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Bankhaus Adolf Sturcke ist der Name eines ehemaligen Bankhauses in Erfurt das dort von 1849 bis 1949 bestand Bankhaus Adolph SturckeRechtsform FamilienunternehmenGrundung 1849Auflosung 1949Auflosungsgrund Enteignung durch die DDRSitz ErfurtLeitung zuletzt Max SturckeBranche Privatbank Ehemaliges Bankhaus Sturcke Anger 55 in Erfurt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1827 1849 Vorgangerunternehmen 1 2 1849 1859 Grundung und Aufbau des Bankhauses Adolph Sturcke 1 3 1859 1911 Geschaftsfuhrung durch Hermann Sturcke 1 4 1911 1947 Die Ara Max Sturcke Kriege Krisen und Zwangsliquidiation unter der SMAD 2 Literatur und Schriftquellen 3 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1827 1849 Vorgangerunternehmen Bearbeiten 1827 grundete Heinrich Hermann Sturcke 1799 1866 ein Wechselgeschaft auf dem Anger 36 Damit gilt er als ein Begrunder des Bankwesens in Erfurt 1830 weitete er seine Tatigkeiten auch auf das Inkasso und Speditionsgeschaft aus und verlegte es in die Schlosserstrasse 3 und die Pilse 28 Es folgten Bankfilialen in allen grosseren Stadten Deutschlands auch in Wien und Prag ferner in St Petersburg und New York 1 1849 1859 Grundung und Aufbau des Bankhauses Adolph Sturcke Bearbeiten 1849 ubernahm der aus Bremen stammende Adolph Sturcke 1817 1887 ein Sohn von Nicolaus Sturcke 1788 1868 und dessen Ehefrau Anna Adelheid 1792 1867 das Wechsel und Bankgeschaft von Heinrich Herrmann Sturcke der moglicherweise sein Onkel war und grundete daraus das Bankhaus Adolph Sturcke in Erfurt Er war Mitglied der Erfurter Freimaurerloge Carl zu den drei Adlern 2 1857 bezog die Bank neue Geschaftsraume am Anger der sich zu Erfurts fuhrender Geschaftsstrasse entwickelte Dank einer expandierenden Wirtschaft dem Baugeschehen einer gut situierten Burgerschaft sowie weitreichender Geschaftsbeziehungen nahm das Bankhaus eine glanzende Entwicklung Spater wurde Adolph Sturcke mit dem Ehrentitel Geheimrat ausgezeichnet nbsp nbsp Gartenansicht der Villa Hermann Sturcke Parkstrasse 3 nbsp Strassenansicht der Villa Adolph Sturcke Gorkistrasse 61859 1911 Geschaftsfuhrung durch Hermann Sturcke Bearbeiten 1859 uberliess Adolph Sturcke die Geschaftsfuhrung seinem ebenfalls noch in Bremen geborenen Bruder und Teilhaber Hermann Friedrich Sturcke 1832 1911 Dieser war in erster Ehe mit Antonie geb Schmidt verheiratet mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte Aus Hermanns zweiter Ehe mit Agnes Amalie geb Klapp 1852 1892 gingen sein spaterer Nachfolger Max Sturcke 1876 1947 und zwei weitere Kinder hervor Das im Familienbetrieb gefuhrte Bankhaus Sturcke wurde neben der Bank von Wilhelm Moos einer der wichtigsten Geldgeber der Region und Hausbank des Erfurter Grossburgertums 1869 wurde Hermann Sturcke in der Generalversammlung der Thuringia Versicherungs AG in deren Verwaltungsrat gewahlt 3 Er leitete die Ilmenauer Porzellanfabrik bis zur Zwangsversteigerung 1871 nach der sie in eine Aktiengesellschaft AG umgewandelt wurde Bis 1873 war Hermann zudem Mitglied des Verwaltungsrates der Weimarischen Bank 4 Am 23 April 1880 nahm er an der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats der Munchener Ruckversicherungs Gesellschaft teil 5 bei der er anfangs ebenfalls