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Otto Diem 30 Januar 1875 in Schwellbrunn 4 Juli 1950 in Luzern heimatberechtigt in Herisau 1 war ein Schweizer Psychiater und Neurologe Er gilt als Erstbeschreiber der Schizophrenia simplex Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 2 1 Nosologie der Dementia praecox 2 2 Eugenische Studien 2 3 Abstinenzbewegung 3 Schriften 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtto Diem wurde geboren als Sohn des Strick und Webfabrikanten Konrad Diem 2 Im Alter von viereinhalb Jahren erkrankte er an Kinderlahmung Folge war eine dauerhafte Schadigung eines Beines Er besuchte von 1887 bis 1894 das Gymnasium in St Gallen studierte Medizin an den Universitaten Genf Basel Zurich Bern und Berlin und absolvierte 1899 das Staatsexamen Von 1900 bis 1902 arbeitete er als I Assistenzarzt unter Eugen Bleuler an der Psychiatrischen Klinik Burgholzli in Zurich 1903 wurde Diem bei Bleuler mit einer Arbeit uber d ie einfach demente Form der Dementia praecox promoviert Diem liess sich 1902 als Allgemeinmediziner mit neurologischer Spezialtatigkeit in Herisau nieder Von 1909 bis 1918 gehorte er dem Gemeinderat von Herisau an ab 1913 als Vizehauptmann Er war auch als Schularzt tatig begrundete Ferienkolonien fuhrte Stillpramien ein grundete ein alkoholfreies Restaurant und eine offentliche Krankenkasse Von 1915 bis 1918 war er Verwaltungsrat der Appenzeller Bahn 3 Ausserdem war Diem Prasident der Appenzellischen Arztegesellschaft und der Casino Gesellschaft Herisau 1919 wurde Diem Experte fur Psychiatrie und Neurologie bei der Zentralverwaltung der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt SUVA in Luzern Er war Mitglied des Kuratoriums der Stiftung fur Suchende und des Stiftungsrats der Stiftung fur Gemeindestuben Ausserdem war er Mitglied und von 1923 bis 1938 Prasident der Ortsgruppe Luzern der Neuen Helvetischen Gesellschaft fur eine Amtszeit gehorte er auch deren Zentralvorstand an In Luzern war er auch an der Einfuhrung von Jungburgerkursen beteiligt 1937 liess sich Diem pensionieren Er starb an den Folgen eines Magenkarzinoms Er gehorte der Schweizerischen Gesellschaft fur Psychiatrie ab 1912 und der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft an Otto Diem war verheiratet und hatte drei Kinder Sein Sohn Paul Diem wurde Elektroingenieur und Bahndirektor 4 Wirken BearbeitenNosologie der Dementia praecox Bearbeiten In seiner Dissertation 1903 schlug Diem vor den drei von Emil Kraepelin definierten Typen der Dementia praecox Hebephrenie Katatonie Dementia paranoides einen vierten hinzuzufugen Dieser Typus habe denselben Endzustand wie die drei anderen dieselbe Storung von Intelligenz und Gemut verlaufe aber schleichend und ohne manische depressive halluzinatorische und wahnhafte Symptome Diem schlug als Bezeichnung einfach demente Form der Dementia praecox oder eigentliche Dementia simplex vor 5 Bleuler ubernahm Diems Storungsbild in seinem Grundlagenwerk Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien 1911 als Schizophrenia simplex Es ist noch heute in der ICD 10 definiert nicht aber im DSM IV Eugenische Studien Bearbeiten In der statistischen Studie Die psycho neurotische erbliche Belastung der Geistesgesunden und der Geisteskranken 1905 kam Diem zum Schluss dass auch Geistiggesunde oft eine starke erbliche Belastung aufwiesen Im Gegensatz zum in der Eugenik verbreiteten Degenerationsdiskurs betonte er die regenerativen Effekte von Vererbungseinflussen Aber auch jetzt schon nach den vorliegenden Resultaten meiner bisherigen Forschung darf noch ein anderer Ausblick getan werden die Vererbung des Pathologischen ist kein unabwendbares Verhangnis das in der einmal heimgesuchten Familie fort und fort seine Opfer fordert oder zur Verschlechterung des Stammes oder gar zu seinem Aussterben fuhren muss Es ist ein Ausgleich moglich 6 Er bestatigte damit eine analoge Studie von Jenny Thomann Koller 7 aus dem Jahr 1895 Ernst Rudins empirische Erbprognostik ab 1911 stutzte sich zum Teil auf die Studien Kollers und Diems und entwickelte die statistischen Verfahren auf der Grundlage der Mendelschen Erbgesetze weiter 8 9 allerdings unter der Annahme einer zwangslaufigen Degeneration falls nicht durch Eheverbote administrative