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Das Nurnberger Himmelsspektakel von 1561 ist ein ungewohnliches Ereignis das sich am 14 April 1561 uber der Stadt Nurnberg zugetragen haben soll Der Vorfall wurde von dem Briefmaler und Drucker Hans Wolff Glaser bildlich wie schriftlich auf einem kolorierten Flugblatt als Nurnberger Flugblatt von 1561 bekannt festgehalten Das Nurnberger Flugblatt von 1561 zeigt und beschreibt eine vorgebliche Himmelserscheinung vor der aufgehenden Sonne bei der zahlreiche kugel kreuz und zylinderformige Objekte am Himmel miteinander gekampft haben sollen Der Bericht wird unter Historikern und Meteorologen aber auch in den Grenz und Protowissenschaften diskutiert Besonders die Ufologie zeigt reges Interesse an dem Flugblatt da in dem darin enthaltenen Bericht ihrer Meinung nach eine Himmelsschlacht zwischen unbekannten Flugobjekten beschrieben wird 1 Meteorologen hingegen sehen in dem Gemalde eine kunstlerisch interpretative Darstellung einer naturlichen Halo Erscheinung 2 Historiker vermuten eine bildliche Vermengung von mehreren zeitlich unabhangig erfolgten historischen wie naturlichen Ereignissen Den von Hans Glaser verfassten Bericht bewerten sie als mit religiosen Interpretationen und Mahnschriften ausgeschmuckten Horensagen Bericht 3 Das Nurnberger Flugblatt von Hans Glaser ist nicht das Einzige seiner Art besonders im 15 und 16 Jahrhundert waren Flugblatter mit Berichten uber vorgebliche Wunderzeichen und Himmelsspektakel weit verbreitet und beliebt 4 Nurnberger Himmelsspektakel von Hans GlaserInhaltsverzeichnis 1 Beschreibung des Flugblattes 2 Ort der Geschehnisse 3 Ereignisbeschreibung 3 1 Originaltext 3 2 Ubersetzung ins moderne Neuhochdeutsch 4 Deutungen und Interpretationen 4 1 Ufologische Deutungen 4 2 Historiologische Deutungen 4 3 Meteorologische Deutungen 5 Ahnliche Ereignisse 5 1 Plecher Himmelsspektakel 5 2 Basler Himmelsspektakel 6 Weitere Vergleichsstucke 6 1 Meteoritenfall von 1628 zu Oxford 6 2 Nordlichter 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung des Flugblattes BearbeitenDie obere Halfte des Flugblattes wird von einem handkolorierten grossformatigen Holzschnitt dominiert die untere Halfte nimmt der Begleittext in altdeutscher Schrift ein Sowohl Abbildung als auch Text stammen von Hans Glaser Die Darstellung zeigt auf der linken Seite die Stadt Nurnberg auf der rechten Seite den zu jener Zeit noch selbststandigen Stadtteil St Leonhard Auf dem Bild steht die gleichnamige Kirche St Leonhard in Flammen es scheinen Kanonenkugeln auf das Dach zu sturzen Aus einem Haus direkt hinter der Kirche ragt eine Kanone hervor es steigen zwei dickliche Rauchsaulen daraus empor Im Hintergrund sind weitere zu dieser Zeit eigenstandige Stadtteile zu erkennen Die aufgehende Sonne impliziert dass der Betrachter nach Osten blickt und somit seinen Rucken dem Westen zuwendet In der Mitte des Bildes befindet sich die Sonne mit menschlichem Gesicht ihre Augen blicken leicht nach rechts Hinter der Sonne sind zwei Mondsichel Formen zu sehen lose um die Sonne herum sind zahlreiche Kugeln Kreuze und Rohre bzw Zylinder angeordnet Die zylindrischen Gebilde enthalten abwechselnd drei bis funf Kugeln manche dieser Kugeln dringen gerade aus den Zylindern hervor Unter der Sonne leicht nach links versetzt ist eine ubergrosse pechschwarze Speerspitze zu sehen deren spitzes Ende nach links in Richtung Stadt weist 3 5 Das Flugblatt wird heute in der Zentralbibliothek Zurich Schweiz