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Paul Hans Brandt 10 April 1875 in Kothen 28 Oktober 1929 in Zwickau war ein deutscher klassischer Philologe bekannt vor allem durch seine zumeist unter dem Pseudonym Hans Licht verfassten Schriften zur Homosexualitat in der altgriechischen Literatur Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweisLeben und Wirken BearbeitenPaul Brandt war ein Sohn des Gymnasiallehrers Hermann Brandt und seiner Ehefrau Maria geborene Schilling Er besuchte das von seinem Vater geleitete Gymnasium in Bernburg und nach dessen Tod das Gymnasium Fridericianum in Dessau Nach dem Abitur 1894 studierte er in Bonn und Leipzig klassische Philologie und Germanistik und wurde 1898 mit einer Dissertation uber Pindar zum Dr phil promoviert Im selben Jahr bestand er auch die Staatsprufung fur das Hohere Lehramt und wurde 1899 dem Koniglichen Gymnasium in Leipzig ab 1900 Konig Albert Gymnasium als Probandus zugewiesen Schon Ostern 1900 wurde er als Gymnasiallehrer angestellt und 1902 zum Oberlehrer befordert 1914 wurde ihm der Titel Professor verliehen Ein lappischer Zufall Brandt fuhrte 1916 zu einem langwierigen Disziplinarverfahren und schliesslich 1919 zu seiner Versetzung an das Gymnasium in Schneeberg im Erzgebirge Bei dem lappischen Zufall ging es wie er an Erich Ebermayer schrieb um unbedachte Worte die er im Sommer 1916 auf dem Leipziger Bahnhofe mit einem jungen Menschen sprach den er in alkoholisierter Stimmung fur einen Strichjungen hielt und die zur Kenntnis der Behorde gebracht worden waren 1 Brandt empfand die Versetzung als Verbannung wie sie zweitausend Jahre zuvor sein geliebter Dichter Ovid hatte hinnehmen mussen Wie Ovid ist es auch Brandt nicht gelungen das Exil wieder zu verlassen Er wurde zunehmend verbittert und krank alterte fruh und starb im Alter von nur 54 Jahren Dennoch waren diese Jahre besonders ertragreich Zwischen 1925 und 1928 erschien unter dem Pseudonym Hans Licht seine drei Bande umfassende Sittengeschichte Griechenlands Brandt hat sich 1898 zwar verlobt aber nie geheiratet die Braut starb nach wenigen Jahren an Lungentuberkulose Politisch sah er sich als Monarchist der sich zum Republikaner wandelte Im Weltkrieg gehorte er als Feldartillerist zum letzten Aufgebot des Landsturms Als stiller Gelehrter war er nie politisch aktiv deutlich unterstutzt hat er allerdings die homosexuelle Emanzipationsbewegung wie sie sich in dem 1897 von Magnus Hirschfeld initiierten Wissenschaftlich humanitaren Komitee und in der von Adolf Brand 1903 begrundeten Gemeinschaft der Eigenen darstellte Seine Beschaftigung mit der altgriechischen Paderastie fuhrte auch zu aktuellen Stellungnahmen zu Gustav Wyneken und Hans Bluher sowie zur Frage des Padagogischen Eros und zum Artikel Paderastie in dem von Max Marcuse herausgegebenen Handworterbuch der Sexualwissenschaft Berlin 1923 und 1926 Seinen Schulern hat Brandt neben Griechisch und Latein auch die Deutsche Literatur vermittelt Am 27 Januar 1906 hielt er bei der Kaiserfeier den Festvortrag uber Eduard Morikes Leben und Dichten 1921 hat er eine funfbandige Schiller Ausgabe herausgegeben mit der er die Liebe zu Schiller in weitesten Kreisen des deutschen Volkes fordern wollte Als Lehrer hat Paul Brandt viel unternommen um sich seinen Kollegen und vor allem seinen Schulern das Leben in der Schule zu erleichtern Als reine Unterrichts und Lernhilfen sind seine auf die einzelnen Klassenstufen abgestimmten Hausubungen mit Schlussel anzusehen Nicht nur an Schuler sondern auch an Erwachsene richtete sich das Vollstandige Lehrgebaude der Lateinischen Sprache von Georg Traut zu dem er 1923 eine vollige Neubearbeitung vorlegte Das Hauptgewicht bei seinen Buchern fur die Schule legte Brandt auf reich kommentierte Ausgaben antiker Autoren An erster Stelle sind vier Ausgaben mit Texten Ovids zu nennen zwei davon galten dessen Liebesdichtung Erganzend zu einer Sophokles Ausgabe in Meyers Klassiker Ausgaben entstand eine Schulausgabe des Konig Odipus Neben den kommentierten Textausgaben steht eine schon 1905 erschienene Monographie uber Sappho Sie weist voraus auf das Hauptwerk Paul Brandts die zwei Jahrzehnte spater unter dem Namen Hans Licht erschienene Sittengeschichte Griechenlands Zur Vorbereitung gehort auch eine Reihe von zehn Aufsatzen und Ausgaben die Brandt unter dem Obertitel Der paidwn ἔrws in der griechischen Dichtung zusammenfasste Nr VII war die erste deutsche Ubersetzung der Schrift Erotes von Lukian die der Lukian Ubersetzer Christoph Martin Wieland ausgeklammert hatte Die Sittengeschichte Griechenlands behandelt im ersten Band 1925 Die griechische Gesellschaft im zweiten Band 1926 Das Liebesleben der Griechen im Erganzungsband 1928 geht es um Die Erotik in der griechischen Kunst Das Werk hat begeisterte Leser