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Als Absichtserklarung oder Grundsatzvereinbarung englisch Letter of Intent LoI werden im Rechtswesen Willenserklarungen von Verhandlungspartnern verstanden die das Interesse an Verhandlungen oder am Abschluss eines Vertrags bekunden sollen Die Erklarungen werden von einem oder von mehreren Verhandlungspartnern abgegeben Die Rechtsverbindlichkeit der einzelnen Regelungen ist klar zu regeln und gegebenenfalls durch Auslegung zu ermitteln Der Rechtsbegriff ist nicht legaldefiniert Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Arten 2 1 Letter of Intent LoI 2 1 1 Weicher LoI 2 1 2 Harter LoI 2 2 Memorandum of Understanding MoU 3 Abgrenzung zum Vorvertrag 4 Auslegung 5 Inhalte einer Absichtserklarung 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenInsbesondere im Vorfeld von komplexen Unternehmenskaufen grosseren IT Projekten oder anderen zeitaufwandigen Transaktionen stellen die potenziellen Vertragspartner oft so genannte Letter of Intent aus Vor Beginn oder wahrend der laufenden Verhandlungen soll hiermit die gegenseitige Ernsthaftigkeit der Gesprache und der Wille zum Abschluss eines entsprechenden Vertrags dokumentiert werden Keinesfalls sollen Absichtserklarungen einen Anspruch auf Abschluss des beabsichtigten Vertrags begrunden aus dem moglicherweise eine Schadenersatz pflicht erwachst Vielmehr soll ein jederzeitiger Abbruch der Verhandlungen ohne Angabe von Grunden moglich bleiben Um dies sicherzustellen mussen die Erklarungen so formuliert werden dass bei einem etwaigen Rechtsstreit uber die Tragweite einer Erklarung auch bei der gerichtlichen Auslegung keine Zweifel entstehen Arten BearbeitenUnter dem Oberbegriff der Absichtserklarung mit der ein Erklarender seine Handlungsziele oder Plane mitteilt 1 gibt es verschiedene institutionalisierte Formen Gemeinsames Ziel ist die Eingrenzung des Verhandlungsspielraums und die Kanalisierung des Verhandlungsprozesses 1 In der Fachliteratur wird zwischen einem weichen und harten Letter of Intent LoI einem Memorandum of Understanding oder Verhandlungsvereinbarungen Instruction to Proceed unterschieden Auch die weiche Patronatserklarung ist eine institutionalisierte Unterform der Absichtserklarung Absichtserklarungen sind einseitige empfangsbedurftige Willenserklarungen Sie stellen in der Regel weder ein Angebot zum Abschluss eines Hauptvertrags noch zum Abschluss eines Vorvertrags dar Letter of Intent LoI Bearbeiten Es gibt zwei Arten von Letter of Intent LoI Weicher LoI Bearbeiten Ein weicher LoI ist eine unverbindliche Absichtserklarung die lediglich bestatigt dass die Parteien des LoI in Vertragsverhandlungen stehen Er kann als einseitige Erklarung abgefasst sein die eine Bestimmung der Verhandlungsposition des Ausstellers wiedergibt In der Praxis wird der LoI oft auch als von beiden Parteien zu unterzeichnendes Dokument verwendet Sie sollen den Stand der Verhandlungen und deren Ernsthaftigkeit darlegen sind jedoch rechtlich unverbindlich so dass ein Anspruch auf Abschluss des angestrebten Vertrags nicht besteht Dennoch kann der im Ubrigen unverbindliche LoI einzelne Regelungen wie Exklusivitatsklauseln und Geheimhaltungsvereinbarungen enthalten die fur die vereinbarte Dauer sehr wohl verbindlich sind In dieser Form ist der LoI eine unverbindliche Absichtserklarung die noch keine rechtliche Bindungswirkung entfaltet es fehlt der Rechtsfolgewille 2 Daher kann der LoI den potenziellen Kaufer nicht zwingen den Kaufvertrag spater auch tatsachlich abzuschliessen Dennoch konnen mit einem LoI trotzdem bereits Sekundarpflichten verbunden sein Wenn der LoI in diesem Fall ein gesetzliches Schuldverhaltnis nach 311 Abs 2 BGB