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Peter Illes 10 August 1942 in Budapest ist ein ungarisch deutscher Arzt und Pharmakologe Peter Illes Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Schuler 4 Anerkennung 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr ist Sohn des Augenarztes Peter Illes und dessen Frau der Gymnasiallehrerin Margit geb Bangha Seine Vorfahren mutterlicherseits stammen aus Nordbohmen und Wien Nach Schulbesuch und Abitur in Budapest studierte er an der Budapester Semmelweis Universitat Medizin 1967 erhielt er die arztliche Approbation und wurde mit einer bei Szilveszter E Vizi 1936 am Pharmakologischen Institut der Universitat angefertigten Dissertation Wirkung von Prostaglandinen PGE1 PGE2 und PGF2a auf die neurochemische Transmission in adrenerg und cholinerg innervierten Glattmuskelorganen aus dem Ungarischen zum Dr med promoviert Elf Jahre war er anschliessend abgesehen von Forschungsaufenthalten in Leningrad und Lund wissenschaftlicher Assistent an diesem Institut 1978 ubersiedelte er nach Deutschland wo er eingeburgert wurde Von 1978 bis 1981 arbeitete er bei Albert Herz 1921 am Max Planck Institut fur Psychiatrie in Munchen von 1981 bis 1995 bei Klaus Starke am Pharmakologischen Institut der Albert Ludwigs Universitat Freiburg Hier habilitierte er sich 1983 mit einer Arbeit Prasynaptische Rezeptoren in noradrenerg innervierten glattmuskularen Geweben fur Pharmakologie und Toxikologie 1995 nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl fur Pharmakologie und Toxikologie der Universitat Leipzig an 1 Das Institut erhielt auf seinen Vorschlag 1999 den Namen Rudolf Boehm Institut fur Pharmakologie und Toxikologie 2 3 2007 wurde er pensioniert 2009 war er Gastprofessor an der Universitat Mailand Bicocca von 2009 bis 2010 Leiter der Sektion Pharmakologie und Toxikologie der Asklepios Medical School in Hamburg einer Aussenstelle der Semmelweis Universitat Peter Illes ist mit der Biologin Patrizia geb Rubini 1956 verheiratet mit der er vier Kinder hat Seit 2018 ist er Chair Professor an der Acupuncture and Tuina School der Chengdu University of Traditional Medicine Chengdu China und Ehrendoktor ebenda Von dort stammen auch aktuelle Publikationen 4 Forschung BearbeitenIlles ist Neuropharmakologe besonders erfahren in den Methoden der Elektrophysiologie also der Messung bioelektrischer Vorgange Viele Arbeiten in Budapest Munchen und Freiburg im Breisgau galten der Freisetzung von Neurotransmittern Um sie ging es schon in der Dissertation und 1977 beschrieb er mit dem Prager Neurophysiologen Frantisek Vyskocil 1941 eine neue ungewohnliche Art der Freisetzung von Acetylcholin in der motorischen Endplatte nicht quantal nicht in vorgefertigten Portionen Quanten von etwa 5000 Molekulen sondern Molekul fur Molekul 5 Der Aufsatz hat die Forschung angeregt Acetylcholin benutzt zur nicht quantalen Freisetzung einen Transporter Der biologische Sinn ist noch nicht klar 6 Ein fundamentaler Wirkmechanismus von Opioiden ist Verminderung der Transmitterfreisetzung zum Beispiel der Freisetzung von Acetylcholin und Noradrenalin aus Nervenzellen im Hippocampus 7 8 An einem Modellgewebe dem durch den Sympathikus innervierten Samenleiter haben Illes und Mitarbeiter die Ursache erkannt In den prasynaptischen Endigungen der postganglionaren sympathischen Nervenzellen steht weniger Calcium fur die Freisetzung zur Verfugung 9 weil Opioide den Einstrom von Calcium nicht kompetitiv hemmen 10 1989 hat Illes diesen Aspekt der Opioid