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Gaius Pescennius Niger vermutlich um 135 140 angeblich in Aquinum im April 194 in der Nahe von Antiocheia war romischer Gegenkaiser von Mitte April 193 bis zu seiner entscheidenden Niederlage etwa Ende Marz 194 Er war einer der Kaiser des zweiten Vierkaiserjahres das mitunter falschlich als Funfkaiserjahr bezeichnet wird Aureus des Pescennius Niger Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Laufbahn 2 Erhebung 3 Burgerkrieg 4 Tod 5 Urteile von Zeitgenossen und Nachwelt 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenHerkunft und Laufbahn BearbeitenPescennius Niger stammte aus Italien Seinen angeblichen Geburtsort Aquinum heute Aquino in der Region Latium hat man nur aus einem vagen Hinweis in seiner wenig vertrauenswurdigen Lebensbeschreibung in der Historia Augusta erschlossen diese Quelle enthalt viele Erfindungen darunter auch falsche Angaben uber seine Amterlaufbahn Erfunden sind auch die dort genannten Namen seiner Eltern Annius Fuscus und Lampridia Der Zeitraum seiner Geburt ist nur spekulativ aus seinem mutmasslichen Alter als Kaiser erschlossen Jedenfalls gehorte er ursprunglich dem Ritterstand an und wurde unter Kaiser Commodus 180 192 in den Senat aufgenommen Zur Zeit des Commodus wurde er auch Suffektkonsul Zuverlassig bezeugt ist dass er im Grenzgebiet von Dakien wo er moglicherweise Statthalter war an erfolgreichen Kampfen gegen die Sarmaten beteiligt war Ab 190 oder 191 war er Statthalter der reichen Provinz Syria und befehligte die dort stationierten Legionen 1 Erhebung BearbeitenNach der Ermordung des Kaisers Pertinax am 28 Marz 193 entstand ein Machtvakuum da der von den Pratorianern erhobene Nachfolger Didius Iulianus sich keinen Respekt verschaffen konnte von der Bevolkerung Roms abgelehnt wurde und auch anderswo keinerlei Anerkennung fand Niger war dagegen in Rom popular und seine dortigen Anhanger forderten ein Eingreifen des syrischen Heeres und seine Einsetzung zum Kaiser Etwa Mitte April trafen diese Nachrichten im Osten ein Niger berief kurz darauf in der Provinzhauptstadt Antiocheia eine Soldaten und Volksversammlung ein auf der er zum Kaiser ausgerufen wurde Die Truppen in Kleinasien und Agypten unterstellten sich ihm so dass er den gesamten ostlichen Reichsteil unter seine Kontrolle bringen konnte Die Nachricht vom Zusammenbruch der kaiserlichen Autoritat in der Hauptstadt war aber auch fur andere ehrgeizige Befehlshaber das Signal zum Handeln gewesen Schon am 9 April 193 war in Carnuntum im heutigen Niederosterreich der Hauptstadt der Provinz Oberpannonien der dortige Statthalter Septimius Severus von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen worden zudem erhob auch der Statthalter Britanniens Clodius Albinus Anspruch auf die Kaiserwurde Septimius Severus machte sich alsbald auf den Marsch nach Rom wo er schon vor seinem Eintreffen vom Senat am 1 Juni anerkannt wurde und dann am 9 Juni seinen Einzug hielt Didius Iulianus fand den Tod Mit Albinus verstandigte sich Severus dahingehend dass dieser den Titel Caesar tragen und sich damit als Thronfolger betrachten durfte Da Septimius Severus bereits zwei Sohne hatte war diese Regelung nicht zukunftsfahig doch hielt sie ihm fur den bevorstehenden Kampf gegen Niger den Rucken frei Burgerkrieg BearbeitenNigers Aussichten waren von vornherein eher ungunstig da seine Legionen quantitativ und qualitativ unterlegen waren Andererseits war er auch im Westen zumindest in Rom popular und verfugte in seinem Machtbereich uber viele hoch motivierte Anhanger Den Partherkonig Vologaeses V konnte er als Verbundeten betrachten und Abdsamiya der Konig des kleinen Reiches von Hatra stellte sogar Bogenschutzen zur Verfugung Nigers Truppen besetzten die Stadt Byzantion und sicherten sich damit den Ubergang von Asien nach Europa Von dort stiessen sie nach Thrakien vor und versuchten das strategisch wichtige Perinthos einzunehmen Trotz eines anfanglichen Erfolgs gegen die gegnerische Vorhut mussten sie jedoch bald Thrakien aufgeben und sich nach Byzantion zuruckziehen das von den severischen Truppen eingeschlossen und belagert wurde Das Hauptheer des Severus landete an der asiatischen Kuste Bei Kyzikos erlitt der wichtigste Befehlshaber Nigers der Statthalter der Provinz Asia Asellius Aemilianus gegen Ende 193 eine schwere Niederlage Er wurde anschliessend auf der Flucht getotet Durch taktisches Ungeschick wurde Niger Ende 193 oder Anfang 194 bei Nikaia heute Iznik geschlagen und musste daraufhin den grossten Teil Kleinasiens raumen und an den leicht zu verteidigenden gut befestigten Taurospassen eine neue Verteidigungslinie errichten Doch das severische Heer konnte sich auch dort durchsetzen Bereits nach der Schlacht von Nikaia war Agypten zur Gegenseite