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Der Planet Mars besitzt an seinen beiden Polen auffallige dauerhafte Eiskappen die aus gefrorenem Kohlendioxid und Wassereis zusammengesetzt sind Wahrend der Wintersaison tauchen die Pole in vollstandige Dunkelheit die ein halbes Marsjahr bzw 343 5 Tage andauert Durch die extreme Kalte resublimieren 25 30 des gasformigen Kohlendioxids der dunnen Marsatmosphare zu Trockeneis 1 Mit Ruckkehr des Sonnenlichts im Sommerhalbjahr sublimiert das gefrorene CO2 Dabei entstehen enorme Windboen die mit bis zu 400 km h aus der Polregion herabwehen 2 Diese saisonbedingten Sturme erzeugen erdahnliche Frostbedingungen und transportieren sehr grosse Mengen an Staub und Wasserdampf Durch die hohere Atmosphare ziehen Cirruswolken Im Jahr 2004 fotografierte der Rover Opportunity Wolken die Wassereis enthielten 3 Nordpolarregion des Planeten Mars aufgenommen in den spaten 1970er Jahren von der Raumsonde Viking 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nordliche Polkappe 2 1 Interner Aufbau 3 Sudliche Polkappe 3 1 Schweizer Kase und Fingerabdruck Terrain 3 2 Geysire 4 Sternformige Kanale 5 Schichtablagerungen 6 Spiralfurchen 7 Asymmetrie der Polkappen 7 1 Asymmetrie im Wassergehalt 7 2 Asymmetrie in der Oberflachenverteilung 7 3 Einfluss des Achsenneigungswinkels 7 4 Ruckzug bzw Verlagerung der Polkappen 8 Areologie 8 1 Alter der Eiskappen 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMit seinem Teleskop entdeckte Christian Huygens die Polkappen des Mars im Jahr 1672 4 Friedrich Wilhelm Herschel beobachtete ab 1781 den Mars dabei war ihm neben ihrer Veranderlichkeit die exzentrische Lage der Polkappen aufgefallen Seit den 1960er Jahren ist bekannt dass die jahreszeitlich sich verandernden Polkappen an ihrer Oberflache aus Kohlendioxid bestehen Kohlendioxid sublimiert wahrend des polaren Winterhalbjahres bei Temperaturen unter 148 K bzw 125 C 5 Infrarot Messungen von Viking 2 bestatigen dann im Jahr 1976 dass zumindest die nordliche Polkappe aus Wassereis und Trockeneis aufgebaut ist 6 Nordliche Polkappe Bearbeiten nbsp Die Nordpolkappe des Mars aufgenommen von Mars Global Surveyor am 13 Marz 1999 nbsp Huttenkase Strukturen der NordpolkappeAuf dem Mars gibt es Jahreszeiten ahnlich denen auf der Erde da der gegenwartige Achsenneigungswinkel des Mars mit 25 19 dem der Erde mit 23 43 sehr nahe kommt Jedoch sind aufgrund der starker elliptischen Umlaufbahn des Mars die Jahreszeiten in seiner sudlichen Hemisphare viel deutlicher ausgepragt als in der nordlichen Die nordliche Polkappe hat wahrend des nordlichen Marssommers einen Durchmesser von rund 1100 Kilometern Sie ist mehr oder weniger symmetrisch um die Polachse angeordnet und reicht im Winter bis zirka 65 nordlicher Breite herab Ihr Eisvolumen betragt 1 6 Millionen Kubikkilometer was einer durchschnittlichen Gesamtdicke von 2 km entspricht 7 Zum Vergleich hat das gronlandische Inlandeis ein Gesamtvolumen von 2 85 Millionen Kubikkilometern Sie besteht etwa zur Halfte aus Wassereis Radarmessungen von Mars Reconnaissance Orbiter ergaben 0 821 Millionen Kubikkilometer Wassereis oder knapp 30 des Gronland Inlandeises 8 Im Verlauf eines Nordhemispharenwinters sammelt sich auf der nordlichen Polkappe die saisonale Eiskappe englisch seasonal ice cap eine nur relativ dunne Trockeneislage von 1 5 bis 2 Meter Machtigkeit an welche dann im Sommerhalbjahr wieder sublimiert Ihre Masse wird von Kieffer u a 1992 mit 3 5 1015 Kilogramm angegeben Diese Trockeneislage wird an ihrem Aussenrand von einem Ring aus Wassereis umringt 9 In