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Als Postexpositionsprophylaxe PEP bezeichnet man Massnahmen nach moglichem Kontakt mit Erregern einer Infektionserkrankung um deren Ausbruch zu verhindern oder deren Verlauf zumindest abzumildern Die Massnahmen konnen in einer medikamentosen Behandlung oder einer oder mehreren Impfungen bestehen Wenn mehrere Impfungen notwendig sind kombiniert man zur aktiven Impfung eine passive Impfung Tetanus Tollwut Die passive Impfung bietet den Vorteil des Sofortschutzes Ein Sofortschutz ist mit der aktiven Impfung bei der das Immunsystem so stimuliert wird dass es nach einiger Zeit einen eigenen Abwehrschutz hervorbringt nicht zu erreichen Bei der passiven Immunisierung werden Antikorper von anderen Menschen eingesetzt die selbst gegen die betreffende Krankheit immun sind Dazu wird das Blut einiger tausend Blutspender entsprechend aufbereitet All diese Massnahmen haben das Ziel die Vermehrung der Erreger im Korper zu unterbinden und dadurch zu verhindern dass nach einer moglichen Infektion die Erkrankung ausbricht Inhaltsverzeichnis 1 HIV 2 Hepatitis B 3 Hepatitis C 4 Tetanus 5 Tollwut 6 Bissverletzungen 7 Meningokokkenmeningitis 8 Meningitis durch Haemophilus influenzae 9 Pneumokokken 10 Prophylaxe nach Nadelstichverletzungen 11 Siehe auch 12 Literatur 13 Weblinks 14 Quellen und EinzelnachweiseHIV BearbeitenIndikation zur HIV PEP bei sexueller Expositionlaut Deutsch Osterreichischer Leitlinien der DAIG Stand 2022 1 Expositionsereignis PEP IndikationUngeschutzter insertiver oder rezeptiver vaginaler oder analer Geschlechtsverkehr mit einer bekannt HIV infizierten Person PEP soll erfolgen wenn Indexperson unbehandelt VL gt 1000 Kopien ml oder Behandlungsstatus nicht eruierbarPEP kann erfolgen wenn VL der Indexperson 50 1000 Kopien mlKeine PEP Indikation wenn Indexperson wirksam behandelt VL lt 50 Kopien ml oder bei OralverkehrUngeschutzter Geschlechtsverkehr bei unbekanntem HIV Status des PartnersUngeschutzter Analverkehr zwischen Mannern PEP kann erfolgenUngeschutzter heterosexueller Vaginal oder Analverkehr mit aktiv intravenos Drogen konsumierendem Partner Chemsex mit bisexuellem Partner oder Partner aus HIV HochpravalenzregionUngeschutzter heterosexueller Vaginal oder Analverkehr bei Vergewaltigung sexualisierte GewaltUngeschutzter heterosexueller Vaginal oder Analverkehr auch mit Sexarbeiterin Keine PEP IndikationOralverkehrKussen Kontakt von HIV mit HautBei HIV Risikokontakt zum Beispiel ungeschutzter Geschlechtsverkehr Nadelstichverletzung Schleimhautexposition wird empfohlen nach Durchfuhrung von Sofortmassnahmen vor Ablauf von 24 Stunden mit einer postexpositionellen Prophylaxe zu beginnen 1 Zu den Sofortmassnahmen zahlen beispielsweise die Blutflussforderung potentiell infektioses Material soll dadurch ausgespult werden anschliessende Wundspreizung und Spulung mit Antiseptikum Waschen und Reinigen der Haut bzw das Ausspulen des Auges sofortiges Ausspucken infektiosen Materials aus der Mundhohle und anschliessende mehrfache Spulung Die besten Ergebnisse einer HIV PEP sind innerhalb eines Zeitfensters von zwei Stunden zu erwarten 1 Bei Schleimhautexposition soll spatestens 72 Stunden begonnen werden Mehr als 72 Stunden nach dem Ereignis wird im Allgemeinen keine PEP mehr empfohlen In jedem Falle muss eine entsprechend kundige Einrichtung aufgesucht werden um im Einzelfall zu klaren ob eine solche Vorbeugung notwendig ist Die Standardtherapie besteht derzeit aus einer Kombination von Raltegravir zusammen mit Tenofovir Disoproxil Fumarat TDF