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Otto Hebold 27 Juli 1 1896 in Berlin 4 Januar 1975 in Bautzen war ein deutscher Psychiater und zur Zeit des Nationalsozialismus als T4 Gutachter an Euthanasieverbrechen beteiligt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nach Kriegsende 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtto Hebold Sohn des gleichnamigen Direktors der Stadtischen Heil und Pflegeanstalt Berlin Wuhlgarten ging anfangs in die Schulabteilung der Anstalt seines Vaters danach in Biesdorf zur Volksschule und besuchte ab 1906 das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin Er wurde noch vor Beendigung seiner gymnasialen Schullaufbahn wahrend des Ersten Weltkrieges nach Ablegung der Notprufung fur die Oberprima 1915 zum Kriegsdienst einberufen Nach Militarausbildung und Einsatz in Ungarn und Frankreich geriet er in Verdun in Gefangenschaft Nach Kriegsende wurde Hebold dennoch das Abitur zuerkannt Hebold studierte nach seiner Heimkehr 1920 an den Universitaten Berlin und Rostock 2 Medizin was er nach der arztlichen Vorprufung 1922 aus wirtschaftlichen Grunden zwischenzeitlich unterbrach Nachdem er nach einer Banklehre das Medizinstudium in Rostock und Berlin wiederaufgenommen und 1926 mit dem Staatsexamen abgeschlossen hatte und als Medizinalpraktikant im Landeskrankenhaus Karolinenstift in Neustrelitz tatig gewesen war erhielt er 1927 die arztliche Approbation 3 Hebold promovierte 1928 an der Universitat Rostock mit der Dissertation Uber die Ergebnisse der Rontgenbehandlung bei Knochen und Gelenktuberkulose von der Chirurgischen Universitatsklinik zu Rostock 1919 1924 zum Dr med 4 Danach war er als Assistenzarzt in Wolfenbuttel und an den Brandenburgischen Heil und Pflegeanstalten Eberswalde sowie in der Landesanstalt Teupitz wo er Oberarzt wurde beschaftigt 3 5 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenHebold trat zum 1 Mai 1933 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 781 136 6 Im Herbst 1933 wurde er Mitglied der SA und war dort Sanitatssturmfuhrer der SA Reserve ab 1935 Unterarzt und spater Assistenzarzt der Reserve Hebold wurde 1936 in der Anstalt Eberswalde zum Oberarzt befordert und dort an der Durchfuhrung von Zwangssterilisationen beteiligt Nach weiterem Militardienst 1939 war er ab Januar 1940 als Arzt in dem Reservelazarett Berlin Buch tatig das der Klinik des Kaiser Wilhelm Instituts angegliedert war 7 Im April 1940 wurde er durch die Reichsarbeitsgemeinschaft Heil und Pflegeanstalten als T4 Gutachter angeworben und war vom 8 Mai 1940 bis April 1943 T4 Gutachter und Selektionsarzt der Zentraldienststelle T4 Hebold war ab 1943 als Oberarzt sowie stellvertretender Direktor in der Anstalt Eberswalde und ab April 1944 im Lazarett Brandenburg Gorden Neurologisch Psychiatrische Abteilung tatig 7 5 Nach Kriegsende BearbeitenNach Kriegsende war Hebold ab 1945 als praktischer Arzt in der DDR zunachst in Schmetzdorf und ab 1952 in Luckstedt tatig Er wurde 1946 Mitglied des FDGB und 1951 der NDPD 8 Ab Mai 1954 leitete Hebold das Landambulatorium in Falkenberg Bezirk Cottbus und wurde 1962 zum Sanitatsrat ernannt 3 Im Zuge eines Ermittlungsverfahrens bezuglich Dietrich Allers dem ehemaligen Geschaftsfuhrer der Euthanasie Zentrale T4 wurde Hebold 1948 in Magdeburg vernommen Hebold selbst geriet jedoch zunachst nicht in das Visier der Ermittlungen Im Zuge westdeutscher Verfahren wurden auch Hinweise auf Hebolds Beteiligung an den Euthanasieverbrechen offenkundig die am 8 Februar 1964 durch ein Rechtshilfegesuch der hessischen Staatsanwaltschaft bestatigt wurden Nachdem gegen Hebold ermittelt worden war MfS Hauptabteilung V I Deckname Teufel 8 erfolgte am 24 Marz 1964 seine Festnahme durch das