aufbewahrt Es wurde aus unbekannten Grunden in zwei Teile zerschnitten und auf zwei Unterlageblatter montiert Es stammt nach Angaben der Bibliothek aus dem Privatbesitz von Johann Jakob Wick und war ursprunglich Teil seiner Flugblattsammlung Wickiana 6 Ort der Geschehnisse BearbeitenZentrum der Geschehnisse soll die Stadt Nurnberg gewesen sein der Bericht stammt von Hans Wolff Glaser Ihm zufolge begann das Spektakel am fruhen Morgen des 14 April 1561 gegen sechs oder sieben Uhr und wahrte knapp uber eine Stunde lang Die Erscheinung sei fur eine Vielzahl ortsansassiger Zeugen in und um Nurnberg sichtbar gewesen 3 Ereignisbeschreibung BearbeitenDem Flugblatt zufolge wurde am Morgen des 14 April 1561 gegen sechs oder sieben Uhr 3 5 am Himmel uber Nurnberg eine beangstigende Erscheinung beobachtet Originaltext Bearbeiten Anno M D LXI An dem XIIII tag Aprillis zu morgens zwischen Aim gehn tag und dem darauf das ist zu morgens zwischen 4 und 5 auff der kleinen uhr ist ein sehr erschrocklich gesicht an der Son wie sie im auffgang gewesen erschinnen und zu Nurnberg in der Stat und vor dem thor und auff dem Land von vielen mans und weybs personen gesehen worden Erstlich ist die Sonn mit zweyen Blut farben halbrunden strichẽ gleichformig wan der Monn im abnemen mitten durch die Sonne erschinnen und gesehen worden und inn der Sonne oben unten Und auff beden seytten Blut farbe und eines theyls Blossliche oder Eysen farbe auch schwartz farb runde Kugel gestanden Desselben gleichen auff bayden seytten und ringscheyben umb die Sonne herumb sein solche blut rote und der andern Kugel in anzal viel etwo drey inn die lenge unter weylen vier inn einem Quatrangel auch etliche aintzig gestanden Und zwischen solchen Kugeln sein auch etliche Blutfarbe Creutz gesehen und zwischen solchen Creutzen und Kugeln sein Blutfarbe streyme hinden dick Und vorn hinauss etwas geschmeydiger als hocken rhor Allenthalben mit ein vermischt gewesen sampt unter andern zweyen grossen rorn eines zur rechten und das ander zur lincken handt stehent in welchen kleinen und grossen Rorn zu dreyen auch vier und mehr kugel gewesen Dieses alles hat mit einander anfahen zu streyten sein die kugel so erstlicht in der Sonn gewesen herauss auff die so zu beyden seytten gestanden gefarn so sein die so heraussen gewesen sampt den kugeln auss den klein und grossen Rorn inn die Sonne hinein gefarn zu dem haben die Ror eben so sehr alle die kugel unter einander gefarn und hefftig alles mit einander gestritten und gefochten Bey einer guten stundt Und wie der Streyt das ein weyl inn die Sonne hinein und widerumb herauss am hefftigsten hin und her gefaren sich dermassen miteinander abgematt Ist es alles wie obverzeychnet von der Sonnen vom Hymel herab auff die erden gleich alls ob es alles Brennet gefallen und mit einem grossen dampff herunten auff der Erden allgemach vergangen Nach solchem allen ist auch gleichformig einem schwartzen Speer der schafft vom auffgang Und die spitzen zum Nidergang inn grosser dick und leng gesehen worden Was aber solche zeychen bedeuten ist Gott allein wissent dieweyl wir aber kurtz auffeinander soviel und mancherley zeychen am Hymel haben die uns der Allmechtige Gott von unsers sundlichen lebens damit er uns gern zur buss reitzen und locken wolt erscheinen lest so sein wir leyder so undanckbar das wir solche hohe zeychen und Wunderwerck Gottes verachten Auch spotlich davon reden und inn windt schlagen Zubesorgen es werde uns Gott umb unserer