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Moritz Neumark 2 Juni 1866 in Wittmund 25 Februar 1943 im KZ Theresienstadt eigentlich Moses Lazarus Neumark war ein deutscher Industrieller judischer Herkunft Inhaber mehrerer Patente in der Montanindustrie und Politiker Er pragte von 1905 bis 1934 die Geschichte der ehemaligen Hochofenwerk Lubeck AG im Stadtteil Herrenwyk des einst grossten Arbeitgebers der Hansestadt Lubeck Moritz Neumark Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMoritz Neumark war der Sohn des Kaufmanns Philip Abraham Neumark und seiner Frau Julchen Neumark geborene Levy Die Eltern fuhrten das Manufakturwarengeschaft der Firma A J Neumark Sohne in Wittmund Ostfriesland wo die Familie Neumark seit mehreren Generationen ansassig war Das Ehepaar hatte zehn Kinder Moritz wurde als sechstes Kind geboren Fritz Neumark war sein Neffe Moritz Neumark besuchte die Oberrealschule in Oldenburg Niedersachsen Nach dem Abitur studierte er Huttenwesen an der Technischen Universitat Berlin und der Technischen Universitat Dresden sowie Chemie in Jena Wahrend seines Studiums wurde er 1885 Mitglied der Burschenschaft Cheruscia Dresden 1 2 1891 wurde er in Jena promoviert 3 Nach dem Studium arbeitete er in Oberschlesien und unternahm eine mehrmonatige Studienreise durch europaische Lander 1895 baute er im Auftrag der Huldschinskyschen Huttenwerke in Gleiwitz ein Stahl und Walzwerk in Zawiercie das damals zu Russisch Polen gehorte auf Aus dem Jahr 1898 stammt sein erstes Patent zum doppelten Gichtverschluss fur Hochofen nbsp Neumarks Wohn und Direktionsvilla am damaligen Herrenwyk 21905 forderte der Lubecker Industrieverein die Errichtung eines Hochofenwerks an der Trave Er berief Neumark in das Komitee fur die Errichtung einer Hochofenanlage bei Lubeck Zusammen mit dem kaufmannischen Direktor Carl Schlomer bildete Neumark ab Dezember 1905 den Vorstand der am 7 November 1905 gegrundeten Hochofenwerk Lubeck AG Am 8 Mai 1906 wurde der Grundstein fur den ersten Hochofen gelegt Von September 1906 als Schlomer ausschied bis 1934 war Neumark als Generaldirektor alleiniger Vorstand der Aktiengesellschaft Im Februar 1919 wurde Neumark als Kandidat der Deutschen Demokratischen Partei DDP in die Lubecker Burgerschaft die Stadtvertretung der Hansestadt gewahlt Bis 1926 gehorte er als Burgerschaftsmitglied der Fraktion der Deutschen Volkspartei DVP an danach bis zu seinem Ausscheiden 1929 dem Hanseatischen Volksbund Insbesondere setzte er sich fur einen Generalbebauungsplan der Industrieansiedlungen in den Lubecker Vororten Kucknitz Herrenwyk Siems und Dummersdorf ein Sein Ziel war es die Wohn und Lebensbedingungen der Bevolkerung zu verbessern Er forderte Kunst und Kultur Lubecks So fuhrt die Stiftertafel von 1921 des Behnhauses des Lubecker Museums fur Kunst und Kulturgeschichte seinen Namen auf Bis zu seinem Ende September 1933 erzwungenen Austritt war er Mitglied der Gesellschaft zur Beforderung gemeinnutziger Tatigkeit Neumark war ab Februar 1906 Mitglied des Lubecker Industrievereins von November 1910 bis 1933 gehorte er dem Vorstand an und war Vorsitzender als dieser am 7 Juni 1933 geschlossen zurucktrat Er gehorte dem Aufsichtsrat der Rawack amp Grunfeld AG in Berlin an im Hauptausschuss des Reichsverbandes der Deutschen Industrie war er stellvertretendes Mitglied Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Eisenhuttenleute dem heutigen Stahlinstitut VDEh sowie des Vereins Deutscher Eisen und Stahlindustrieller Funktionen ubernahm er ausserdem im Seewasserstrassenbeirat der Reichswasserstrassenverwaltung und in der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande In die Zeit Neumarks als Generaldirektor der Hochofenwerk Lubeck AG fiel der Produktionsbeginn von zwei Hochofen und zwei Koksofengruppen im August 1907 Um 1909 wurde ein dritter Hochofen in Betrieb genommen Das Unternehmen entwickelte sich unter seiner Leitung so fortschrittlich dass die Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1913 die hohe Wirtschaftlichkeit lobte und von einer sorgfaltigen baulichen Durchbildung berichtete die die Hutte als Beispiel einer streng modernen Anlage erscheinen lasse das uber die engeren Fachkreise hinaus Beachtung verdiene Gleichzeitig entstanden in Kucknitz und Herrenwyk fur die zunehmende Zahl der Beschaftigten Werks und Arbeiterkolonien sowie Meister und Beamtenhauser die nach der Unternehmenshierarchie