Pharmakologie in einer Ubersicht zusammengefasst 11 Andere Forschungen galten der Modulation der Freisetzung durch Prostaglandine und Adenosin sowie uber Autorezeptoren Prasynaptische Autorezeptoren vom Typ der a2 Adrenozeptoren vermitteln im Sympathikus eine Selbsthemmung der Freisetzung von Noradrenalin Das naturliche Funktionieren der Selbsthemmung hat Illes wieder am Samenleiter elektrophysiologisch verifiziert 12 Im Freiburger Pharmakologischen Institut war aufgefallen dass in manchen Blutgefassen Noradrenalin nicht der einzige Neurotransmitter der vasokonstriktorischen sympathischen Nerven war Hinzu kam Adenosintriphosphat ATP als Kotransmitter Durch Kombination von bioelektrischen Messungen und Messungen des Gefassdurchmessers haben Illes und seine Kollegen entdeckt dass unter bestimmten Umstanden ATP sogar der einzige Transmitter fur die Vasokonstriktion ist wahrend Noradrenalin nur auf die prasynaptischen a2 Autorezeptoren wirkt und so seine eigene Freisetzung und die von ATP hemmt 13 Ab 1992 wandte sich Illes immer mehr dem ATP und anderen Nukleotiden als Botenstoffen zu sowie deren Rezeptoren den P2 Rezeptoren Man kennt heute 2013 bei Saugetieren funfzehn P2 Rezeptoren namlich sieben P2X und acht P2Y Rezeptoren Entsprechend fazettenreich ist die Funktion der Nukleotide als Botenstoffe Die P2X Rezeptoren sind ligandenaktivierte Ionenkanale geschlossen ohne aktivierende Liganden wie ATP geoffnet nach Bindung aktivierender Liganden Die P2Y Rezeptoren sind G Protein gekoppelte Rezeptoren Zu Illes Ergebnissen gehoren die folgenden Nach einer Publikation von 1992 depolarisiert ATP die Nervenzellen im Locus caeruleus einem Kern des Rautenhirns 14 und nach einer Publikation von 1997 ist es dort erregender Neurotransmitter 15 Beide Rezeptorgruppen sind beteiligt P2X vermutlich P2X2 und P2Y vielleicht P2Y1 16 Ahnliches fand gleichzeitig die Gruppe des britischen Pharmakologen Richard Alan North 1944 17 mit dem Illes 1980 zusammengearbeitet hatte Wenig spater stellte sich heraus dass Noradrenalin und ATP wie in den erwahnten Blutgefassen und anderen peripheren Geweben auch im Locus caeruleus Kotransmitter sind 18 Im mesolimbischen System des Gehirns steigert ATP uber P2Y Rezeptoren die Freisetzung von Dopamin Es konnte dadurch Bewegungen Nahrungsaufnahme und die Stimmung beeinflussen 19 Die Rezeptoren sind P2Y1 und als weiterer Botenstoff ist Stickstoffmonoxid eingeschaltet das nach Aktivierung der P2Y1 Rezeptoren vermehrt gebildet wird 20 An den kleinen Schmerzempfindungen vermittelnden Nervenzellen der Spinalganglien gibt es sowohl P2X3 als auch P2Y Rezeptoren Aktivierung der ersteren durch ATP erregt die Zellen und ist vermutlich an der Weiterleitung der Empfindung Schmerz beteiligt Aktivierung der letzteren dagegen hemmt die Zellen und konnte dadurch Schmerzen lindern 21 Mit einer grossen Forschergruppe hat Illes unter Verwendung molekulargenetischer Methoden die Struktur der P2X3 Rezeptoren geklart 22 Der P2X7 Rezeptor ist ungewohnlich weil langere Aktivierung die Pore des Ionenkanals stark erweitert die Zellmembran fur grosse Molekule durchlassig macht und so Zellen bis zum Zelltod schadigen kann Die Rezeptoren kommen ausser auf Nerven auch auf Gliazellen vor so im mesolimbischen System und in der Netzhaut des Auges 23 24 Sie spielen eine Rolle bei Erkrankungen des Nervensystems Nach Durchblutungsstorungen des Gehirns steigt ihre Zahl 25 und sie konnen den entstandenen Schaden verschlimmern 26 Im Jahr 2006 haben Illes und andere Wissenschaftler darunter