MfS und anschliessend Anklage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Bezirksgericht Cottbus 9 Der Verfahrensgegenstand beinhaltete die Mitwirkung an der Aktion T4 durch die Begutachtung von etwa ubersandten 6 000 Meldebogen und weiterer 25 000 Patienten von Heil und Pflegeanstalten im Reichsgebiet Des Weiteren wurde Hebold die Teilnahme an Vergasungen in der Totungsanstalt Bernburg und der Totungsanstalt Pirna Sonnenstein vorgeworfen Zudem war seine Teilnahme an der Selektion von geisteskranken Haftlingen im KZ Sachsenhausen im Rahmen der Aktion 14f13 Verfahrensgegenstand Weiterhin war Hebold aufgrund seiner Tatigkeit als Vollstreckungsarzt bei der Hinrichtung von Widerstandskampfern im Zuchthaus Brandenburg angeklagt Aufgrund dieser Verbrechen wurde Hebold am 12 Juli 1965 zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt 10 Hebold war im Zuchthaus Bautzen inhaftiert wobei er zeitweise eine Zelle mit Adolf Henning Frucht teilte 11 und Anfang Januar 1975 im Haftkrankenhaus von Bautzen verstarb 3 5 Literatur BearbeitenFrank Hirschinger Zur Ausmerzung freigegeben Halle und die Landesheilanstalt Altscherbitz 1933 1945 Bohlau Koln 2001 ISBN 3 412 06901 9 Joachim Stephan Hohmann Gunther Wieland MfS Operativvorgang Teufel Euthanasie Arzt Otto Hebold vor Gericht Metropol Verlag Berlin 1996 ISBN 3 926893 07 9 Ute Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt Nationalsozialistische Zwangssterilisation und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg Eine Dokumentation Dessau 1997 sachsen anhalt de PDF 1 03 MB Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 3 596 16048 0 Ernst Klee Euthanasie im NS Staat Die Vernichtung lebensunwerten Lebens S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 10 039303 1 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Henry Leide NS Verbrecher und Staatssicherheit Die geheime Vergangenheitspolitik der DDR Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2005 ISBN 3 525 35018 X Andreas Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte Nachtrage und Erganzungen II A H In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 21 2002 S 490 518 S 513 Hebold Otto Heinrich Moritz Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Hebold im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Vgl handschriftlichen Eintrag von Otto Hebold lf Nr 190 im Matrikelbuch der Universitat Rostock 1923 WS 1928 WS Immatrikulation von Otto Hebold im Rostocker Matrikelportal a b c d Ute Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt Dessau 1997 S 78 f Siehe Eintrag bei der Deutschen Nationalbibliothek a b c Andreas Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte Nachtrage und Erganzungen II A H In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 21 2002 S 490 518 S 513 Hebold Otto Heinrich Moritz Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 13991198 a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2007 S 234 f a b Frank Hirschinger Zur Ausmerzung freigegeben Halle und die Landesheilanstalt Altscherbitz 1933 1945 Koln 2001 S 226 Henry Leide NS Verbrecher und Staatssicherheit Gottingen 2005 S 337f NS und Justizverbrechen Az 1Bs13 65 IA39 64 Verfahren Otto Haubold Memento vom 21 August 2014 im Internet Archive Giftwolken dort ware die Holle los In Der Spiegel Nr 27 1978 S 122 online Normdaten Person GND 119349612 lobid OGND AKS LCCN n96070981 VIAF 27879565 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hebold OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner und Aktion T4 GutachterGEBURTSDATUM 27 Juli 1896GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 4 Januar 1975STERBEORT Bautzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Hebold amp oldid 234698420