begrundet 3 werden die allgemeinen Grundsatze zur Vertrauenshaftung angewendet 4 Der weiche LoI unterliegt den Bestimmungen des 311 Abs 2 Nr 3 BGB Ahnliche geschaftliche Kontakte sind solche die nicht auf den unmittelbaren Vertragsabschluss abzielen sondern diesen lediglich vorbereiten Unter diesen Tatbestand fallt der weiche LoI Auch durch einen weichen LoI kann eine Schutzpflicht im Sinne des 241 Abs 2 BGB entstehen Dabei handelt es sich um die Pflicht sich bei Abwicklung des Vertrags so zu verhalten dass Korper Leben Eigentum und sonstige Rechtsguter des anderen Teils nicht verletzt werden 5 Hat demnach eine Partei eine Absichtserklarung abgegeben obwohl sie sich bereits im Zeitpunkt der Abgabe der Erklarung sicher war dass sie den angestrebten Vertrag gar nicht abschliessen will liegt eine Schutzpflichtverletzung nach 241 Abs 2 BGB vor Der Absender des LoI begeht eine Pflichtverletzung wenn er willkurlich den Vertrag scheitern lasst und so das beim Empfanger in Anspruch genommene Vertrauen verletzt In diesem Fall hat er dem Empfanger den Vertrauensschaden zu ersetzen also den Schaden welcher dem Empfanger dadurch entstanden ist dass er auf das Zustandekommen des Hauptvertrags vertraut hat Harter LoI Bearbeiten Ist der LoI konkret gefasst und enthalt einige rechtlich bindende Erklarungen liegt ein harter LoI vor Diese Erklarungen mussen sich jedoch auf wesentliche Vertragsbestandteile Kaufgegenstand Kaufpreis beziehen 6 Hierzu gehoren nicht die verbindlichen Nebenabreden wie die Geheimhaltungsklausel die bereits in einem weichen LoI verbindlich sind Ein harter LoI ist zwar kein Vorvertrag doch haben die Parteien Pflichten 311 Abs 2 Nr 1 i V m 241 Abs 2 BGB Hierzu gehoren die Schutzpflichten und insbesondere Sorgfaltspflichten Abbruch von Vertragsverhandlungen Verletzung von Aufklarungspflichten Memorandum of Understanding MoU Bearbeiten Wird eine Absichtserklarung zwischen mehreren Verhandlungspartnern abgegeben und unterschrieben spricht man auch von einem Memorandum of Understanding MoU ein Begriff aus dem US amerikanischen Rechtskreis Es handelt sich ebenfalls um eine reine Absichtserklarung fur die die gleichen Grundsatze wie bei einem LoI gelten In der Praxis werden die Begriffe zum Teil synonym verwendet Wie das Dokument betitelt ist ist rechtlich ohne Belang Entscheidend ist die inhaltliche Gestaltung aus der hervorgeht dass es sich um eine unverbindliche Absichtserklarung handelt also um einen LoI oder ein MoU Es handelt sich um ein Dokument das die Eckpunkte eines noch abzuschliessenden Vertrags festlegt Diese Grundsatzvereinbarung hat keine rechtliche Bindungswirkung kann also vor Gericht nicht eingeklagt werden In Deutschland wird der Begriff Punktation haufig synonym gebraucht obwohl der aus dem Osterreichischen stammende Begriff eigentlich bereits rechtsverbindliche Vereinbarungen beschreibt MoU werden besonders haufig im Rahmen der Verhandlung von Unternehmenskauf vertragen abgeschlossen Ausserdem werden MoU auch als zwischenstaatliche Vereinbarungen abgeschlossen da diese anders als volkerrechtliche Vertrage nicht ratifiziert werden mussen sondern formlos abgeschlossen werden Abgrenzung zum Vorvertrag Bearbeiten Hauptartikel Vorvertrag Selbst der harte LoI ist nicht als Vorvertrag zu qualifizieren Der Vorvertrag ist zwar gesetzlich nicht geregelt doch handelt es sich um einen schuldrechtlichen Vertrag der die Verpflichtung zum spateren Abschluss eines Hauptvertrags begrundet 7 Ein Vorvertrag verpflichtet somit die Parteien zum Abschluss des Hauptvertrags In einem Vorvertrag sind bereits die wesentlichen Vertragsbestandteile des spateren Hauptvertrags enthalten Die Durchfuhrung des Hauptvertrags ist in diesem Fall im