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Morituri ist ein im Winter 1947 1948 gedrehter deutscher Spielfilm von Eugen York in Osterreich lief der Film unter dem Titel Freiwild 2 Er gilt neben Kurt Maetzigs Ehe im Schatten 1947 und Herbert B Fredersdorfs Lang ist der Weg 1948 als einer der ersten deutschen Spielfilme der sich mit dem Holocaust auseinandersetzte FilmTitel MorituriProduktionsland Deutschland FBZ Originalsprache DeutschErscheinungsjahr 1948Lange 85 1 MinutenAltersfreigabe FSK 16StabRegie Eugen YorkDrehbuch Gustav Kampendonknach einer Idee von Artur BraunerProduktion Artur Brauner fur CCCMusik Wolfgang ZellerKamera Werner KrienSchnitt Walter WischniewskyBesetzungWalter Richter Dr Leon Bronek Winnie Markus Maria Bronek Lotte Koch Lydia die Polin Hilde Korber die Irre Catja Gorna Stascha Sokol Josef Sieber Eddy der Staatenlose Carl Heinz Schroth Armand Siegmar Schneider Gerhard Tenborg Peter Marx Pjotr der Russe Alfred Cogho Roy der Kanadier Josef Almas Anwalt Dr Simon Ellinor Saul Lucie seine Tochter Ursula Bergmann Ruth seine Tochter Willy Prager Vater Simon Annemarie Hase Mutter Simon Karl Vibach Georg deutscher Soldat Bob Kleinmann Janek 12 Jahre Michael Gunther Wladek 16 Jahre Erich Dunskus Sokol polnischer Bauer David Minster Invalide Franja Kamienietzka Frau Steppan Klaus Kinski Hollandischer Haftling Gabriele Hessmann Die Schwangere Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion und Hintergrunde 3 Kritik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenOsteuropa in der Spatphase des Zweiten Weltkriegs In einem nationalsozialistischen Konzentrationslager verrichtet ein polnischer Arzt dessen Ehefrau einst von der SS ermordet wurde seinen Dienst Seine Aufgabe ist es die Arbeitsfahigkeit der Lagerinsassen festzustellen Als wieder einmal die Haftlinge auf dem Lagerhof zum Appell antreten mussen untersucht er die ausgemergelten Gestalten aus aller Herren Lander und erklart eine Reihe von ihnen fur arbeitsunfahig Diese sind damit jedoch zu Todgeweihten geworden und mussen furchten wenig spater vergast zu werden Daraufhin entschliesst sich der Arzt den funf Haftlingen zur gemeinsamen Flucht zu verhelfen Tatsachlich gelingt der Ausbruch des kleinen Trupps und man erreicht ein Waldstuck in dem man sich verstecken kann Dort treffen die zerlumpten und entkrafteten Haftlinge auf mehrere Familien die ebenfalls untergetaucht sind um sich vor den deutschen Soldaten zu verbergen Man will hier auf die nahenden sowjetischen Rotarmisten als Befreier warten Zwar ruckt die Front allmahlich naher aber die Hoffnung wechselt immer wieder mit der Angst doch noch von SS oder Soldaten der Wehrmacht entdeckt und erschossen zu werden Bald werden die Lebensmittel knapp Weitere Fluchtlinge darunter auch polnische Familien auf der Flucht vor SS und Gestapo versammeln sich im Wald Einige von ihnen haben Nahrung mitgebracht und erleichtern ein wenig die hochst angespannte Situation Die Geruchte dass sich Menschen vor den Deutschen im Wald versteckt halten erreichen schliesslich auch die deutsche Seite Daraufhin beginnt die SS den Wald systematisch zu durchkammen Der Arzt der soeben eine Brucke gesprengt hat versucht die Abgetauchten zu warnen und ihnen bei der Suche nach einem Fluchtweg zu helfen Dabei wird er erschossen Als den Juden und Polen ein Wehrmachtssoldat in die Hande fallt wissen sie nicht was sie mit ihm anfangen sollen Manche wollen den Soldaten sogleich toten Ein ehemaliger judischer Strafverteidiger eroffnet ein Tribunal er pladiert dafur den Deutschen leben zu lassen da man nichts uber seine Schuld wisse Schliesslich lasst ihn einer der ehemaligen KZ Haftlinge laufen Als bekannt wird dass die Deutschen das Waldgebiet wegen eines Anschlags auf die Eisenbahn durchkammen wollen bricht Verzweiflung aus Man offnet eine erbeutete deutsche Holzkiste in der Hoffnung auf Verpflegung findet aber nur Spirituosen Im Rausch beginnt man wild zu tanzen um zuletzt noch das volle Leben zu kosten Dabei fallt auch der namensgebende Spruch morituri te salutant Plotzlich taucht der deutsche Soldat auf und dankt sein Uberleben damit dass er auf seiner Flucht vor den Russen den Verzweifelten zuruft die Front sei gefallen Die Morituri sind damit gerettet und gehen als Gruppe einer lichten Zukunft entgegen Produktion und Hintergrunde BearbeitenMorituri