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Pausanias altgriechisch Paysanias Pausanias in Orestis 336 v Chr in Aigai war der Morder des makedonischen Konigs Philipp II Er wurde in Orestis im oberen Makedonien als Sohn des Kerastos geboren 1 und gehorte der Leibwache Somatophylakes Philipps an Im Herbst 336 v Chr ermordete er seinen Herrn wahrend der Hochzeit von dessen Tochter Kleopatra mit dessen Schwager Alexander von Epirus im Theater von Aigai In einigen antiken Quellen wird der Verdacht geaussert dass Philipps Gattin Olympias und deren Sohn Alexander der Grosse an dem Attentat mitwirkten da sie kurz davor ein heftiges Zerwurfnis mit dem ermordeten Konig gehabt hatten Die moderne Forschung ist in dieser Frage geteilter Meinung Inhaltsverzeichnis 1 Antike Darstellungen des Mordes 1 1 Aristoteles und Diodor 1 2 Iustinus 2 Beurteilung des Mordes in der modernen Wissenschaft 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAntike Darstellungen des Mordes BearbeitenAristoteles und Diodor Bearbeiten Der beruhmte Philosoph und Lehrer Alexanders des Grossen Aristoteles erwahnt in seinem staatsphilosophischen Werk Politik den Mord an Philipp kurz Als Motiv fur die Tat gibt er an dass der Konig eine Misshandlung ungesuhnt liess die der makedonische Adlige Attalos und dessen Gefolgsleute Pausanias zugefugt hatten 2 Der sizilische Historiker Diodor der im ersten vorchristlichen Jahrhundert lebte erweitert in seiner Darstellung des Mordes die Angaben des Aristoteles wesentlich Laut diesem Bericht wurde Pausanias aufgrund seines guten Aussehens vom Konig geliebt bis er von einem gleichnamigen jungen Mann aus Philipps Zuneigung verdrangt wurde Aus Eifersucht uberhaufte der spatere Konigsmorder seinen Rivalen mit Schmahreden Pausanias Namensvetter nahm sich die Beleidigung so zu Herzen dass er sich dem befreundeten Attalos anvertraute und danach freiwillig aus dem Leben schied indem er bei einem Feldzug gegen den Illyrerkonig Pleurias einen lebendigen Schutzschild fur den Konig abgab Attalos ubte Rache indem er Pausanias zu einem Bankett einlud ihm reichlich Wein kredenzen liess und ihn in vollig berauschtem Zustand einer schandlichen Behandlung durch seine Stallknechte aussetzte er wurde angeblich mehrfach vergewaltigt Wieder nuchtern geworden bemerkte Pausanias wie ubel ihm mitgespielt worden war und fuhrte daruber Beschwerde bei Konig Philipp Dieser war aber nicht zur Ahndung des Vergehens bereit da er Attalos als tuchtigen Feldherrn fur die Leitung des Vorauskommandos des geplanten Perserkrieges bestimmt hatte ausserdem war Attalos der Onkel von Philipps letzter Gattin Kleopatra Der Monarch vertrostete Pausanias daher durch Prasente und Aufnahme unter die koniglichen Leibwachter Uber die nicht erfolgte Bestrafung des Attalos enttauscht hasste Pausanias nun auch den Konig Er wurde ausserdem vom Sophisten Hermokrates belehrt viel Ruhm durch die Ermordung desjenigen Mannes erlangen zu konnen der die grossten Taten vollbracht habe So reifte in Pausanias die Absicht zur Totung des Konigs die er wahrend der Feste anlasslich der Hochzeit der Konigstochter Kleopatra mit Alexander von Epirus in die Tat umsetzte Als Philipp seine Leibwache zuruckliess und allein dem Theater zustrebte lief der schon lauernde Pausanias auf ihn zu und erdolchte ihn Der Uberraschungseffekt