Versorgung Abtreibung Sterilisation und ggf Krankentotung gegengesteuert werde Otto Diem aber schloss seine Arbeit mit der Aufforderung ab Der Kampf gegen Sorge Kummer Hunger und Entbehrungen aller Art ist nicht erst von heute aber unsere Arbeit ermutigt uns ihm auch vom Standpunkte der Prophylaxe gegen geistige Erkrankung eine intensive und allseitige Forderung angedeihen zu lassen 10 Abstinenzbewegung Bearbeiten Seit fruhester Jugend ein unerbittlicher Abstinent war Diem seit seiner Zeit am Gymnasium in der Abstinenzbewegung aktiv An der Universitat Zurich schloss er sich dem Schweizerischen Akademischen Abstinentenverein Libertas an 1 Die Alkoholsucht sah er beeinflusst von Bunge und Forel als ein soziales Problem Er beteiligte sich zusammen mit seiner Frau an der Grundung und Leitung alkoholfreier Gaststatten in Luzern und war ein Promotor der Sussmostaktion Diem war Mitglied des Stiftungsrats des Schweizerischen Verbandes alkoholfreier Gemeindestuben und Gemeindehauser 11 Schriften BearbeitenDie einfach demente Form der Dementia praecox Dementia simplex Ein klinischer Beitrag zur Kenntniss der Verblodungspsychosen In Archiv fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten Bd 37 1903 H 1 S 111 187 doi 10 1007 bf02227700 Dissertation Die psycho neurotische erbliche Belastung der Geistesgesunden und der Geisteskranken Eine statistisch kritische Untersuchung auf Grund eigener Beobachtungen In Archiv fur Rassen und Gesellschafts Biologie Bd 2 1905 H 2 S 216 252 Digitalisat und H 3 S 336 368 Digitalisat Betrachtungen aus dem Gebiete der Unfallmedizin an Hand eines Falles von Epilepsie In Zeitschrift fur die gesamte Neurologie und Psychiatrie Bd 82 1923 H 1 S 53 59 doi 10 1007 BF02970874 Zur Katamnese nach Kopfverletzungen In Schweizer Archiv fur Neurologie und Psychiatrie Bd 32 1933 S 18 26 Die Gefahren des Versicherungswesens In Neue Helvetische Gesellschaft Die Schweiz Ein nationales Jahrbuch 1935 9 S Literatur BearbeitenErnst H Koller Jakob Signer Appenzellisches Wappen und Geschlechterbuch Stampfli Bern 1926 S 51 f Hermann Aellen Schweizerisches Zeitgenossen Lexikon 2 Ausgabe Gotthelf Bern 1932 S 211 Arnold Koller Dr Otto Diem Luzern 1875 1950 In Schweizer Archiv fur Neurologie und Psychiatrie Bd 68 1952 S 404 406 Fritz Luthy Nachruf fur Dr Otto Diem In Schweizer Archiv fur Neurologie und Psychiatrie Bd 69 1953 S 360 f Michael Eyl s chunnt uf ds mal en unggle fure wo dir nut heit gwusst dervo Namen und Fakten zur schweizerischen psychiatrischen Eugenik bis 1945 In Christian Murner Hrsg Ethik Genetik Behinderung Kritische Beitrage aus der Schweiz Schweizerische Zentralstelle fur Heilpadagogik Luzern 1991 S 75 92 S 82 f Otto Diem Hans Jakob Ritter Von den Irrenstatistiken zur erblichen Belastung der Bevolkerung Die Entwicklung der Schweizerischen Irrenstatistiken zwischen 1850 und 1914 In Traverse Bd 10 2003 S 59 70 doi 10 5169 seals 23617 hier S 66 doi 10 5169 seals 23617 70 Einzelnachweise Bearbeiten a b Diem Otto Matrikeledition der Universitat Zurich 1833 1924 abgerufen am 8 Marz 2016 Eintrag im Taufverzeichnis Beisassen 1831 1879 von Schwellbrunn S 163 abgerufen am 4 Mai 2016 Otto Diem 30 1 1875 Juli 1950 Website Zurcher Herbarien abgerufen am 4 Mai 2016 Andreas Steigmeier Diem Paul In Historisches Lexikon der Schweiz abgerufen am 4 Mai 2016 Diem 1903 S 185 f Diem 1905 S 359 f Digitalisat Jenny Koller Beitrag zur Erblichkeitsstatistik der Geisteskranken im Canton Zurich Vergleichung derselben mit der erblichen Belastung gesunder Menschen durch Geistesstorungen u dergl In Archiv fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten Bd 27 1895 S 279 294 doi 10 1007 BF02076258 Ernst Rudin Einige Wege und Ziele der Familienforschung unter besonderer Berucksichtigung der Psychiatrie In Zeitschrift fur die gesamte Neurologie und Psychiatrie Bd 7 1911 S 487 585 Ritter 2003 S 66 Diem 1905 S 360 f Digitalisat Koller 1953 Luthy 1953 Normdaten Person VIAF 1285159234572903372030 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 6 Mai 2022 PersonendatenNAME Diem OttoKURZBESCHREIBUNG Schweizer Psychiater und NeurologeGEBURTSDATUM 30 Januar 1875GEBURTSORT SchwellbrunnSTERBEDATUM 4 Juli 1950STERBEORT Luzern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Diem amp oldid 224882531