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Dieser Artikel beschreibt den Okkasionalismus als philosophischen Standpunkt Die gleichnamige Wortgruppe wird unter Gelegenheitsbildung beschrieben Als Okkasionalismus von lateinisch occasio Gelegenheit Anlass wird eine im 17 Jahrhundert prominente philosophische Position zum sogenannten Leib Seele Problem bezeichnet Sie ist ein auf der cartesischen Lehre aufbauender Versuch das Influxus physicus Problem durch die Annahme von gelegentlichen Eingriffen Gottes in das Weltgeschehen Concursus dei zu losen Der Begriff des Okkasionalismus wurde von seinen Vertretern jedoch selbst noch nicht verwendet Sie galten in der zeitgenossischen Diskussion als die Cartesianer ihre Position als das System der Gelegenheitsursachen systema causarum occasionalium Nicolas Malebranche bedeutendster Okkasionalist Inhaltsverzeichnis 1 Theorie 2 Hintergrund 3 Kritik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseTheorie Bearbeiten nbsp Mentale physische Ereignisse werden von Gott registriert Daraufhin verursacht er andere mentale physische Ereignisse Die zentralen Thesen des Okkasionalismus lauten Korper und Geist haben keinen kausalen Einfluss influxus physicus aufeinander Zwischen korperlichen und geistigen Zustanden vermittelt Gott concursus Dei Der Okkasionalismus dessen Hauptvertreter Nicolas Malebranche und Arnold Geulincx waren besagt dass mentale Zustande einer Person immateriell sind und daher keinen Einfluss auf die materielle Welt haben konnen Jede Interaktion zwischen korperlicher und geistiger Sphare ist nach dieser Auffassung nur scheinbar gegeben etwa wenn Personen essen korperlich wenn sie Hunger verspuren geistig oder fluchten korperlich wenn sie sich vor etwas furchten geistig Statt einer direkten Kausalitat nehmen Okkasionalisten an dass vielmehr Gott den geistigen Zustand registriert und daraufhin eine korperliche Handlung folgen lasst Ebenso verlauft der Prozess uber Gott als Mittler wenn materielle Zustande scheinbar unmittelbar auf den Geist einwirken wenn etwa eine Person mit einer Nadel gestochen wird so lasst Gott daraufhin diese Person Schmerz empfinden Grafik Dabei beriefen sich die Okkasionalisten besonders Arnold Geulincx auf den Grundsatz Quod nescis quomodo fiat id non facis Wenn du nicht weisst wie etwas geschieht bewirkst du es auch nicht 1 Hintergrund BearbeitenOkkasionalistische Theorien wurden erstmals in der arabisch islamischen Philosophie entwickelt in der sich seit dem fruhen Mittelalter ein konsequenter Occasionalismus entwickelt e und vertreten wurde 2 Arnold Geulincx entwickelte den Okkasionalismus als Losung der Probleme die der interaktionistische Dualismus Rene Descartes hervorrief Descartes hatte angenommen dass der immaterielle Geist und der materielle Korper einen kausalen Einfluss aufeinander haben Descartes hatte jedoch Probleme zu erklaren wie eine solche Interaktion aussehen konnte Die Okkasionalisten darunter auch Geraud de Cordemoy und Johannes Clauberg leugneten ebendiese Interaktion Als Vorlaufer dieser Auffassung gilt wegen seiner Auffassung der Kausalitat Al Ghazali Die Bezeichnung Okkasionalismus wurde erst im 18 Jahrhundert gelaufig und findet sich beispielsweise bei Immanuel Kant 3 Im 17 Jahrhundert sprach man von den Vertretern des systema causarum occasionalium noch von den Cartesianern da sie an dessen Substanzdualismus festhielten und ihn durch die Annahme okkasioneller Ursachen zu retten versuchten Kritik BearbeitenDavid Hume kritisierte die okkasionalistische