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Die Plastizitatstheorie ist das Teilgebiet der Kontinuumsmechanik das sich mit irreversiblen Verformungen von Materie befasst Sie beschreibt den Spannungs und Verzerrungszustand fester Korper unter dem Einfluss einer Belastung behandelt aber im Gegensatz zur Elastizitatstheorie keine reversible Verformung Dieser Artikel wurde in die Qualitatssicherung der Redaktion Physik eingetragen Wenn du dich mit dem Thema auskennst bist du herzlich eingeladen dich an der Prufung und moglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen Der Meinungsaustausch daruber findet derzeit nicht auf der Artikeldiskussionsseite sondern auf der Qualitatssicherungs Seite der Physik statt Jenseits der Proportionalitatsgrenze der Elastizitatstheorie treten verschiedene Formen von anelastischem Verhalten auf elastische Hysterese bei kompletter Entlastung bleibt eine Verformung die aber durch eine Gegenspannung wieder ruckgangig gemacht werden kann Plastizitat eine nach Krafteinwirkung bleibende irreversible Formveranderung Beispiel Knetmasse eine weitere Dehnung trotz teilweiser Entlastung wird als Fliessen bezeichnet auch ein Bruch des Werkstucks ist meist mit einem elastischen Anteil verbunden d h ein Teil der Dehnung der Bruchstucke geht nach dem Bruch wieder zuruck Inhaltsverzeichnis 1 Forscher auf diesem Gebiet 2 Die plastische Deformation 2 1 Fliessbedingung 2 1 1 Nach von Mises 2 1 2 Nach Tresca 2 2 Fliessen 2 3 Fliessgesetz 2 4 Verfestigungsgesetz 3 Elementare Plastizitatstheorie 3 1 Anwendung 4 Siehe auch 5 LiteraturForscher auf diesem Gebiet BearbeitenFolgende Wissenschaftler waren u a an der Entwicklung der Plastizitatstheorie beteiligt Barre de Saint Venant und sein Schuler Maurice Levy Ludwig Prandtl Richard von Mises Eugene Cook Bingham Henri Tresca Arpad Nadai Heinrich Hencky William Prager Theodore von Karman Hilda Geiringer Rodney Hill Daniel Drucker Wadim Sokolowski Erastus Lee Horst Lippmann Lazar Katschanow L M Kacanov Die plastische Deformation BearbeitenIn realen Medien ist jede Deformation nur bis zu einer gewissen Grenze elastisch Wird diese Grenze uberschritten so tritt bei duktilen Materialien plastische Deformation Plastisches Fliessen auf Dabei kehrt der Korper mit dem Ausbleiben der fur die Deformation verantwortlichen mechanischen Belastung nicht wieder in seine Ausgangsform zuruck In diesem Fall genugt die Angabe der Positionen von Punkten des Festkorpers nicht mehr zur Kennzeichnung des Zustands des Festkorpers sondern es muss auch der Prozess berucksichtigt werden In diesem Fall ist die Gesamtdeformation ϵ displaystyle tilde epsilon nbsp keine reine Zustandsgrosse mehr Sie setzt sich im allgemeinen Fall zusammen aus einem elastischen Anteil ϵ E displaystyle tilde epsilon rm E nbsp einem plastischen Anteil ϵ P displaystyle tilde epsilon rm P nbsp einem Anteil a T displaystyle alpha cdot T nbsp der von der Temperatur T displaystyle T nbsp abhangt ϵ ϵ E ϵ P a T displaystyle tilde epsilon tilde epsilon rm E tilde epsilon rm P alpha cdot T nbsp Elastisch plastisches Materialverhalten kann beschrieben werden durch eine Fliessbedingung ein Fliessgesetz und ein Verfestigungsgesetz Fliessbedingung Bearbeiten Die Fliessbedingung legt alle mehrachsigen Spannungszustande fest an denen das Material plastisch fliesst Es ist ublich die Fliessbedingung als eine konvex gekrummte Flache im Spannungsraum anzugeben die Fliessortflache heisst Fur Spannungszustande innerhalb des von der