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Das Minoische war eine vorgriechische Sprache auf Kreta die moglicherweise zu den hypothetischen agaischen Sprachen gehorte Es wurde von den Minoern gesprochen und gilt als mutmasslicher Vorganger der eteokretischen Sprache Sie stellt eine Schriftsprache dar welche ab etwa 1900 v Chr bestanden zu haben scheint MinoischGesprochen in ehemals KretaSprecher keine Sprache ausgestorben LinguistischeKlassifikation Agaische Sprachen Minoisch dd dd SprachcodesISO 639 1 ISO 639 2 ISO 639 3 omn Minoisch lab Linear A Dennoch bleibt die Einordnung des Minoischen oder moglicherweise auch einer ganzen Gruppe der minoischen Sprachen in eine bestimmte Sprachfamilie bis heute unklar So wurde es aus linguistischen und teilweise auch aus archaologischen Grunden u a mit dem Etruskischen 1 Nordwestsemitischen 2 Luwischen 3 oder Hethitischen 4 in Verbindung gebracht Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 1 1 Die agyptischen Texte 2 Forschung 3 Textbeispiele 3 1 Libationsformel 3 2 Linear A Tafel aus Agia Triada 16 Jahrhundert v Chr 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseUberlieferung BearbeitenDas Minoische ist hauptsachlich aus den durch den Vergleich mit Linear B einigermassen lesbaren aber bis heute fast vollig unverstandlichen Inschriften in der Linear A Schrift bzw den weitgehend nicht lesbaren Inschriften in kretischen Hieroglyphen aus der ersten Halfte des 2 Jahrtausends v Chr bekannt Die meist in Tontafeln geschriebenen Linear A Texte verteilen sich uber ganz Kreta mit uber 40 Fundorten auf der Insel Die an mehreren Orten gefundene Tafel mit der sogenannten Libationsformel zeigt zudem dass die Sprache offenbar einheitlich war Die agyptischen Texte Bearbeiten Aus der 18 Dynastie von Agypten stammen vier Texte die Namen und Spruche in der Keftiu Sprache enthalten Sie sind wie bei nichtagyptischen Texten ublich in agyptischer Gruppenschrift verfasst die eine genauere Aussprache ermoglichen Zauberpapyrus Harris Papyrus magicus Harris XII 1 5 Anf 18 Dynastie ein Spruch in der Keftiu Sprache 5 Schreibtafel B M 5647 fruhe 18 Dynastie Schultafel mit Keftiu Namen 6 Londoner Medizinpapyrus B M 10059 Ende 18 Dynastie zwei Spruche gegen Krankheiten Nr 32 33 Agaische Ortsnamenliste einige kretische Ortsnamen Anhand dieser Texte kann das phonetische System der minoischen Sprache erschlossen werden das folgende Phoneme aufweist 7 m n b d ḏ p t k q s s ḥw r j Es versteht sich dass dies nur Annaherungen ans minoische Lautsystem sind soweit dies das altagyptische Schreibsystem zulasst Auffallig ist das Vorhandensein zweier s Laute s s und zweier Reihen von Plosiven Auch bezuglich des Satzbaus wurden mehrere Hypothesen aufgestellt Der Archaologe Evangelos Kyriakidis vertritt die Ansicht die in agyptischen Texten wiedergegebenen Zauberspruche weisen auf eine OVS Struktur des Minoischen hin 8 Demgegenuber meint Brent Davis gleichfalls Archaologe die Libationsinschriften deuten eher auf eine Wortstellung Verb Subjekt Objekt hin 9 Forschung BearbeitenDie Erforschung des Minoischen ist aufgrund der Form der erhaltenen Inschriften nicht weit vorangeschritten da die meisten Texte offenbar Listen darstellen am ehesten fur eine grammatische Analyse eignen sich kurze Libations bzw Dedikationsinschriften die es immerhin erlaubt haben mehrere in ihrer Funktion unsichere Suffixe zu isolieren Auch im Bereich des Wortschatzes ist fast nichts bekannt die einzigen mit Sicherheit bestimmbaren Worter sind KU RO Summe gesamt das am Ende von Listen eine Summe einleitet KI RO fehlend das eine fehlende Menge oder ein Defizit anzeigt und KI KI NA das eine Feigensorte bezeichnet Hinzu kommen einige Ortsnamen wie PA I TO Phaistos Es werden auch kretische oder griechische Ortsnamen hinzugezogen um diese Thesen zu untermauern So werden die griechischen Ortsnamen auf ssos und inthos mit anatolischen Ortsnamen auf assa oder anda verglichen Andererseits wurde versucht kretische Ortsnamen aus dem Semitischen zu deuten Demnach soll Kreta zu arab qaryatu Stadt Knossos zu phoniz kns versammeln oder die sudkretische Ebene Mesara zu akkad mesurru Ebene gehoren Die durftigen grammatischen und lexikalischen Kenntnisse erlauben bislang keine eindeutige Zuweisung Bisherige Versuche grossere Teile des