Theorie scharf Okkasionalisten wurden jene Erklarungen durch den Willen eines Deus ex machina in allen Lagen heranziehen auf die die meisten Menschen nur beim Auftreten ausserordentlicher Erscheinungen wie Erdbeben Seuchen und Ungeheuerlichem allerart verfielen Sie machen Geist und Intelligenz Gottes nicht zur letzten und ursprunglichen Ursache aller Dinge sondern zur unmittelbaren und alleinigen Ursache jedes Ereignisses das in der Natur erscheint Sie behaupten dass die gewohnlich Ursachen benannten Dinge in Wirklichkeit lediglich Gelegenheiten sind und dass das wahre und unmittelbare Prinzip jeder Wirkung nicht irgend eine Macht oder Kraft in der Natur sondern ein Willensakt des hochsten Wesens ist Diese Position bei der fur Hume sowohl rein korperliche Kausalitat als auch Geist Korper Interaktion und sogar rein geistige Verursachung jeweils durch einen besonderen Willensakt Gottes erklart werde kritisierte er als pantheistisch sowie als eine Auffassung die Macht und Weisheit der Gottheit verkleinere Philosophisch wies er sie zuruck da sie zu kuhn sei keine Uberzeugungskraft habe und zu dem gewohnlichen Leben und der Erfahrung so fernliegenden Schlussen fuhrt 4 Im Anschluss an Hume und die spatere Okkasionalismus Kritik wird heute meist davon ausgegangen dass das Leib Seele Problem durch den Okkasionalismus zwar verschwinde allerdings zu neuen Probleme fuhre Auch wenn man an der Existenz eines theistisch verstandenen Gottes festhalte erscheine es nicht plausibel dass Gott jedes Mal eingreifen musse um einen Zusammenhang zwischen Mentalem und Physischem zu sichern Literatur BearbeitenOccasionalismus In Rudolf Eisler Worterbuch der philosophischen Begriffe Bd 2 2 Aufl Berlin 1904 S 48ff Occasionalismus In Friedrich Kirchner Carl Michaelis Worterbuch der Philosophischen Grundbegriffe 5 Aufl Leipzig 1907 S 404ff Jurgen Mittelstrass Okkasionalismus In Jurgen Mittelstrass Hrsg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie Bd 2 H O Metzler Stuttgart Weimar 2004 1995 ISBN 3 476 02012 6 S 1067f Die Weiterentwicklung des Cartesianismus In Wolfgang Rod Der Weg der Philosophie Von den Anfangen bis ins 20 Jahrhundert Bd 2 Beck Munchen 2000 ISBN 3 406 45931 5 S 44 49 Weblinks BearbeitenJason Jordan Occasionalism In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Sukjae Lee Occasionalism In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Einzelnachweise Bearbeiten Occasionalismus In Rudolf Eisler Worterbuch der philosophischen Begriffe Bd 2 2 Aufl Berlin 1904 S 48ff hier S 49 sowie fur die Ubersetzung Wolfgang Rod Der Weg der Philosophie Von den Anfangen bis ins 20 Jahrhundert Bd 2 Beck Munchen 2000 ISBN 3 406 45931 5 S 45 und Anm 45 auf S 572 Dominik Perler Ulrich Rudolph Occasionalismus Theorien der Kausalitat im arabisch islamischen und im europaischen Denken Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Philologisch historische Klasse dritte Folge Nr 235 Gottingen 2000 S 13 Immanuel Kant Kritik der Urteilskraft Verlag Lagarde amp Friedrich Berlin amp Libau 1790 81 Zitiert nach Kant s Gesammelte Schriften Akademie Ausgabe Bd 5 herausgegeben von der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Dietrich Reimer Verlag Berlin 1913 S 422 Humes Okkasionalismuskritik der alle Zitate dieses Abschnitts entnommen sind David Hume Eine Untersuchung uber den menschlichen Verstand Ubersetzt von Raoul Richter hrsg von Jens Kulenkampff 12 Aufl Meiner Hamburg 1993 S 84 88 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okkasionalismus amp oldid 231315546