Fliessortflache umschlossenen Raums deformiert das Material rein elastisch Liegt der aktuelle Spannungszustand auf der Fliessortflache so kann plastisches Fliessen eintreten Spannungszustande ausserhalb des umschlossenen Raums sind bei elasto plastischen Materialverhalten unmoglich Gebrauchliche Fliessbedingungen fur metallische Werkstoffe wurden formuliert von Huber von Mises und Tresca Sie nehmen jeweils isotropes Verhalten an Die Formulierungen nach von Mises und nach Tresca werden haufig angewendet Nach von Mises Bearbeiten Die Fliessbedingung nach R v Mises die im allgemeinen Fall einfach anzuwenden ist lautet 0 3 2 s T s k f 2 displaystyle 0 frac 3 2 tilde s T cdot tilde s k rm f 2 nbsp mit der Streckgrenze k f displaystyle k rm f nbsp dem Spannungsdeviator s s p e displaystyle tilde s sigma p cdot e nbsp d h um wie viel der aktuelle Spannungszustand vom hydrostatischen Spannungszustand abweicht dem Spannungstensor s displaystyle sigma nbsp der hydrostatischen Spannung p s x s y s z 3 displaystyle p frac sigma x sigma y sigma z 3 nbsp dem Identitatstensor e displaystyle e nbsp Nach Tresca Bearbeiten Nach Tresca ist die Fliessbedingung 0 k f 2 k displaystyle 0 frac k f 2 k nbsp mit k f s I s I I displaystyle k f sigma I sigma II nbsp der grossten Hauptnormalspannung s I displaystyle sigma I nbsp der kleinsten Hauptnormalspannung s I I displaystyle sigma II nbsp Fur eine graphische Interpretation der Trescaschen Regel konnen die Mohrschen Spannungskreise herangezogen werden Mit der Trescaschen Regel wird oft gerechnet wenn die Lage des Hauptachsensystems bekannt ist Fur numerisches Rechnen hat sie allerdings die Nachteile dass jeweils eine Hauptachsentransformation notig ist und dass die Fliessortflache nicht stetig differenzierbar ist Fliessen Bearbeiten Die Deformation findet nicht homogen im gesamten Material statt sondern nur an energetisch bevorzugten Kristallbaufehlern wie Versetzungen Phasengrenzen und amorphen Einlagerungen Des Weiteren hangt die plastische Verformung von der Temperatur und von der Dehnrate ab Das Fliessverhalten kann mit vielen konstitutiven Werkstoffgesetzen beschrieben werden Hierfur existieren empirische und metallphysikalisch basierte Modelle Fliessgesetz Bearbeiten Das Fliessgesetz bestimmt die plastischen Verzerrungsinkremente Im Falle assoziierter Plastizitat ist dieses Inkrement koaxial zum Normalenvektor der Fliessortflache Erlauterung siehe hier am aktuellen Spannungsort Die Grossenordnung des Inkrements bestimmt der skalarwertige plastische Multiplikator Im Falle nicht assoziierter Plastizitat bedient man sich zur Festlegung der plastischen Verzerrungsrichtung haufig eines fur diesen Zweck definierten plastischen Potentials Man kann den assoziierten Fall also auch als den Spezialfall auffassen bei dem plastisches Potential und Fliessbedingung dieselbe Flache im Spannungsraum projizieren Verfestigungsgesetz Bearbeiten Das Verfestigungsgesetz legt fest auf welche Weise die Fliessbedingung wahrend des Fliessens modifiziert wird Idealisiert kann von zwei unterschiedlichen Verfestigungsverhalten ausgegangen werden Durch isotropes Verfestigen kann das Materialverhalten beschrieben werden wenn es von der vorhergehenden Belastungsrichtung unabhangig ist bzw sich diese nicht andert Das isotrope Verfestigen wird durch Expansion der Fliessortflache ausgedruckt d h die Streckgrenze steigt um einen gewissen Betrag abhangig von der aufgebrachten Verformung Durch kinematisches Verfestigen kann z B der