www.wikidata.de-de.nina.az
Die Totungsanstalt Bernburg befand sich zwischen dem 21 November 1940 und dem 30 Juli 1943 in einem abgetrennten Teil der Landes Heil und Pflegeanstalt in Bernburg an der Saale Sachsen Anhalt Hier wurden im Rahmen der Krankenmorde im Nationalsozialismus bei der so genannten Aktion T4 9385 Kranke und Behinderte aus 38 Fursorge und Pflegeeinrichtungen sowie rund 5000 Haftlinge aus sechs Konzentrationslagern mit Kohlenstoffmonoxid in einer Gaskammer ermordet Die Totungsanstalt in Bernburg loste die zum 28 Oktober 1940 geschlossene Totungsanstalt Brandenburg ab Der grosste Teil des Personals wechselte in die Bernburger Einrichtung Nach deren Schliessung wurde die Euthanasie mit der Aktion Brandt dezentral weitergefuhrt Heute befindet sich an dieser Stelle die Gedenkstatte fur die Opfer der NS Euthanasie Bernburg Totungstrakt 2006 Die GaskammerInhaltsverzeichnis 1 Herkunft der Opfer 2 Zwischenanstalten 3 Opferzahl der ersten Totungsphase 4 Totungsarzte 5 Der angebliche Euthanasie Stopp in Bernburg 6 Aktion 14f13 in Bernburg 7 Aktion Reinhardt 8 Nach 1945 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseHerkunft der Opfer BearbeitenDie Herkunft der Opfer der Totungsanstalt Bernburg war durch die vorgegebenen Einzugsgebiete fest umrissen Es umfasste die Heil und Pflegeanstalten der preussischen Provinzen Brandenburg Sachsen und Schleswig Holstein der Lander Anhalt Braunschweig und Mecklenburg sowie der Stadte Berlin und Hamburg aus denen zum Teil direkt zum Teil uber so genannte Zwischenanstalten Behinderte und Kranke nach Bernburg transportiert wurden um hier mit Gas ermordet zu werden Zwischenanstalten BearbeitenBezeichnung alt Bezeichnung heute Ort Ermordete PatientenLandesheilanstalt Jerichow AWO Fachkrankenhaus 1 Jerichow 390Landesheilanstalt Uchtspringe Fachklinikum Uchtspringe Uchtspringe Kreis Stendal 864Landesheilanstalt Altscherbitz Sachsisches Krankenhaus Altscherbitz Altscherbitz heute Schkeuditz 1385Asklepios Fachklinikum Brandenburg Gorden bei Brandenburg 1110Landesirrenanstalt Neuruppin Neuruppin 1497Landesanstalt Teupitz Teupitz Kreis Teltow 1564Landesheil und Pflegeanstalt Konigslutter AWO Psychiatriezentrum Konigslutter 423Opferzahl der ersten Totungsphase BearbeitenNach einer erhalten gebliebenen internen Zusammenstellung der sogenannten Hartheimer Statistik wurden von November 1940 bis August 1941 in der Totungsanstalt Bernburg 9385 Menschen ermordet 2 Diese Statistik umfasst lediglich die erste Mordphase der Aktion T4 die auf eine Anordnung Hitlers hin am 24 August 1941 abgeschlossen wurde Der erste Transport mit 25 Patienten erreichte Bernburg am 21 November 1940 aus Neuruppin 1940 Nov Dez 1941 Jan Febr Marz April Mai Juni Juli Aug Summe 784 397 387 8601 788 939 1004 1084 1316 1406 1426 638 9385 Totungsarzte BearbeitenDie T4 Organisatoren Viktor Brack und Karl Brandt ordneten an dass die Totung der Kranken ausschliesslich durch das arztliche Personal erfolgen durfte da sich das Ermachtigungsschreiben Hitlers vom 1 September 1939 nur auf Arzte bezog Die Bedienung des Gashahns war somit Aufgabe der Vergasungsarzte in den Totungsanstalten Allerdings kam es im Laufe der Aktion auch vor dass bei Abwesenheit der Arzte oder aus sonstigen Grunden der Gashahn auch vom nichtarztlichen Personal bedient wurde Alle Arzte traten im Schriftverkehr nach aussen nicht mit ihrem richtigen Namen auf sondern verwendeten Tarnnamen In Bernburg waren als Totungsarzte tatig Leiter Irmfried Eberl Dr Schneider November 1940 bis August 1941 Stellvertreter Heinrich Bunke Dr Keller November 1940 bis August 1941Der angebliche Euthanasie Stopp in Bernburg BearbeitenUnter dem Datum 31 Januar 1941 notierte Joseph Goebbels in seinem Tagebuch Mit Bouhler Frage der stillschweigenden Liquidierung von Geisteskranken besprochen 40000 sind weg 60000 mussen noch weg Das ist eine harte aber auch notwendige Arbeit Und sie muss jetzt getan werden Bouhler ist der rechte Mann dazu 3 Das hier genannte Planungsziel von 100 000 Opfern wurde nach der oben genannten Hartheimer Statistik nicht verwirklicht und der Tagebucheintrag wird als Beweis dafur angefuhrt dass die Aktion T4 vorzeitig abgebrochen wurde 4 Es ist umstritten ob die zahlreichen offentlich gewordenen Proteste hoher Geistlicher und anderer Honoratioren das in der Offentlichkeit verbreitete Wissen 5 oder der Abwurf englischer Flugblatter uber die Ermordung von kranken und behinderten Menschen den Ausschlag fur den Abbruch der Gasmordphase und die Fortsetzung in Form der dezentralen Euthanasie durch Nahrungsentzug oder Medikamente gaben Bernburg sowie die Totungsanstalt Hartheim bei Linz blieben bis 1944 Orte des Massenmordes Aktion 14f13 in Bernburg BearbeitenDie Aktion 14f13 diente dazu nicht mehr arbeitsfahige oder aus anderen Grunden unerwunschte Haftlinge zu selektieren