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Melanesier von griech melas melas schwarz und nῆsos ne sos Insel ist ein vom franzosischen Entdecker Jules Dumont d Urville gepragter Begriff fur die Bewohner Neuguineas Neukaledoniens der Salomonen und vormals auch fur die Ureinwohner Australiens Historische Karte aus Meyers Konversationslexikon 1885 1890 zum Verbreitungsgebiet der Melanesier Ein Mann aus Port Vila VanuatuInhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Biologische Besonderheiten 3 Traditionelle Religionen 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDer Begriff Melanesier ist heute umstritten da er die Existenz einer homogenen melanesischen Ethnie impliziert In erster Linie hat er sich jedoch als Bezeichnung der genannten Bevolkerungsgruppen des Kulturareales Melanesien etwa zehn Millionen Menschen durchgesetzt In der heutigen Verwendung des Begriffs rechnet man die indigenen Volker der folgenden Inseln zu den Melanesiern Fidschi Neuguinea Papua Neuguinea und das indonesische Westneuguinea Neukaledonien die Salomonen und Vanuatu Die Melanesier sind jedoch kulturell ethnisch und sprachlich ausserst verschieden Genetisch sind sie mehr mit den australischen Aborigines als mit den durch ihr Territorium gewanderten Polynesiern verwandt Biologische Besonderheiten Bearbeiten nbsp Ein melanesischer Junge aus VanuatuDie Melanesier und die australischen Aborigines sind die einzigen dunkelhautigen Ethnien bei denen blondes Haar vorkommen kann 1 Bei den Melanesiern ist eine bestimmte Oberflachenvariante der roten Blutkorperchen auffallend haufig Sie scheint die Menschen vor Malariainfektionen zu schutzen 2 Im Mai 2010 wurde eine Studie veroffentlicht die darlegte dass das Genom der Melanesier wie das aller nicht afrikanischer Menschen zu 2 5 0 6 Prozent vom Neandertaler stamme allerdings zusatzlich weitere 4 8 0 5 Prozent vom Denisova Menschen beigesteuert wurden 3 4 Neueste Daten aus dem Jahr 2016 legen hingegen nahe dass das Genom der Melanesier deutlich weniger Neandertal DNS enthalt als das anderer nicht afrikanischer Menschen 5 Traditionelle Religionen BearbeitenDie ethnischen Religionen der Melanesier sind ebenso heterogen wie alle anderen Kulturelemente Dennoch gibt es einige gemeinsame Grundelemente die in den meisten dieser Religionen zu finden sind Die spirituelle Verehrung von Kulturpflanzen Schopfung Verganglichkeit und Fruchtbarkeit spielen uberall vorrangige Rollen auch wenn damit ganz unterschiedliche Vorstellungen verbunden sind 6 Die Welt der Geister wird in Natur und Ahnengeister zweigeteilt 7 Im Mittelpunkt der Religionsausubung steht der Ahnenkult Er darf nicht mit einer einfachen Totenverehrung verwechselt werden denn es geht dabei nicht nur um die Seelen gerade Verstorbener sondern um alle Toten die genau wie lebende Alteste als weiterhin existent verehrt werden Das Jenseits wird nicht als kategorisch anders gesehen sondern lediglich als nachsthohere Stufe des Daseins Wie in ethnischen Religionen ublich spiegelt beziehungsweise bestatigt der Glaube die soziokulturellen Verhaltnisse der Gesellschaft Bei der Ahnenverehrung geht es um den Respekt zu Alteren die einen besonders hohen Status besitzen 6 Das Reich der Toten wird in der melanesischen Mythologie Adiri genannt das nicht leicht und nicht von jedem zu finden ist 8 In manchen Gegenden werden aufwandige Totenfeiern abgehalten bei denen geschnitzte Figuren und Friese aufgebaut werden Bei den Religionen Neuguineas kommt neben der Toten und Ahnenverehrung auch die rituell bedeutsame Kopfjagd vor die zum Teil mit kunstlerisch gestalteten Kopftrophaen verbunden ist Die Kopfjagd ist heute