www.wikidata.de-de.nina.az
Paul Edgar Philippe Martin PC 28 August 1938 in Windsor Ontario auch bekannt als Paul Martin Jr ist ein kanadischer Politiker Er war der 21 Premierminister des Landes und regierte vom 12 Dezember 2003 bis zum 6 Februar 2006 Wahrend dieser Zeit war er auch Vorsitzender der Liberalen Partei Kanadas Ab Juni 2004 stand er einer Minderheitsregierung vor die nach knapp eineinhalb Jahren an einem Misstrauensvotum scheiterte Im Unterhaus ist Martin seit 1988 vertreten von 1993 bis 2002 war er Finanzminister in Jean Chretiens Regierung Paul Martin 2006 Inhaltsverzeichnis 1 Studium 2 Unternehmer 3 Finanzminister 4 Premierminister 4 1 Erste Amtszeit 4 2 Minderheitsregierung 4 3 Wahlen 2006 4 4 Aussenpolitik 5 Nach dem Rucktritt als Premierminister 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseStudium BearbeitenPaul Martin ist der Sohn von Paul Joseph James Martin einem einflussreichen Mitglied der Liberalen Partei Kanadas der 37 Jahre lang im Unterhaus vertreten war und vier verschiedenen Regierungen angehort hatte Obwohl Martin eigentlich Franko Ontarier ist wuchs er in Ottawa und Windsor in einer englischsprachigen Umgebung auf Um seine franzosischen Sprachkenntnisse zu verbessern besuchte er eine Privatschule in Ottawa und studierte kurze Zeit an der Universitat Ottawa 1961 machte er am University of St Michael s College der University of Toronto den Abschluss als Bachelor of Arts in Geschichte und Philosophie Dem Beispiel seines Vaters folgend studierte er anschliessend bis 1965 Rechtswissenschaft an der Toronto Law School und schloss als Bachelor of Laws ab Im selben Jahr heiratete er Sheila Ann Cowan gemeinsam haben sie drei Sohne namens Paul James und David 1966 erhielt Martin die Zulassung als Rechtsanwalt Unternehmer BearbeitenNach Beendigung des Studiums machte Martin Karriere in der Privatwirtschaft Mit seiner Familie zog er nach Montreal wo er als Assistent des Geschaftsfuhrers der Power Corporation of Canada arbeitete Als die Power Corporation 1969 die Mehrheit der Canada Steamship Lines CSL ubernahm wurde Martin in dessen Aufsichtsrat berufen Zwei Jahre spater stieg er zum Prasidenten und Chief Executive Officer der CSL Group auf Er war auch Vizeprasident der Muttergesellschaft Power Corporation und von Consolidated Bathurst einer weiteren Tochtergesellschaft Daruber hinaus war er in den Aufsichtsraten weiterer Unternehmen wie C B Pak Redpath Industries Fednav Manufacturers Life Insurance Canadian Shipbuilding amp Engineering und Imasco Im Juli 1981 gab die Power Corporation ihre Absicht bekannt die CSL Gruppe zu verkaufen Durch einen riskanten Management Buy out ubernahm Martin die Gesellschaft zusammen mit seinem Freund Lawrence Pathy Sie gingen davon aus dass sie die Ubernahme leisten konnten solange die Zinssatze die sich damals auf einem fur Kanada historischen Hochststand befanden nicht weiter anstiegen Das Risiko zahlte sich dank sinkender Zinsen aus Die Firmenubernahme erwies sich als Erfolg und Martin wurde zu einem Multimillionar Finanzminister BearbeitenErst als er 50 Jahre alt war stieg Martin in die Politik ein 1988 wurde er als Abgeordneter des Wahlkreises LaSalle Emard in Montreal ins Unterhaus gewahlt 1990 kandidierte er um den Vorsitz der Liberalen Partei Wahrend Jean Chretien den Meech Lake Accord ablehnte befurwortete Martin diesen Nach einem erbittert gefuhrten Wahlkampf unterlag er schliesslich im ersten Wahlgang mit 25 der Stimmen wahrend Chretien 57 erhielt Diese Auseinandersetzung fuhrte zu einem tiefen Zerwurfnis zwischen den beiden Kontrahenten und deren Anhangern Dennoch gelang den Liberalen bei den Unterhauswahlen im Oktober 1993 ein uberwaltigender Wahlsieg nicht zuletzt aufgrund des sehr schlechten Abschneidens der bisher regierenden Progressiv konservativen