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Der Parti republicain socialiste Republikanisch sozialistische Partei abgekurzt PRS war eine kleine reformsozialistische Partei zur Zeit der Dritten Franzosischen Republik Er wurde 1911 gegrundet und loste sich 1934 auf Im Parteienspektrum nahm er den Platz zwischen der sozialistischen SFIO und dem linksliberalen Parti republicain radical et radical socialiste ein Prominente Mitglieder waren unter anderem Rene Viviani Aristide Briand Alexandre Millerand und Paul Painleve Geschichte BearbeitenNach den Wahlen zur Abgeordnetenkammer von 1910 bildeten mehrere unabhangige sozialistische Abgeordnete die sich aus verschiedenen Grunden nicht der 1905 gegrundeten marxistischen SFIO anschliessen wollten eine eigene Fraktion die Republicain socialistes Im Juli 1911 wurde die dazugehorige Partei gegrundet Sie verstand sich als sozialistisch das heisst sie strebte die Vergesellschaftung der Produktionsmittel an Dies sollte in einem evolutiven Prozess auf dem Weg von Reformen und unter Wahrung der Bestimmungen der Verfassung der Dritten Republik geschehen die die Republicain socialistes vollauf bejahten Fur diese Vergesellschaftung wurden in diversen Parteiprogrammen verschiedene Methoden vorgeschlagen doch eine Idee blieb bis zum Ende der Partei 1934 konstant die Arbeitsaktie action de travail Danach sollten die Eigentumsrechte jedes Unternehmens in Aktien umgewandelt werden deren Dividenden zwischen Kapitaleignern und Belegschaft geteilt wurden auch in der Unternehmensfuhrung sollten beide Seiten gleichberechtigt sein Nach dem franzosischen Historiker Yves Billard stellt sie so etwas wie das Alleinstellungsmerkmal der Republicain socialistes dar 1 nbsp Alexandre Millerand 1914 Die PRS entwickelte sich recht schnell zu einer weitgehend durchorganisierten modernen Partei wodurch sie sich von den meisten anderen Parteien der Dritten Republik unterschied die vor allem Unterstutzergruppen einzelner Abgeordneter oder Honoratiorenparteien waren Die PRS hatte nach Angaben Anatole de Monzies beim ersten Parteitag der im November 1912 in Paris stattfand 11 000 zahlende Mitglieder die in immerhin 35 der 98 Departements aktiv waren Zwischen den Parteitagen wurde die Partei von einem Exekutivkomitee von 15 Mitgliedern geleitet die eigentliche Geschaftsfuhrung lag in den Handen eines Generalsekretars und einer neunkopfigen Verwaltungskommission Diesen Amtstragern der Partei standen die deutlich prominenteren Mandatstrager gegenuber Abgeordnete wie Briand Millerand Viviani de Monzie oder Joseph Paul Boncour die die Aussenwirkung der Partei bestimmten Anders als die Amtstrager waren sie wesentlich kompromissbereiter gegenuber burgerlichen Gesetzesvorhaben und Politikkonzepten Das lag an ihrer Einbindung in die konkrete Regierungsarbeit die fur einige von ihnen der Grund gewesen war die SFIO zu verlassen Briand war 1906 als Kultusminister in das Kabinett des Radikalsozialisten Ferdinand Sarrien eingetreten Viviani wurde im gleichen Jahr im Kabinett von dessen Nachfolger und Parteifreund Georges Clemenceau der erste Arbeitsminister Frankreichs Die unterschiedlichen Perspektiven der Abgeordneten und der Amtstrager waren eine Quelle andauernder Meinungsverschiedenheiten in der PRS Im Jahr 1913 griffen die Konflikte auf die Abgeordneten uber Streitpunkte waren zum einen die Verlangerung der Wehrpflicht von zwei auf drei Jahre zum anderen die Kandidatur Raymond Poincares von der rechtsliberalen Alliance democratique als Staatsprasident und um den Modus der bei der Wahl anzuwenden sei Alle drei Fragen spalteten die Fraktion Briand Millerand und de Monzie waren fur Poincare und die Wehrpflichtverlangerung Painleve und Paul Boncour dagegen Die Konflikte setzten sich in der Mitgliederschaft der Partei fort der Parteitag im November 1913 in Grenoble fuhrte zur Spaltung Poincares Gegner warfen der Gegenseite vor die Zusammensetzung der Delegierten manipuliert zu haben verliessen die PRS und riefen eine Konkurrenzgrundung gleichen Namens ins Leben Beide Parteien erwiesen sich als nicht uberlebensfahig die Partei existierte de facto von 1914 bis 1923 nicht mehr nbsp Aristide BriandGleichwohl gab es aber weiterhin die Fraktion Bei den Wahlen vom Mai 1914 wurden 24 Republicain socialistes in die Kammer gewahlt die insgesamt 601 Abgeordnete umfasste 2 Die heftigen innenpolitischen Kontroversen kamen uberall in Frankreich aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zur Ruhe das Land wurde bis 1917 von einer Allparteienregierung