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Meissnershof auch Meissnershof Meisnershof sowie Miesnershof Miessnershof und Miessnershof war ein Gehoft am Weg von Hennigsdorf nach Pinnow und am Rande der Havelwiesen gelegen Im Fruhjahr 1933 war es ein fruhes deutsches Konzentrationslager der Nationalsozialisten Inhaltsverzeichnis 1 Lage Name fruhe Geschichte 2 Naturfreundehaus 3 Aussenstelle des Konzentrationslagers Bornicke 4 Entwicklung nach Mai 1945 5 Gedenken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage Name fruhe Geschichte BearbeitenUrsprunglich stand hier im nordlichen Bereich der Falkenhagener Forst ein Teerofen der 1704 erstmalig erwahnt wird und noch in der Schmettau Schulenburgschen Karte mit zwei Gebauden eingezeichnet ist Im Urmesstischblatt von 1839 wird das Anwesen Neuehof oder Meisnershof genannt und lag im Forstgutsbezirk Hohenschopping Namensgeber war der aus einer der Colonien bei Neustadt Dosse stammende Erbpachter George Meissner auch Meisner oder Miesner genannt unter dem wohl neue Gebaude errichtet wurden daher auch Neuehof laut Amtsblatt erfolgte die Benennung 1824 1 Meisner scheint aber nur kurzzeitig Pachter gewesen zu sein 1826 wurde hier ein Sohn geboren 1829 war Meisner bereits Molkenpachter Milchviehpachter auf dem Nordhof im Amt Konigshorst spater wird er Colonist oder Bauer genannt Im Hennigsdorfer Kirchenbuch werden in den 1830er und 1840er Jahren weitere Pachter zu Meissnershof erwahnt Priess und Rathenow 2 nbsp Neuehof oder Meisnershof 1839Zu dieser Zeit war das Gehoft auch Unterforsterei 1834 wird der konigliche Waldwarter George Christian Sott genannt erst um 1840 wurde das Forsthaus Hohenschopping am Weg von Hennigsdorf nach Velten errichtet Nordostlich liegt Hohenschopping mit einer Holzablage an der Havel auf der anderen Seite der Havel zwei Ziegeleien Werder Ziegelei und Stolper Ziegelei Sudlich entstand spater eine weitere Ablage an einem Stichkanal Tietzkanal genannt hier wurden Topferwaren aus Velten verschifft Heu aus den Havelwiesen wurde in Heu Scheunen gelagert und per Schiff transportiert nbsp Meissnershof um 1877Meissnershof bestand aus mehreren Gebauden wahrscheinlich aus einem Wohngebaude einem Stall und einer Scheune sowie einem oder zwei Arbeiterhausern in denen mehrere Arbeiterfamilien wohnten Im Schuljahr 1908 09 gingen 13 Kinder aus dem Forstgutsbezirk Hohenschopping in Hennigsdorf zur Schule 1910 11 erhielt der Hof mit dem Bau des Veltener Stichkanals Wasserstrassenanschluss eine Brucke uber den Kanal ermoglichte weiterhin eine Wegeverbindung nach Pinnow Im selben Zeitraum entstand auf der ostlichen Havelseite ein Wasserwerk fur die Landgemeinde Pankow Naturfreundehaus BearbeitenBereits wahrend des Ersten Weltkriegs betrieb die Ortsgruppe Berlin des Touristenvereins Die Naturfreunde Wien ein Naturfreundehaus Landheim Meissnershof genannt Mehrere Ansichtskarten die alteste von 1917 andere aus den 1920er Jahren dokumentieren die Freizeitaktivitaten wie Zelten sowie Kanufahren und Baden im Stichkanal und in der Havel nbsp Naturfreundehaus Meissnershof Ansicht vom Veltener Stichkanal um 1924Als 1928 die preussischen Gutsbezirke auch Forstgutsbezirke aufgelost wurden gehorte der Meissnershof den Cohnschen Erben den Kindern des verstorbenen Gutsbesitzers von Nieder Neuendorf Emil Cohn Die Kolonie Meissnershof kam jetzt mit 3 Wohnhausern zur Landgemeinde Hennigsdorf der ubrige Teil des Forstgutsbezirk mit Hohenschopping zu Velten Bis etwa 1930 stand auf dem Grundstuck ein Verkaufshauschen in dem ein Hennigsdorfer Kaufmann wahrscheinlich Backwaren und Getranke anbot nbsp Aussenstelle des Konzentrationslagers Bornicke Bearbeiten Hauptartikel KZ Bornicke Nach der Machtergreifung ubernahm die SA Standarte 224 mit Sitz in Nauen den Hof und betrieb hier eine Fahrschule Zeitgleich begann die Nutzung als sogenanntes wildes oder fruhes KZ Die Haftlinge waren uberwiegend Sozialdemokraten und Kommunisten aus den Kreisen Ost und Westhavelland von denen mehrere von SA Mannern getotet wurden Der Veltener Stahlarbeiter und Kommunist Richard Ungermann geb 9 Juli 1908 gest 16 