doi 10 1023 A 1021932131526 Charles Darwin D Appleton The Various Contrivances by which Orchids are Fertilized by Insects 1877 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Joachim W Kadereit K Kubitzki The Families and Generas of Vascular Plants Vol VII Flowering Plants Dicotyledons Springer 2004 ISBN 978 3 642 62200 7 S 82 John D Plant amp Hannes F Paulus Evolution and phylogeny of bees review and cladistic analysis in light of morphological evidence Hymenoptera Apoidea E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 2016 ISBN 978 3 510 55048 7 S 364 Ismael Hinojosa Diaz Gabriel Melo Michael Engel Euglossa obrima a new species of orchid bee from Mesoamerica with notes on the subgenus Dasystilbe Dressler Hymenoptera Apidae In ZooKeys Band 97 11 Mai 2011 ISSN 1313 2970 S 11 29 doi 10 3897 zookeys 97 1106 pensoft net abgerufen am 6 April 2021 M S Engel amp B Bembe An updated key to the species of Exaerete with description of a new species from Bolivia Hymenoptera Apidae In Mitt Munch Ent Ges Band 110 Munchen 2020 S 97 106 David W Roubik Population Traits and a Female Perspective for Aglae and Exaerete Tropical Bee Parasites Hymenoptera Apinae Euglossini 2 Mai 2019 abgerufen am 6 April 2021 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prachtbienen amp oldid 238183848