der Union sacree regiert Die Republicain socialistes Viviani Briand und Painleve amtierten in dieser Legislaturperiode als Ministerprasidenten andere wie Millerand der die Partei bald verliess wurden Minister Bei den Kammerwahlen vom November 1919 konnten die Republicain socialistes ihr Ergebnis insgesamt halten Diesmal umfasste ihre Fraktion 26 der 613 Abgeordneten 3 Mehrere PRS Abgeordnete hatten vorher gemeinsam mit den Radikalsozialisten der Alliance democratique und der konservativen Federation republicaine zur Bildung eines Bloc national aufgerufen in dem die erfolgreiche Zusammenarbeit der Kriegsjahre fortgesetzt werden sollte 4 Andere kandidierten auf Listen die gegen den Bloc antraten Trotz dieser diametral unterschiedlichen Listenverbindungen agierte die Fraktion der Republicain socialistes in dieser Legislaturperiode weitgehend geschlossen So unterstutzten sie ihren Fraktionskollegen Briand der von Januar 1921 bis Januar 1922 als Ministerprasident eine Koalitionsregierung von den Radikalsozialisten bis zu Federation republicaine leitete mit sich selbst als einzigem Republicain socialiste im Kabinett Gleichzeitig mit dieser Koalition mit Parteien der Mitte und der Rechten verbesserten die Republicain socialistes ihre Zusammenarbeit mit der Linken 1921 grundeten sie gemeinsam mit Sozialisten und Radikalsozialisten eine Ligue de la Republique Politiker die sich als links verstanden arbeiteten kunftig starker zusammen und verzichteten im zweiten Wahlgang zugunsten eines anderen Linken auf eine erneute Kandidatur wenn dessen Wahl dadurch aussichtsreicher erschien 5 Im April 1923 folgte auf einem Parteitag in Marseille die Neugrundung der PRS Bei den Kammerwahlen vom Mai 1924 konnten die Republicain socialistes mit nunmehr 78 Abgeordneten von insgesamt 581 ihr bisheriges Wahlergebnis mehr als verdreifachen 6 Auch die anderen linken Parteien hatten deutlich gewonnen gemeinsam bildeten sie den Cartel des gauches die erste Koalitionsregierung in Frankreich die auch die Sozialisten mit einschloss Ministerprasident wurde der Radikalsozialist Edouard Herriot wahrend der Republicain socialiste Painleve als Prasident der Kammer der zweite starke Mann des Cartels war In dieser Zeit unterstutzte die PRS Fraktion diszipliniert die Regierung Herriot anders als die der Radikalsozialisten aus der wiederholt Vorbehalte gegen die Politik des Ministerprasidenten und seines Finanzministers Joseph Caillaux laut wurden 7 1925 scheiterte Herriot an der schweren Finanz und Wahrungskrise die eine Folge der Kriegsfinanzierung auf Kredit und der irrigen Hoffnung war mit den deutschen Reparationszahlungen liessen sich alle Probleme aus der Welt schaffen Le boche paiera der Deutsche wird bezahlen 8 Im Mai 1926 fusionierte die PRS mit einer Abspaltung der SFIO dem 1920 gegrundeten Parti socialiste francais und nannte sich nun offiziell Parti socialiste francais et republicain socialiste 9 Um die Frage ob man sich an der Union nationale beteiligen sollte einer Koalitionsregierung die Poincare im Juli 1926 bildete um mit einer entschiedenen Austeritatspolitik den Haushalt auszugleichen und die Wahrung zu stabilisieren kam es erneut zu scharfen innerparteilichen Kontroversen Briand und Painleve traten in Poincares mehrheitlich konservatives Kabinett ein und wurden darin von einer Mehrheit von Abgeordneten und Mitgliedern der PRS unterstutzt eine Minderheit pladierte indes dafur es den Radikalsozialisten gleichzutun und der Regierung fernzubleiben Auf dem Pariser Parteitag vom Dezember 1927 spaltete sich die Poincare kritische Minderheit unter dem Namen Parti socialiste francais ab Von dieser Spaltung die mit einem deutlichen Mitgliederschwund einherging sollte sich die Partei nicht mehr erholen Sie war in den Worten von Yves Billard nun ein Generalskasino fast ohne Soldaten 10 Bei den Kammerwahlen vom April 1928 erhielten die Republicain socialistes nur mehr 31 von 606 Abgeordnetensitzen 11 die Wahlen vom Mai 1932 ergaben nur noch 29 von 614 Abgeordneten 12 1934 loste sich die PRS auf Die Mitglieder taten sich 1935 mit denen des Parti socialiste francais und des Parti socialiste de la France einer Abspaltung der SFIO zur Union socialiste republicaine zusammen 13 Einzelnachweise Bearbeiten Yves Billard Un parti republicain socialiste a vraiment existe In Vingtieme Siecle Revue d histoire 51 1996 S 46 f Elections legislatives 1914 Memento des Originals vom 24 September 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht 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