ist lateinisch heisst Die Todgeweihten und erinnert an den angeblichen Gladiatorenausspruch Ave Caesar morituri te salutant im antiken Rom Die Entstehungsgeschichte dieses Films der ursprunglich den Titel Die Namenlosen haben sollte ist ebenso kompliziert wie komplex Produzent Artur Brauner der den Krieg im Untergrund uberlebt hatte wollte mit Morituri seine Karriere als Besitzer der im Herbst 1946 gegrundeten CCC beginnen In Curt Riess Erinnerungsband Das gibt s nur einmal heisst es dazu Um diesen Film auf die Beine zu stellen muss Brauner eine Filmgesellschaft grunden die Central Cinema Company und dazu braucht er eine Lizenz Er geht zu den Amerikanern Die sagen nein Er geht zu den Englandern die sagen weder ja noch nein Es vergehen Monate Kein Bescheid kommt Dann geht er zu den Russen Die sagen ja und nein Auf der einen Seite sei es ja sehr lobenswert einen solchen Film zu machen auf der anderen Seite aber auch sehr gefahrlich Brauner geht zu den Franzosen Die verlangen das Drehbuch und schicken es nach Paris Warum die Ablehnung Wie kommt es dass ein Mann wie Erich Pommer sich gegen dieses Filmprojekt stellt Wie kommt es dass die Englander sich nicht entscheiden konnen Dass selbst die Franzosen zogern obwohl sie ihm schliesslich die Lizenz geben 3 Auch nach dem Lizenzerhalt musste sich Brauner zahlreichen Problemen stellen vor allem pekuniarer und organisatorischer Natur aber auch solchen der Materialbeschaffung in einem von einem Krieg komplett verwusteten Land Da der Aufwand immens gross und die Finanzierung nicht gesichert war konnte mit der Realisierung von Morituri erst nach der Herstellung und der im August 1947 erfolgten Auffuhrung der belanglosen Komodie Herzkonig 4 die Brauner das notige Startkapital einspielte begonnen werden 5 Die Dreharbeiten fanden von September 1947 bis Januar 1948 statt Die Premiere war am 28 August 1948 im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig Die deutsche Erstauffuhrung fand am 24 September 1948 in Hamburg statt Am 16 November 1948 wurde Morituri erstmals in Berlin gezeigt Am 7 April 1991 lief der Film im ZDF und damit erstmals im deutschen Fernsehen Die Aussenaufnahmen entstanden bei Schildow in der Mark Brandenburg die Studioaufnahmen im CCC Atelier in Berlin Tempelhof Der Film tragt autobiografische Zuge des Produzenten Brauner In Osterreich lief Morituri 1949 unter dem Titel Freiwild Der 21 jahrige Klaus Kinski gab in Morituri sein Leinwanddebut Er spielte einen hollandischen Haftling Fur den soeben aus dem britischen Exil heimgekehrten Josef Almas wiederum war Morituri der filmische Schwanengesang Er verkorperte hier den judischen Rechtsanwalt Dr Simon Schnittmeister Walter Wischniewsky diente Eugen York auch als Regieassistent Die Bauten stammen aus der Hand von Hermann Warm die Ausstattung besorgte Bruno Monden Die Produktionsleitung ubernahm Hans Lehmann Bei der Betrachtung des gesamten Filmstabes fallt auf dass Produzent Brauner der spater mehrfach expressis verbis erklart hatte niemals mit den namentlich genannten Filmschaffenden Wolfgang Staudte und Hildegard Knef aufgrund von deren Verhalten im Dritten Reich 6 arbeiten zu wollen bei diesem Film eine betrachtliche Anzahl von Filmschaffenden beschaftigt hatte die im NS Staat massiv regimetreu gewirkt hatten Regisseur York begann seine inszenatorische Laufbahn 1938 mit dem dokumentarischen Kurzpropagandafilm Wort und Tat und zeichnete 1943 fur eine Reihe von Liese und Miese Propagandabeitragen fur die Deutsche Wochenschau verantwortlich Wischniewsky schnitt unter anderem die Propagandafilme Die Rothschilds Der 5 Juni und Junge Adler Kameramann Werner Krien fotografierte bis 1945 unter anderem Uber alles in der Welt und reitet fur Deutschland und Wolfgang Zeller war der Hauskomponist fur eine Fulle von Tendenzproduktionen unter anderem Der Herrscher Menschen im Sturm und vor allem Jud Suss Auch die Besetzungsliste weist eine Reihe von Schauspielern und Schauspielerinnen auf die in zahlreichen nationalsozialistischen Propagandafilmen mitgewirkt hat Der Film war wohl aufgrund der zu grossen zeitlichen Nahe zu den im Film gezeigten Ereignissen ein gewaltiger Kassenflop Ausserdem werden Produzent Brauner und Regisseur York der Nestbeschmutzung bezichtigt In Das gibt s nur einmal schrieb Riess zu diesem Komplex Morituri wird im