undanckbarkeyt willen ein schrockliche straff senden Jedoch werden solchs die Gotsfurchtigen in keinen weg verachten sonder alle diese trewe warnung ires gnedigen Vatters im Hymel behertzigen ir Leben bessern Gott trewlich bitten Das er seinen billigen zorn sampt der wol verdienten straff von uns woll abwenden Damit wir alls seine kinder hie zeytlich und dort ewig leben mogen darzu uns Gott allen wolle helffen Amen Bey Hanns Glaser Brieffmaler zu Nurmberg 7 Ubersetzung ins moderne Neuhochdeutsch Bearbeiten Im Jahre 1561 am 14 April gegen Morgen zwischen Tagesanbruch und darauf so morgens zwischen vier und funf auf der kleinen Uhr ist an der Sonne gerade als sie aufging ein gar schreckliches Gesicht erschienen und zu Nurnberg in der Stadt vor dem Tor und auf dem Land von vielen Mannern und Frauen gesehen worden Zuerst erschienen mit der Sonne zwei blutrote halbrunde Striche dahinter bogenformig und wie der abnehmende Mond oben wie unten durch die Sonne schimmernd und auf jeder Seite blutfarben Ringsherum um die Sonne waren zahlreiche teils blauliche oder eisenfarbene wie auch schwarze runde Kugeln zu sehen Weitere von ihnen waren blutrot und zu beiden Seiten der Sonne ringformig positioniert Wieder andere erschienen in Dreierreihen weitere waren in Quadraten angeordnet Zwischen Letzteren waren blutrote Kreuze zu sehen Und zwischen all diesen Kugeln und Kreuzen waren blutrote Striemen im Hintergrund zu erkennen In dieses Bild mischten sich auch geschmeidige hohle Rohre Auch waren da drei grosse Rohre eines zur linken Hand eines zur Rechten stehend und ein drittes uber dem Ganzen Und in diesen Rohren waren vier oder mehr Kugeln zu sehen Dies alles hat angefangen miteinander zu streiten Die Kugeln seien zunachst in die Sonne hinein geflogen dann wieder heraus und gegeneinander geprallt bald hatten auch die grossen Rohre begonnen Kugeln abzufeuern und einander zu beschiessen Gut eine Stunde lang habe Alles miteinander heftigst gestritten und gekampft sei dabei vor der Sonne auf und niedergestiegen und habe sich bis zur Erschopfung abgemuht Schliesslich seien wie berichtet wurde alle Objekte langsam vom Himmel herab auf die Erde gesunken als wollten sie alles in Brand setzen und schliesslich seien sie mit viel Dampf zu Boden gegangen und hatten sich aufgelost Nach diesem Schauspiel sei am Himmel ein gleichformiger grosser und dicker schwarzer Speer mit Schaft Richtung Osten und Spitze Richtung Westen gesehen worden Was aber solche Zeichen bedeuten weiss allein Gott Da wir aber kurz aufeinander so viele und verschiedene Zeichen am Himmel haben die der allmachtige Gott als wollte er uns ob unseres sundigen Lebens zu Busse reizen und locken erscheinen lasst so sind wir leider so undankbar dass wir solche Zeichen und Wunderwerke Gottes verachten spottisch daruber reden und in den Wind schlagen Zu befurchten steht dass Gott uns unserer Undankbarkeit willen eine schreckliche Strafe schicken wird Jedoch werden die Gottesfurchtigen ihn keineswegs verachten sondern all jene treuherzig die Warnung ihres gnadigen Vaters im Himmel beherzigen ihr Leben bessern und Gott treulich dienen damit dieser seinen gerechten Zorn samt der wohlverdienten Strafe von uns abwenden moge Damit wir als seine Kinder hier zeitlich dort ewiglich leben mogen Dazu moge uns allen Gott helfen Amen Von Hans Glaser Briefmaler zu Nurnberg Deutungen und Interpretationen BearbeitenUfologische Deutungen Bearbeiten In der Ufologie wird das Nurnberger Flugblatt immer wieder