Szilveszter Vizi die Biologie der P2X7 Rezeptoren in einem Uberblick dargestellt 27 Schuler BearbeitenFolgende Wissenschaftler haben sich bei Illes habilitiert Jahr der Habilitation Wolfgang Norenberg 1996 Kerstin Wirkner 2005 Heike Franke 2010 Zoltan Gerevich 2010 Laszlo Koles 2010 Holger Kittner 2011 Ute Krugel 2012 Anerkennung BearbeitenIm Jahr 2000 erhielt Illes die Ehrendoktorwurde der Medizinischen Fakultat der Semmelweis Universitat 28 im Jahr 2001 den Carl Reinhold August Wunderlich Preis fur klinische Lehre der Universitat Leipzig 2003 wurde er Ehrenmitglied der Ungarischen Pharmakologischen Gesellschaft 2011 Mitglied der Academia Europaea 2012 verlieh ihm die Ungarische Pharmakologische Gesellschaft ihren nach dem ungarischen Pharmakologen Bela Issekutz 1886 1979 benannten Preis Einzelnachweise Bearbeiten Biographie auf der Internetseite der Universitat Leipzig Abgerufen am 16 Januar 2012 Peter Illes und Ingrid Kastner Rudolf Boehm Institut fur Pharmakologie und Toxikologie Medizinische Fakultat der Universitat Leipzig In Athineos Philippu Hrsg Geschichte und Wirken der pharmakologischen klinisch pharmakologischen und toxikologischen Institute im deutschsprachigen Raum Berenkamp Verlag Innsbruck 2004 S 430 439 ISBN 3 85093 180 3 Geschichte des Instituts auf der Internetseite der Universitat Leipzig Abgerufen am 16 Januar 2013 Peter Illes Patrizia Rubini Hayan Yin Yong Tang Impaired ATP release from brain astrocytes may be a cause of major depression In Neuroscience Bulletin 2020 doi 10 1007 s12264 020 00494 7 Frantisek Vyskocil und Peter Illes Non quantal release of transmitter at mouse neuromuscular junction and its dependence on the activity of Na K ATPase In Pflugers Archiv European Journal of Physiology 370 1977 S 295 297 doi 10 1007 BF00585542 F Vyskocil A I Malomouzh und E E Nikolsky Non quantal acetylcholine release at the neuromuscular junction In Physiological Research 58 2009 S 763 784 Rolf Jackisch Martin Geppert Angelika S Brenner und Peter Illes Presynaptic opioid receptors modulating acetylcholine release in the hippocampous of the rabbit In Naunyn Schmiedeberg s Archives of Pharmacology 332 1986 S 156 162 doi 10 1007 BF00511406 Rolf Jackisch Martin Geppert und Peter Illes Characterization of opioid receptors modulating noradrenaline release in the hippocampus of the rabbit In Journal of Neurochemistry 46 1986 S 1802 1810 doi 10 1111 j 1471 4159 1986 tb08499 x Peter Illes Walter Zieglgansberger und Albert Herz Calcium reverses the inhibitory action of morphine on neuroeffector transmission in the mouse vas deferens In Brain Research 191 1980 S 511 522 doi 10 1016 0006 8993 80 91299 8 P Illes C Meier und K Starke Non competitive interaction between normorphine and calcium on the release of acetylcholione In Brain Research 251 1982 S 192 195 doi 10 1016 0006 8993 82 91292 6 Peter Illes Regulation of transmitter and hormone release by multiple neuronal opioid receptors In Reviews of Physiology Biochemistry and Pharmacology 112 1989 S 139 233 Peter Illes und Klaus Starke An electrophysiological study of presynaptic a adrenoceptors in the vas deferens of the mouse In British Journal of Pharmacology 78 1983 S 365 373 doi 10 1111 j 1476 5381 1983 tb09402 x D Ramme J T Regenold K Starke R Busse und P Illes Identification of the neuroeffector transmitter in jejunal branches of the rabbit mesenteric artery In Naunyn Schmiedeberg s Archives of Pharmacology 336 1987 S 267 273 doi 10 1007 BF00172677 L Harms E P Pinta M Tschopl und P Illes