verschaffte dem Attentater einen Vorsprung zur Flucht Als er aber die am Eingang postierten Pferde erreichte und sich in den Sattel schwingen wollte blieb sein Schuh in einer Ranke hangen so dass er sturzte und nun von drei ihm nachgeeilten Leibwachtern Leonnatos Perdikkas und Attalos nicht mit dem erwahnten gleichnamigen Feldherrn identisch an Ort und Stelle getotet wurde 3 Iustinus Bearbeiten Iustinus der vermutlich im zweiten oder dritten Jahrhundert n Chr lebte weicht in seinem Bericht uber den Mord an Philipp II betrachtlich von Diodors Darstellung ab Er erwahnt zwar auch dass Attalos den Pausanias betrunken machte und von seinen Untergebenen schandlich behandeln liess doch fehlt der von Diodor angegebene Grund dass Pausanias zuvor aus Eifersucht einen gleichnamigen Nebenbuhler schmahte und so in den Tod trieb Konig Philipp ignorierte laut Iustinus nicht nur die Klagen des Pausanias uber Attalos sondern verspottete ihn auch noch Ferner wird kein Philosoph erwahnt der durch seine Reden Pausanias zum Mord anspornte Dagegen sagt Iustinus dass es den Verdacht gab Olympias habe Pausanias wegen erheblicher Auseinandersetzungen mit ihrem Gemahl zu der Tat angestiftet und sogar Alexander der Grosse konnte eingeweiht gewesen sein Bei seiner Ermordung war Philipp im Gegensatz zu Diodors Darstellung nicht allein sondern in Begleitung Alexanders des Grossen und Alexanders von Epirus Als der Morder floh wurde er nicht gleich getotet sondern erst spater gekreuzigt Diese Angabe passt zu einem Papyrusfragment eines unbekannten antiken Historikers der zusatzlich berichtet dass weitere Personen als Mittater verurteilt wurden die Pausanias wohl bei einem nach seiner Festnahme durchgefuhrten Verhor verraten hatte Laut Iustinus sei der Verdacht gegen Olympias dadurch erhartet worden dass sie die Pferde fur die Flucht des Pausanias bereitgestellt und spater eine Goldkrone auf das Haupt des Gekreuzigten gesetzt habe ferner soll sie den Leichnam des Morders auf den sterblichen Uberresten des toten Konigs verbrannt ihm dort einen Grabhugel errichtet jahrliche Opferfeste zu seinem Andenken angeordnet sowie das Schwert mit dem der Mord verubt worden war Apollon geweiht haben 4 Beurteilung des Mordes in der modernen Wissenschaft BearbeitenModerne Historiker beurteilen die moglichen Hintergrunde des Mordes an Philipp II sehr unterschiedlich Ein Teil der Forscher halt Olympias und Alexander den Grossen fur die Anstifter ein anderer glaubt an deren Unschuld Es gibt aber auch eine Gruppe von Historikern die eine Komplizenschaft der Olympias als wahrscheinlich betrachtet hinsichtlich Alexanders aber zuruckhaltender urteilt 5 Die letztere Ansicht teilt etwa Robin Lane Fox 6 Das Hauptmotiv dass Olympias und ihr Sohn vielleicht den Konigsmord anstifteten ist in Philipps letzter Liebes Heirat mit der jungen Makedonin Kleopatra zu suchen Olympias sah dadurch ihre Stellung gefahrdet und Ehre verletzt verliess den Hof und residierte bei ihrem Bruder Alexander von Epirus den sie zum Krieg gegen ihren Gemahl anzustacheln suchte Auch Alexander der Grosse zerstritt sich nachhaltig mit seinem Vater bei dessen Hochzeitsfeier mit Kleopatra und versohnte sich spater nur ausserlich mit ihm Vor allem durfte er seine Thronfolge durch einen moglichen Sohn seiner neuen Stiefmutter bedroht gesehen haben da Olympias als