sowjetischen Sektor Berlins und in der Ostzone niemals aufgefuhrt Auch im Westen ist es nicht leicht den Film unterzubringen In Berlin findet sich kein einziges Urauffuhrungstheater fur ihn Die Kinodirektoren sind uberzeugt davon dass so etwas kein Geschaft werden kann Nein er wird kein Geschaft Die Leute wollen so etwas wirklich nicht mehr sehen oder vielleicht noch nicht Regisseur York bekommt zwar viele Briefe begeisterter Zustimmung Aber die Drohbriefe sind in der Uberzahl Aus den meisten geht hervor dass die Schreiber uberhaupt nicht begriffen haben was mit dem Film bezweckt wurde Sie sind der Ansicht der Film sei antideutsch In manchen Kinos wird der Film schon nach der ersten Vorstellung abgesetzt weil die betreffenden Theater renoviert werden mussen Das emporte Publikum hat namlich die Sitze zusammengeschlagen Und Artur Brauner verliert an diesem Film die letzte Mark die er noch besitzt Trotzdem bereut er keinen Augenblick ihn gedreht zu haben wird es auch spater nie bereuen 7 Kritik BearbeitenIn Kay Wenigers Das grosse Personenlexikon des Films ist in der Biografie Yorks Folgendes zu lesen Im Herbst 1947 nahm Eugen York seine Arbeit wieder auf Der Berliner Produzent Artur Brauner holte ihn fur die dramatische Geschichte um eine Massenflucht von KZ Insassen Morituri so der Titel dieses Films wurde Yorks engagierteste und profilierteste Arbeit fur das Kino 8 Die komplikationsreiche Entstehungsgeschichte des Films wird in Artur Brauners Eintrag angeschnitten Mit dem KZ Fluchtdrama Morituri entstand im Winter 1947 48 unter schwierigsten Bedingungen Brauners zweites und zugleich auf Jahrzehnte hin engagiertestes Werk mit dem er eigene Erlebnisse der Verfolgung und des Versteckens aufzuarbeiten versuchte 9 Heinrich Fraenkels Unsterblicher Film nannte Morituri ein fur die Menschlichkeit und die internationale Verstandigung pladierendes Werk 10 Das Lexikon des internationalen Films urteilte Der engagiert gestaltete teilweise an Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz erinnernde und eigenes Erleben des Produzenten Artur Brauner mitverarbeitende Film ist dessen zweite Produktion in seinem seit Herbst 1946 lizenzierten Berliner Unternehmen 11 Die Onlineversion bezeichnet den Film als f ast dokumentarisch entwickelt gut gespielt und glanzend fotografiert Er sei eine herausragende deutsche Produktion der ersten Nachkriegsjahre 12 Literatur BearbeitenCurt Riess Das gibt s nur einmal Das Buch des deutschen Films nach 1945 Henri Nannen Verlag Hamburg 1958 Kapitel Morituri S 166 172 Weblinks BearbeitenMorituri in der Internet Movie Database englisch Morituri bei filmportal deEinzelnachweise Bearbeiten Andere Versionen besitzen Langen von 80 bzw 88 Minuten Alfred Bauer Deutscher Spielfilm Almanach Band 2 1946 1955 S 28 f Riess Das gibt s nur einmal S 125 Riess Das gibt s nur einmal S 126 Dieser Film ist gelinde gesagt Operettenklamauk Vgl dazu Heinrich Fraenkel Unsterblicher Film Band 2 Die grosse Chronik vom ersten Ton bis zur farbigen Breitwand Kindler Munchen 1957 S 152 f Staudte spielte kleine Rollen in einer Fulle von NS Propagandafilmen Knef verband bis 1945 eine Liaison mit Tobis Produktionschef Ewald von Demandowsky Riess Das gibt s nur einmal S 172 Kay Weniger Das grosse Personenlexikon des Films Die Schauspieler Regisseure Kameraleute Produzenten Komponisten Drehbuchautoren Filmarchitekten Ausstatter Kostumbildner Cutter Tontechniker Maskenbildner und Special Effects Designer des 20 Jahrhunderts Band 8 T Z David Tomlinson Theo Zwierski Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2001 ISBN 3 89602 340 3 S 492 Kay Weniger Das grosse Personenlexikon des Films Die Schauspieler Regisseure Kameraleute Produzenten Komponisten Drehbuchautoren Filmarchitekten Ausstatter Kostumbildner Cutter Tontechniker Maskenbildner und Special Effects Designer des 20 Jahrhunderts Band 1 A C Erik Aaes Jack Carson Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2001 ISBN 3 89602 340 3 S 537 Heinrich Fraenkel Unsterblicher Film Band 2 Die grosse Chronik vom ersten Ton bis zur farbigen Breitwand Kindler Munchen 1957 S 419 Klaus Brune Red Lexikon des Films Band 5 Reinbek bei Hamburg 1987 S 2668 Morituri In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 11 August 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Morituri 1948 amp oldid 230547667