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Ein Pluvial aus lat pluvialis regenbringend vgl franz il pleut es regnet pluvieux regnerisch ist in der Klimatologie und in den Geowissenschaften eine erdgeschichtliche Periode mit hoheren Regenmengen als im langzeitlichen Durchschnitt in den nordlichen Breiten vor allem in den Warmzeiten zwischen einzelnen Kaltzeiten In sudlichen Breiten kommen sie unter bestimmten Bedingungen auch wahrend der Kaltzeiten selbst vor eine Tatsache die in der Wissenschaft als Pluvialproblem diskutiert wird Pluviale sind als Regenzeiten vor allem wahrend des Quartars nachgewiesen insbesondere jedoch im Holozan Im allgemeinen Sinne wird in der Meteorologie unter einem Pluvial daruber hinaus ein allerdings regional unterschiedlich ausgepragtes regelmassiges Muster vermehrt auftretender Regenfalle verstanden wie man es heute in den Tropen und Subtropen mit den Regenzeiten sieht Physikalische Grundlage von Regen Inhaltsverzeichnis 1 Gegenwartiges Klima 2 Palaoklimatologie 2 1 Geologische Nachweismoglichkeiten 2 2 Mechanismus 2 3 Das Pluvialproblem 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGegenwartiges Klima Bearbeiten nbsp Die regenbringende innertropische Konvergenzzone im Januar und Juli Zonen in denen die Wasserbilanz positiv ist die Menge der jahrlichen Niederschlage also die Verdunstungsmenge ubersteigt gibt es von den Tropen bis in Hohe etwa des 40 Breitengrades beider Hemispharen Auch in den von hohem atmospharischem Druck bestimmten Subtropen ubersteigt zumindest uber den Ozeanen die Niederschlagsrate die Verdunstungsrate Dabei zeigen im Kustenbereich hoherer Breiten die Niederschlage vor allem im Winter ihr Maximum wahrend im kontinentalen Bereich die vom Monsun beherrscht werden die Maxima gewohnlich im Sommer auftreten Viele Gebiete in Aquatornahe haben zwei Regenzeiten entsprechend der nordwarts bzw sudwarts gerichteten Bewegung der aquatorialen Tiefdruckrinne mit dem jahreszeitlich wechselnden Sonnenstand Diese Rinne trennt die Passatwinde der beiden Hemispharen und bildet die starke Innertropische Konvergenzzone ITCZ aus die von schnell aufsteigenden Luftstromungen und starken Niederschlagen gekennzeichnet ist Zur Ursache der hochariden Situation der Libyschen Wuste s dort und Nordafrika Palaoklimatologie BearbeitenGeologische Nachweismoglichkeiten Bearbeiten nbsp Die Seen Terrassen des Lake Bonneville in Utah nbsp Har Nuur der Schwarze See im westmongolischen Tal der Seen mit besonders ausgepragter Terrassenbildung Er ist Teil eines Systems von Palao Seen innerhalb geschlossener Becken quer durch Zentralasien die Reste grosserer Seen sind die vor ca 5000 Jahren zu schrumpfen begannen als das Klima trockener wurde Pluviale finden sich in der Palaoklimatologie gewohnlich in Verbindung mit ungewohnlich starken Niederschlagen wie sie vor allem in den Tropen und Subtropen geologisch nachgewiesen werden konnen Die besten derartigen Nachweise stellen dabei die sehr gut erhaltenen Uferterrassen in Gegenden dar die heute Wusten sind etwa die Mudpans genannten alten Seebecken und Schotts in der Sahara oder im Lake Bonneville westlichen Utah Auch der Qarun See im Fayyum Becken und der Tschad See sind sehr gute Beispiele fur solche fossilen Uferlinien Allerdings waren die Kaltzeiten auf der Erde im Ganzen weniger feucht als die Warmzeiten 1 Die Terrassen an Meerufern zum Beispiel am