jedem Marsjahr kondensiert in etwa ein Drittel der dunnen Marsatmosphare zu Trockeneis Dieser Vorgang konnte von Wissenschaftlern als winzige Anderungen im Schwerefeld des Mars nachgewiesen werden Die nordliche Polkappe liegt tiefer als die sudliche Ihr hochster Punkt mit 1950 50 Meter befindet sich in unmittelbarer Nahe des geographischen Nordpols Ihre Machtigkeit betragt 2950 200 Meter da das umgebende Tiefland eine tiefe zum Pol hin einfallende Depression darstellt und ein Niveau zwischen 4800 Meter und 5200 Meter einnimmt 10 Die Temperaturen sind somit hoher so dass im Marssommer samtliches Trockeneis wieder verschwindet Zuruck bleibt die so genannte residuelle Eiskappe engl Northern residual ice cap oder NRIC die uberwiegend aus Wassereis besteht Ihre Machtigkeit wird stellenweise mit bis zu 3 Kilometer veranschlagt Im Gegensatz zu den Verhaltnissen am Sudpol werden die unterlagernden Schichtablagerungen nahezu vollstandig von der residuellen Eiskappe uberdeckt Die Trockeneislage beginnt ihr Wachstum im Spatsommer bzw im Fruhherbst wenn verschiedene Wolkenformationen die Polarregion verhullen und Niederschlag bringen Dieses Phanomen wird als Polarmutze engl polar hood bezeichnet Charakteristisch fur die Nordpolkappe sind die sie durchziehenden Spiralfurchen 11 Hochauflosende Aufnahmen von Mars Global Surveyor lassen erkennen dass die nordliche Polkappe neben den grossstrukturierten Spiralfurchen im Detail von Vertiefungen Rissen kleinen Wellen und Hockern ubersat ist welche insgesamt einen Huttenkase Effekt hinterlassen Im Vergleich zur sudlichen Polkappe die ebenfalls charakteristische Vertiefungen aufweist sind diese Strukturen jedoch wesentlich enger angeordnet Interner Aufbau Bearbeiten nbsp Radarsondierung der nordlichen Polkappe mittels SHARADMithilfe der Radarsondierungen von SHARAD konnte ein guter Einblick in den internen Aufbau der im Durchschnitt 2000 Meter machtigen Nordpolkappe gewonnen werden Ihre Stratigraphie ist relativ homogen und lasst sich in vier Einheiten unterteilen in der Abbildung als englisch internal layers zusammengefasst Uber die Basaleinheit BU engl Basal Unit legt sich konform die 200 Meter machtige Einheit A die Unregelmassigkeiten des Untergrunds nachzeichnet Die uberlagernde Einheit B zeigt starke Machtigkeitsschwankungen und keilt seitlich aus Daruber folgt die Einheit C die den Hauptanteil der Eiskappe stellt Auch sie zeigt Machtigkeitsschwankungen da sie sich in die unterliegende Einheit B eingesenkt hat Ihre obersten Partien konnen von flachen Abschiebungen betroffen werden Die abschliessende 300 bis 500 Meter dicke Einheit D ist sehr reflektiv insbesondere an ihrer unmittelbaren Oberflache Neben ebenfalls flachen Abschiebungen zeigt sie im Bereich der Spiralfurchen und am Eisrand einen sehr stark gestorten Aufbau Einheit B die nur unterhalb von Gemina Lingula Eiszunge sudlich von Chasma Boreale anzutreffen ist wird von Holt und Safaeinili 2009 als Uberrest einer Palaoeiskappe gedeutet die durch die Auflast der uberlagernden Einheiten bedingt ins Kriechen kam und seitlich auswich 12 Diese seitlichen Ausweichbewegungen verursachten die Abschiebungen in den auflagernden Einheiten Risse im Eis entstanden die dann durch die abrasive Wirkung der Fallwinde zu den heutigen Chasmata erweitert wurden Sudliche Polkappe Bearbeiten nbsp Die Sudpolkappe des Mars aufgenommen von Mars Global Surveyor am 17 April 2000Die sudliche Polkappe ist mit 400 km Durchmesser und einer durchschnittlichen Dicke von 1 5 km weit weniger ausgedehnt Im Sudwinter bedeckt sie die Sudhalbkugel bis zu 50 sudlicher