Depolarization of rat locus coeruleus neurons by adenosine 5 triphosphate In Neuroscience 48 1992 S 941 952 doi 10 1016 0306 4522 92 90282 7 Karen Nieber Wolfgang Poelchen und Peter Illes Role of ATP in fast excitatory synaptic potentials in locus coeruleus neurones of the rat In British Journal of Pharmacology 122 1997 S 423 430 doi 10 1038 sj bjp 0701386 Rainer Frohlich Stefan Boehm und Peter Illes Pharmacological characterization of P2 purinoceptor types in rat locus coeruleus neurons In European Journal of Pharmacology 315 1996 S 255 261 doi 10 1016 S0014 2999 96 00612 7 K Z Shen und R A North Excitation of rat locus coeruleus neurons by adenosine 5 triphosphate ionic mechanism and receptor characterization In Journal of Neuroscience 13 1993 S 894 899 W Poelchen D Sieler K Wirkner und P Illes Co transmitter function of ATP in central catecholaminergic neurons of the rat In Neuroscience 102 2001 S 593 602 doi 10 1016 S0306 4522 00 00529 7 Ute Krugel Holger Kittner und Peter Illes Mechanisms of adenosine 5 triphosphate induced dopamine release in the rat In Synapse 39 2001 S 222 232 doi 10 1002 1098 2396 20010301 39 3 lt 222 AID SYN1003 gt 3 0 CO 2 R Holger Kittner Heike Franke Wolfgang Fischer Nina Schultheis Ute Krugel und Peter Illes Stimulation of P2Y1 receptors causes anxiolytic like effects in the rat elevated plus maze implications for the involvement of P2Y1 receptor mediated nitric oxide production In Neuropsychopharmacology 28 2003 S 435 444 doi 10 1038 sj npp 1300043 Zoltan Gerevich Sebestyen J Borvendeg Wolfgang Schroder und 6 weitere Autoren Inhibition of N type voltage activated calcium channels in rat dorsal root ganglion neurons by P2Y receptors is a possible mechanism of ADP induced analgesia In Journal of Neuroscience 24 2004 S 797 807 doi 10 1523 JNEUROSCI 4019 03 2004 Mandy Bodnar Haihong Wang Thomas Riedel und 10 weitere Autoren Amino acid residues constituting the agonist binding site of the human P2X3 receptor In Journal of Biological Chemistry 286 2011 S 2739 2749 doi 10 1074 jbc M110 167437 H Franke J Grosche H Schadlich U Krugel C Allgeier und P Illes P2X receptor expression on astrocytes in the nucleus accumbens of rats In Neuroscience 108 2001 S 421 429 doi 10 1016 S0306 4522 01 00416 X Thomas Pannicke Wolfgang Fischer Bernd Biedermann und 8 weitere Autoren P2X7 receptors in Muller glial cells from the human retina In Journal of Neuroscience 20 2000 S 5965 5972 Heike Franke Albrecht Gunther Jens Grosche und sechs weitere Autoren P2X7 receptor expression after ischemia in the cerebral cortex of rats In Journal of Neuropathology amp Experimental Neurology 63 2004 S 686 699 Joao Filipe Oliveira Thomas Riedel Anna Leichsenring Claudia Heine Heike Franke Ute Krugel Wolfgang Norenberg und Peter Illes Rodent cortical astroglia express in situ functional P2X7 receptors sensing pathologically high ATP concentrations In Cerebral Cortex 21 2011 S 806 820 doi 10 1093 cercor bhq154 Beata Sperlagh E Sylvester Vizi Kerstin Wirkner und Peter Illes P2X7 receptors in the nervous system In Progress in Neurobiology 78 2006 S 327 346 doi 10 1016 j pneurobio 2006 03 007 Pressemitteilung der Universitat Leipzig Abgerufen am 16 Januar 2013 Normdaten Person GND 1089286112 lobid OGND AKS LCCN n85359841 VIAF 74481606 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Illes PeterKURZBESCHREIBUNG ungarisch deutscher Arzt und PharmakologeGEBURTSDATUM 10 August 1942GEBURTSORT Budapest Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Illes amp oldid 228698772