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Petrus von Verona nach 1200 wohl in Verona 6 April 1252 in Barlassina bei Mailand auch Petrus Martyr oder Petrus von Mailand genannt war ein dominikanischer Prediger Inquisitor und Martyrer aus der Fruhzeit des Ordens Petrus Martyr wird erschlagen Buchmalerei aus dem Regensburger Dominikanerinnenkloster ca 1275 Keble College Oxford Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ermordung und Prozess 3 Verehrung 4 Darstellungen in der Kunst 5 Weblinks 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenUber Herkunft und Jugend des Petrus ist nichts bekannt Berichte in seiner Vita wonach er aus einer Ketzerfamilie stammen soll sind freie hagiographische Ausdichtungen Ungewiss ist auch die Angabe er sei vor seinem Eintritt in den Dominikanerorden um das Jahr 1220 Student in Bologna gewesen Durch seinen zeitgenossischen Ordensnamen gesichert ist der Eintrittskonvent Verona Nach Darstellung des Chronicon Maius des Dominikanerchronisten Galvano Fiamma 1283 1344 lebte er seit 1233 im Mailander Kloster Sant Eustorgio und soll bereits 1240 vom Papst zum Inquisitor ernannt worden sein 1 Von dem Humanisten Bernardino Corio stammt die Nachricht Petrus sei schon 1232 in Mailand als papstlicher Legat in der Ketzerbekampfung aufgetreten Alle diese postumen Angaben sind zweifelhaft Die von Corio nachgewiesene Beauftragung durch die Stadtvater die Ketzergesetzgebung Papst Gregor IX in die Mailander Kommunalstatuten einzuschreiben wurde auch in anderen Stadten ublicherweise Mendikanten ubertragen und muss nicht auf eine hervorgehobene Rolle hinweisen Im Ergebnis bleibt unsicher ob und wie sein Wirken ab 1232 33 in Mailand mit der Grundung verschiedener antiharetischer Laienbruderschaften und dem Aufbau der Halleluja Bewegung in Verbindung stand Sicher ist dass Petrus ab Ende der 1230er Jahre in Ober und Mittelitalien als erfolgreicher Prediger bekannt war und in allen grosseren Stadten der Region auftrat vermutlich im Jahr 1244 auch in Rom 1241 nahm er als Prior des Dominikanerkonvents von Asti am Mailander Provinzkapitel teil und wurde dort zum Prior des Konvents in Piacenza bestimmt Durch ein Schreiben Papst Innozenz IV vom 8 Juni 1251 lasst sich seine Beauftragung zusammen mit einem Mitbruder mit der Ausmerzung der katharischen Haresie in Cremona belegen Dieses einzige erhaltene Zeugnis in dem er unmittelbar als Ketzerverfolger greifbar wird bezeichnet ihn allerdings nicht ausdrucklich als Inquisitor Erst ein kurz nach seinem Tod verfasster ordensinterner Bericht erwahnt seine Bestimmung zu einem der Inquisitoren der Lombardei durch den Papst wenige Monate vor seinem Tod Kurze Zeit spater fiel er auf dem Weg von Como wo er als Prior amtierte nach Mailand im Wald von Barlassina einem Mordanschlag zum Opfer Ermordung und Prozess BearbeitenPetrus war mit drei Mitbrudern in Inquisitionsgeschaften unterwegs und wurde Opfer eines von einflussreichen Mailander Familien geplanten Auftragsmordes Einer der Begleiter uberlebte den Anschlag eine Woche lang und soll Einzelheiten uber den Tathergang berichtet haben die aber bereits hagiographische Zuge tragen Schon ein Jahr nach seinem Tode wurde Petrus von Papst Innozenz IV als Martyrer heiliggesprochen Der mutmassliche Morder der Mailander Konsul Pietro da Balsamo wurde am Tatort von einem Bauern gefasst konnte nach wenigen Tagen aus dem Gefangnis entkommen trat unter dem Decknamen Carino in den Dominikanerorden ein und wurde spater selbst seliggesprochen Die Ermittlungen gegen die von Balsamo offenbarten Hintermanner der Verschworung zogen sich bis 1295 hin was fur die Komplexitat der Hintergrunde spricht Da nur einzelne Vernehmungsakten erhalten sind lasst sich der Prozess nur in Teilen rekonstruieren Welches konkrete Tun oder Vorhaben des Inquisitors das Motiv fur seine Ermordung bot und welche Rolle die komplizierte politisch religiose Gemengelage in Mailand kurz nach dem Tod Kaiser Friedrich II spielte bleibt ungeklart Petrus von Verona ist in der Mailander Kirche Sant Eustorgio in einem vom Bildhauer Giovanni di Balduccio gestalteten Hochgrab bestattet Verehrung Bearbeiten nbsp Statue des hl Petrus Martyr in Sant Eustorgio in Mailand mit dem typischen Attribut des Heiligen dem Haumesser im SchadelDer seit dem 16 Jahrhundert in den Acta Sanctorum genannte Festtag des heiligen Petrus von Verona war der 29 April der bis zum Zweiten Vatikanisches Konzil auch in den liturgischen Buchern verzeichnet war 2 Heute begeht die romisch katholische Kirche das Fest als nichtgebotenen Gedenktag am Todestag des Heiligen dem 6 April wahrend der ordensinterne Festtag der Dominikaner der 4 Juni ist Petrus Martyr ist einer der Patrone des Dominikanerordens Ausserdem gilt er als Schutzpatron der Stadte Como Cremona des Herzogtums Modena und der Lombardei Als einer der popularsten Volksheiligen Oberitaliens wurden ihm unterschiedlichste Patronate und Anrufungsressorts zugeordnet so fungiert er als Schutzpatron der Inquisition und der Wochnerinnen