als Indiz oder gar Beweis fur angebliche Ufo Begegnungen und Besuche durch Ausserirdische in fruherer Zeit herangezogen Hintergrund sind hierbei die vorgeblichen als gewalttatiges Erscheinen und Kampfgeschehen verstandenen Beschreibungen der zahlreichen Zeugenberichte welche auf am Himmel kampfende Ufos schliessen lassen sollen 1 Der Ufo Forscher Astronom und Skeptiker Jacques Vallee widerspricht dem und gibt zu bedenken dass es auffallig sei dass die zahlreichen vormodernen Berichte uber Wunderzeichen und Himmelsspektakel teilweise wortgleich dieselbe Ereignisbeschreibung vortragen Die Berichte mit ihren stets gleichen Inhalten wurden sich selbst uber die Jahrhunderte hinweg in ihrer Grundstruktur nicht andern und auch die am Ereignis beteiligten Objekte seien immer dieselben Stets gehe es um Kugeln Balle und oder diskusformige Objekte von erstaunlicher Manovrierfahigkeit welche sich vor der Sonne am Himmel und im Weltraum Kampfe lieferten Ebenso die ewig gleich beschriebene Formationsbildung der Objekte und die sehr lange Dauer der Ereignisse stimme nachdenklich Zudem wurden in den zahlreichen Texten obwohl aus unterschiedlichen Jahrzehnten und Jahrhunderten stammend stets dieselben Floskeln und Phrasen gebraucht um die Ereignisse zu beschreiben Und jedes dieser Ereignisse wurde religiosen administrativen wie wissenschaftlichen Behorden gemeldet und auf Flugblattern veroffentlicht 8 Jacques Vallee fragt sich einerseits ob es richtig ware all diese Berichte heute aus Bequemlichkeit verschiedenen Naturphanomenen zuzuschreiben und es dabei zu belassen da alternative Deutungsmoglichkeiten nicht ohne Weiteres ausgeschlossen werden konnten Andererseits sei es unwahrscheinlich dass sich die Technologie hinter den vermeintlichen ausserirdischen Flugobjekten uber die Jahrhunderte in den Berichten nicht weiterentwickle und auch die beteiligten Ausserirdischen stets dieselben zu sein scheinen Ausserdem seien weder Sinn und Zweck noch ein Motiv fur solche Himmelsschlachten ersichtlich 8 Historiologische Deutungen Bearbeiten Skeptiker und Historiker wie zum Beispiel Ulrich Magin machen zunachst auf zwei schwerwiegende Ungereimtheiten in dem Holzschnitt Glasers aufmerksam so ist beispielsweise nicht geklart warum die beruhmte Kaiserburg in der Darstellung der Stadt fehlt obwohl sie zu Glasers Zeit das Wahrzeichen Nurnbergs schlechthin war Hingegen findet sich in dem Holzschnitt die in Flammen stehende St Leonhard Kirche obwohl sie bereits bei einem Brand im Jahre 1508 vollig zerstort und erst 1560 wieder aufgebaut worden war Hans Glaser hielt sich den Nurnberger Stadturkunden zufolge zwischen 1540 und 1571 in der Stadt auf ihm muss dieses historische Ereignis bekannt gewesen sein Die historischen wie chronologischen Diskrepanzen in dem Holzschnitt starken laut Magin die Vermutung dass das Nurnberger Flugblatt mehrere zu unterschiedlichen Zeiten stattgefundene Ereignisse und naturliche Himmelsphanomene miteinander vermischt Der mit religiosen Mahnschriften ausgeschmuckte Text lasst darauf schliessen dass Glaser offenbar nie selbst Augenzeuge des Wunders war sondern teilweise aus dem Horensagen schopfte teilweise naturkundliche Berichte und Dokumente heranzog 3 In der Darstellung und dem Bericht Glasers sei ausserdem ein haufig wiederkehrendes Motiv zu erkennen Das der apokalyptischen Reiter und der Himmelsheere Dabei geht es um zwei verfeindete Heerscharen gottlicher Herkunft die am Himmel erscheinen um dort vor den Augen aller