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Michelbacher Hutte ist die historische Bezeichnung fur eine Eisenhutte im Rheingau Taunus Kreis Der Brunnen aus Dasbach mit HerstellerangabeLaufbrunnen aus Oberseelbach von der Michelbacher HutteSchachtdeckel der Firma Passavant in Halberstadt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Denkmalschutz 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Hutte war ein seit 1656 betriebenes landesherrliches Eisenhuttenwerk der Grafen von Nassau Idstein im Tal der mittleren Aar zwischen Aarbergen Michelbach und Kettenbach im westlichen Hintertaunus Sie ist Ausgangspunkt der Eisenstrasse nach Taunusstein Am spateren Standort der Hutte ist fur spatestens 1586 eine Muhle im Eigentum des Hauses Nassau nachgewiesen Graf Johann der Begrunder der jungeren Linie des Hauses Nassau Idstein trieb den Aufbau des Huttenbetriebs voran Zusammen mit der Erzlagerstatte Grube Bonscheuer und dem Eisenhammer bei Burgschwalbach sollte die Michelbacher Hutte einen vorindustriellen Verbund bilden Mit dem Aufbau am Standort beauftragte der Graf Georg Philipp Plebanus Anfangs bestand der Betrieb aus einem Hochofen einem Eisenhammer und den Wasserradern zur Bereitstellung von Antriebskraft Die Produktion lag aber deutlich uber der Verarbeitungskapazitat des ortlichen Hammers so dass auch die Hammer in Burgschwalbach und Seitzenhahn von der Michelbacher Hutte aus beliefert wurde Produziert wurden in dieser Fruhphase insbesondere gegossene Ofen und Topfe Baueisen sowie Schmiedeeisen zur Weiterverarbeitung in Schmieden Fur das Jahr 1665 ist eine Produktion von rund 30 Tonnen ausgeschmiedetem Eisen uberliefert 1683 verpachtete Nassau Idstein das Werk erstmals Besonders im 17 und 18 Jahrhundert fuhrte der Betrieb der Hutte durch ubermassigen Holzkohleverbrauch zu einer nie wieder dagewesenen Entwaldung im Aar Gebiet Die Folge war das Einreissen metertiefer Erosionsschluchten sogenannter Runsen oder Gullies die sich bis heute zahlreich in den Waldern rund um die Hutte finden Das Eisenerz in historischer Zeit kam hauptsachlich aus den Eisengruben bei Zollhaus und Ruckershausen 1818 pachtete Anselm Lossen die Hutte die sein Sohn Karl Lossen leitete zusammen mit mehreren anderen nassauischen Huttenstandorten Die Pachtsumme betrug 800 Gulden pro Jahr und wurde 1847 auf 1645 Gulden erhoht Nach der Annexion des Herzogtums Nassau durch Preussen kundigte Preussen den Pachtvertrag und suchte einen Kaufer Dies misslang zunachst Auch die Familie Lossen hatte zu den angebotenen Konditionen kein Interesse Der dann gefundene Kaufer Disch nahm die Produktion gar nicht erst auf und verkaufte 1872 an die Frankfurter Firma Oppenheim amp Weill Diese verkaufte die Hutte am 16 Marz 1885 an Adolph Passavant Unter Adolph Samuel Passavant wurde die Hutte bekannt Zu dem Erfolg trug eine Konzentration auf Kanalguss bei Im Jahr 1911 trat sein Sohn Wilhelm in die Geschaftsleitung ein sechs Jahre spater ubernahm er die Fuhrung des Betriebs In den Gemeinden des Taunus finden sich eine Vielzahl von Laufbrunnen aus Gusseisen aus der Michelbacher Hutte Mit seinen Kanalgussartikeln Beton Guss Begu wurde Passavant weltbekannt Kanaldeckel mit der Aufschrift Passavant sind fast weltweit verbreitet Diese Sparte der Passavantwerke wurde im Jahr 2000 durch den Enkel Udo Passavant an die ACO Gruppe verkauft 1 Auf Betreiben der Industriellenfamilie Passavant wurde 1894 die Aartalbahn zwischen Zollhaus und Bad Schwalbach fertiggestellt was die Hutte an das Schienennetz anschloss Im Zweiten Weltkrieg stellte Passavant Rustungsguter her Nach dem Krieg wurden Baumaschinen Klaranlagen und Entwasserungsanlagen sowie Kanalguss produziert Das Unternehmen wurde an den Bilfinger Berger Konzern verkauft Das Tochterunternehmen Passavant Geiger GmbH mit Hauptsitz in Aarbergen bietet im weltweiten Vertrieb Komponenten und Systemlosungen