Breite 13 Sie liegt hoher als die nordliche Polkappe und ist somit auch kalter Wie die nordliche Polkappe zeigt auch sie spiralformige Einschnitte deren Entstehungsweise bislang nicht restlos geklart ist Das Gesamtvolumen der sudlichen Polkappe wird ebenfalls auf 1 6 Millionen Kubikkilometer geschatzt davon 0 2 Millionen Kubikkilometer Wassereis wobei jedoch die den Sudpol umgurtenden Schichtablagerungen mit eingerechnet sind 14 Genau wie bei der nordlichen Polkappe akkumulieren auch bei ihr im Verlauf des Sudwinters 1 5 bis 2 Meter Trockeneis durch Niederschlag aus der Polarmutze welche im Sommer weitestgehend wieder sublimieren Insgesamt ist die saisonale Eiskappe des Sudpols wesentlich inhomogener und auch poroser mit einer Porositat von stellenweise bis zu 70 15 Wassereis tritt nur fleckenweise und lokal begrenzt auf Der sudlichen Residualkappe engl Southern residual ice cap oder SRIC lagert eine dauerhafte Trockeneislage von zirka 8 Meter Machtigkeit auf 16 Im Vergleich zur nordlichen Polkappe ist die sudliche Residualkappe exzentrisch nach 315 Lange angeordnet Die frischen Jahresablagerungen sind aber sehr wohl uber dem geographischen Sudpol zentriert 17 Die Exzentrizitat der Residualkappe lasst sich durch ein stationares Tiefdrucksystem uber dem Hellas Becken erklaren welches mehr Niederschlag in Form von Schnee erhalt Die abgelegene Seite empfangt hingegen insgesamt weit weniger Schnee und ist ausserdem kalter und starker gefroren Im Sommer reflektiert Schnee mehr Sonnenlicht und die Sublimation ist reduziert unter den klimatischen Bedingungen des Mars schmilzt Schnee nicht sondern verdampft Gefrorene Oberflachen hingegen sind rauer und speichern die Sonnenstrahlung Durch die stattfindende Erwarmung erhoht sich folglich die Sublimation Im Jahr 2004 konnte Mars Express mit seiner Radarsonde MARSIS eine Machtigkeitsmessung der Eiskappe durchfuhren die 3 7 Kilometer erbrachte Seine OMEGA Sonde konstatierte eine Dreiteilung der sudlichen Polkappenregion Die helle Polkappe saisonale und residuelle Polkappe mit hoher Albedo stellt ein Gemisch aus 85 Trockeneis und 15 Wassereis dar 18 Die steilen Randabfalle der Schichtablagerungen bestehen fast nur aus Wassereis Die umgebenden Ebenen gehoren streng genommen nicht mehr zur Eiskappe jedoch mussen sie aufgrund ihrer Zusammensetzung und ihres Permafrosts der uber eine Distanz von mehreren Zehnerkilometern aushalt sehr wohl hinzugerechnet werden 19 Wissenschaftler der NASA haben berechnet dass bei vollstandigem Abschmelzen der sudlichen Polkappe die Oberflache des Mars mit 11 Meter Wasser bedeckt werden wurde 14 Ein Abschmelzen beider Polregionen inklusive Permafrostgebiete wurde immerhin einen Anstieg von 35 Meter bewirken 20 Schweizer Kase und Fingerabdruck Terrain Bearbeiten nbsp Veranderungen im Eis des Schweizer Kase im Zeitraum von 1999 bis 2001 nbsp Trockeneislandschaft am Sudpol im SpatsommerSo wie die platte lochrige Oberflache der nordlichen Eiskappe als Huttenkase beschrieben werden kann so erwecken die wie herausgeatzt wirkenden wesentlich grosseren Locher Troge und abgeflachten Mesas der sudlichen Polkappe mehr den Eindruck eines Schweizer Kase engl Swiss cheese Diese Struktur wurde 1973 zum ersten Mal von Sharp beschrieben 21 Aus den abgeflachten Mesas der obersten Lage wurden wiederum kreisformige Vertiefungen herauserodiert Ihre Entstehungsweise durfte letztendlich aus einer Kombination von Ablation und Deflation beruhen Aufnahmen der Mars Orbiter Kamera aus dem Jahr 2001 konnten beim Vergleich mit dem Jahr 1999 einen durchschnittlichen Ruckzug der