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Das Neustadter Tor war eines der ursprunglich zehn Potsdamer Stadttore von denen noch drei vollstandig und neben dem rekonstruierten Kellertor zwei weitere in Fragmenten Berliner und Neustadter Tor im Stadtbild erhalten sind Das barocke Tor befand sich am Ende der Breiten Strasse und bildete einen Durchgang durch die zu Beginn des 18 Jahrhunderts errichtete Akzise und Desertationsmauer Der verbliebene Obelisk wurde 1981 in der Nahe des ursprunglichen Standorts aufgestellt Neustadter Tor im Hintergrund die Garnisonkirche 1928Potsdams StadttoreAndreas Ludwig Kruger Blick uber die Breite Brucke durch die Breite Strasse nach dem Neustadter Tor Ausschnitt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Errichtung 1753 1 2 Reparatur 1772 1 3 Neubau 1776 1 4 Zerstorung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufstellung des Obelisken 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits wahrend der ersten Stadterweiterung 1713 bis 1724 liess Friedrich Wilhelm I einen Wall mit Palisaden um die Potsdamer Innenstadt errichten um die Akzise zu erheben sowie vor allem die Desertation von Soldaten zu verhindern Die Akzise war ab 1680 eine Verbrauchssteuer fur Stadte nach hollandischem Vorbild Der Zugang war durch vier Stadttore fur Handler Kaufleute und Besucher moglich Bereits 1722 entstand im Zusammenhang mit der ersten barocken Stadterweiterung ein noch vollig schmuckloser Vorgangerbau der auch nach der zweiten barocken Stadterweiterung als die Stadtgrenze weiter nach Westen verlegt wurde erhalten blieb aber nun ohne Funktion war 1 Errichtung 1753 Bearbeiten 1753 beauftragte Friedrich II seinen Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff das Stadttor im Rahmen der reprasentativen Umgestaltung der Residenzstadt neu zu errichten Die Toranlage stand nun weiter stadtauswarts an der Einmundung der heutigen Schopenhauerstrasse in die unter dem Grossen Kurfursten angelegte Breite Strasse die sich weiter westlich als Sichtachse fortsetzte Zur gleichen Zeit entstand auch das Berliner Tor Das Tor bestand aus zwei Postamenten die der Potsdamer Hofbaurat Heinrich Ludwig Manger folgendermassen beschrieb Die Postamente derselben waren jeder siebenzehen dreyviertel Fuss hoch der Wurfel funf Fuss ins Gevierdte stark und aus achtzehen Stucken Stein zusammengesetzt Die Spitzsaulen selbst hatten zwey und vierzig Fuss Hohe unten drey dreyviertel oben aber nur ein zweyfunftel Fuss Starke und jede bestand aus ein und zwanzig Stucken von ungefahr zwey Fuss Hohe Auf der obern Grundflache der Spitze von zwey Quadratfuss war eine Kugel von zwey und einem halben Fuss im Durchschnitt und ein Adler mit ausgebreiteten Flugeln drey und einen halben Fuss hoch angebracht so dass die ganze Hohe funf und sechszig und dreyviertel Fuss ausmachte Die Kugel und der Adler hatten ein Gewicht von dreyssig Centnern wogegen die ganze spillenformige Spitzsaule von zwey und vierzig Fuss hoch ungefahr hundert und zwanzig Centner schwer war Heinrich Ludwig Manger Baugeschichte von Potsdam zweiter Band 2 Die auf den Obelisken angebrachten Hieroglyphen waren den echten agyptischen Schriftzeichen deren Bedeutung damals noch unbekannt war nach kunstlerischen Gesichtspunkten nachempfunden Das Tor wurde durch eine Mauer mit zwei angeschlossenen Torhausern gerahmt und bildete so einen reprasentativen Abschluss der Sichtachse vom Stadtschloss und Lustgarten in Richtung Westen mit einer Bundelung der kurfurstlichen Sichtachse auf den Park Sanssouci Zwischen den beiden Obelisken befanden sich zwei Schmiedegitter Zum Neubau des Tores schrieb Manger Am Ende der breiten Strasse vom Schlosse aus war jedoch im Bezirk der Stadt ein altes Wachthaus fur soviel Mannschaft als zu Ablosung der nachsten Posten erfordert wurden damit solche nicht von allzu entfernten Wachen zu gehen nothig hatten zugleich auch eine Art von Gitterthor das aber nicht verschlossen wurde Dieses zusammen liess der Konig noch im November dieses Jahres abbrechen und den Grund zu einem neuen Thore auf der rechten Seite des Ausgangs zu einer neuen Wache und auf der linken zu einem ahnlichen