ausgestattet waren Neumark lebte mit seiner Frau Ida geb Handler und den drei Kindern Hans Susy und Lore in einer Direktorenvilla in grosserer Entfernung Bei Beginn des Ersten Weltkriegs hatte das Hochofenwerk 944 Beschaftigte Die Zahl nahm wahrend des Krieges ab stieg aber 1917 18 auf 1439 In den Nachkriegsjahren wurde das Hochofenwerk zu einem wichtigen Faktor der Streikbewegungen 1930 traf die Weltwirtschaftskrise auch das Werk Massenentlassungen wurden zum 1 April 1932 ausgesprochen nur 300 bis 400 Arbeiter blieben 1933 zeichnete sich eine Besserung ab als die Nationalsozialisten die Macht ubernahmen Im Lubecker Senat forderten die Nationalsozialisten die Leitung des Werks zu arisieren nbsp Stolperstein nbsp Gedenktafel im Lubecker Rathaus fur die Burgerschaftsmitglieder die Opfer des Nationalsozialismus wurdenNeumark legte 1934 sein Amt als Generaldirektor nieder Er zog aus der Herrenwyker Dienstvilla aus Sein Sohn Hans blieb noch bis 1938 Chef der Kupferhutte und emigrierte dann in die USA wo er bei Allied Chemical eine Anstellung fand und zum Experten fur Raketentreibstoffe wurde Auch dessen Schwestern Susanne und Eleonore entkamen dem Nationalsozialismus durch Emigration 1936 zog Moritz Neumark mit seiner Frau nach Berlin Grunewald 1942 wurde das Ehepaar in das so genannte Altersghetto des KZ Theresienstadt deportiert wo Neumark am 25 Februar 1943 starb Seine Frau Ida gelangte im Februar 1945 durch den Einsatz des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK in Folge der Vereinbarung Himmler Musy in die Schweiz Die Stadt Lubeck ehrte Neumark indem sie eine Strasse in Herrenwyk nach ihm benannte In der Strasse Alt Herrenwyk 1 in Lubeck erinnert ein Stolperstein an sein Schicksal Die Hochofenwerk Lubeck AG firmierte ab 1954 als Metallhuttenwerk Lubeck AG und wurde 1958 in eine GmbH umgewandelt Um 1965 setzte der Niedergang ein 1981 ging sie in Konkurs Auszeichnungen BearbeitenEhrendoktor der RWTH Aachen 1922 Veroffentlichungen BearbeitenUber das Hygrin II Uber Thiodantoine Dissertation Universitat Jena 1891 Literatur BearbeitenWulf Schadendorf Hrsg Leben und Arbeit in Herrenwyk Geschichte der Hochofenwerk Lubeck AG der Werkskolonie und ihrer Menschen Verlag Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 0101 3 Robert Volz Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Band 2 L Z Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1931 DNB 453960294 Heidi B Neumark Hidden inheritance Family secrets memory and faith Nashville Abingdon 2015 ISBN 978 1 63088 124 5 Helga Martens Dr Moritz Neumark 1 Generaldirektor des Hochofenwerkes Leben und Wirken Herausgeber Verein fur Lubecker Industrie und Arbeiterkultur e V Lubeck 2020Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moritz Neumark Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Patent AT64399B Vorrichtung zum Abscheiden von Staub oder dgl aus heissen Gasen Angemeldet am 8 Marz 1913 veroffentlicht am 10 April 1914 Erfinder Moritz Neumark Patent DE552127C Verfahren zur Erzeugung eines kohlenstoffreichen Roheisens mit weniger als 0 5 Silicium unter 0 3 Mangan und nicht uber 0 05 Schwefel im Kokshochofen Angemeldet am 10 Oktober 1925 veroffentlicht am 9 Juni 1932 Erfinder Moritz Neumark Patent US1882517A Process for the production of ferro phosphorus low in or practically free from silicon Angemeldet am 7 Marz 1931 veroffentlicht am 11 Oktober 1932 Anmelder American Lurgi Corp Erfinder Moritz Neumark Hans Weidmann Gerhard Roesner Helmut Hinrichs Moritz Neumark im Biographischen Lexikon fur Ostfriesland Band II Aurich 1997 S 256 257 PDF Datei 53 kB Einzelnachweise Bearbeiten Willy Nolte Hrsg Burschenschafter Stammrolle Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer Semester 1934 Berlin 1934 S 349 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 9 Nachtrage Koblenz 2021 S 119 120 Online PDF Helmut Hinrichs Moritz Neumark im Biographischen Lexikon fur Ostfriesland Band II Aurich 1997 S 257 PDF Datei 53 kB Normdaten Person GND 1147611173 lobid OGND AKS VIAF 2221150264370705860007 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Neumark MoritzALTERNATIVNAMEN Neumark Moses Lazarus wirklicher Name Neumarck MoritzKURZBESCHREIBUNG deutscher IndustriellerGEBURTSDATUM 2 Juni 1866GEBURTSORT WittmundSTERBEDATUM 25 Februar 1943STERBEORT KZ Theresienstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moritz Neumark amp oldid 219313107