mit im Aufsichtsrat sass 6 Zu dieser Zeit war er auch Mitglied des Verwaltungsrate der Thuringer Gasgesellschaft 7 und der Thuringischen Eisenbahn Gesellschaft 8 1865 bis 1892 war Hermann Sturcke Mitglied der Stadtverordnetenversammlung dabei ab 1867 Stadtverordnetenvorsteher 9 1872 bis 1882 war er zudem auch Prasident der Handelskammer zu Erfurt bei der er bereits zuvor stellvertretender Prasident gewesen war 10 1872 bekam der den Ehrentitel Geheimer Kommerzienrat 11 und wurde 1876 mit dem Koniglicher Kronen Orden Preussen IV Klasse ausgezeichnet 12 13 Hermann Sturcke engagierte sich auch ehrenamtlich Seit 1877 war er Mitglied im Erfurter Zweigverein des Sachsisch Thuringischen Vereins fur Erdkunde 14 und wurde 1886 Grundungsmitglied des Erfurter Kunstvereins bei dem er auch als Schatzmeister fungierte 15 1911 wurde er zum Ehrenburger von Erfurt ernannt nachdem er der Stadt zuletzt 100 000 Mark gestiftet hatte deren Zinsen nach seinem Wunsch fur Kunstzwecke verwendet werden sollten 15 16 17 Die Sturckes zahlten so zu den angesehensten und vermogendsten Familien der Stadt und zeigten das auch 18 So liess sich Hermann Sturcke 1880 1882 in der Parkstrasse 3 direkt am Waldrand des Steiger eine herrschaftliche Villa errichten 1883 folgte in der Gorkistrasse 6 ein ebenso aufwendiger Villenbau durch den Firmengrunder Adolph Sturcke der 1887 starb und auf dem nahegelegenen Bruhler Friedhof bestattet wurde 19 Mit Max Sturcke 1876 1947 Hermann Sturckes Sohn trat die nachste Generation in das Familienunternehmen ein Dieser war nach einer Lehre im Bankwesen von 1893 bis 1894 Volontar bei der Eidgenossischen Bank in Lausanne 1898 wurde er zum Militardienst eingezogen den er 1901 als Leutnant der Reserve des Westfalischen Ulanenregiments Nr 5 in Dusseldorf beendete 1901 trat Max als Prokurist in das Bankhaus Adolph Sturcke ein und wurde drei Jahre spater neben seinem Vater Mitinhaber Am 14 April 1909 heiratete Max in Erfurt Anna Benary eine Enkelin des Gartenbauunternehmers Ernst Benary 20 1910 gehorte Max mit 3 Millionen Mark Vermogen zu den sieben Grossunternehmern Erfurts die es zu mehrfachen Millionaren gebracht hatten 21 Wahrend dieser Zeit wurde das Geschaftshaus am Anger 55 neu errichtet Es steht heute unter Denkmalschutz 1911 1947 Die Ara Max Sturcke Kriege Krisen und Zwangsliquidiation unter der SMAD Bearbeiten Nach dem Tode seines Vaters 1911 wurden Max und sein Bruder Erich Leiter des Bankhauses Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurde Max vom Dienst zuruckgestellt und musste nicht am Krieg teilnehmen 1915 starb Erich so dass Max die Bank alleine weiter fuhrte und zu einem des wichtigsten Geldgeber der Erfurter Wirtschaft ausbaute Unter anderem verwaltete sie das Familienvermogen von Max Weber sen und Max Weber jun 22 Sie war zudem bis 1945 Grossaktionar der Eduard Lingel Schuhfabrik Aktiengesellschaft Ausserdem war Max Sturcke Mitglied des Aufsichtsrats der Mechanischen Weberei C Graesers Wwe amp Sohn und stellvertretender Vorsitzender der Handelskammer zu Erfurt 23 Um 1930 hatte die Bank auch einige Zweigstellen in anderen Stadten so am Steinweg 3 in Muhlhausen 24 Am 26 Juli 1945 wurde das Bankhaus Sturcke auf Betreiben der Sowjetischen Militaradministration SMAD wie alle Banken in der Sowjetischen