weitestgehend verschwunden 6 In den Mythen kommen zahlreiche Kulturheroen sowie gute oder bose Geister vor 9 Die Erschaffung und Beeinflussung der Welt geht ursachlich auf urzeitliche Schopferwesen zuruck die seit der Urzeit den Kreislauf von Leben und Tod bestimmen 6 Das alltagliche Leben wird durch die Einhaltung religioser Vorschriften und sozialer Normen bestimmt Dabei sind Tabus und Opfer wichtig Die Vorstellung der auf den Menschen ubertragbaren gottlichen Macht Mana ist ein grundlegendes Konzept in ganz Ozeanien Im Prinzip kann jeder Einzelne in den Besitz von Mana kommen und ist dadurch legitimiert religiose Funktionen wahrzunehmen 9 Die melanesischen Religionen kennen weder Priester noch andere religiose Amtstrager Stattdessen existieren kultische Geheimbunde die das religiose Wissen bewahren und Initiationsriten durchfuhren Daneben ubernehmen sie oftmals wichtige Aufgaben in der sozialen Ordnung Die Aufnahme in solche Geheimbunde ist nur nach schwierigen Prufungen moglich Bei den Zeremonien dieser Bunde fur die es oft spezielle Manner oder Kulthauser gibt spielen haufig Masken eine wichtige Rolle 6 Insbesondere durch die Missionierung und den haufigen Kontakt zu Soldaten im Zweiten Weltkrieg wurde ein Kulturwandel ausgelost der sich vielfach in den sogenannten Cargo Kulten ausserte die in Teilen auch heute noch existieren Es handelt sich dabei um die Vorstellung dass Waren der westlichen Kultur ursprunglich von den Ahnen fur die Melanesier geschaffen worden seien die durch bestimmte Kulte und Zeremonien nun den richtigen Empfangern zugeleitet werden konnten 6 Bei den wenigen isolierten Volkern Neuguineas und einigen sehr abgelegen wohnenden traditionellen Gesellschaften der Insel konnten sich die ethnischen Religionen bis heute halten Allerdings ist die christliche Mission intensiv bemuht die Menschen zu bekehren Auf den anderen Inseln ist dieser Prozess durchgehend weit fortgeschritten so dass die meisten Menschen heute offiziell Christen sind Obwohl Gottesdienst Gemeindearbeit und die Kirchenfeste zum Alltagsleben gehoren hat sich in vielen Bereichen die Ahnenverehrung die Mana Vorstellung sowie der Glaube an Geister Schopferwesen und Kulturheroen erhalten 6 Siehe auch BearbeitenMelanesien Melanesische Sprachen Kulturareal MelanesienWeblinks BearbeitenLivia Rasche Per Schnellzug in die Sudsee In Bild der Wissenschaft Online Ausgabe 21 Januar 2008 archiviert vom Original am 12 Februar 2013 abgerufen am 7 Juli 2018 Claudia Hilbert Woher die Ur Australier kamen In Bild der Wissenschaft Online Ausgabe 9 Mai 2007 archiviert vom Original am 13 Februar 2013 abgerufen am 7 Juli 2018 Georg Christian Thilenius Melanesier In Deutsches Kolonial Lexikon Bd 2 Leipzig 1920 S 537 abgerufen am 7 Juli 2018 Gendefekt schutzt Melanesier vor Malaria In Frankfurter Allgemeine Zeitung 8 Januar 2003 S N2 archiviert vom Original am 17 Juli 2003 abgerufen am 7 Juli 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Was Melanesier blond macht In derStandard at 3 Mai 2012 abgerufen am 7 Juli 2018 Wo Malaria nicht haftet In Frankfurter Allgemeine Zeitung 22 Dezember 2003 abgerufen am 7 Juli 2018 Carl Zimmer Siberian Fossils Were Neanderthals Eastern Cousins DNA Reveals In The New York Times 22 Dezember 2010 abgerufen am 7 Juli 2018 David Reich Richard E Green Martin Kircher Johannes Krause Nick Patterson Eric Y Durand Bence Viola Adrian W Briggs Udo 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Tokarew Die Religion in der Geschichte der Volker Dietz Verlag Berlin 1968 S 98 f Normdaten Sachbegriff GND 4100797 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Melanesier amp oldid 237934745