Gebaude legen das zu einem Thorschreiber Hause hatte dienen konnen wenn ein dergleichen den Fremden eben nicht angenehmer Mann allda ware nothig gewesen Das eigentliche Thor formirten an den Seiten zwey Obelisken von Pirnaer Sandstein deren Postamente im Wurfel 5 Fuss ins Gevierdte und mit Plinte und Brustgesims 18 Fuss Hohe hatten Die darauf stehende Obelisken waren unten ubereck 5 Fuss und oben eben so 3 Fuss stark ihre Hohe betrug 42 Fuss und auf ihre Spitzen kamen steinerne Adler mit ausgebreiteten Flugeln 7 Fuss hoch alles nebst den beiden Gebauden nach der Idee und Zeichnung des Baron von Knobelsdorf Letztere die feststehende steinernen Adler thaten in der Folge den so sehr schlanken nadelformigen Obelisken grossen Schaden wie an seinem Orte vorkommen wird Die Thoroffnung ward mit zwey eisernen Gitterflugeln versehen die aber auch nicht zu verschliessen nothig waren weil das Thor nicht ausserhalb der Stadt fuhrte Jedes der Hauser auf den Seiten erhielt 43 Fuss Lange 26 Fuss Tiefe und ein Geschoss von 20 Fuss Hohe Kambly und Muller verfertigten die beiden Adler fur 100 Thaler und die Hieroglyphen ohne Bedeutung fur 200 Thaler desgleichen 6 Schlusssteinkopfe an die Gebaude fur 60 Thaler Giese aber vier grosse Trophaen fur 240 und 4 kleine fur 140 Thaler jedoch alles ohne den Stein dazu gerechnet Heinrich Ludwig Manger Die Baugeschichte von Potsdam erster Band Berlin 1789 3 Als mogliche Vorbilder werden in der Literatur zum einen der zweite Entwurf fur das Schloss Schonbrunn von Johann Bernhard Fischer von Erlach mit der Darstellung einer von zwei Obelisken flankierten Toranlage und zum anderen die allerdings nur mit Reliefs von Obelisken verzierte Porte Saint Denis in Paris genannt Das nach Planen von Francois Blondel 1672 errichtete Pariser Stadttor kann Knobelsdorff von seiner 1740 unternommenen Studienreise aus eigener Anschauung bekannt gewesen sein 4 Reparatur 1772 Bearbeiten Bereits 1770 zeigten sich Mangel an den Obelisken die durch die beiden sehr schweren steinernen Adler verursacht wurden Die Obelisken neigten sich bei Sturmen und richteten sich anfangs wieder auf blieben spater aber schief stehen Da der Konig nichts von einer Reparatur wissen wollte die Obelisken aber einsturzgefahrdet waren wurden die entstandenen Fugen am Fusse mit Eisenklammern notdurftig repariert Das stellte allerdings keine dauerhafte Losung dar so dass die Obelisken zwei Jahre spater abgetragen werden mussten 5 1772 erfolgte eine grundlegende Uberarbeitung der Saulen die fur die schweren Adler und die Kugeln zu klein dimensioniert waren In beide Saulen wurden Achsen aus bestem schwedischem Eisen eingezogen die aus vier Teilen zusammengesetzt wurden Am Boden hatten sie einen Durchmesser von dreieinhalb Zoll und an der Spitze von einem halben Zoll Die Abschnitte wurden durch 15 Zoll lange Ansatze Muffen verbunden Auf dem Deckel des Postaments am Fusse der Saulen wurde ein starkes geschmiedetes Kreuz angebracht Die Steine wurden diagonal zerschnitten genau an die Stange angepasst und verklammert und schliesslich alles zum Schutz sorgfaltig mit Blei ausgegossen Die beiden Kugeln mit den Adlern wurden ebenfalls durchbohrt und mit einer eisernen Buchse am oberen Teil der Achse befestigt und die Verbindung ebenfalls mit Blei vergossen Allerdings brachten auch diese Arbeiten keine Besserung da die Adler fur die grazilen Saulen zu schwer waren 6 Neubau 1776 Bearbeiten Nachdem die Saulen sich nach nur wenigen Jahren wieder stark verbogen hatten bewilligte der Konig 1776 eine Neuausfuhrung derselben von den Postamenten an Die Saulen wurden erneut abgetragen und aus Sandsteinquadern so dicke als man sie haben konnte neu aufgebaut wobei die Steine genau aneinander angepasst und die Fugen mit Weisskalk ausgefullt wurden Die steinernen Adler wurden durch blecherne ersetzt die beweglich befestigt waren und sich nach dem Wind drehen konnten Danach sollen diese Obelisken sich in keinem Jahrhunderte wieder im geringsten biegen oder sonst schadhaft werden 7 1829 als das Tor seine ursprungliche Funktion verloren hatte richtete Wilhelm von Turk im Torschreiberhaus eine als Pflege Anstalt bezeichnete