Partei von Kim Campbell Am 4 November 1993 wurde Martin von Premierminister Chretien zum Finanzminister ernannt Zu diesem Zeitpunkt hatte Kanada eines der hochsten Budgetdefizite der G7 Lander Martin gelang es Schulden in Hohe von 36 Milliarden Dollar abzubauen und funf Mal in Folge einen Uberschuss zu erwirtschaften Uber funf Jahre hinweg senkte er die Steuerbelastung um 100 Milliarden Dollar die grosste Steuersenkung in der kanadischen Geschichte Wahrend seiner Amtszeit als Finanzminister senkte Martin den Anteil der Staatsschulden am Bruttoinlandsprodukt von 70 auf 50 Prozent Daruber hinaus leitete er umfangreiche Reformen der kanadischen Altersvorsorge Canada Pension Plan ein womit eine tiefgreifende finanzielle Krise abgewendet werden konnte Seine Leistungen als Finanzminister wurden in Finanzkreisen gelobt riefen aber auch Kritik hervor weil die Dienstleistungen des Staates massiv reduziert wurden insbesondere im Gesundheitswesen Zwischen Premierminister Chretien und Finanzminister Martin kam es immer haufiger zu erbittert gefuhrten Meinungsverschiedenheiten auch personlich verstanden sich beide nie besonders gut Politische Beobachter gehen davon aus dass Martin nach dem Parteikonvent 1990 aus der Partei ausgetreten ware wenn Chretien ihn nach dem Wahlsieg von 1993 nicht das Amt des Finanzministers angeboten hatte Die Folge ware eine Spaltung der Liberalen Partei gewesen Nach dem Wahlsieg im Jahr 2000 kamen Geruchte auf wonach Martin das Amt des Premierministers anstrebte und Chretien zu einem vorzeitigen Rucktritt drangen wollte Der Konflikt erreichte 2002 seinen Hohepunkt Martin trat am 6 Januar aus dem Kabinett aus und wurde durch John Manley ersetzt Bald darauf gab er offiziell bekannt dass er beim nachsten Parteikonvent im Januar 2003 um den Parteivorsitz kandidieren werde Als sich im Herbst abzeichnete dass nur eine Minderheit der Delegierten ihn unterstutzte gab Chretien bekannt er werde im Fruhling 2004 zurucktreten Nach dieser Bekanntmachung zogen Martins starkste Konkurrenten ihre Bewerbung zuruck Am 21 September 2003 besiegte Martin seine einzige verbliebene Konkurrentin Vizepremierministerin Sheila Copps deutlich mit uber 92 Prozent der Delegiertenstimmen Am 12 Dezember ernannte ihn Generalgouverneurin Adrienne Clarkson zum 21 Premierminister Kanadas Premierminister BearbeitenErste Amtszeit Bearbeiten Nach seinem Amtsantritt sorgte Martin fur einigen innerparteilichen Wirbel weil er nur die Halfte der Minister der Chretien Regierung ubernommen hatte Dennoch genoss die Regierung zu Beginn hohe Zustimmungswerte bei Meinungsumfragen Am 9 Februar 2004 anderte sich dies jah als die parlamentarische Rechnungsrevisorin Sheila Fraser einen Bericht veroffentlichte Nach dem knapp abgelehnten Unabhangigkeitsreferendum der Provinz Quebec 1995 hatte Chretiens Regierung mit verschiedenen Werbeagenturen Vertrage abgeschlossen um bei der frankophonen Bevolkerung das Vertrauen in die bundesstaatlichen Behorden zu starken Doch viele der beauftragten Agenturen hatten enge Bindungen zur Liberalen Partei und von den bewilligten 250 Millionen Dollar waren rund 100 Millionen spurlos verschwunden Martin beteuerte er habe keine Kenntnis uber die verschiedenen Agenturvertrage gehabt und ordnete eine offentliche Untersuchung an die sich in der Folge zum Sponsoring Skandal ausweitete Seine Gegner hingegen meinten als Finanzminister hatte Martin von den Vertragen wissen mussen Als Folge des Skandals sank die Zustimmung rapide Trotzdem entschied sich Martin auf den 28 Juni 2004 Neuwahlen anzusetzen um Schaden von der Liberalen Partei abzuwenden bevor die Untersuchungskommission weitere Berichte veroffentlichen konnte Diese Ankundigung traf die Konservative Partei Kanadas unvorbereitet Im Wahlkampf gelang es der Regierungspartei die