im Bereich der Wasser Abwasser und Schlammbehandlung der Wasserentnahme und der Vakuumtechnologie an Es vereint die Marken Passavant Geiger Noggerath Intech und RoeVac 2 Eine Umfirmierung in Aqseptence Group GmbH erfolgte 2016 3 Denkmalschutz BearbeitenTeile des Werks stehen unter Denkmalschutz Dies betrifft zunachst das ehemalige Verwaltungsgebaude der Michelbacher Hutte Das Gebaude befindet sich in beherrschender Lage uber dem Werksareal Es handelt sich um einen Fachwerkbau des 18 Jahrhunderts mit jungeren Veranderungen des Gefuges Ein kleiner Dachreiter mit Haubenlaterne und Uhr bestimmt das Aussehen des Daches An der Giebel und ostlichen Traufseite befindet sich abgerundetes Schwellholz profiliertes Rahm Die Haustur und Anbauten stammen aus dem 19 Jahrhundert 4 Bei den Direktorenwohnhausern handelt es sich um eine Gruppe aus zwei Wohngebauden unterschiedlicher Bauzeit Das altere gegen Ende des 19 Jahrhunderts entstandene Gebaude ist in schmuckloser Fachwerkkonstruktion errichtet daran anschliessendes befindet sich ein villenartiges Wohnhaus um 1930 Dieses ist ein verputzter Kubus mit Walmdach und Segmenterker mit runden gedrechselten Holzsaulen 5 Die Villa Passavant ist die ehemalige Direktorenvilla des Firmengrunders und steht mit Gartenpavillon und Einfriedung unter Denkmalschutz Das Haus wurde 1890 erbaut mit nachfolgenden Um und Anbauten verschiedener Epochen Heute wird es genutzt als Gastehaus und Schulungsgebaude Der Komplex ist auf winkelformigem Grundriss uber ansteigendem Gelandeniveau oberhalb eines angestauten Teiches erbaut Jeweils unterschiedliche Erscheinung der Fassaden zur Hof und Gartenseite mit neuklassizistischen und Jugendstil Elementen 6 Literatur BearbeitenChristian Stolz Hunger nach Holzkohle war immens Energienutzung Michelbach und andere nassauische Huttenwerke in Fruher Neuzeit In Jahrbuch des Rheingau Taunus Kreises Bd 64 2013 ISSN 1439 0779 S 19 21 Manfried Weber Von der Ofenplatte zu High Tech Kanaldeckel trugen den Namen Passavant in die Welt In Jahrbuch des Rheingau Taunus Kreises 62 2011 S 18 22 Christian Stolz Historisches Grabenreissen im Wassereinzugsgebiet der Aar zwischen Wiesbaden und Limburg Geologische Abhandlungen Hessen Bd 117 HLUG Hessisches Landesamt fur Umwelt und Geologie Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 89531 819 1 Zugleich Mainz Universitat Dissertation 2005 Karl Lohr Ofen Stabeisen und Kanonenkugeln Die Michelbacher Hutte in der Zeit von 1656 bis 1800 In Jahrbuch des Rheingau Taunus Kreises 53 2002 S 70 72 Rudolf Reinhardt Strukturwandel in der Eisenindustrie des Lahn Dill Gebietes 1840 1914 Von der Eisenerzeugung zur reinen Eisenweiterverarbeitung in Giessereien Universitat Frankfurt am Main 1999 S 86 90 Frankfurt am Main Universitat Dissertation 1999 Fritz Geisthardt Landesherrliche Eisenindustrie im Taunus In Nassauische Annalen Bd 68 1957 S 156 174 Einzelnachweise Bearbeiten ACO in Zahlen Expansion mit klarem Fokus Strategisches Wachstum Memento vom 18 Oktober 2012 im Internet Archive Passavant Geiger Gruppe im Internet Bilfinger Water Technologies heisst jetzt Aqseptence Group In CHEMIE TECHNIK 27 Juli 2016 abgerufen am 26 Juli 2019 deutsch Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Ehemaliges Verwaltungsgebaude In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Direktorenwohnhauser In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Villa Passavant In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in HessenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Passavant Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gemeinde Aarbergen Michelbacher Hutte Passavant Werke Michelbacher Hutte Rheingau Taunus Kreis Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS 50 24293 8 066078 Koordinaten 50 14 35 N 8 3 58 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michelbacher Hutte amp oldid 239392621