und zu ermorden Zu den Opfern zahlten judische Manner und Frauen Sinti und Roma Homosexuelle sog Asoziale Zeugen Jehovas und Zwangsarbeiter Die Aktion begann im Fruhjahr 1941 als in den Konzentrationslagern viele Haftlinge arbeitsunfahig waren Das System der T4 war zu dieser Zeit das Einzige nach dem Menschen nach ihrer Leistung selektiert und gegebenenfalls effektiv getotet werden konnten Deshalb suchten Arztekommissionen aus der Euthanasie die KZ auf Erst einige Monate spater erfolgte die Ausweitung auf die oben genannten weitere Haftlingsgruppe die nicht wegen Arbeitsunfahigkeit sondern vor allem aus sogenannten rassischen und religiosen Grunden der Verfolgung durch das NS Regime unterlagen Nach Bernburg kamen Transporte aus den KZ Buchenwald Gross Rosen Flossenburg Neuengamme Ravensbruck Sachsenhausen Im Fruhsommer 1943 wurden in Bernburg noch Leichen aus dem Aussenlager Wernigerode des KZ Buchenwald verbrannt Dann folgte die Schliessung der Einrichtung und im August 1943 die Ruckgabe der Gebaude an den Trager des Krankenhauses Aktion Reinhardt BearbeitenIrmfried Eberl war als Arzt der medizinische Leiter der NS Totungsanstalt Brandenburg und danach mit dem gleichen Totungspersonal in Bernburg Ab Sommer 1942 war Eberl Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka im Rahmen der Aktion Reinhardt in Polen Nach 1945 Bearbeitensiehe Hauptartikel Gedenkstatte BernburgIn den Anfangsjahren der DDR wurde das Thema Euthanasie in Bernburg zwar angesprochen aber erst in den 1980er Jahren fingen Mitarbeiter des Krankenhauses an sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen Im Zuge der Wende wurde eine Gedenkstatte eroffnet die 1994 in Landeseigentum ubergegangen ist Gedenkstattenleiterin ist Ute Hoffmann Seit dem 1 Januar 2007 befindet sich die Gedenkstatte in der Tragerschaft der Stiftung Gedenkstatten Sachsen Anhalt Am 29 November 2006 wurde der Forderverein der Gedenkstatte fur die Opfer der NS Euthanasie Bernburg e V in den Raumen der Gedenkstatte gegrundet Literatur BearbeitenFriedrich Karl Kaul Nazimordaktion T4 Verlag Volk und Gesundheit Berlin 1972 Dietmar Schulze Euthanasie in Bernburg Die Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg Anhaltische Nervenklinik in der Zeit des Nationalsozialismus Verlag Die Blaue Eule Essen 1999 ISBN 3 89206 954 9 Ernst Klee Hrsg Dokumente zur Euthanasie Fischer Taschenbuch Verlag Nr 4327 Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 596 24327 0 Frank Hirschinger Zur Ausmerzung freigegeben Halle und die Landesheilanstalt Altscherbitz 1933 1945 Bohlau Koln 2001 ISBN 3 412 06901 9 Ute Hoffmann Todesursache Angina Zwangssterilisationen und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg Ministerium des Innern des Landes Sachsen Anhalt Magdeburg 1996 Ute Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt nationalsozialistische Zwangssterilisation und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg eine Dokumentation PDF 1 1 MB Regierungsprasidium Dessau Dessau 1997 Weitere Literaturhinweise siehe im Hauptartikel Die Euthanasiemorde in der NS Zeit oder Aktion T4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Totungsanstalt Bernburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Seite des Fordervereins der Gedenkstatte Bernburg Onlineauftritt Landesinstitut Lehrerfortbildung Sachsen Anhalt siehe 1940 1941 Euthanasie in Bernburg Euthanasie in der Totungsanstalt Bernburg Lokalhistorisches SchulerprojektEinzelnachweise Bearbeiten Bericht der AWO zum 110 jahrigen Bestehen Memento vom 22 Januar 2013 im Internet Archive abgerufen am 7 Dezember 2012 Diese Zahl in der Seite der Hartheimer Statistik Memento vom 6 Oktober 2013 im Internet Archive PDF 160 kB sowie bei Henry Friedlander Der Weg zum NS Genozid Von der Euthanasie zur Endlosung Berlin 1997 ISBN 3 8270 0265 6 S 190 und Ernst Klee Hrsg Dokumente zur Euthanasie Fischer Taschenbuch Verlag Nr 4327 Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 596 24327 0 S 232 Das Zitat findet sich mit anderen Zahlenangaben bei Ralph Georg Reuth Joseph Goebbels Tagebucher Band 4 Munchen 1992 ISBN 3 492 21414 2 S 1525 In der neuen Edition 1998 von Elke Frohlich herausgegeben sind die Zahlen als Lesefehler korrigiert und wie hier angegeben Siehe dazu Heinz Faulstich Goebbels Tagebucher und der Abbruch der Aktion T4 In Christian Gerlach Hrsg Durchschnittstater Handeln und Motivation Beitrage zur Geschichte des Nationalsozialismus Bd 16 Berlin 2000 ISBN 3 922611 84 2 S 211 Heinz Faulstich Goebbels Tagebucher und der Abbruch der Aktion T4 S 211 so bei Henry Friedlander Der Weg zum NS Genozid Von der Euthanasie zur Endlosung Berlin 1997 ISBN 3 8270 0265 6 S 191 51 787222222222 11 729027777778 Koordinaten 51 47 14 N 11 43 44 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totungsanstalt Bernburg amp oldid 230359874