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Oflag XVII A war im Zweiten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager der Deutschen Wehrmacht fur Offiziere Offizierslager zwischen den Dorfern Edelbach und Dollersheim im Bezirk Zwettl im Waldviertel in Niederosterreich nahe Allentsteig Inhaltsverzeichnis 1 Lagergeschichte 1 1 Aktivitaten der Kriegsgefangenen 1 2 Flucht 1 3 Befreiung 2 Nachkriegszeit 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseLagergeschichte BearbeitenDas Lager wurde ursprunglich als Kaserne fur Truppen gebaut die an Militarubungen teilnahmen 1 im Truppenubungsplatz Dollersheim der mit einer Flache von 200 km das grosste militarische Ubungsgelande in Mitteleuropa war Es wurde nach dem Anschluss Osterreichs 1938 von der Wehrmacht geschaffen und etwa 7000 Einwohner aus 45 Dorfern wurden umgesiedelt siehe dazu Liste der fur die Schaffung des Truppenubungsplatzes Dollersheim ausgesiedelten Ansiedlungen 1 Die Kasernen wurden von einem Stacheldrahtzaun und Wachturmen umschlossen um ein Lager von etwa 440 mal 530 m 1 zu bilden das im Juni 1940 2 eroffnet wurde um hauptsachlich franzosische Kriegsgefangene aus dem Westfeldzug sowie einige hundert Polen unterzubringen 1 Im Lager waren etwa 6000 Offiziere und Ordonnanzen untergebracht Die Wachen waren hauptsachlich osterreichische Armeeveteranen und die Bedingungen im Lager waren besser als in vielen anderen Kriegsgefangenenlagern in Deutschland Die Kriegsgefangenen lebten in Barackenhutten die in zwei Schlafsale unterteilt waren in denen jeweils etwa 100 Manner untergebracht waren mit einer kleinen Kuche und einem Waschraum dazwischen Es gab eine separate Duschbaracke und den Gefangenen waren zwei Duschen im Monat gestattet Ein Teil einer Baracke wurde als Kapelle eingerichtet 1 Aktivitaten der Kriegsgefangenen Bearbeiten Die Gefangenen wurden ermutigt ihre Zeit sinnvoll zu verbringen Sie grundeten einen Chor und eine Theatergruppe und bauten ihren eigenen Sportplatz das Stade Petain Eine der beliebtesten Aktivitaten waren die Vorlesungen an der Universite en Captivite geleitet von Leutnant Jean Leray ehemals Mathematikprofessor an der Universite de Nancy Die Universitat verlieh fast 500 akademische Grade die nach dem Krieg offiziell bestatigt wurden Leray hielt hauptsachlich Vorlesungen uber Analysis und Topologie verbarg jedoch seine Expertise in Stromungsdynamik und Mechanik da er befurchtete gezwungen zu werden an deutschen Militarprojekten zu arbeiten Er studierte auch algebraische Topologie veroffentlichte nach dem Krieg mehrere Arbeiten uber Spektralsequenzen und Garbentheorie Andere bemerkenswerte Personlichkeiten der Universitat waren der Embryologe Etienne Wolff und der Geologe Francois Ellenberger Der Lehrplan beinhaltete auch Facher wie Recht Biologie Psychologie Arabisch Musik Moraltheologie und Astronomie 1 Die Gefangenen produzierten eine wochentliche Zeitung Le Canard en KG KG ist die deutsche Abkurzung fur Kriegsgefangener und auf Franzosisch wurde dies als Le canard encage Die eingesperrte Ente ausgesprochen in Anlehnung an die populare satirische Zeitschrift Le Canard enchaine 1 Eine geheimere Produktion war der 30 minutige Film 1 mit dem Titel Sous le Manteau Unter dem Mantel inszeniert von Marcel Corre 3 Er wurde auf 14 Rollen 8 mm Film auf einer in einem ausgehohlten Worterbuch versteckten Kamera gedreht und zeigte Szenen aus dem taglichen Leben im Lager einschliesslich Gefangener die an einem der insgesamt uber 1 km langen 32 Tunnel arbeiten die wahrend des Bestehens des Lagers gegraben wurden 4 Laut Robert Christophe hatte das Oflag XVII A eine gaullistische