Besatzungszone geschlossen das gesamte Vermogen beschlagnahmt und alle Konten gesperrt Unter Fuhrung Max Sturckes formierte sich ab 1945 mit sechs weiteren thuringischen Bankiers eine Interessengruppe die die Wiedereroffnung bzw die Neugrundung der Privatbanken sowie den Verbleib der Grundstucke im bisherigen Besitzstand anstrebte 25 Im November 1945 erreichten die Privatbankiers unter grossen Anstrengungen dass ihre Privatbanken unter anderen Namen wiedereroffnet werden durften Insbesondere internationale Bankgeschafte dazu gehorten auch solche in den westlichen Besatzungszonen wurden jedoch aufs Strengste verboten 1946 protestierte Max Sturcke gegen die weitere Zwangsverwaltung der Erfurter Schuhfabrik Dr Diehl der die Bank bereits wahrend der Wirtschaftskrise 1929 30 geholfen hatte 26 durch einen Sequester und wies darauf hin dass seine Bank an dem Unternehmen und den Vermogen der Eigentumer mit einer Einlage von 340 000 RM beteiligt sei und dass er nie Mitglied der NSDAP gewesen sei 27 1947 wurde die Zwangsliquidation des Bankhauses eingeleitet Am 2 Dezember des Jahres kam Max Sturcke bei einem Autounfall ums Leben Dennoch brachte das Bankhaus im Fruhjahr 1949 zu seinem 100 jahrigen Firmenjubilaum eine 16 Seiten starke Festschrift heraus in der nach Darstellung der bewegten Geschichte zum Schluss die trugerische Hoffnung ausgedruckt wurde auch in Zukunft der Thuringer und Erfurter Bevolkerung dienlich sein zu konnen 28 Dieses erledigte sich mit der Grundung der DDR am 7 Oktober 1949 Literatur und Schriftquellen BearbeitenBankhaus Sturcke Jahresabschluss 1948 Erfurt Bundesarchiv BArch DN 5 693 Bankhaus Sturcke 100 Jahre Bankhaus Sturcke Festschrift Erfurt 1949 Deutsche Revisions und Treuhand AG 1925 1945 Bankhaus Adolph Sturcke Erfurt Jahresabschlusse zum 31 Dez 1936 1937 und 1938 Bundesarchiv BArch R 8135 613 und 8135 1374 Steffen Rassloff Flucht in die nationale Volksgemeinschaft Das Erfurter Burgertum zwischen Kaiserreich und NS Diktatur Bohlau Koln Weimar Wien 2003 ISBN 3 412 11802 8 Steffen Rassloff Antisemitismus in Erfurt zwischen Reichsgrundung und Machtergreifung 1871 1933 In Stadt und Geschichte Zeitschrift fur Erfurt Ausgabe 16 2002 S 9 11 Steffen Rassloff Judisches Leben in Erfurt Stadt und Geschichte Sonderheft 8 Erfurt 2008 S 29 31 Georg Wenzel Deutscher Wirtschaftsfuhrer Lebensgange deutscher Wirtschaftspersonlichkeiten Ein Nachschlagebuch uber 13000 Wirtschaftspersonlichkeiten unserer Zeit Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg Berlin Leipzig 1929 DNB 948663294 Spalte 2248 Einzelnachweise Bearbeiten Website der Stadt Erfurt Walter Kunzel Acta Apostolorum Erfurtensium 1819 2009 Erfurter Apostelgemeinschaft Eine Chronik zwischen Federkiel und Personalcomputer Druckhaus Gera Gera 2009 S 58 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Erfurt In Deutsche Versicherungs Zeitung 10 Jahrgang 1869 Nr 58 vom 22 Juli 1869 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weimarische Bank Neunzehnter Jahresbericht fur 1872 In Erste Beilage des Aktionars Zu Der Aktionar Internationales Zentral Organ No 1004 23 Marz 1873 Reinhard Spree Two Chapters on early history of the Munich Reinsurance Company The Foundation The San Francisco Earthquake Munich Discussion Paper No 2010 11 