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Michal Weichert auch Michael Michal geboren 5 Mai 1890 in Staremiasto Landkreis Podhajce Osterreich Ungarn gestorben 11 Marz 1967 in Tel Aviv war ein polnischer Theaterproduzent in der jiddischen Sprache und Leiter der judischen Selbsthilfeorganisation im Polen unter deutscher Besatzungsverwaltung 1 2 Michal Weichert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 3 1 Weitere Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMichal Weichert wuchs in Stanislau auf und studierte Jura Literatur und Kunstgeschichte in Lemberg Berlin und Wien wo er 1916 als Jurist promovierte In Berlin hospitierte er in Max Reinhardts Theater und ging 1918 nach Warschau Dort begann er mit der Theaterarbeit in jiddischen Theatergruppen unter anderem der Wilnaer Truppe von Ida Kaminska und gab privaten Schauspielunterricht Unter seinen Inszenierungen war die Dramatisierung von Schalom Aschs Kidush ha Shem 1928 und Shaylok 1929 Aaron Zeitlins Gegenwartsdrama Yidn shtot 1929 und Moshe Lifshits 3 Lustspiel A mayse mit Hershele Ostropolyer 1930 Er arbeitete zeitweise mit dem Komponisten Henech Kon zusammen Weichert beteiligte sich an der Grundung und Herausgabe zum Teil kurzlebiger literarischer und theaterliterarischer Zeitschriften Eine Sammlung seiner Theaterkritiken erschien erstmals 1922 in Buchform Weichert wurde von 1925 bis 1927 in die Leitung des Verbandes jiddischer Schauspieler gewahlt und war zeitweise Vizeprasident des judischen Schriftstellerverbandes in Polen Zwischen 1932 und 1939 organisierte er mit eigenen Schauspielschulern das jiddische Junge Theater Yung theater in Warschau Da Weicherts Theater sich auf der linken politischen Seite engagierte musste es 1937 unter dem politischen Druck der polnischen Regierung nach Wilna ausweichen Das Theater experimentierte mit neuen Theaterformen wie der Einbeziehung des Zuschauerraums in die Buhne und der Einbeziehung des Zuschauers in die Handlung Wahrend der deutschen Besetzung Polens wurde von den judischen Wohlfahrtsorganisationen die Dachorganisation Judische Soziale Selbsthilfe JSS Yidishe Sotsyale Aleynhilf gegrundet deren Vorsitzender Weichert wurde Die Organisation war von der Abteilung Bevolkerungswesen und Fursorge der deutschen Verwaltung des Generalgouvernements angeordnet worden 4 und musste 1940 ihren Sitz in Krakau nehmen woraufhin Weichert mit seiner Familie dorthin zog und seit Marz 1941 in dem von den Deutschen angeordneten Krakauer Ghetto wohnte 5 Die JSS erhielt einen Teil der im neutralen Ausland und vom Roten Kreuz aufgebrachten Spenden fur die polnische Bevolkerung und bis zum Kriegseintritt der USA auch Hilfe vom Joint Distribution Committee 6 Diese Mittel verteilte die JSS an die regionalen Ableger der Organisation und unterstutzte diese gegenuber der lokalen Administration durch die deutschen Kreishauptleute Nach der von den Deutschen angeordneten Schliessung der JSS wurde Weichert zunachst zu Zwangsarbeit verpflichtet bevor die deutsche Besatzungsverwaltung es ihm erlaubte eine neue Organisation unter der Bezeichnung Judische Unterstutzungsstelle JUS einzurichten und zu leiten Als im Marz 1943 das Krakauer Ghetto vollstandig geraumt wurde und dessen restliche Bewohner in das benachbarte KZ Plaszow oder in die Vernichtungslager deportiert wurden behielt Weichert Buro und Wohnung ausserhalb des Konzentrationslagers 7 Ab Juli 1944 lebte er bis zur Befreiung Krakaus mit seiner Familie im Versteck der deutsche Verwaltungsbeamte Lothar Weirauch habe ihm so behauptete er spater dabei geholfen 8 Nach Kriegsende wurde Weichert von den polnischen Behorden verhaftet und wegen Kollaboration angeklagt aber am 7 Januar 1946 freigesprochen Dagegen sprach ein Ehrengericht beim Zentralkomitee der Polnischen Juden ihn am 29 Dezember 1949 als Kollaborateur schuldig Er wurde deshalb in keinen der Juristen und Schriftstellerverbande Polens aufgenommen Die