Gegensatz zum LoI oder MoU einklagbar Der Abschluss eines Vorvertrags bietet sich beispielsweise an wenn dem Hauptvertrag noch tatsachliche oder rechtliche Hindernisse entgegenstehen beispielsweise eine fehlende Baugenehmigung Die Verpflichtung zum Abschluss des Hauptvertrags kann in einem solchen Fall im Vorvertrag unter die Bedingung gestellt werden dass ein bestimmtes Ereignis eintritt bzw das Hindernis fortfallt Ein Vorvertrag kann auch so gestaltet sein dass nur eine Partei gebunden wird die andere jedoch keinerlei Pflichten zum Vertragsschluss ubernimmt Auslegung BearbeitenKommt es zum Rechtsstreit sind die Gerichte zur Auslegung des Erklarungsinhalts aufgrund der Auslegungsregeln 133 157 BGB verpflichtet Dabei ist durch Auslegung zu ermitteln ob tatsachlich eine Bindung gewollt war oder aber ob lediglich eine Absichtserklarung abgegeben wurde 8 Der weiche LoI entfaltet keine rechtliche Bindungswirkung er begrundet keine Pflicht zum Vertragsschluss 9 Auch einzelne Punkte als Vorvereinbarungen haben grundsatzlich keine Bindungswirkung 154 Abs 1 BGB Am klarsten sind Klauseln die den fehlenden Bindungswillen erkennen lassen englisch no binding clause Sie stellen klar dass der LoI im Hinblick auf den angestrebten Vertragsabschluss weder eine bindende Vereinbarung noch eine Verpflichtung zum Abschluss des Vertrags enthalt Fehlende Bestimmtheit sprachliche Relativierungen oder eine nur unvollstandige Einigung lassen die fehlende Leistungsbindung erkennen Enthalten diese Erklarungen die selbstbezugliche Aussage dass eine Leistungspflicht nicht begrundet werden soll liegen unverbindliche Absichtserklarungen vor 10 Inhalte einer Absichtserklarung BearbeitenDie Absichtserklarung ist zwar meist rechtlich unverbindlich soll jedoch die moralische und psychologische Bedeutung der Transaktion unterstreichen und kann z B im Bereich des Unternehmenskaufs folgende Punkte umfassen Bezeichnung der Vertragspartner Interessenbekundung an der Durchfuhrung der bezeichneten Transaktion Zusammenfassung bisheriger Gesprachsergebnisse Konkretisierung des Transaktionsvorhabens Zeitplan der Due Diligence Prufung Vollmacht erteilung zugunsten einer das Kaufobjekt z B im Rahmen einer Due Diligence prufenden Partei Befristungen Bedingungen und Vorbehalte Geheimhaltungsverpflichtung bzgl der erhaltenen Informationen Definition von Ausnahmen ggf Sanktionen bei Zuwiderhandlung Konventionalstrafe Herausgabe bzw Vernichtungsanspruch von erhaltenen Dokumenten Hinweis auf die fehlende Bindungswirkung des LoI Beendigungsgrunde fur die laufenden Verhandlungen Auslagenersatzregelungen ExklusivitatsklauselSiehe auch BearbeitenComfort Letter Term Sheet Punktation CovenantsWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Absichtserklarung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Originales Memorandum of Understanding zwischen Airbus und Kingfisher Airlines uber 60 FlugzeugeEinzelnachweise Bearbeiten a b Gotz Schulze Die Naturalobligation Rechtsfigur und Instrument des Rechtsverkehrs Mohr Siebeck 2008 ISBN 978 3 16 149407 9 S 349 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Daniel Beisel Hans Hermann Klumpp Der Unternehmenskauf 2003 Kap 1 Rn 66 ff Ralf Bergjan Haftung aus Culpa in Contrahendo beim LoI nach neuem Schuldrecht ZIP 9 2004 S 395 Thomas Rodder Oliver Hotzel Thomas Mueller Thuns Unternehmenskauf verkauf 2003 3 Rn 18 Otto Palandt Helmut Heinrichs BGB Kommentar 63 Aufl 2004 241 Rn 7 Wolfgang Holters Handbuch des Unternehmens und Beteiligungskaufs 1996 VI S 25 f BGH Urteil vom 17 Dezember 1987 Az VII ZR 307 86 Volltext Memento des Originals vom 22 September 2018 im Internet Archive nbsp 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