Volkswirtschaftliche Fakultat der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Januar 2010 S 20 pdf Johannes Bahr Christopher Kopper Munich Re Die Geschichte der Munchener Ruck 1880 1980 C H Beck Munchen 2005 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Jahrbuch fur Geschichte 10 Akademie Verlag 1974 S 354 Thuringische Eisenbahn Gesellschaft In Friedrich Wilhelm Christians Deutsche Borsenpapiere Darstellung der Personal und Finanz Verhaltnisse der deutschen und auslandischen Bank Versicherungs Industrie und Eisenbahn Gesellschaften auf Actien Springer Verlag 2013 S 648 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt Bohlau Koln Weimar Wien 1989 S 263 S 296 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Allgemeine Hopfen Zeitung 8 Jahrgang 1869 Nr 79 vom 13 Juli 1869 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Personalchronik der offentlichen Behorden In Amtsblatt der koniglichen Regierung zu Erfurt Stuck 25 Erfurt 15 Juni 1872 Personalien und kleine Notizen In Wallmann s Versicherungszeitschrift 11 Jahrgang Band II Nr 72 vom 3 Juli 1877 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Rudolf Martin Jahrbuch des Vermogens und Einkommens der Millionare in Preussen 1912 Verlag W Herlet Berlin 1912 S 386 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Mitglieder Verzeichnis III Zweigverein zu Erfurt In Mittheilungen des Sachsisch Thuringischen Vereins fur Erdkunde zu Halle S Sachsisch Thuringischer Verein fur Erdkunde 1877 S 255 a b Der Erfurter Kunstverein Zwischen Avantgarde und Anpassung Eine Dokumentation von 1886 bis 1945 Mit Beitragen zur Geschichte der Vereinigung der Erfurter Museumsfreunde und der Museumsgemeinde zu Erfurt Angermuseum Erfurt 2009 S 226 227 Die Kunst 24 Jahrgang 1911 Heft 2 S I eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hermann Sturcke Stiftung Museum Bd 1 Archivalien Signatur 1 2 942 6872 Datierung 1912 1921 In 1 2 Stadtische Akten 1872 1945 im Archivportal Thuringen Steffen Rassloff 2003 S 47 Christoph Wirth Erfurter Stadtgeschichte am Beispiel des ehemaligen Bruhler Friedhofes Erfurt Juli 2015 Steffen Rassloff Antisemitismus in Erfurt zwischen Reichsgrundung und Machtergreifung 1871 1933 In Stadt und Geschichte Zeitschrift fur Erfurt Ausgabe 16 2002 S 9 11 Steffen Rassloff Burgerkrieg und Goldene Zwanziger Erfurt in der Weimarer Republik Sutton Verlag Erfurt 2008 S 17 Anton Sterbling Heinz Zipprian Max Weber und Osteuropa Kramer Verlag 1997 S 126 Steffen Rassloff Flucht in die nationale Volksgemeinschaft Das Erfurter Burgertum zwischen Kaiserreich und NS Diktatur Bohlau Verlag Koln Weimar 2003 S 87 Peter Buhner Vom Koniglichen Postamt zur Bankfiliale Thuringer Allgemeine Muhlhausen 25 Juli 2020 online abgerufen am 2 Januar 2022 Erika Buchner Das Bankhaus Karl Meinhardt in Meiningen Thuringisches Staatsarchiv Meiningen Meiningen o J vor 2016 Cerf amp Bielschofwski schulportal thueringen de Schreiben Max Sturcke vom 3 Juli 1946 an die Kommission zur Durchfuhrung der Befehle 124 126 der SMAD Erfurt Thuringisches Hauptstaatsarchiv Weimar Eberhard Schmieder Jubilaumsschriften nach dem Westen verlagerter deutscher Firmen S 197 C H Beck Munchen 1962 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bankhaus Adolph Sturcke amp oldid 238898097