Emtricitabin FTC Dolutegravir mit TDF FTC oder Bictegravir TAF FTC ausser bei bestehender Schwangerschaft 1 Falls diese nicht verfugbar sind soll auf Darunavir Ritonavir mit TDF FTC oder Elvitegravir Cobicistat TAF FTC ausser bei bestehender Schwangerschaft ausgewichen werden Die HIV PEP ist vergleichsweise nebenwirkungs und wechselwirkungsarm Als Nebenwirkungen werden hauptsachlich Ubelkeit Antriebslosigkeit und Durchfall beschrieben Je mehr Zeit vor Therapiebeginn vergeht umso geringer sind die Erfolgschancen eine moglicherweise erfolgte Infektion noch abzuwehren In keinem Fall besteht ein 100 iger Schutz vor einer HIV Infektion Die PEP soll uber 28 bis 30 Tage erfolgen Hepatitis B BearbeitenBei nicht oder entsprechend dem durch anti HBs Testung ermittelbaren Impfstatus nicht ausreichend 2 Geimpften die sich beispielsweise eine Nadelstichverletzung mit Blut eines Infizierten zuziehen wird die Simultanimpfung durch Gabe von Hepatitis B Immunglobulin passive Immunisierung zusammen mit einer aktiven HBV Impfung empfohlen Auch Neugeborene von infizierten Muttern feststellbar durch den Nachweis von HBs Antigen im Blut erhalten innerhalb der ersten 24 Lebensstunden eine gleichzeitige simultane aktive und passive Impfung gegen das Virus 3 Hepatitis C BearbeitenGegen Hepatitis C gibt es noch keine Impfung Es wird gegenwartig keine sofortige Postexpositionsprophylaxe bei HCV empfohlen 4 Der Empfanger sollte jeweils 2 4 12 und 24 Wochen nach der Exposition untersucht werden Serostatus bzw HCV RNA Test Bei Nachweis einer akuten Infektion sollte mit Anstieg der Transaminasen und bei Nachweis von Anti HCV Antikorpern eine Interferon Monotherapie zur Verhinderung einer Chronifizierung eingeleitet werden Tetanus BearbeitenZur Tetanus Prophylaxe wird nach unverzuglicher Reinigung aller Wunden und kontaminierten Korperstellen mit Seife oder Detergentien sowie grundlichem Spulen mit Wasser und 70 igem Alkohol oder einem Jodpraparat 5 bei entsprechend gefahrdenden Verletzungen bei ungeimpften Personen die umgehende gleichzeitige Gabe von Tetanusimmunglobulin passive Impfung und einer aktiven Impfung empfohlen Bei Personen die in der Vergangenheit bereits einmal eine komplette Immunisierung fur Tetanus durchgemacht haben jedoch mehr als funf bis zehn Jahre keine Auffrischungsimpfung erhalten haben sollte eine einmalige Auffrischimpfung durchgefuhrt werden 3 Tollwut BearbeitenDie postexpositionelle Tollwutprophylaxe nach Biss aber auch Kratzwunden Kontamination von Schleimhauten mit Speichel sowie mit Impfflussigkeit eines Impfkoders besteht nach der Reinigung aller Wunden und kontaminierten Korperstellen mit Seife oder Detergentien sowie grundlicher Spulung mit Wasser und 70 igem Alkohol oder einem Jodpraparat in der postexpositionellen Impfung Hierzu erfolgt eine aktive Impfung und bei deutlicher Exposition die zusatzliche bzw simultane Gabe eines Tollwutimmunglobulins Postexpositionelle Immunprophylaxe zur passiven Immunisierung Bei Beruhren Futtern oder Belecken der intakten Haut ist keine Impfung erforderlich Die Indikation fur eine Tollwut Impfprophylaxe besteht bei tollwutverdachtigen Tieren wie Fuchs Dachs und anderen Fleischfressern Bei Hunden und Katzen die gesund und geimpft sind kann bei Beobachtung des Tiers uber zehn Tage abgewartet werden Bei kleinen Nagetieren Hasen und Kaninchen ist bei unverdachtigen Tieren keine Impfung erforderlich es sollte jedoch bei Tierarzt oder Gesundheitsamt nachgefragt werden Bei unklarer Situation oder nicht beobachtbaren Tieren sollte eine Impfung erfolgen bzw beim Tierarzt