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Der Purpurbraune Mutterkornpilz Claviceps purpurea vereinfacht auch Mutterkornpilz genannt ist ein zur Gattung der Mutterkornpilze Claviceps gehorender Schlauchpilz der auf Roggen und anderen Sussgrasern wachst und parasitiert Eine Infektion der Ahren der Graser ist durch die vom Mutterkornpilz gebildeten purpurfarbenen bis schwarzen Sklerotien den Mutterkornern zu erkennen Die Bezeichnung Mutterkorn wurde in Zusammenhang gebracht mit der beispielsweise wehenauslosenden Wirkung des Pilzes auf die Gebarmutter Im 17 Jahrhundert wurde die Droge in die Praxis von Heilern oder Badern eingefuhrt Purpurbrauner MutterkornpilzVegetationsformen des Purpurbraunen MutterkornpilzesSystematikKlasse SordariomycetesUnterklasse HypocreomycetidaeOrdnung Krustenkugelpilzartige Hypocreales Familie ClavicipitaceaeGattung ClavicepsArt Purpurbrauner MutterkornpilzWissenschaftlicher NameClaviceps purpurea Fr Fr Tul VarietatenOkologische Gruppe 1 2 G1 Acker Wiese G2 feuchtige schattige Zone G3 salziger Sumpf Inhaltsverzeichnis 1 Okologie 2 Fortpflanzung 2 1 Primarinfektion geschlechtlich 2 2 Sekundarinfektion ungeschlechtlich 2 3 Bildung des Sklerotiums 3 Kultivierung 3 1 Freilandkultur 3 2 In vitro Kultur 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksOkologie Bearbeiten nbsp Roggenahre mit Sklerotium Mutterkorn des MutterkornpilzesClaviceps purpurea ist insbesondere in Regionen mit gemassigtem Klima anzutreffen Im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern seiner Gattung zeigt Claviceps purpurea nur eine relativ geringe Wirtsspezifitat Neben dem Roggen der bevorzugten Wirtspflanze parasitiert der Mutterkornpilz auch auf anderen Getreidearten einschliesslich Triticale Weizen Hafer und Gerste sowie auf Wildgrasern wie der Quecke Lolch oder Acker Fuchsschwanzgras Diese geringe Selektivitat ermoglicht dem Pilz das Uberleben auf Wildgrasern am Feldrain nach der Getreideernte und eine Neuausbreitung nach der nachsten Aussaat Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Abbildungen aus L R Tulasne Memoire sur l ergot des glumaces 1853Erst im Jahre 1853 beschrieb der franzosische Mykologe Louis Rene Tulasne den kompletten Zyklus des Pilzes Claviceps purpurea 3 Der Purpurbraune Mutterkornpilz ist zur geschlechtlichen sexuellen und zur ungeschlechtlichen asexuellen Vermehrung befahigt Wie bei allen Schlauchpilzen uberwiegt die haploide Phase Eine diploide Phase spielt nur fur kurze Zeit bei der geschlechtlichen Vermehrung eine Rolle Primarinfektion geschlechtlich Bearbeiten Zur Zeit der Ausreifung fallen die Sklerotien gemeinsam mit den Getreidekornern zur Erde und uberwintern Im folgenden Fruhjahr entwickeln sich aus dem Sklerotium unter Verschmelzung kompatibler Hyphen mehrere gestielte kopfchenartige Fruchtkorper mit zahlreichen Perithecien Jedes Perithecium bildet im Inneren zahlreiche schlauchformige Asci die unter meiotischen Teilungen jeweils acht haploide Ascosporen produzieren Zum Zeitpunkt der Graser und Getreideblute werden die Ascosporen freigesetzt und mit dem Wind verbreitet und dringen als Keimhyphen uber die Narben unbefruchteter Bluten in die Fruchtknoten ein Diese Art der Infektion wird auch als Primarinfektion bezeichnet Sekundarinfektion ungeschlechtlich Bearbeiten Wahrend des Sphacelia Stadiums vor der Bildung des Sklerotiums entwickeln sich aus dem Myzel des Purpurbraunen Mutterkornpilzes durch Abschnurung an Hyphen die Konidiosporen Diese Konidiosporen werden durch das Reiben zwischen den Ahren uber den Regen uber den Wind oder uber Insekten verbreitet Letztere werden von einer sussen Flussigkeit angelockt welche Honigtau ahnelt die vom Purpurbraunen Mutterkornpilz durch Zersetzung des Getreidesamens gebildet wird Die Konidiosporen gelangen ahnlich den Ascosporen in den Fruchtkorper der bluhenden Graser Die Bedeutung der Insekten bei der Sekundarinfektion nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein 4 5 Bildung des Sklerotiums Bearbeiten Nach einer Infektion der Fruchtkorper bluhender Graser bildet sich aus den Sporen ein Pilzmyzel Dieses durchwuchert im Sphacelia Stadium den Fruchtknoten unter Bildung einer weichen weissen Masse Spater tritt daraus unter Zersetzung der Frucht der Honigtau aus Das Myzel reift schliesslich zu einem hornartigen dunkelpurpurnen bis schwarzen Sklerotium der Dauerform des Mutterkornpilzes heran Kultivierung BearbeitenDer Mutterkornpilz kann durch Infektion von Getreidefeldern parasitische Kultur oder in vitro kultiviert werden saprophytische Kultur Seine Kultivierung dient der Gewinnung der Droge Mutterkorn und der daraus zu gewinnenden Mutterkornalkaloide Freilandkultur Bearbeiten Die parasitische Kultur erfolgt durch Beimpfung von Roggen oder Triticalepflanzen mit einer aus einer In vitro Kultur gewonnenen Konidiensuspension mit Hilfe von Impfmaschinen kurz nachdem die Ahren aus den umgebenden Hullblattern hervortreten Nach der Ernte des Getreides konnen die durch den Purpurbraunen Mutterkornpilz infizierten Korner maschinell ausgelesen werden Die Methode der parasitischen Kultur besitzt auf Grund von gesundheitlichen Risiken heute kaum noch eine Bedeutung 6 In vitro Kultur Bearbeiten Zur Gewinnung der vom Purpurbraunen Mutterkornpilz produzierten Mutterkornalkaloide werden heute vorrangig saprophytische In vitro Kulturverfahren unter Verwendung selektierter Claviceps purpurea Stamme die unter diesen Bedingungen zur Alkaloidproduktion befahigt sind benutzt Die besten Ausbeuten werden mit Hilfe der Submersfermentation unter Verwendung verschiedener Wachstums und Produktionsmedien erreicht 7 Im Labormassstab kann der Mutterkornpilz auch auf Agarmedien kultiviert werden nbsp Sklerotium von Claviceps purpurea mit Fruchtkorpern nbsp Modell eines Mutterkornpilzes Botanisches Museum Greifswald nbsp Honigtau auf Roggen nbsp Laborkultur von Claviceps purpureaLiteratur BearbeitenH Mielke Studien uber den Pilz Claviceps purpurea Fries Tulasne unter Berucksichtigung der Anfalligkeit verschiedener Roggensorten und der Bekampfungsmoglichkeiten des Erregers In Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt fur Land und Forstwirtschaft Berlin Dahlem Band 375 2000 Daniel Carlo Pangerl Antoniusfeuer Die ratselhafte Plage In Medizin im Mittelalter Zwischen Erfahrungswissen Magie und Religion Spektrum der Wissenschaften Spezial Archaologie Geschichte Kultur Band 2 19 2019 S 50 53 Einzelnachweise Bearbeiten Pazoutova et al 2000 Chemoraces and Habitat Specialization of Claviceps purpurea Populations Douhan et al 2008 Multigene analysis suggests ecological speciation in the fungal pathogen Clavicepes purpurea L R Tulasne Memoire sur l ergot des glumaces In Annales des sciences naturelles Partie Botanique 20 1853 S 5 56 Digitalisat Butler MD Alderman SC et al 2001 Association of insects and ergot Claviceps purpurea in Kentucky bluegrass seed production fields H Mielke 1993 Untersuchungen zur Bekampfung des Mutterkorns In Nachrichtenbl Deut Pflanzenschutzd Braunschweig 45 5 6 S 97 102 Eva Nemeth Ergot The Genus Claviceps Hrsg Vladimir Kren Ladislav Cvak Medicinal and aromatic plants industrial profiles Band 6 Harwood Academic Amsterdam 1999 ISBN 90 5702 375 X Parasitic Production of Ergot Alkaloids S 303 320 englisch crcnetbase com Malinka Zdenek Ergot The Genus Claviceps Hrsg Vladimir Kren Ladislav Cvak Medicinal and aromatic plants industrial profiles Band 6 Harwood Academic Amsterdam 1999 ISBN 90 5702 375 X Saphrophytic Cultivation of Claviceps S 321 372 englisch crcnetbase com Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Claviceps purpurea Album mit Bildern Videos und Audiodateien Agrarservice Zur Giftigkeit des Mutterkorns uber Mutterkorn Massnahmen zur Minimierung des Mutterkornbefalls Mutterkorn reduzieren Film Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Purpurbrauner Mutterkornpilz amp oldid 233330919