Arbeit des JSS und der JUS ist wie die Arbeit der Judenrate umstritten und ihre Wirkung ist geschichtswissenschaftlich immer noch wenig aufgearbeitet 9 1958 emigrierte Weichert nach Israel wo er eine autobiografische Schrift und ein Buch uber die Judische Selbsthilfe veroffentlichte Der vierte Band seiner Memoiren erschien postum 1970 10 Schriften Auswahl BearbeitenAbraham Goldfaden Ṭrupe Ṭanentsap a goldfaden shpil in a Galitsish shṭeṭl Tel Aviv ha Menorah 1966 jiddisch Yidishe aleynhilf nayntsn nayn un draysik nayntsn finf un firtsik Tel Aviv Menorah 1962 he Teater un drame Warschau Farlag Yidish 1922 jiddisch Zikhroynes Tel Aviv Farlag Menorah 1960 70 jiddisch Literatur BearbeitenMiroslawa M Bulat Weichert Michal In Gershon David Hundert Hrsg The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe Yale University Press New Haven 2008 S 2010f Textgleich mit Michal Weichert bei Yivo Andrea Low Markus Roth Juden in Krakau unter deutscher Besatzung 1939 1945 Wallstein Gottingen 2011 Tadeusz Pankiewicz Die Apotheke im Krakauer Ghetto Ubersetzung Manuela Freudenfeld Herbig 1997 ISBN 3 7766 7038 X S 57f Bundesarchiv Institut fur Zeitgeschichte Lehrstuhl fur Neuere und Neueste Geschichte an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg und Lehrstuhl fur Geschichte Ostmitteleuropas an der Freien Universitat Berlin Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Polen September 1939 Juli 1941 Band 4 Bearb von Klaus Peter Friedrich 2011 ISBN 978 3 486 58525 4 Angelina Awtuszewska Ettrich Plaszow Stammlager In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 8 Riga Warschau Vaivara Kaunas Plaszow Kulmhof Chelmno Belzec Sobibor Treblinka C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 57237 1 Melanie Hembera Die Shoah im Distrikt Krakau judisches Leben und deutsche Besatzung in Tarnow 1939 1945 Darmstadt WBG 2016 ISBN 978 3 534 26786 6Weitere Literatur Bearbeiten David Engel Who Is a Collaborator The Trials of Michal Weichert In The Jews in Poland Band 2 Hrsg Slawomir Kapralski S 339 370 Krakau 1999 Zalmen Zylbercweig Vaykhert Mikhal Dr In Leksikon fun Yidishn Teater Band 1 Sp 676 678 New York 1931Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Michal Weichert im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Andrea Low Markus Roth Juden in Krakau unter deutscher Besatzung 1939 1945 2011 S 93 Michal Weichert bei YIVO Frieder Arne Karsten Melekh Ravitsh und der vergessene jiddische Dichter Moshe Lifshits Jiddistik Mitteilungen Jiddistik in deutschsprachigen Landern 01 2011 Zu Moshe Lifshits siehe auch Hersch Ostropoler Bogdan Musial Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement Harrassowitz Wiesbaden 2000 S 162 Andrea Low Markus Roth Juden in Krakau unter deutscher Besatzung 1939 1945 2011 S 92 Andrea Low Markus Roth Juden in Krakau unter deutscher Besatzung 1939 1945 2011 S 94 Angelina Awtuszewska Ettrich Plaszow Stammlager 2008 S 269f S 280 Barbara Schieb Martina Voigt Hrsg Frederick Weinstein Aufzeichnungen aus dem Versteck Erlebnisse eines polnischen Juden 1939 1946 Aus dem Poln ubers von Jolanta Wozniak Kreutzer Lukas Verl Berlin 2006 S 451 Barbara Schieb Martina Voigt Hrsg Frederick Weinstein Aufzeichnungen aus dem Versteck Erlebnisse eines polnischen Juden 1939 1946 Aus dem Poln ubers von Jolanta Wozniak Kreutzer Lukas Verl Berlin 2006 S 454 Bogdan Musial wertete die Berichte Weicherts aus Bogdan Musial Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement Harrassowitz Wiesbaden 2000 passimNormdaten Person GND 117234923 lobid OGND AKS LCCN no00035913 VIAF 265144647703170462774 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weichert MichalKURZBESCHREIBUNG polnischer Jurist und TheatermacherGEBURTSDATUM 5 Mai 1890GEBURTSORT Stare Miaslo Landkreis Podhajce Osterreich UngarnSTERBEDATUM 11 Marz 1967STERBEORT Tel Aviv Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michal Weichert amp oldid 233908013