gefunden etwa Hermann Hesse Thomas Mann oder Franz Blei Neben den prachtig ausgestatteten und reich illustrierten drei Quartbanden mit allen Quellennachweisen erschienen von den beiden ersten Banden Volksausgaben die weniger reich illustriert waren und auf den wissenschaftlichen Anhang verzichteten Leider stimmen die Titel der einzelnen Bande nicht ganz mit der grossen Ausgabe uberein siehe Schriften unten 1959 drei Jahrzehnte nach Brandts Tod erschien eine von Herbert Lewandowski bearbeitete und stark gekurzte Ausgabe in einem Band Lewandowski der Brandt noch personlich kennengelernt hatte hat dabei die gemutliche Weitschweifigkeit Brandts energisch behoben viele Zitate gekurzt oder gestrichen Fur die Wirkungsgeschichte des Werkes ist die 1932 erschienene englische Ubersetzung von grosser Bedeutung Zwar umfasst sie nur die beiden Hauptbande und manches ist weggefallen doch hat sie einen unschatzbaren Vorteil Die Quellennachweise stehen im Haupttext unmittelbar nach der Aussage auf die sie sich beziehen Zudem gibt es statt der drei Register in den Einzelbanden der Originalausgabe ein weit aufgefachertes Gesamtregister und ein eigenes Register zu den Quellentexten Schriften Auswahl Bearbeiten1 Monographien und Textausgaben zur antiken Literatur Paul Brandt De particularum subiunctivarum apud Pindarum usu Diss Leipzig 1898 P Ovidi Nasonis De arte amatoria libri tres Erklart von Paul Brandt Leipzig 1902 Paul Brandt Sappho Ein Lebensbild aus den Fruhlingstagen altgriechischer Dichtung Leipzig 1905 P Ovidi Nasonis Fasti Tristia Epistulae ex Ponto Fur den Schulgebrauch ausgewahlt und mit knappen Erlauterungen versehen von Dr Paul Brandt Leipzig 1908 P Ovidi Nasonis Amorum libri tres Erklart von Paul Brandt Leipzig 1911 P Ovidi Nasonis Metamorphoses Fur den Schulgebrauch ausgewahlt und mit Anmerkungen fur die hausliche Praparation versehen von Dr Paul Brandt Leipzig 1913 Sophokles Tragodien Ubersetzt von J J Chr Donner Herausgegeben von Dr Paul Brandt Leipzig und Wien o J 1913 Erotes Ein Gesprach uber die Liebe von Lukian Aus dem Griechischen zum ersten Male ins Deutsche ubersetzt und eingeleitet von Hans Licht Mit acht Steinzeichnungen nach Originalen von Werner Schmidt Munchen 1920 Konig Odipus von Sophokles Mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Studienrat Professor Dr Paul Brandt Leipzig Berlin o J 1921 Plato Das Gastmahl In der Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher neu herausgegeben von Paul Brandt Dresden 1924 Plutarch Erotikos Ein Gesprach uber die Liebe Ubersetzt von Paul Brandt Dresden 1924 Liebesbriefe des Aristainetos Herausgegeben und ubertragen von Hans Licht Dresden 1928 2 Sittengeschichte GriechenlandsHans Licht Sittengeschichte Griechenlands in zwei Banden und einem Erganzungsband Band 1 Die griechische Gesellschaft Dresden Zurich 1925 Digitalisat Band 2 Das Liebesleben der Griechen Dresden Zurich 1926 Digitalisat Erganzungsband Die Erotik in der griechischen Kunst Erganzungen zu Band I und II Zurich 1928 Volksausgabe Band 1 Sittengeschichte Griechenlands Zurich 1925 spatere Auflagen Verlagsorte Berlin und Wien erschienen unter dem Titel Lebenskultur im Alten Griechenland Band 2 Liebe und Ehe in Griechenland Zurich 1925 Bearbeitete Neuausgabe Sittengeschichte Griechenlands Neu herausgegeben bearbeitet und eingeleitet von Herbert Lewandowski Stuttgart 1959 Ubersetzung Sexual Life in Ancient Greece Translated by J H Freese Edited by Lawrence H Dawson London 1932 New York 1934 Literatur BearbeitenWolfram Setz Opfern auf den Altaren des Eros Paul Brandt und Hans Licht in Lukian Erotes Ein Gesprach uber die Liebe In der Ubersetzung von Hans Licht Paul Brandt herausgegeben von Wolfram Setz Hamburg 2017 S 111 178 Bibliographie Paul Brandt Hans Licht S 169 172 Erich Ebermayer Ein Kampfer stirbt in Die Literarische Welt 5 1929 Nr 51 52 S 17 Bernd Ulrich Hergemoller Paul Brandt in Volkmar Sigusch Gunter Grau Hg Personenlexikon der Sexualforschung Frankfurt am Main New York 2009 S 80 82 Bernd Ulrich Hergemoller u a Hg Mann fur Mann Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum Berlin 2010 S 190 192Einzelnachweis Bearbeiten Biographische Details sind den Briefen Pauls Brandts an Erich Ebermayer entnommen die Briefe befinden sich in der Handschriftenabteilung der Munchner Stadtbibliothek Monacensia Normdaten Person GND 1129293009 lobid OGND AKS LCCN no2001067130 VIAF 307172029 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brandt PaulALTERNATIVNAMEN Brandt Paul Hans vollstandiger Name Licht Hans Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe Gymnasiallehrer und HistorikerGEBURTSDATUM 10 April 1875GEBURTSORT KothenSTERBEDATUM 28 Oktober 1929STERBEORT Zwickau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Brandt Philologe 1875 amp oldid 236030121