Widerstandsgruppe namens La Maffia die Verbindungen zu einer franzosischen Widerstandsgruppe hatte anscheinend die einzige solche Zusammenarbeit zwischen Gefangenen ausserhalb Frankreichs und Widerstand im Land und so die Materialien fur die Kamera sowie fur Fluchtversuche erhielt 5 Flucht Bearbeiten Die Gefangenen richteten ein Freilufttheater das Theatre de la Verdure ein und durften es mit Asten und Grunzeug schmucken wodurch die Sicht der Wachen teilweise verdeckt wurde Nach Protesten des Rotes Kreuzes dass im Lager Schutz gegen Luftangriffe fehlte bekamen die Gefangenen Schaufeln und Schubkarren um Schutzengraben zu graben und in einem beim Theater begannen sie einen Tunnel der schliesslich uber 90 m hinaus und unter den Draht fuhrte In der Nacht des 17 September 1943 gelang einer grossen Gruppe von Gefangenen die Flucht Die meisten gaben sich als franzosische Zivilangestellte aus von denen es zu dieser Zeit viele in Deutschland gab Ihre Abwesenheit wurde am nachsten Tag nicht bemerkt sodass in der nachsten Nacht eine weitere Gruppe entkam insgesamt 132 Manner Einige der ersten Fluchtlinge wurden wieder gefangen genommen und zuruck ins Lager gebracht bevor die Lagerbehorden die Flucht uberhaupt bemerkten Nur zwei der Fluchtlinge schafften es zuruck nach Frankreich Kurz darauf untersuchte eine Delegation hochrangiger deutscher Offiziere das Lager und die Gefangenen wurden gewarnt dass Fliehen kein Sport mehr ist Sechs Monate spater wurden nach der Flucht von 76 alliierten Fliegern aus Stalag Luft III 50 von ihnen hingerichtet 1 Befreiung Bearbeiten Am 17 April 1945 wurde das Lager aufgrund der Annaherung der Roten Armee evakuiert Die Gefangenen wurden in Richtung Linz etwa 128 km weiter westlich getrieben Die Kolonne legte im Allgemeinen weniger als 10 km pro Tag zuruck und ihre Grosse verringerte sich stetig als Gefangene die dichten Walder nutzten um zu entkommen Bis zum 10 Mai als die Nachricht von der deutschen Kapitulation sie erreichte waren die Halfte der Kriegsgefangenen verschwunden 1 Das Lager wurde am 9 Mai 1945 von den Russen befreit Nachkriegszeit BearbeitenIn der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde das Lager von den Sowjets zur Inhaftierung deutscher Wehrmachtsgefangener genutzt Ab Anfang 1946 begannen die Sowjets das Militarubungsgelande selbst zu nutzen und auf dem Hohepunkt waren dort bis zu 60 000 russische Soldaten stationiert Nach dem Ende der alliierten Besatzung 1955 wurde das Gebiet vom Osterreichischen Bundesheer ubernommen und 1957 wurden rund 160 km in ziviles Eigentum zuruckgefuhrt wahrend der Rest weiterhin als Truppenubungsplatz Allentsteig unter militarischer Kontrolle bleibt Siehe auch BearbeitenListe der Kriegsgefangenenlager der WehrmachtEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Anna Maria Sigmund Peter Michor Karl Sigmund Leray in Edelbach In The Mathematical Intelligencer 27 Jahrgang Nr 2 Springer Science Business Media Berlin 2005 S 41 50 doi 10 1007 bf02985793 univie ac at PDF abgerufen am 2 Mai 2012 Liste der Kriegsgefangenenlager In Moosburg Online 2012 abgerufen am 2 Mai 2012 Eric Gross Dokumente uber das Oflag XVII A In grosseric com 2009 archiviert vom Original am 28 September 2007 abgerufen am 2 Mai 2012 franzosisch Oflag XVIIA oder Sous le manteau In Institut d Etudes Politiques de Paris 2011 abgerufen am 2 Mai 2012 franzosisch Jean Marie d Hoop Propaganda und politische Haltungen in Gefangenenlagern der Fall der OFLAGs In Revue d histoire de la Deuxieme Guerre mondiale 31 Jahrgang Nr 122 1981 S 3 26 JSTOR 25729552 franzosisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oflag XVII A amp oldid 232729139