Bauschingereffekt beschrieben werden d h die Elastizitatsgrenze ist bei Belastung in Gegenrichtung deutlich niedriger als wahrend der vorherigen Belastung Dieses Phanomen kann durch Verschieben der Fliessortflache beschrieben werden Die Streckgrenze bleibt dabei konstant nur der Mittelpunkt des Fliessorts back stress a displaystyle tilde a nbsp verandert sich In der Fliessregel muss dann die Fliessspannung ersetzt werden durch die reduzierte Spannung s s a displaystyle hat tilde s tilde sigma tilde a nbsp Elementare Plastizitatstheorie BearbeitenDie Modellvorstellung betrachtet zunachst einen kleinen gedachten Wurfel innerhalb des Materials an dessen paarweise zusammengehorigen gegenuberliegenden Flachen je eine Spannung in beliebiger Richtung und Grosse angreift Jede dieser drei Spannungen lasst sich in ihrer zugehorigen Flache in je eine Normalspannung und in je zwei Tangentialspannungen Schubspannungen zerlegen Mathematisch entsteht somit der aus insgesamt neun Elementen bestehende Spannungstensor Wird nun dieser Wurfel etwas in seiner Lage verandert so andert sich an den angreifenden Spannungen nichts jedoch wird sich die Aufteilung in die Normal und Schubspannungen verandern Es lasst sich zeigen dass es eine Lage gibt bei der die Normalspannungen je einen Maximalwert erreichen und die Schubspannungen alle verschwinden Man nennt diesen Zustand auch Hauptspannungszustand und die ubrig gebliebenen Langsspannungen Hauptspannungen Es wird dann von der elementaren Plastizitatstheorie gesprochen Die Richtungen der drei Wurfelkanten in dieser Lage konnen durch eine Hauptachsentransformation des Spannungstensors berechnet werden Zu erkennen ist diese ausgezeichnete Lage an den Wirkungen der Spannungen im Allgemeinen bedingen Normalspannungen Langenanderungen und Schubspannungen Winkelanderungen Wenn sich zumindest die Modellvorstellung fur eine Verzerrung Umformung nur aus Langenanderungen zusammensetzen lasst und also keine Winkelanderungen mehr auftreten kann angenommen werden dass die o g fur die weitere mathematische Behandlung gunstige Lage gegeben ist Aus einem Quader vor der Umformung entsteht nach der Umformung wieder ein Quader parallelepipedische Umformung Anwendung Bearbeiten Die elementare Plastizitatstheorie hat breite Anwendung bei der bildsamen Formgebung von Metallen gefunden insbesondere in der Massivumformung Dabei besteht zunachst ein Widerspruch da Metalle kristallin also strukturiert aufgebaut sind Diese Anisotropie besteht jedoch nur im mikroskopischen Bereich der Korner Grossenordnung etwa 50 µm in jeder Richtung die wiederum auf Grund der Art ihrer Entstehung aus dem flussigen Guss Zustand in ihrer Orientierung regellos durcheinander liegen Insgesamt ergibt sich fur einen makroskopischen Korper wie er in der Umformtechnik praktisch immer vorhanden ist ein scheinbar gleichmassiger Aufbau Quasi Isotropie Eine weitere wichtige Anwendung der elementaren Plastizitatstheorie ist das im Rahmen der Baustatik entstandene Traglastverfahren Siehe auch BearbeitenPlastifikationLiteratur BearbeitenRolf Hinkfoth Massivumformung ausgewahlte technologische Grundlagen der Umformprozesse in der Metallurgie Verlagshaus Mainz Aachen 2003 ISBN 3 86130 184 9 Karl Eugen Kurrer Traglastverfahren In Geschichte der Baustatik Auf der Suche nach dem Gleichgewicht Ernst amp Sohn Berlin 2016 ISBN 978 3 433 03134 6 S 121 138 Normdaten Sachbegriff GND 4123953 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plastizitatstheorie amp oldid 227875825