Vokabulars durch Vergleich mit einer bekannten Sprache zu erschliessen sind von der Mehrzahl der Forscher nicht anerkannt Textbeispiele BearbeitenLibationsformel Bearbeiten Aus elf Orten die sich uber ganz Kreta verteilen ist ein Text bekannt der nach demselben Muster aufgebaut ist und dieselben Worter enthalt wobei einige ausgetauscht werden konnen oder auch leicht verandert werden Die ausfuhrlichste Libationsformel stammt aus Palaikastro Ostkreta zum Vergleich werden noch Varianten vom Bergheiligtum Kophinas Sudkreta und vom Iouchtas Zentralkreta angegeben PK 11 A TA I 301 WA E A DI KI TE TE DA PI TE RI A KA O NE A SA SA RA ME U NA RU KA NA TI I PI NA MI NA SI RU TE I NA JA PA QA IO 2 A TA I 301 WA JA JA DI KI RA JA SA SA RA SI I PI NA MA SI RU TE TA NA RA TE U TI NU I DA KO A TA I 301 WA JA TU RU SA DU 314 RE I DA A U NA KA NA SI I PI NA MA SI RU TE TU RU SADas Wort J A SA SA RA wird oft als Name einer Gottheit betrachtet und zwar nach einigen der Gottin Astarte oder nach anderen der luwischen Gottin Ḫassusara Konigin Linear A Tafel aus Agia Triada 16 Jahrhundert v Chr Bearbeiten HT 88 1 A DU VIR KA 20 RE ZA 2 6 FICUS KI KI NA 7 3 KI RO KU PA3 PA3 1 KA JU 1 4 KU PA3 NU 1 PA JA RE 1 SA MA 5 RO 1 DA TA RE 1 KU RO 6Erklarung Nach dem Orts oder Personennamen A DU folgt das Logogramm VIR Mann das mit dem Zusatzzeichen KA genauer gekennzeichnet wird gefolgt von der Zahl 20 also etwa Adu 20 KA Manner RE ZA kann nicht gedeutet werden seine Menge wird am Anfang der nachsten Zeile mit 6 angegeben Dann folgt das Logogram FICUS Feige und nach einem Trennpunkt das Wort KI KI NA das wohl im altgriechischen Wort keikynh Sykomorenfeige weiterlebt und somit die Feigensorte genauer angibt deren Anzahl 7 betragt Am Beginn der Zeile 3 steht das Wort KI RO fehlend dem nach einem Trennpunkt sechs Namen wohl von Personen und jeweils dahinter die Zahl 1 folgen Am Ende der Zeile 5 steht das Wort KU RO Gesamtsumme und die Angabe 6 Literatur BearbeitenLouis Godart Jean Pierre Olivier Corpus hieroglyphicarum inscriptionum Cretae Etudes Cretoises 31 Athen Rom 1996 ISBN 2 86958 082 7 bzw ISBN 2 7283 0366 5 Louis Godart Jean Pierre Olivier Recueil des inscriptions en Lineaire A 5 Bande Librairie Orientaliste Paul Geuthner Paris 1976 1985 Etudes Cretoises 21 ISSN 1105 2236 1 Tablettes editees avant 1970 2 Nodules scelles et rondelles edites avant 1970 3 Tablettes nodules et rondelles edites en 1975 et 1976 4 Autres documents 5 Addenda corrigenda concordances index et planches des signes Umfassendes Inschriftencorpus Wolfgang Helck Die Beziehungen Agyptens und Vorderasiens zur Agais bis ins 7 Jahrhundert v Chr 2 Auflage Darmstadt 1995 ISBN 3 534 12904 0 L R Palmer Luvian and Linear A In Transactions of the Philological Society 57 Jahrgang 1958 S 75 100 doi 10 1111 j 1467 968X 1958 tb01273 x Gareth Alun Owens H domh ths Minwikhs glwssas Syntomh ek8esh The Structure of the Minoan Language Short discussion Ohne Ort und Jahr online PDF Weblinks BearbeitenLinear A Homepage Textcorpus in phonetischer Umschrift und Bibliographie englisch Textcorpus der kretischen Hieroglyphen in phonetischer Umschrift Minoan Language c 2000 1400 B C englisch griechisch Einzelnachweise Bearbeiten Hans Lorenz Stoltenberg Das Minoische und andere larische Sprachen Etruskisch Termilisch Karisch Max Hueber Munchen 1961 Cyrus H Gordon Evidence for the Minoan Language Ventnor New Jersey 1966 Leonard Robert Palmer Luvians and Linear A in Transactions of the Philological Society 57 1958 75 100 Simon Davis The decipherment of the Minoan Linear A and pictographic scripts Witwatersrand University Press Johannesburg 1967 H Lange Der Magische Papyrus Harris Kopenhagen 1927 T E Peet The Egyptian Writing Board B M 5647 bearing Keftiu Names Oxford 1927 Evangelos Kyriakidis Indications on the Nature of the Language of the Keftiw from Egyptian Sources In Agypten und Levante Egypt and the Levant Band 12 2002 S 211 219 Evangelos Kyriakidis Indications on the Nature of the Language of the Keftiw from Egyptian Sources In Agypten und Levante Egypt and the Levant Vol 12 2002 S 211 219 Brent Davis Syntax in Linear A The Word Order of the Libation Formula Kadmos 52 1 2013 35 52Normdaten Sachbegriff GND 4170077 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minoische Sprache amp oldid 234383384