wird um Hilfe bei Sturm und Gewitter fur eine gute Ernte und aufgrund seiner Todesart bei Kopfschmerzen angerufen Zahlreiche Bruderschaften stellten sich unter den Schutz des Heiligen so die der Schuhmacher in Palma die der Weber in Manresa und die der Brauer in Koln welche die St Peter von Mailand Bruderschaft grundeten An der Stelle seines vermeintlichen Geburtshauses in Verona liessen die Dominikaner 1656 die ihm geweihte Kirche San Pietro Martire errichten 3 Darstellungen in der Kunst BearbeitenAbgesehen von den relativ seltenen Zyklen mit Episoden aus seinem Leben die ausserhalb von Dominikanerkirchen fast nur in Italien auftreten ist fur Petrus Martyr ein fest umrissener Darstellungstypus mit wenig ikonographischen Varianten verbreitet Er wird als kraftiger Mann mit Bart im Habit der Dominikaner und zumeist mit einem Malchus oder Hackmesser im Schadel oder auch nur mit einer klaffenden Wunde am Kopf gezeigt die auf sein Martyrium verweist Weitere Attribute sind ein Schwert unter dem Arm die Martyrerpalme oder ein Buch das auf seine Predigertatigkeit hinweist Wie Benedikt von Nursia wird Petrus Martyr manchmal mit auf dem Mund liegenden Zeigefinger dargestellt Diese Bilder finden sich haufig im Kreuzgang eines Dominikanerkonvents oder uber dem Eingang zur Sakristei um seine Mitbruder zum kontemplativen Schweigen zu ermahnen Die ahnliche Geste bei Bildern von Johannes Nepomuk dem Patron des Beichtgeheimnisses bezieht sich auf das Beichtsiegel Als Inschrift ist den Darstellungen haufig Credo oder Credo in unum Deum beigefugt der Beginn des lateinischen Credos den er der Legende nach im Todeskampf mit dem blutbenetzten Finger auf den Boden schrieb In Gruppen von Ordensheiligen taucht er oft zusammen mit Dominikus und Thomas von Aquin auf auch Katharina von Siena und Vinzenz Ferrer kommen als Begleiter vor In Zyklen werden neben seiner Predigt Ermordung und Heiligsprechung hauptsachlich Wunderszenen dargestellt auch posthume Wundersequenzen an seinem Grab sind als Serien ublich Als Einzelszene ist vor allem die Darstellung seiner Ermordung gelaufig dabei wird meist in bewegter Szenerie der Schwertstreich auf sein Haupt aber auch ein Dolchstoss von hinten oder vorn abgebildet 4 nbsp Petrus von Mailand Relief am Brauhaus Fruh in Koln nbsp Ermordung des hl Petrus Martyr von Cecilio Rizzardini 19 Jh nbsp Tod des Hl Petrus Martyr von Giorgio Vasari 1570 nbsp Die Ermordung des hl Petrus Martyr von Giovanni Bellini um 1507 nbsp Die Ermordung des hl Petrus Martyr von Domenichino um 1620 nbsp Das Feuerwunder des Hl Petrus Martyr von Antonio Vivarini ca 1440 1450 nbsp Sankt Peter Martyr Pedro Berruguete zugeschrieben ca 1493 1499 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Petrus von Verona Sammlung von BildernSiehe auch BearbeitenSan Pedro Martir nach ihm benannte OrteLiteratur BearbeitenMarina Benedetti Pietro da Verona santo In Raffaele Romanelli Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 83 Piacentini Pio V Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2015 ad vocem Thomas Berger Petrus Veronensis auch Petrus Martyr In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 383 384 Archivlink Amalie Fossel Petrus Martyr P von Verona In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 8 Herder Freiburg im Breisgau 1999 Sp 129 Donald Prudlo The Martyred Inquisitor The Life and Cult of Peter of Verona 1256 Church Faith and Culture in the Medieval West Band 10 Routledge London New York 2008 ISBN 978 0 7546 6256 3 Marie Humbert Vicaire Petrus Martyr In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 6 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1993 ISBN 3 7608 8906 9 Sp 1978 Achim Wesjohann Mendikantische Grundungserzahlungen im 13 und 14 Jahrhundert Mythen als Element institutioneller Eigengeschichtsschreibung der mittelalterlichen Franziskaner Dominikaner und Augustiner Eremiten Lit Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 643 11667 3 S 489 493 Einzelnachweise Bearbeiten Galvano Fiamma Gundisalvo Odetto Ed La Cronaca Maggiore dell Ordine domenicano di Galvano Fiamma Frammenti editi per cura di Gundisalvo Odetto In Archivum fratrum Praedicatorum Band X 1940 S 297 373 italienisch Diurnale Romanum Ausgabe von 1960 gemass dem am 25 Juli 1960 approbierten Codex Rubricarum Leonardo Venturini Santo Stefano a Verona Scripta Edizioni Verona 2013 ISBN 978 88 96162 94 1 S 137 Gregor Martin Lechner Petrus Martyr von Mailand von Verona In Lexikon der christlichen Ikonographie Band 8 Herder Freiburg im Breisgau 1968 Sp 185 189 Normdaten Person GND 118740504 lobid OGND AKS LCCN nr91037453 VIAF 50020551 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Petrus von VeronaALTERNATIVNAMEN Petrus Veronensis Petrus Martyr Petrus von MailandKURZBESCHREIBUNG dominikanischer Prediger Inquisitor und MartyrerGEBURTSDATUM nach 1200GEBURTSORT unsicher VeronaSTERBEDATUM 6 April 1252STERBEORT Barlassina Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Petrus von Verona amp oldid 238966416