Mittelmeer sind allerdings nicht durch diesen Pluvialmechanismus entstanden sondern reprasentieren die verschiedenen Stadien von Kalt und Warmzeiten die die Meeresspiegel zum Beispiel seit 15 000 B P Jahre vor heute bis heute durch die abschmelzenden Inlandgletscher um fast hundert Meter steigen liessen 2 Mechanismus Bearbeiten Die meisten Wissenschaftler sehen bisher eine Verbindung zwischen Pluvialen in den Subtropen und den Kaltzeiten in hoheren Breiten obwohl wahrend solcher Kalteperioden Niederschlage und Verdunstung global abnehmen und das Wasser vermehrt in Gletschereis gebunden ist Da die Eisschilde in solchen Perioden vorrucken verschieben sich auch die Bahnen der Sturme in mittleren Breiten in Richtung Aquator und verursachen so in den Subtropen starke Niederschlage vor allem im Winter Anfangs stellte man daher alle feuchten Periode zum Beispiel Nordafrikas mit der Sahara zeitlich mit den Glazialen gleich und fur einige Pluviale stimmt das auch bis heute da hier bei diesen sog Nord Pluvialen die Verschiebung des regenbringenden Westwindgurtels bestimmend war und ist Das Pluvialproblem Bearbeiten Neuerdings hat sich aber auch noch ein anderer Zusammenhang zwischen Eiszeitperioden und Interpluvialen also Trockenperioden in den Tropen ergeben Vor allem tropische Tieflander waren offenbar wahrend der letzten Vereisung trocken und feucht wahrend der postglazialen Perioden so dass das Problem differenzierter gesehen werden muss 3 4 So horten etwa wahrend der Spat Wurm im Einzugsbereich des Nil die tropischen Regen vollig auf und die Sahara Dunen reichten 1000 km weiter nach Suden als heute offenbar weil der aquatoriale Regengurtel damals massiv verkleinert war Doch gab es auch den umgekehrten Effekt wahrend der Interglaziale als der regenbringende Sudwest Monsun weit nach Norden vorstiess und sog Sud Pluviale auspragte wie wir sie gegenwartig im Sommer haben 5 Grundsatzlich gilt dabei dass die Verdunstung wahrend Kaltzeiten aufgrund der geringeren Temperaturen auch in den Subtropen und Tropen bis zu 8 C niedriger geringer ist ca 20 da die physikalische Aufnahmekapazitat fur Wasser in der Atmosphare mit der Temperatur sinkt Damit bleibt mehr Wasser am Boden Seen und Flusse sind grosser etwa der Tschad See und fuhren mehr Wasser wie das etwa fur den Nil und seine auch archaologisch bedeutsamen Uferterrassen nachweisbar ist Andererseits sind aus diesem Grunde aber auch die Niederschlage geringer so dass ein eher labiles hydrologisches Gleichgewicht entsteht das die physikalische Grundlage des sog Pluvialproblems bildet Komplizierend zu diesem multifaktoriellen Geschehen wie es fur klimatische Prozesse ohnehin typisch ist wirkt uberdies noch die Tatsache dass die Verdunstung andererseits bei wesentlich grosseren Wasserflachen vor allem im Binnenland wiederum erhoht ist was ausserdem zu einer Abkuhlung fuhrt Ein besonders spektakularer Fall stellt dabei der mittlerweile erwiesene Einbruch des Mittelmeers in das Becken Schwarzen Meeres mit dem dortigen viel kleineren Euxeinos See um ca 6700 v Chr dar der gelegentlich mit der mythischen Sintflut in Zusammenhang gebracht wird Die klimatischen Folgen waren ebenso dramatisch wie das Ereignis selbst Um 6200 v Chr setzte damals in der Schwarzmeerregion eine kleine Eiszeit ein die wiederum 5800 v Chr durch eine Periode schlagartiger Erwarmung beendet wurde als sich das klimatische Gleichgewicht