Aufmerksamkeit der Medien vom Skandal abzulenken indem sie behauptete der konservative Parteivorsitzende Stephen Harper habe ein geheimes Parteiprogramm und plane massive Verscharfungen im Abtreibungsrecht Obwohl die Liberalen bei den Wahlen 2004 ihre absolute Mehrheit verloren gelang es Martin eine Minderheitsregierung zu bilden Minderheitsregierung Bearbeiten Martins neue Regierung wurde von verschiedenen Seiten bedrangt allen voran von den Separatisten Quebecs Auch der sich ausweitende Skandal begann sich immer starker auf die Regierungstatigkeit auszuwirken Die Beziehungen zu den USA verschlechterten sich und die Regierung hatte Muhe ihre Anliegen im Parlament durchzubringen Bei der Thronrede am 5 Oktober 2004 zwang die Konservative Partei die Regierung zu Kompromissen und wurde dabei vom separatistischen Bloc Quebecois und der New Democratic Party unterstutzt Ein wichtiges Anliegen der Regierung war die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare im Volksmund auch Homo Ehe genannt Der romisch katholische Paul Martin hatte diese 1999 zusammen mit einer Mehrheit der Parlamentsabgeordneten noch abgelehnt hatte aber inzwischen seine Meinung geandert 2003 und 2004 war die gleichgeschlechtliche Partnerschaft in sieben Provinzen und Territorien legalisiert worden Nun sollte diese Regelung auf ganz Kanada ausgeweitet werden Das Unterhaus stimmte dem Gesetz im Juni 2005 zu der Senat folgte einen Monat spater Am 17 Mai 2005 wechselte die konservative Abgeordnete Belinda Stronach zur Liberalen Partei und wurde Ministerin fur das Staatspersonal Ministry of Human Resources and Skills Development Die Opposition beschuldigte Stronach des politischen Opportunismus und warf Martin sogar Bestechung vor Stronachs Wechsel hatte zur Folge dass die Gewichte im Parlament sich zugunsten der Regierung verschoben Am 19 Mai 2005 als das Budget beraten werden sollte ging das von der Opposition beantragte Misstrauensvotum unentschieden aus Peter Milliken der Speaker des Unterhauses fallte daraufhin einen Stichentscheid zugunsten der Regierung die damit weiterhin im Amt blieb Am 4 August 2005 gab Martin bekannt er habe Konigin Elisabeth II den Rat gegeben die ursprunglich aus Haiti stammende Michaelle Jean zur neuen Generalgouverneurin von Kanada zu ernennen Die Gomery Kommission die den Skandal um die Vertrage mit Werbeagenturen untersuchte veroffentlichte am 1 November 2005 den ersten Band des Untersuchungsberichts und sprach Martin von jeglicher Schuld frei Sie machte hauptsachlich seinen Vorganger Chretien fur den Skandal verantwortlich da dieser zwar nicht kriminell gehandelt jedoch keine Ubersicht uber die verschiedenen Vertrage gehabt habe Martins politische Gegner kritisierten den Bericht und behaupteten er habe die Untersuchung in seinem Sinne beeinflusst Wahlen 2006 Bearbeiten Am 28 November 2005 beantragte Oppositionsfuhrer Stephen Harper von der Konservativen Partei erneut ein Misstrauensvotum und wurde dabei vom Bloc Quebecois und von der New Democratic Party unterstutzt Mit 171 zu 133 Stimmen kam der Antrag durch und die Regierung wurde abgesetzt Es war das erste Mal dass eine kanadische Regierung nach einem direkten Misstrauensvotum zurucktreten musste fruhere Minderheitsregierungen waren im Zusammenhang mit wichtigen parlamentarischen Entscheiden gesturzt worden beispielsweise bei Budgetabstimmungen Bei den vorgezogenen Unterhauswahlen am 23 Januar 2006 musste die Liberale Partei eine Niederlage hinnehmen auch wenn diese nicht ganz so schwer ausfiel wie befurchtet Das erste Mal seit 13 Jahren wurden die Liberalen nur noch zweitstarkste Kraft und verloren damit den Regierungsauftrag den nun Stephen Harper ubernahm Paul Martin verkundete am darauf folgenden Tag dass er fur eine weitere Kandidatur als Vorsitzender der Liberalen