Glaubigen eine wilde Schlacht auszutragen bis eines der Heere bezwungen ist Danach verschwindet die Siegerarmee auf wundersame Weise und der Bericht schliesst mit einer religios belehrenden Ermahnung ab Himmelsheere und apokalyptische Reiter galten und gelten als Vorboten herannahenden Unheils oder als Ankundigung des Weltuntergangs und des Jungsten Gerichts 3 Zum Vergleich verweist Magin auf fruhneuzeitliche Flugblatter in denen ganz ahnliche Wunderzeichen und Himmelsschlachten beschrieben werden so zum Beispiel in einem Flugblatt von Leonhardt Kellner aus dem Jahr 1551 Allen gemeinsam sind vor allem die fliegenden Kugeln Kreuze und Speerspitzen die meist nahe der Sonne gesichtet werden und die laut Augenzeugen aufeinander losgehen als ob sie Krieg miteinander fuhrten wie es das beruhmte Basler Flugblatt von 1566 formuliert Gemass Magin hatte Hans Glaser lediglich die Darstellung einer solchen Himmelsschlacht seiner Zeit technologisch wie sinngemass angepasst statt Pferden Reitern und Schwertern lasst er in seinem Flugblatt moderne Kanonen und deren Geschosse gegeneinander kampfen Ebenfalls allen Flugblattern ist gemein dass sie entweder tatsachliche historische Ereignisse mit naturlichen Himmelsphanomenen zum Beispiel Halos und Nordlichter darstellerisch vermischen oder schlicht in religioser Form parodieren Die fliegenden Rohre aus dem Nurnberger Flugblatt zeigen daher keine Mutterschiffe oder Ufos sondern tatsachlich das was sie abbilden mit Kugeln gefullte und Kugeln abfeuernde Kanonen Auf den Abbildungen werden sie lediglich in der Luft schwebend dargestellt um den symbolischen Bezug zu Gott und dem Himmel aufzuzeigen 3 Magin weist abschliessend darauf hin dass Berichte uber vorgebliche Himmelsschlachten bereits in der Antike und besonders im Mittelalter sehr popular waren und in erstaunlich grosser Zahl niedergeschrieben und auf Flugblattern und Holzschnitten verbreitet wurden Zu dieser Zeit hatte die christliche Religion grossen Einfluss auf Alltag und Weltbild der einfachen Menschen und deutete Himmelserscheinungen aller Art als gottliche Wunderzeichen oder als Warnzeichen Gottes Dementsprechend sind auch die Abbildungen mit christlichen Symbolen geradezu ubersat Fromme Menschen sahen sich durch derlei Flugblatter und Wunderberichte von Gott ermahnt sich zu ihm zu bekennen und ihm treu zu bleiben Daher ware ein Bericht wie jener von Glaser wenig verwunderlich da die Menschen zu seiner Zeit das Flugblatt korrekt zu deuten gewusst hatten 3 Andere Skeptiker wie zum Beispiel Wiebke Schwarte halten ebenfalls dazu an Flugblatter uber Wunderzeichen mit Vorsicht zu betrachten Es sei wenig ratsam die darin enthaltenen Berichte wortlich zu nehmen da es sich meist um von der Kirche in Auftrag gegebene Mahnschriften handelt Ihr Sinn und Zweck war weniger wissenschaftliche Aufklarung sondern vielmehr kirchliche Propaganda und Manipulation und ihre Popularitat wurde von der Kirche ausgenutzt Das Anhalten zur Umkehr und zum Bekenntnis lasse sich gut aus den mahnend belehrenden Abschlusstexten herauslesen Untermauert wird dies durch die oft starken Ubertreibungen in den Ereignisbeschreibungen sowie die unnotig polyszenischen Darstellungen welche zwar auf naturliche Naturphanomene hindeuten mogen aber selbst ubertrieben wirken Fruhneuzeitliche Flugblatter wie das Nurnberger Flugblatt seien daher teilweise eher mit heutigen Boulevard Zeitungen zu vergleichen 9 Meteorologische Deutungen Bearbeiten Auch die Meteorologie befasst