Trogwande um 3 Meter pro Marsjahr feststellen die Ruckzugsrate konnte stellenweise sogar bis zu 8 Meter betragen Dies fuhrte im Verlauf der Zeit zum Verschmelzen individueller Troge und zum Verschwinden der Mesas Die hohe Ruckzugsrate der Trogwande wird mit dem tiefen Sonnenstand zu erklaren versucht der im Sommerhalbjahr ganztagig die Wande bestrahlt aber nicht den Trogboden 22 Das hierdurch freigewordene Staubsediment wird dann ausgeblasen Neben der typischen Gelandeform des Schweizer Kase tritt an der Oberflache der sudlichen Residualkappe noch das Fingerabdruck Terrain engl fingerprint terrain auf Dieses besteht aus einer Aneinanderreihung langlicher Rucken und dazwischenliegender Depressionen deren Muster den Papillarleisten ahnelt Geysire Bearbeiten Das jahreszeitlich bedingte Gefrieren der saisonalen Eiskappe am Sudpol und ihrer umgebenden Regionen fuhrt in Bodennahe zur Bildung dicker transparenter Trockeneisplatten Mit dem Beginn des Fruhjahrs wird die oberste Bodenschicht von der Sonne erwarmt Das CO2 in der auflagernden Trockeneisschicht sublimiert von unten Durch diesen Vorgang baut sich Uberdruck auf der die Schicht anhebt und schliesslich bersten lasst Es resultieren somit geysir artige Ausbruche aus Kohlendioxid vermischt mit dunklem Basaltsand oder staub Der Sublimationsprozess kann innerhalb weniger Tage Wochen oder Monate vor sich gehen fur geologische Dimensionen und insbesondere fur Mars ein relativ kurzer Zeitraum Das zum Aufbruchzentrum stromende Gas ziseliert in den Untergrund der Eisschicht radiale spinnenartige Rillen 23 24 25 Sternformige Kanale Bearbeiten nbsp Spinnenartige Rillen in der Nahe des Sudpols die Struktur ist insgesamt 500 Meter breit und 1 Meter tiefDas strahlenformig nach aussen verlaufende Netzwerk von Kanalen lauft fiederartig aus Die spinnennetzartigen Strukturen sind gewohnlich 500 Meter breit und 1 Meter tief Verursacht werden sie durch Gasaustritt dem Staub beigemischt ist Mit einsetzender Erwarmung im Fruhjahr sammelt sich Gas unter durchsichtigem Eis Beobachtbare Veranderungen an der Gestalt der sternformigen Kanale konnen sich binnen Tagen ereignen 26 Folgende Modellvorstellung bietet eine mogliche Erklarung fur das beobachtete Phanomen Die Sonnenstrahlen erwarmen im Eis eingeschlossene Staubkorner Diese schmelzen sich sodann bis zum Untergrund durch wobei die zuruckgelassenen Schmelzlocher wieder verschweissen Durch das Zubodensinken des Staubes wird das Eis aufgehellt Die dunkle staubangereicherte Bodenschicht erwarmt sich dann ebenfalls so dass die daruberliegende Trockeneisschicht sublimiert und entstehendes Gas zu hohergelegenen Partien im Eis abstromt Hierbei wird dunkler Staub mitgerissen Oberflachenwinde verwehen das staubbeladene freigewordene Gas und lagern die Sedimentfracht in dunklen facherartigen Strukturen wieder ab welche von Satelliten aufgenommen werden konnten 25 Die physikalischen Ansatze dieser Modellvorstellung ahneln den Erklarungsversuchen der dunklen Ausbruchswolken an der Oberflache Tritons 27 Schichtablagerungen Bearbeiten nbsp Schichtablagerungen am Sudpol mit polygonalem Kluftsystem aufgenommen von Mars Reconnaissance OrbiterBeide residuellen Polkappen werden von machtigen areologisch sehr jungen Schichtablagerungen engl polar layered deposits oder PLD unterlagert und eingesaumt die durch den jahreszeitlich bedingten Zyklus Sublimation und Kondensation gebildet wurden und aus einer Wechsellagerung von Wassereis silikatischen Staub 2 bis 10 Volumenprozent und Trockeneis minimal bzw Mischungen davon bestehen Ihre Dichte wurde mit 1220 bis 