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Heinrich Otto Hunsche 15 September 1911 in Recklinghausen 2 September 1994 in Mulheim an der Ruhr 1 war ein deutscher Jurist und Regierungsrat im Reichssicherheitshauptamt RSHA Hunsche war als Angehoriger des Sonderkommandos Eichmann massgeblich an der Deportation der Juden in Ungarn beteiligt und wurde deswegen 1969 zu zwolf Jahren Haft verurteilt Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Sonderkommando Eichmann 3 Nach Kriegsende 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenDer Sohn eines Kaufmanns studierte Rechtswissenschaften in Tubingen Mitglied der Studentenverbindung VDSt Tubingen 2 und wurde promoviert Er trat 1933 der SA und 1935 dem NSRB bei Am 23 Juni 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 4 877 864 3 Als Hilfsrichter war er 1938 am Landgericht Elbing tatig 4 Nachdem er 1939 bei der Gestapo eine Anstellung gefunden hatte fungierte er ab 1940 bei der Gestapo Leitstelle in Berlin und bald darauf vertretungsweise als Leiter der Dusseldorfer Gestapo Ab November 1941 war er als vertretender Sachgebietsleiter und ab Herbst 1942 als Sachgebietsleiter in dem sogenannten Eichmannreferat IV B 4b Recht des RSHA unter Adolf Eichmann tatig Seine Aufgaben umfassten Rechtsfragen die insbesondere die Aberkennung der Staatsangehorigkeit und Konfiszierung des Vermogens der Deportationsopfer betrafen 5 Hunsche der autorisiert war die Uniform eines SS Hauptsturmfuhrers zu fuhren war im Oktober 1942 Teilnehmer einer der Folgekonferenzen der Wannseekonferenz zur Endlosung der Judenfrage im RSHA 4 Sonderkommando Eichmann BearbeitenHunsche war von Marz bis November 1944 Angehoriger des Sonderkommandos Eichmann das den Auftrag hatte die ungarischen Juden aus dem offentlichen Leben auszuschalten und zu konzentrieren danach zu deportieren und sie mit Ausnahme der voll Arbeitsfahigen zu vernichten 6 Er war in diesem Rahmen auch als Rechtsberater fur Judenfragen im ungarischen Innenministerium tatig Noch nach dem offiziellen Ende der Deportationen organisierte Hunsche auf eigene Verantwortung die Deportation ungarischer Juden aus dem Internierungslager Kistarcsa in das KZ Auschwitz Birkenau 7 Am 16 April 1945 begleiteten Otto Hunsche und Hermann Krumey den Reprasentanten des Judischen Rettungskomitees Budapest Rudolf Kasztner in das Ghetto Theresienstadt zu einer Auffuhrung des Propagandafilms Theresienstadt Ein Dokumentarfilm aus dem judischen Siedlungsgebiet um der auslandischen Greuelpropaganda bezuglich der Massenmorde an Juden entgegenwirken zu konnen 8 Nach Kriegsende BearbeitenHunsche wurde am 12 Mai 1945 auf einer Alm bei Altaussee festgenommen und war anschliessend bis 1948 interniert Nach seiner Entlassung aus dem Internierungslager Esterwegen wurde er im Rahmen der Entnazifizierung als Mitlaufer eingestuft Ab 1954 war Hunsche in Datteln als Rechtsanwalt tatig 4 Hunsches Kurzvita war im Braunbuch der DDR aufgefuhrt 9 Gegen die Angehorigen des Sonderkommando Eichmann wurde nach Kriegsende aufgrund der Deportationen der ungarischen Juden ermittelt Wahrend Adolf Eichmann 1961 in Jerusalem zum Tode verurteilt und spater hingerichtet wurde kamen Hunsche und Eichmanns Stellvertreter Krumey erstmals 1957 in Untersuchungshaft Hunsche wurde wegen Beihilfe zum Mord 1962 vom Landgericht Frankfurt am Main zu funf Jahren Zuchthaus verurteilt Aufgrund der Untersuchungshaft und weiterer Umstande musste er nur zwei der funf Jahre Haftstrafe verbussen und wurde bereits im Februar 1963 aus der Haft entlassen Dieses Urteil hob der Bundesgerichtshof BGH jedoch am 20 Mai 1963 auf mit der Massgabe einer Korrektur des Strafmasses Das Verfahren wurde daraufhin mit dem von Krumey verbunden und als Krumey Hunsche Prozess bekannt In diesem Prozess wurde Hunsche der von Hans Laternser verteidigt wurde am 3 Februar 1965 freigesprochen Krumey wurde zu funf Jahren Zuchthaus verurteilt Nachdem auch dieses Urteil vom BGH aufgehoben wurde kam es zu einem erneuten Prozess Am 29 August 1969 wurde Hunsche wegen Beihilfe zum Mord zu zwolf Jahren und Krumey wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt 10 11 Uber Hunsches weiteren Lebensweg ist nichts bekannt Literatur BearbeitenFritz Bauer Joachim Perels und Irmtrud Wojak Die Humanitat der Rechtsordnung Ausgewahlte Schriften Campus Verlag Frankfurt Main 1998 ISBN 3 593 35841 7 Kerstin Freudiger Die juristische Aufarbeitung von NS Verbrechen Mohr Siebeck Tubingen 2002 ISBN 3 1614 7687 5 Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Nathalie Gerstle Krumey Hunsche Prozess In Torben Fischer Matthias N Lorenz Hrsg Lexikon der Vergangenheitsbewaltigung in Deutschland Debatten und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945 Bielefeld Transcript 2007 ISBN 978 3 89942 773 8 S 142f Israel Gutman Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Piper Verlag Munchen Zurich 1998 3 Bande ISBN 3 492 22700 7 Gerhard Mauz Teufelskreis aus Blut und Tinte In Der Spiegel Nr 7 1965 online Zum Urteil im Krumey Hunsche Prozess Einzelnachweise Bearbeiten Stadtarchiv Mulheim an der Ruhr Bestand 1290 Eintrag zu Heinrich Otto Hunsche in der Deutschen Digitalen Bibliothek Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 17430091 a b c Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 191 Enzyklopadie des Holocaust Piper Verlag Munchen 1998 Band 2 Seite 628 Landgericht Frankfurt am Main Ks 1 63 S 71 zitiert nach Kerstin Freudiger Die juristische Aufarbeitung von NS Verbrechen Tubingen 2002 S 100 Der Stellvertreter In Der Spiegel Nr 18 1964 S 38 online 29 April 1964 Fritz Bauer Institut Hrsg Geschichte Rezeption und Wirkung Campus Verlag 1996 ISBN 3593354411 S 334 Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR Hrsg BRAUNBUCH KRIEGS UND NAZIVERBRECHER IN DER BUNDESREPUBLIK UND IN WESTBERLIN Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin 1968 online Memento vom 14 Oktober 2008 im Internet Archive Kerstin Freudiger Die juristische Aufarbeitung von NS Verbrechen Tubingen 2002 S 98 Torben Fischer Matthias N Lorenz Lexikon der Vergangenheitsbewaltigung in Deutschland Debatten und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945 2007 S 142f Normdaten Person GND 124428509 lobid OGND AKS VIAF 40311730 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hunsche OttoALTERNATIVNAMEN Hunsche Heinrich OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Regierungsrat und Tater des HolocaustGEBURTSDATUM 15 September 1911GEBURTSORT RecklinghausenSTERBEDATUM 2 September 1994STERBEORT Mulheim an der Ruhr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Hunsche amp oldid 236309180