sich mit fruhneuzeitlichen Flugblattern auf denen himmlische Wunderzeichen zu sehen sind Hintergrund ist die Feststellung dass in vielen Darstellungen reale Himmelsphanomene aller Art abgebildet sind Zu den haufigsten dieser Himmelsspektakel zahlen Halos Nebensonnen Sonnenfinsternisse Mondfinsternisse Nordlichter und Sternschnuppen Auf dem beruhmten Nurnberger Flugblatt von 1561 ist nach Ansicht von Meteorologen sehr wahrscheinlich eine morgendliche Halo Erscheinung inklusive mehrerer Nebensonnen festgehalten 2 Dafur sprechen gemass Frank Johnson sowohl die beiden Mondsicheln die wohl aus Platzgrunden hinter die Sonne geruckt wurden als auch die Tatsache dass sich das Ereignis laut Bericht uber eine Stunde lang lautlos hinzog Die grosse schwarze Speerspitze ist moglicherweise auf sogenannte Wolkenstrahlen auch Dammerungsschatten genannt zuruckzufuhren Da Hans Glaser in seinem Bericht eine Zunahme an himmlischen Wunderzeichen innerhalb der letzten Zeit erwahnt sei es auch fur Johnson denkbar dass in dem Gemalde mehrere zu verschiedenen Zeitpunkten wahrgenommene Himmelsphanomene kunstlerisch zusammengefasst wurden 10 Ahnliche Ereignisse Bearbeiten nbsp Basler Flugblatt von Samuel Coccius aus dem Jahr 1566 Ulrich Magin und Carl Gustav Jung verweisen auf ganz ahnliche Berichte uber gar schreckliche Wunderzeichen und Himmelsspektakel die ebenfalls auf kolorierten wie schwarz weissen Flugblattern und Holzschnitten festgehalten sind und alle aus den Jahren 1550 1570 und noch aus spaterer Zeit stammen 3 5 Plecher Himmelsspektakel Bearbeiten Am 1 Juni 1554 beobachteten der Ortsansassige Leonhardt Kellner sowie der Gemeindepfarrer und die ganze Gemeinde am fruhen Morgen uber Plech einen blutroten Streifen uber der aufgehenden Sonne Dann seien blaue Kugeln und Sterne erschienen sowie Reiter welche mit langen Lanzen gegeneinander kampften Wie im Nurnberger Flugblatt so sollen auch hier alle beobachteten Objekte langsam in den Horizont gesunken sein dann kamen die Reiter und die Sterne bis auf den Markgrund hinab und stiegen mit lautem Rauschen wieder in die Hohe der Sonne entgegen Dann hatten die Reiter mehr als zwei Stunden lang weitergekampft und seien allmahlich vergangen 3 Basler Himmelsspektakel Bearbeiten Hauptartikel Basler Himmelsspektakel von 1566 Etwas bekannter ist ein Flugblatt das um 1566 von Samuel Apiarius zu Basel gedruckt wurde und von einer seltsamen Gestalt am Himmel berichtet Das Bild zeigt den Munsterplatz mit dem Antistitium Hauptzeuge sei ein Schriftkundiger der heiligen Schrift und Kunststudent zu Basel namens Samuel Coccius gewesen Gemass der Uberlieferung sollen an drei Tagen am 25 und 28 Juli sowie am 7 August des Jahres 1566 uber Basel jeweils wunderliche Sonnenauf und untergange beobachtet worden sein Beim ersten Mal sei die Sonne blutfarben und ohne Schein und Glanz untergegangen der in der folgenden Nacht aufgehende Mond wurde ebenfalls blutrot Beim zweiten Mal sei die Sonne wahrend ihres Aufgangs hingegen erneut so rot gewesen dass alles was sie anstrahlte aussah als ware es blutig Am Morgen des 7 August schliesslich seien vor der aufgehenden Sonne viele grosse schwarze Kugeln in der Luft vil grosser schwartzer kugelen im lufft gesehen worden und vor der Sonne erschienen Die schwarzen Kugeln hatten sich zunachst vor und neben der Sonne bewegt dann aber waren sie mit grosser Schnelle und Geschwindigkeit hin und hergeflogen und gegeneinander geprallt als ob sie einen Streit fuhrten Einige von