1271 kg m3 berechnet 28 Die Schichten die sich uber hunderte von Kilometern verfolgen lassen folgen weitestgehend den Konturen und liegen somit horizontal Individuelle Schichtglieder lassen sich gut anhand ihrer unterschiedlichen Albedo auseinanderhalten Die Albedowerte sind ihrerseits abhangig vom Verhaltnis Staub zu Eis von Korngrossenvariationen in den Staubablagerungen und von der Zusammensetzung des Staubes Sie zeigen auch unterschiedliche Verfestigungsgrade erkennbar an ihrer Anfalligkeit gegenuber der Erosion durch Wind Sublimation und Kriechprozesse Die Schichtablagerungen der Nordpolkappe NPLD besitzen ein Volumen von 1 14 Millionen Kubikkilometer und die der Sudpolkappe 1 6 Millionen Kubikkilometer Die beiden zusammengenommen haben somit in etwa dasselbe Volumen wie der Eisschild Gronlands mit rund 2 6 Millionen Kubikkilometer 29 Auch Diskordanzen konnen stellenweise beobachtet werden oft im Zusammenhang mit Impaktstrukturen Sie verweisen auf lokale Setzungs und Fliesserscheinungen in der Eiskappe Erkennbar sind ferner bogenformige Strukturen die auf Fliessbewegungen im Eis aufgrund steigender Auflast im Zentralteil der Polarkappe zuruckfuhren sind Die Machtigkeit der Schichtpakete variiert zwischen 10 und 50 Meter Einzellagen konnen aber wesentlich dunner sein Die Dicke der Einzellagen wird womoglich von Veranderungen des Achsenneigungswinkels gesteuert 30 Unter die neu gebildeten Eislagen sind Staublagen eingeschaltet die von Staubsturmen stammen Am Nordpol bilden die Schichtablagerungen das Planum Boreum eine 3 Kilometer hohe Plateauflache deren Durchmesser 1000 Kilometer betragt Dessen Gegenstuck am Sudpol ist das Planum Australe mit vergleichbaren Abmessungen Die rhythmische Wechsellagerung der beiden Plana aus Wassereis und Staub beruht auf Klimaveranderungen die durch sich langsam andernde Parameter der Marsbahn ausgelost wurden siehe auch Milankovic Zyklen Fur eine zukunftige Untersuchung des Palaoklimas auf dem Mars durften diese Lagen uberaus wertvolle Hinweise enthalten in etwa vergleichbar mit dem Jahresringmuster der Baume und den Eisbohrkernen auf der Erde An der sudlichen Polkappe werden die Schichtablagerungen von dem grossen nach Osten verlaufenden Canyon Chasma Australe durchquert Bei 90 Ost liegen die Ablagerungen uber einer grossen Senke dem Prometheus Becken 31 Am Sudpol lassen sich an den Schichtablagerungen oft weitraumige polygonale Kluftsysteme erkennen Es wird vermutet dass die rechtwinkligen Klufte auf zyklisches Ausdehnen und Zusammenziehen des unter der Oberflache liegenden Wassereises zuruckzufuhren sind Spiralfurchen Bearbeiten nbsp Chasma BorealeBeide Polkappen werden von spiralartigen Graben oder Furchen durchzogen engl spiral troughs die an ihren Hangen und Seitenwanden die Schichtablagerungen freilegen Das Spiralmuster dieser Furchen ist in der Nordpolkappe wesentlich symmetrischer angeordnet als in der Sudpolkappe und zeigt eine antizyklonische Drehung im Uhrzeigersinn Am Sudpol herrschen entgegengesetzte Verhaltnisse hier dreht das Spiralmuster zyklonisch gegen den Uhrzeigersinn Der Ursprung der Spiralfurchen ist wahrscheinlich auf Ablation im Verband mit Windstromungsmustern zuruckzufuhren Der Staubgehalt der Marsatmosphare durfte hierbei durch eine positive Ruckkopplung eine entscheidende Rolle gespielt haben Je mehr Staub vorhanden ist umso dunkler wird die Oberflache Da dunkle Oberflachen aber mehr Licht absorbieren erhoht sich notgedrungen die Sublimationsrate Es bestehen aber noch andere Theorien zur Erklarung der Spiralfurchen Fisher 1993 sieht die Ursache in