auf einem neuen Niveau stabilisierte Folge war damals die Ausbreitung des Ackerbaus im dortigen Neolithikum 6 Aufgrund dieser recht komplexen Sachlage bei der noch zusatzliche Faktoren wie Meeresstromungen Salinitat solare Effekte Wirkung von Aerosolen etc eine weitere bis jetzt noch nicht genauer quantifizierbare Rolle spielen unterscheidet man daher jetzt zwischen raumlich relativ begrenzten glazialen und grossen interglazialen Pluvialen wobei die Perioden grosser Ariditat vor allem in die Kaltzeiten fallen Das stimmt fur die Sahara gut uberein dasselbe gilt fur Sudasien wo das verstarkte zentralasiatische Hoch steuernd wirkt das den dortigen Monsun beeinflusst Allerdings fehlt zum Beispiel der schmale Pluvial Gurtel des Mittelmeerraumes in Westpakistan und Indien vollig Folge einer vollig anderen topographischen Situation Besonders haufig und ausgedehnt waren pluviale Seen in Nordamerika meist in Becken ohne Abfluss Vor allem in den grossen Becken von Utah Kalifornien Nevada und Oregon findet man sie dazu in anderen Regionen des nordamerikanischen Sudwestens und in Mexiko Der grosste war der Lake Bonneville der Vorlaufer des grossen Salzsees von Utah Bei seiner grossten Ausdehnung vor 15 000 Jahren bedeckte er 51 000 Quadratkilometer und war bis zu 370 m tief Ein weiterer pluvialer See dieser Grosse war Lake Lahontan heute Pyramid Lake Es gab hier zwei pluviale Maxima 12 000 500 B P der Beginn der Allerod Warmphase und 9000 500 B P das fruhe Boreal Aber auch in Ungarn am Balaton See und in Ostafrika am Victoria See finden sich fur beide Perioden analoge Seen Terrassen Vergleichbare Terrassenbildungen finden sich aber auch bei zentralasiatischen Seen Literatur BearbeitenH Harmann Geschichte der Sintflut C H Beck Verlag Munchen 2003 ISBN 3 406 49465 X St Kropelin Untersuchungen zum Sedimentationsmilieu von Playas im Gilf Kebir Sudwest Agypten In R Kuper Hrsg Forschungen zur Umweltgeschichte der Ostsahara Heinrich Barth Institut Koln 1989 ISBN 3 927688 02 9 S 183 305 H H Lamb Klima und Kulturgeschichte Der Einfluss des Wetters auf den Gang der Geschichte Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg 1994 ISBN 3 499 55478 X K Neumann Vegetationsgeschichte der Ostsahara im Holozan In R Kuper Hrsg Forschungen zur Umweltgeschichte der Ostsahara Heinrich Barth Institut Koln 1989 ISBN 3 927688 02 9 S 13 182 R Schild F Wendorf A E Close Northern and Eastern Africa Climate Changes Between 140 and 12 Thousand Years Ago In F Klees R Kuper Hrsg New Light on the Northeast African Past Symposium Cologne 1990 Heinrich Barth Institut Koln 1992 ISBN 3 927688 06 1 S 81 98 M Schwarzbach Das Klima der Vorgeschichte Eine Einfuhrung in die Palaoklimatologie Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 432 87355 7 The New Encyclopedia Britannica 15 Auflage Encyclopedia Britannica Chicago 1993 ISBN 0 85229 571 5 Weblinks Bearbeiten22 Juli 2021 Zurich Versicherungen zurich com Three common types of flood explained Die drei ublichen Hochwasserarten Einzelnachweise Bearbeiten Schwarzbach Klima der Vorzeit 1993 S 253 Lamb Klima und Kulturgeschichte 1994 S 129 131 Neumann Vegetationsgeschichte der Ostsahara 1989 S 153 Kropelin Sedimentationsmilieu von Playas 1989 S 283 286 Schwarzbach Das Klima der Vorzeit 1993 S 224f Haarmann Geschichte der Sintflut 2003 S 19f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pluvial amp oldid 214348875