ubergegangen Sogar einzelne Stadte im restlichen Machtbereich Nigers wurden abtrunnig so dass sich seine Niederlage bereits deutlich abzeichnete Niger liess daraufhin zur Abschreckung die rebellischen Stadte Tyros und Laodikeia plundern und niederbrennen Er eilte mit dem Rest seiner Streitkrafte von seinem Hauptquartier in Antiocheia aus nach Norden und stiess Ende Marz 194 bei Issos auf das feindliche Heer woraufhin es zur Schlacht von Issos kam Nigers Armee bestand aber zu einem erheblichen Teil aus ungeubten frisch rekrutierten Freiwilligen und wie schon bei Nikaia zeigte sich dass er als Feldherr nicht besonders begabt war Es gelang der gegnerischen Reiterei seine Stellung zu umgehen und von hinten anzugreifen nachdem ein heftiges Gewitter in seinen Reihen Verwirrung angerichtet hatte Darauf setzte eine panische Flucht ein Auf Seiten Nigers sollen 20 000 Mann gefallen sein er selbst entkam mit Muhe nach Antiocheia Tod BearbeitenDie Antiochier die viele Gefallene zu beklagen hatten mussten nun erkennen dass der Krieg verloren war und sie sich in verzweifelter Lage befanden Sie hatten Niger von Anfang an besonders eifrig unterstutzt und mussten mit furchtbarer Rache des Siegers rechnen Die severischen Truppen stiessen rasch nach Antiocheia vor Niger floh in Richtung Euphrat um sich bei den verbundeten Parthern in Sicherheit zu bringen Er kam aber nicht weit sondern wurde gefasst und getotet Manchen seiner Anhanger gelang jedoch die Flucht uber die Grenze Nigers abgeschlagener Kopf wurde nach Byzanz gebracht wo seine belagerten Anhanger ausgehalten hatten Erst spater traf Septimius Severus in Syrien ein Er hatte sich nie an die Front begeben sondern die Schlachten seinen Kommandeuren uberlassen und die Entscheidung in Thrakien abgewartet Uber Niger wurde die damnatio memoriae verhangt Seine Sohne wurden hingerichtet Urteile von Zeitgenossen und Nachwelt BearbeitenDie Hauptquellen sind die von den Zeitgenossen Cassius Dio und Herodian stammenden Geschichtswerke Der generell zuverlassigere Cassius Dio urteilt neutral wahrend Herodian ein Gegner des Severus ein insgesamt vorteilhaftes Bild von Niger zeichnet In der Historia Augusta finden sich Behauptungen einer betont nigerfreundlichen Uberlieferung neben Material aus einer nigerfeindlichen Quelle Aurelius Victor 360 61 und der Christ Orosius 417 418 schatzen Niger als machtgierigen Usurpator ein in der Epitome de Caesaribus um 400 wird er sogar als Mann jeder Schandlichkeit bezeichnet Dieses negative Urteil bestimmte das Niger Bild im Mittelalter soweit man uberhaupt von ihm Kenntnis nahm Niger vermochte seine Chancen nicht zu nutzen und war vor allem militarisch von seiner Aufgabe uberfordert Sogar der mit ihm sympathisierende Herodian kritisiert seinen Mangel an Entschlossenheit und Tatkraft Cassius Dio schildert ihn als mittelmassig und nicht besonders klug und deutet an dass gerade seine Unauffalligkeit karrierefordernd war Andererseits ist festzuhalten dass seine grosse Beliebtheit auf eine relativ burgerfreundliche Verwaltung zuruckzufuhren war die als gerecht empfunden wurde Darauf sollte wohl der Beiname Iustus der Gerechte hindeuten den er sich als Kaiser zulegte und die Hervorhebung der Gerechtigkeit iustitia auf seinen Munzen Literatur BearbeitenFabrizio Minucci Precisazioni cronologiche sulla lotta tra Settimio Severo e Pescennio Nigro In Universita di Siena Annali della Facolta di Lettere e Filosofia 23 2002 S 43 70 Steve Pasek Bellum civile inter principes Der Burgerkrieg zwischen Septimius Severus und Pescennius Niger 193 194 n Chr Akademische Verlagsgemeinschaft Munchen 2014 ISBN 978 3 86924 586 7 Ze ev Rubin Civil War Propaganda and Historiography Bruxelles 1980 ISBN 2 87031 113 3 Martin Zimmermann Kaiser und Ereignis Studien zum Geschichtswerk Herodians Vestigia Bd 52 C H Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 45162 4 S 171 188 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pescennius Niger Album mit Bildern Videos und Audiodateien Michael L Meckler Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Biografie aus der Historia Augusta englisch Jona Lendering Lucius Pescennius Niger In Livius org englisch Anmerkungen Bearbeiten Edward Dabrowa The Governors of Roman Syria from Augustus to Septimius Severus Bonn 1998 S 127 f Steve Pasek Coniuratio ad principem occidendum faciendumque Munchen 2013 S 361 364 Normdaten Person GND 118790498 lobid OGND AKS LCCN nb2014020879 VIAF 313570673 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pescennius NigerALTERNATIVNAMEN Gaius Pescennius NigerKURZBESCHREIBUNG romischer Gegenkaiser 193 194 GEBURTSDATUM um 140GEBURTSORT unsicher AquinumSTERBEDATUM April 194STERBEORT bei Antiocheia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pescennius Niger amp oldid 234530078