einer Kombination von asymmetrischen Fliessbewegungen des Eises mit Ablation 32 Neuerdings werden die Spiralfurchen anhand der Radarsondierungen von SHARAD als das Ergebnis katabatischer von der Coriolis Kraft angetriebener Winde angesehen 33 Eine extrem grosse Grabenfurche ist Chasma Boreale Der 100 Kilometer breite Einschnitt durchquert nahezu die Halfte der nordlichen Polkappe Mit einer Tiefe von 2 Kilometer ubertrifft er das Grand Canyon In der Grossendimension in etwa vergleichbar ist Chasma Australe an der sudlichen Polkappe das aber nicht im Kontakt mit dem Oberflacheneis steht Begleitet wird sie von den etwas kleineren Promethei Chasma und Ultimum Chasma Asymmetrie der Polkappen BearbeitenAsymmetrie im Wassergehalt Bearbeiten Der Wassereisgehalt der Nordpolkappe ist in etwa viermal so hoch wie am Sudpol Dafur verantwortlich durfte der nicht unerhebliche Hohenunterschied der beiden Polkappen sein der Bereich um den Sudpol liegt im Mittel 6 km hoher als der um den Nordpol Dieser Hohenunterschied lost grossraumige Differenzen in der atmospharischen Zirkulation aus welche im Endeffekt eine Verstarkung der Wasserdampfkonzentration im Nordpolbereich bewirken Asymmetrie in der Oberflachenverteilung Bearbeiten Die Symmetriezentren der Polkappenoberflachen stimmen nicht mit der heutigen Rotationsachse des Mars uberein So ist das Symmetriezentrum der Nordpolkappe in etwa um 3 nach 0 Lange versetzt das der Sudpolkappe ist jedoch antipodal in die entgegengesetzte Richtung um fast 5 nach 170 Lange verschoben Der topographisch hochste Punkt der Nordpolkappe mit 2000 Meter befindet sich uber dem Rotationspol der der Sudpolkappe mit 3500 Meter ist wiederum exzentrisch und liegt bei 86 87 Breite und 0 Lange Zum Vergleich das Tiefland um den Nordpol nimmt 5000 Meter ein wohingegen das Vorland des Sudpols immerhin Hohen von 1000 bis 1500 Meter erreicht Die Grunde fur die beobachteten Asymmetrien sind nicht eindeutig und es wurden verschiedene Erklarungsversuche vorgenommen Polwandern Anderung der Achsenneigung Topographie der Auflageflache 34 Womoglich bedeutet der antipodale Versatz nur die Aufzeichnung einer Palaoachsenlage Die rheologisch sehr trage reagierenden Eiskappen durften somit in ihrer exzentrischen Oberflachenkonfiguration der aktuellen Achsenposition deutlich hinterherhinken Einfluss des Achsenneigungswinkels Bearbeiten Anderungen des Achsenneigungwinkels und damit der Obliquitat haben einen sehr grossen Einfluss auf die Ausdehnung der Polkappen 35 Bei maximalem Achsenneigungswinkel erhalten die Pole wesentlich mehr Sonnenstrahlung da die Einstrahldauer zunimmt Dies fuhrt wiederum zu einer erhohten Sublimationsrate Da Mars keinen stabilisierenden Mond wie die Erde besitzt Phobos und Deimos sind zu klein um einen nennenswerten Einfluss zu haben verandert sich die Raumlage der Rotationsachse mit der Zeit in chaotischer Weise d h Mars taumelt wie entsprechende Simulationsrechnungen zeigen Diese Anderungen wirken sich gravierend auf die grossraumige atmospharische Zirkulation aus und somit auch auf die Intensitat globaler Staubsturme Ruckzug bzw Verlagerung der Polkappen Bearbeiten Fishbaugh und Head 2000 pladieren fur eine vormalige weit grossere Ausdehnung der nordlichen Polkappen in Richtung Olympia Planitia bis 78 nordlicher Breite und 180 Lange 36 Sie begrunden dies mit typischen Eisrandstrukturen wie Kames und Toteiskesseln und der Anwesenheit eines Lobus von polaren Schichtablagerungen jetzt verborgen unterhalb der linearen Dunenzuge der Olympia Undae In diesem Fall ware die Nordpolkappe sehr wohl symmetrisch