und Gesundheitsamt nachgefragt werden 6 Die Indikation wird auch von speziell als Tollwutberatungsstellen benannten Stellen meist grosseren Krankenhausern gestellt die dann auch die entsprechenden Praparate vorratig haben Die rechtzeitige Intervention kann einen Krankheitsausbruch zu 100 Prozent verhindern Unterbleibt die Prophylaxe und kommt es zum Ausbruch einer Tollwuterkrankung so verlauft diese immer todlich 7 jedoch ist das Zeitfenster bei der Tollwut relativ gross Bissverletzungen BearbeitenNeben der chirurgischen Versorgung von Bisswunden ist zu prufen ob eine postexpositionelle Tollwutimpfung s o notig ist Nach Bissverletzungen durch Katzen oder Hunde ist eine prophylaktische antibiotische Behandlung mit Amoxicillin Clavulansaure in Kombination mit Sultamicillin oder Doxycyclin erforderlich nach Bissverletzungen durch Menschen Amoxicillin Clavulansaure oder Sultamicillin in Kombination mit Cefuroxim Axetil Bei Penicillinallergie steht Moxifloxacin zu Verfugung 8 Meningokokkenmeningitis BearbeitenMeningokokkenerkrankungen und hier insbesondere die Meningitis sind hochansteckend und lebensbedrohlich Daher wird auch fur die Kontaktpersonen eines Erkrankten eine schnellstmogliche Chemoprophylaxe mit einem Antibiotikum durchgefuhrt wobei sich der Personenkreis nach der Art des Kontakts richtet jedoch sollten im selben Haushalt Lebende immer behandelt werden Eine Therapie ist bis zu zehn Tage nach dem Kontakt mit dem Erkrankten sinnvoll Eine Risikoreduktion mittels Chemoprophylaxe soll vor allem durch die Keimeliminierung von Erregern aus dem Nasenrachenraum erfolgen 9 Meningitis durch Haemophilus influenzae BearbeitenWie bei der Meningokokkenmeningitis liegt bei einer Meningitis durch Haemophilus influenzae Typ B das Erkrankungsrisiko fur enge Kontaktpersonen etwa 200 bis 1000 Mal uber dem Risiko der Allgemeinbevolkerung Eine Chemoprophylaxe erfolgt mit Rifampicin in der Schwangerschaft mit Ceftriaxon 9 Pneumokokken BearbeitenWie bei den Meningitiden erfolgt vor allem bei Patienten ohne Milz nach Exposition mit Pneumokokken eine Chemoprophylaxe Hier wird insbesondere Penicillin V uber sieben Tage gegeben 9 Prophylaxe nach Nadelstichverletzungen BearbeitenBlutung anregen Desinfektion Abschatzen der Infektionsgefahr Dokumentation serologische Untersuchung NachbetreuungSiehe auch BearbeitenHygiene Krankheitspravention PraexpositionsprophylaxeLiteratur BearbeitenS2k Leitlinie Medikamentose Postexpositionsprophylaxe PEP nach HIV Exposition der Deutschen AIDS Gesellschaft e V DAIG In AWMF online Stand 2022 Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 318 325 Weblinks BearbeitenHIV PEP HIV amp more Postexpositionsprophylaxe PEP Technische Universitat MunchenQuellen und Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Deutsch Osterreichische Leitlinie zur medikamentosen Postexpositionsprophylaxe PEP nach HIV Exposition PDF Deutsche AIDS Gesellschaft e V DAIG 2022 abgerufen am 17 August 2023 Marianne Abele Horn 2009 S 322 f a b Impfempfehlungen des Robert Koch Instituts Stand 2013 U S Public Health Service Guidelines for the Management of Occupational Exposures to HIV and Recommendations for Postexposure Prophylaxis Marianne Abele Horn 2009 S 319 f Marianne Abele Horn 2009 S 318 Kayser F H et al Taschenlehrbuch Medizinische Mikrobiologie 11 Auflage Thieme Verlag 2005 ISBN 3 13 444811 4 Marianne Abele Horn 2009 S 319 a b c Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 320 und 322 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Postexpositionsprophylaxe amp oldid 236521602