Partei nicht mehr zur Verfugung stehe Aussenpolitik Bearbeiten nbsp Paul Martin mit George W Bush und Vicente FoxPaul Martin hatte das Amt des Premierministers mit der Absicht angetreten die Beziehungen zu den USA zu verbessern die sich wahrend der spateren Regierungszeit von Jean Chretien merklich abgekuhlt hatten Doch nach vielen Verzogerungen gab Aussenminister Pierre Pettigrew am 24 Februar 2005 bekannt dass Kanada sich nicht am US amerikanischen Programm National Missile Defense beteiligen werde Paul Martin verlangte auch benachrichtigt zu werden sollten amerikanische Raketen kanadischen Luftraum durchqueren Diese Haltung entsprach der Meinung der Bevolkerungsmehrheit Martin kritisierte mehrmals die US Regierung dass sie sich nicht um den Umweltschutz kummere und die Folgen der globalen Erwarmung verharmlose Die Opposition warf Martin Heuchelei in Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen vor und gab zu bedenken dass Kanada im Bereich der Kohlenstoffdioxid Reduktion eine noch schlechtere Bilanz aufweise als die USA Die kanadische Regierung wurde mehrmals kritisiert sie habe das Ziel verfehlt 0 7 des Bruttoinlandsprodukts fur Entwicklungshilfe zur Verfugung zu stellen U2 Sanger Bono kundigte an er werde Martin deswegen in den Hintern treten Nach dem Rucktritt als Premierminister BearbeitenAm 6 Februar 2006 ubergab Martin sein Amt als Regierungschef an seinen Nachfolger Harper Sechs Tage zuvor war er als Parteivorsitzender zuruckgetreten und hatte Verteidigungsminister William Graham mit der interimistischen Geschaftsfuhrung der Liberalen Partei betraut Beim Parteikonvent im Dezember 2006 blieb er neutral Der fruhere Schwimm Olympiasieger Mark Tewksbury hielt die offizielle Dankesrede Stephane Dion wurde zum neuen Parteivorsitzenden gewahlt Sein Mandat als Abgeordneter des Wahlkreises LaSalle Emard in Montreal nimmt Martin weiterhin wahr Am 14 Juni 2007 erhielt er die Ehrendoktorwurde der University of Windsor Sein Name tauchte im Zusammenhang mit den sogenannten Paradise Papers die Steuervermeidungstaktiken der Superreichen aufdecken auf 1 Siehe auch Bearbeiten27 Kanadisches KabinettLiteratur BearbeitenAnthony Wilson Smith Edward Greenspon Double Vision The Inside Story of the Liberals in Power Doubleday Canada 1996 ISBN 0 385 25613 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paul Martin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Personliche Website von Paul Martin Paul Edgar Philippe Martin In The Canadian Encyclopedia Abgerufen im 1 Januar 1 englisch francais Paul Martin Politiker 1938 biografische Angaben auf der Webprasenz des kanadischen Parlaments englisch Einzelnachweise Bearbeiten Massive tax haven data leak reveals financial secrets of world s wealthy from Queen to Russian oligarchs In CBC News cbc ca abgerufen am 1 Dezember 2017 Premierminister Kanadas Macdonald Mackenzie Macdonald Abbott Thompson Bowell Tupper Laurier Borden Meighen King Meighen King Bennett King Saint Laurent Diefenbaker Pearson P Trudeau Clark P Trudeau Turner Mulroney Campbell Chretien Martin Harper J TrudeauVorsitzende der Liberalen Partei Kanadas George Brown Edward Blake Alexander Mackenzie Wilfrid Laurier Daniel Duncan McKenzie William Lyon Mackenzie King Louis Saint Laurent Lester Pearson Pierre Trudeau John Turner Herb Gray Jean Chretien Paul Martin William Graham Stephane Dion Michael Ignatieff Justin Trudeau Normdaten Person GND 120046660 lobid OGND AKS LCCN no94027385 VIAF 10667466 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Martin PaulALTERNATIVNAMEN Martin Paul Edgar Philippe Martin Paul Jr KURZBESCHREIBUNG kanadischer Politiker PremierministerGEBURTSDATUM 28 August 1938GEBURTSORT Windsor Ontario Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Martin Politiker 1938 amp oldid 239207670