Mai 1933 wurde am 14 Mai 1933 verhaftet nach Meissnershof gebracht und dort zwei Tage spater erschossen Seine Leiche wurde in einen Sack eingenaht und bei Hennigsdorf in der Havel versenkt 3 Nach Ungermann war bis 1990 in Velten eine Schule heutige Linden Grundschule und eine Strasse heutige Wilhelmstrasse benannt Am 20 Februar 2020 wurde vor seinem ehemaligen Wohnort in der Wilhelmstrasse 19 in Velten ein Stolperstein fur ihn verlegt 4 In Hennigsdorf wurde der Tod von zwei Mannern beurkundet der Arbeiter Ernst Walter aus Rohrbeck geb 18 Juli 1893 wurde am fruhen Morgen des 17 Mai 1933 in Meissnershof tot aufgefunden der Arbeiter Erich Haasch aus Oranienburg geb 21 Juni 1908 am fruhen Abend des 30 Juni 1933 5 Zu den Inhaftierten gehorte auch Oskar Debus aus Velten Nach der Auflosung des Konzentrationslagers am 24 Juni 1933 brachte man die Gefangenen in das KZ Oranienburg 6 Die SA betrieb nach Schliessung des Lagers eine Fahrschule auf dem Grundstuck und fuhrte weiterhin willkurliche Verhaftungen durch SA Sturmfuhrer Heinrich Krein wurde im September 1933 verhaftet und 1934 wegen einer Vergewaltigung in Meissnershof zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt Eigentumerin des Hofes war noch um 1935 eine Tochter des verstorbenen Verlegers Emil Cohn Gegen mehrere Personen wurden nach dem Krieg Ermittlungen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Misshandlungen durchgefuhrt gegen einen Hennigsdorfer Arzt wegen Falschung eines Totenscheines im Fall Erich Haasch Entwicklung nach Mai 1945 BearbeitenUnmittelbar nach dem Krieg wurde in den Gebauden von Meissnershof wieder gewohnt und in der Umgebung wegen der schlechten Versorgungslage in der Nachkriegszeit Gemuse angebaut Im Juni 1945 wurde ein 51 jahriger Arbeiter auf dem Gelande tot aufgefunden hinsichtlich der Todesumstande widersprechen sich die Quellen in der amtlichen Sterbeurkunde steht Erschiessen durch die Militarpolizei im katholischen Kirchenbuch getotet durch einen betrunkenen Russen Die Gebaude verfielen zusehends und wurden in den folgenden Jahren abgetragen die Flache als Lagerplatz und Halde genutzt in den 1980er Jahren stand eine grosse Lagerhalle auf dem Gelande Seit der Wende hat sich ein Betrieb zur Herstellung von Betonfertigteilen dort etabliert Von den Gebauden des ehemaligen Meissnershof ist nichts mehr vorhanden Gedenken Bearbeiten2015 war die Ausstellung Terror in der Provinz Brandenburg Fruhe Konzentrationslager 1933 34 in Hennigsdorf zu sehen 7 Im Oktober 2019 wurde schliesslich eine Gedenkstele zur Erinnerung an das ehemalige Lager aufgestellt 8 Literatur BearbeitenGunter Morsch Agnes Ohm Hrsg Terror in der Provinz Brandenburg Fruhe Konzentrationslager 1933 34 Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstatten Band 46 Metropol Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 86331 211 4 Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 2 Fruhe Lager Dachau Emslandlager 2005 Manfred Schulz Ernst Walter Opfer des SA Terrors 1933 Heimatjahrbuch 2019 fur Falkensee und Umgebung Weblinks BearbeitenStiftung Brandenburgische GedenkstattenEinzelnachweise Bearbeiten Amtsblatt der Koniglichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin 1824 Kirchenbuch Hennigsdorf Zweitschrift BLHA Rep 5 Klaus Drobisch Gunther Wieland System der NS Konzentrationslager 1933 1939 Akademie Verlag Berlin 1993 ISBN 978 3 05 000823 3 S 129 Roland Becker Mahnung Drei Stolpersteine fur drei Schicksale In moz de 20 Februar 2020 abgerufen am 21 Februar 2020 Stadtarchiv Hennigsdorf Sterbeurkunden Nr 17 und 24 1933 Zu Ernst Walter vgl Manfred Schulz Ernst Walter Opfer des SA Terrors 1933 Heimatjahrbuch 2019 fur Falkensee und Umgebung Gunter Morsch S 85 Ausstellung Terror in der Provinz Brandenburg Abgerufen am 20 Marz 2022 sowie Roland Becker Naturidylle wird zum Folterkeller In moz de 12 August 2015 abgerufen am 20 Marz 2022 Informationsstele erinnert an das KZ Meissnershof Abgerufen am 20 Marz 2022 52 66373 13 2153 Koordinaten 52 39 49 4 N 13 12 55 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meissnershof Hennigsdorf amp oldid 237546097