Kinderbewahranstalt fur Kinder von ein bis vier Jahren ein 8 9 Die Einrichtung war bis mindestens in die 1930er Jahre in Betrieb vermutlich bis zur Zerstorung des Neustadter Tores am 14 April 1945 10 Zerstorung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufstellung des Obelisken Bearbeiten nbsp Beschadigtes Neustadter Tor Ansicht von Osten um 1946 nbsp Verbliebener ObeliskBeim Luftangriff auf Potsdam am 14 April 1945 wurde auch das Neustadter Tor stark beschadigt Eine Saule sturzte um und die anliegenden Wachhauschen wurden zerstort Die Stadtplanung der Nachkriegszeit sah vor die Breite Strasse weiter nach Westen bis zur heutigen Zeppelinstrasse zu verlangern Hierfur wurde der nordlichste Teil der Neustadter Havelbucht mit Trummern von im Zweiten Weltkrieg zerstorten Bauten zugeschuttet 1969 wurde das zerstorte Tor mit den Resten der Torgebaude abgetragen 1972 1973 erfolgte die geplante Verlangerung der Breiten Strasse damals Wilhelm Kulz Strasse mit Anbindung an die Zeppelinstrasse damals Leninallee Der erhaltene Obelisk wurde im Jahr 1981 restauriert und ohne kronenden Adler in der damaligen Wilhelm Kulz Strasse auf einer Freiflache ostlich der Einmundung der Schopenhauerstrasse aufgestellt Lage 52 39605 13 05004 Er erinnert in der Nahe seines ursprunglichen Standorts an das ehemalige Stadttor Der Adler der stark beschadigt die Zerstorung des Tores im Zweiten Weltkrieg uberstand befindet sich seit 2012 in der standigen Ausstellung des Potsdam Museums 11 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neustadter Tor Potsdam Mediensammlung Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09155217 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Obelisk des Neustadter Tores In potsdam de 29 August 2019 abgerufen am 28 September 2022 Obelisk des Neustadter Tors Potsdam Marketing und Service GmbH In potsdamtourismus de 27 September 2022 abgerufen am 28 September 2022 Neustadter Tor PotsdamWiki In potsdam wiki de Abgerufen am 28 September 2022 Neustadter Tor Potsdam Chronik Memento vom 28 September 2022 im Internet Archive Das Neustadter Tor Potsdam Museum Forum fur Kunst und Geschichte museum digital brandenburg In brandenburg museum digital de 26 November 2021 abgerufen am 25 Oktober 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Obelisk des Neustadter Tores In potsdam de 29 August 2019 abgerufen am 28 September 2022 Heinrich Ludwig Manger Baugeschichte von Potsdam zweiter Band vom Jahre 1763 bis zu 1786 Friedrich Nicolai Berlin und Stettin 1789 S 375 Digitalisat in der Google Buchsuche Heinrich Ludwig Manger Baugeschichte von Potsdam erster Band von den altesten Zeiten bis 1762 Friedrich Nicolai Berlin und Stettin 1789 S 163 Digitalisat in der Google Buchsuche Friedrich Mielke Potsdamer Baukunst Das klassische Potsdam Frankfurt Main 1991 ISBN 3 549 06648 1 S 195 f Heinrich Ludwig Manger Baugeschichte von Potsdam zweiter Band vom Jahre 1763 bis zu 1786 Friedrich Nicolai Berlin und Stettin 1789 S 348 f Digitalisat in der Google Buchsuche Heinrich Ludwig Manger Baugeschichte von Potsdam zweiter Band vom Jahre 1763 bis zu 1786 Friedrich Nicolai Berlin und Stettin 1789 S 374 377 Digitalisat in der Google Buchsuche Heinrich Ludwig Manger Baugeschichte von Potsdam zweiter Band vom Jahre 1763 bis zu 1786 Friedrich Nicolai Berlin und Stettin 1789 S 411 f Digitalisat in der Google Buchsuche Wolfgang Rocksch Wilhelm von Turk 1774 1846 Ein fuhrender deutscher Pestalozzianer Schul und Sozialreformer Weidler Buchverlag Berlin 2002 ISBN 3 89693 197 0 S 94 Ildiko Rod Potsdam Es war ein Wahrzeichen jetzt wurden Reste vom Neustadter Tor gefunden In Markische Allgemeine 20 Juli 2023 archiviert vom Original am 21 Juli 2023 abgerufen am 1 August 2023 Ildiko Rod Potsdams Neustadter Tor Jetzt ist ein besonderes Familienfoto aufgetaucht In Markische Allgemeine 27 Juli 2023 archiviert vom Original am 27 Juli 2023 abgerufen am 1 August 2023 Adler vom Neustadter Tor In potsdam museum de 26 Februar 2021 abgerufen am 28 September 2022 52 396049 13 048378 Koordinaten 52 23 45 8 N 13 2 54 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neustadter Tor Potsdam amp oldid 236143180