um den heutigen Nordpol ausgerichtet gewesen Die Grunde fur den Ruckzug der Eismassen auf die heutige Position liegen aber im Dunkeln Vergleichsweise interpretieren Head und Pratt 2001 am Sudpol Strukturen wie Esker und Schmelzwasserlaufe im Bereich der Dorsa Argentea Formation auf 77 sudlicher Breite und 320 Lange sowie Einsturzlocher uber ehemaligen Gasansammlungen der Cavi Angusti und der Cavi Sisyphi als proglazial und implizieren somit eine wesentlich weitere Ausdehnung der Sudpolkappe 37 Esker werden neuerdings sogar noch wesentlich weiter nordlich in Argyre Planitia auf 55 Sud und 315 Lange vermutet Areologie Bearbeiten nbsp Areologische Karte des Mars Nordpol oben links Sudpol oben rechtsDie Polkappen des Mars haben eine lange areologische Vergangenheit die sich uber 3 7 Milliarden Jahre bis ins fruhe Hesperium zuruckverfolgen lasst In Bezug auf ihre Unterlage sind sie einander diametral entgegengesetzt die nordliche Polkappe die im Wesentlichen ab dem spaten Amazonium vor rund 0 6 Milliarden Jahren gebildet wurde liegt auf Tieflandssedimenten der Vastitas Borealis wohingegen die sudliche Polkappe sich uber weitaus altere Hochlandseinheiten des Noachiums 4 1 bis 3 7 Milliarden Jahre erhebt Die nordliche Polkappe zeigt folgenden stratigraphischen Aufbau von jung nach alt Eiskappe lApc spates Amazonium Schichtablagerungan Apu ausgehendes mittleres und spates Amazonium hesperische Schichtablagerungen Hpu Hesperium sowie zeitgleich raue hesperische Konstrukte Hpe Hesperium Die Dunen der Olympia Undae lApd spates Amazonium umringen die Eiskappe zwischen 240 und 120 Lange und liegen auf den beiden Schichtablagerungseinheiten Zwischen 310 und 270 Lange uberlagern isolierte Dunenvorkommen die Tieflandsedimente lHl der Vastitas Boreale aus dem spaten Hesperium Die sudliche Polkappe lasst sich wie folgt gliedern Eiskappe lApc Schichtablagerungen Apu polare Ebenenformation Ap spates Hesperium bis spates Amazonium hesperische Ebenenformation Hp Hesperium sowie zeitgleich raue hersperische Konstrukte Hpe 38 Dunenformationen fehlen an der sudlichen Polkappe Die Formationen Ap Hp und Hpe finden sich vorwiegend zwischen 240 und 30 Lange Die Schichtablagerungen Apu breiten sich bevorzugt nach 160 Lange aus Alter der Eiskappen Bearbeiten Die polaren Eiskappen sind areologisch sehr jung Stratigraphisch besitzen sie ein spatamazonisches Alter 39 Relative Altersabschatzungen anhand von Kraterauszahlungen erbrachten ursprunglich etwas weniger als hunderttausend Jahre fur die Nordpolkappe und einige hunderttausend Jahre fur die etwas altere Sudpolkappe Spatere Untersuchungen revidierten diese Alter auf weniger als 10 Millionen Jahre fur den Nordpol 40 und auf 7 bis 15 Millionen Jahre fur den Sudpol 30 Einzelnachweise Bearbeiten Michael T Mellon William C Feldman Thomas H Prettyman The presence and stability of ground ice in the southern hemisphere of Mars In Icarus Band 169 Nr 2 1 Juni 2004 S 324 340 doi 10 1016 j icarus 2003 10 022 Seymour L Hess Robert M Henry James E Tillman The seasonal variation of atmospheric pressure on Mars as affected by the south polar cap In Journal of Geophysical Research Solid Earth Band 84 B6 10 Juni 1979 ISSN 2156 2202 S 2923 2927 doi 10 1029 JB084iB06p02923 Mars Exploration Rover Mission Press Release Images Opportunity marsrovers jpl nasa gov 2004 abgerufen am 3 Juni 2023 William Sheehan The planet Mars A history of observation amp discovery University of Arizona Press Tucson 1996 ISBN 0 8165 1640 5 S 25 Robert B Leighton Bruce C Murray Behavior 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