Epirotin aus makedonischer Sicht Auslanderin war und Attalos eine dementsprechende taktlose Bemerkung machte dass Philipp endlich einen echtburtigen Sohn von Kleopatra bekommen konnte 7 Ein eindeutiger Beweis fur oder gegen die Mitschuld von Olympias und ihrem Sohn an dem Konigsmord lasst sich freilich nicht erbringen Die von Iustinus geschilderte angebliche Ehrung die Olympias dem getoteten Morder erwies lasst sich auch durch blosse Freude uber dessen Tat erklaren Allerdings schreckte sie spater vor keinerlei Gewalttaten etwa der Beseitigung der jungen Witwe Philipps zuruck Aristoteles und Diodors Berichte durften wahrscheinlich die offiziell am Hof verbreitete Version des Attentates darstellen da sie den folgenreichen Streit Philipps mit seiner Gattin und seinem Sohn uberhaupt nicht erwahnen und Pausanias als alleinigen aus rein personlicher Rachegier handelnden Tater beschreiben Die Variante dass die angeblich von Attalos an Pausanias verubte und vom Konig nicht bestrafte Schmach das einzige Mordmotiv gewesen sei kam Olympias und ihrem Sohn insofern sehr gelegen als Attalos kurz nach Philipps Tod auf Alexanders Befehl ermordet wurde und daher nicht mehr widersprechen konnte Schliesslich ist noch zu bedenken dass auch andere Parteien etwa die Perser Interesse an Philipps Tod haben konnten 8 Literatur BearbeitenErnst Badian The Death of Philip II In Phoenix Band 17 Nr 4 1963 S 244 250 Volker Fadinger Das Attentat auf Konig Philipp II von Makedonien in Aigai 336 v Chr In Peter Neukam Hrsg Vermachtnis und Herausforderung Dialog Schule Wissenschaft Klassische Sprachen und Literaturen Band 31 Bayerischer Schulbuch Verlag Munchen 1997 ISBN 3 7627 8366 7 S 101 145 Robin Lane Fox Alexander der Grosse Klett Cotta Stuttgart 2004 ISBN 3 608 94078 2 S 8 15 Siegfried Lauffer Alexander der Grosse 3 Auflage dtv Munchen 1993 ISBN 3 423 04298 2 S 36 37 Thomas Lenschau Pausanias 6 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XVIII 2 Stuttgart 1942 Sp 2398 2401 Weblinks BearbeitenArtikel uber Pausanias englisch Einzelnachweise Bearbeiten Josephus Judische Altertumer 11 304 Aristoteles Politik 5 10 1311b Diodor 16 93 1 16 94 4 Iustinus 9 6 4 9 7 14 The Oxyrhynchus Papyri herausgegeben von Bernard Pyne Grenfell und Arthur Surridge Hunt Nr 1798 Den Verdacht einer Komplizenschaft von Olympias und Alexander an dem Mord erwahnt ausser Iustinus auch Plutarch Alexander 10 5 Siegfried Lauffer Alexander der Grosse Munchen 1993 ISBN 3 423 04298 2 S 37 Anm 25 mit namentlicher Aufzahlung der Meinungen der bedeutendsten Althistoriker Robin Lane Fox Alexander der Grosse Stuttgart 2004 ISBN 3 608 94078 2 S 10 15 Satyros von Kallatis bei Karl Muller Fragmenta historicorum Graecorum FHG III 161 Fragment 5 Athenaios 13 557d e Plutarch Alexander 9 6 14 Iustinus 9 7 3 7 Dazu Siegfried Lauffer Alexander der Grosse Munchen 1993 ISBN 3 423 04298 2 S 34 ff Thomas Lenschau Pausanias 6 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XVIII 2 Stuttgart 1942 Sp 2399 f Robin Lane Fox Alexander der Grosse Stuttgart 2004 ISBN 3 608 94078 2 S 11 14 15 PersonendatenNAME PausaniasKURZBESCHREIBUNG Morder Konig Philipps II von MakedonienGEBURTSDATUM 4 Jahrhundert v Chr GEBURTSORT OrestisSTERBEDATUM 336 v Chr STERBEORT Vergina Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pausanias Makedone amp oldid 215909841