ihnen wurden rot und feurig zerfielen und erloschen dann mit grosser schnelle unnd geschwinde gefaren auch widerkeert gegen einandern gleichsam die ein streyt furten deren etlich roht und fhurig worden volgends verzeert und erloschen Auch der Basler Bericht endet mit einer christlichen Mahnschrift 3 5 Weitere Vergleichsstucke BearbeitenMeteoritenfall von 1628 zu Oxford Bearbeiten Aus dem Jahr 1628 stammt ein farbiger Holzschnitt der in Oxford England angefertigt wurde und von einem Meteoritenfall berichtet Am 9 April besagten Jahres vernahmen die Bewohner in und um Oxford einen lauten Knall gleich einem Kanonenschlag nachdem sie einen Schweif heller als drei Sonnen vom Himmel niedergehen sahen Der Farbholzschnitt ist gemass Ulrich Magin deshalb so bemerkenswert weil der Niedergang des Meteoriten selbst mit einer himmlischen Heerschar streitender Reiter und Kanoniere verglichen wurde und das Gemalde tatsachlich zwei Kanonen in den Wolken zeigt die sich gegenseitig mit Kugeln beschiessen Im Zentrum der Darstellung sind in der linken Bildmitte bewaffnete Reiterschaften zu sehen wie sie unter drei Sonnen aufeinander losgehen 3 Nordlichter Bearbeiten Auch Nordlichter wurden in Mitteleuropa bis ins spate 18 Jahrhundert als schreckliches Mahnzeichen Gottes betrachtet Da das Nurnberger Flugblatt von 1561 in einer Zeit entstand in der augenscheinlich sehr viele Wunderzeichen am Himmel beobachtet wurden ist es fur Historiker wenig verwunderlich dass auch die Berichte uber Nordlichter zum Beispiel uber Basel Nurnberg Mailand und Strassburg ebendiese mit am Himmel kampfenden Heerscharen und feurigem Glanz umschreiben und die Texte mit christlich biblischen Mahnschriften abgeschlossen werden Dieses Schema decke sich gut mit dem Nurnberger Flugblatt 4 Literatur BearbeitenWilliam J Birnes The Everything UFO Book An investigation of sightings cover ups and the quest for extraterrestrial life Adamas Media 2011 ISBN 1 4405 2647 8 Robert Greenler Rainbows Halos and Glories CUP Archive Cambridge NY 1990 ISBN 0 521 38865 1 Carl Gustav Jung Ein moderner Mythus von Dingen die am Himmel gesehen werden Rascher Verlag Zurich Stuttgart 1958 Wiebke Schwarte Nordlichter Waxmann Munster 1999 ISBN 3 89325 785 3 Jacques Vallee Chris Aubeck Wonders in the Sky Unexplained Aerial Objects from Antiquity to Modern Times Penguin Books 2010 ISBN 1 101 44472 X J C Vintner Ancient Earth Mysteries AEM Publishing Portland 2011 ISBN 1 4662 5524 2 Weblinks BearbeitenKurzartikel mit pdf Link auf ufo information de deutsch Weiterer Artikel auf ancientaliensdebunked com englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b William J Birnes The Everything UFO Book S 19 21 a b Robert Greenler Rainbows Halos and Glories S 106 109 a b c d e f g h i j k l Ulrich Magin Ein Ufo im Jahr 1561 PDF Dokument deutsch a b Wiebke Schwarte Nordlichter S 88 99 a b c d Carl Gustav Jung Ein moderner Mythus S 94 97 Wiebke Schwarte Nordlichter S 7 9 Anmerkungen Langes s ſ und Rundes r ꝛ werden wie s und r wiedergegeben u und v wurden dem Laut entsprechend angepasst z B und statt vnd soviel statt souiel a b Jaques Vallee Wonders in the Sky Seite 125 Wiebke Schwarte Nordlichter S 23 26 Frank Johnson Nuremburg 1561 UFO Battle debunked auf ancientaliensdebunked com Memento des Originals vom 14 Dezember 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ancientaliensdebunked com englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nurnberger Flugblatt von 1561 amp oldid 231545985