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Max Frauendorfer 14 Juni 1909 in Munchen 25 Juli 1989 in Tutzing war ein deutscher Jurist SS Obersturmbannfuhrer Reichsschulungsleiter im Amt Rosenberg sowie Prasident des Hauptamtes Arbeit im Generalgouvernement Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Zweiter Weltkrieg 4 Nach Kriegsende 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenFrauendorfer Sohn eines Rechtsanwaltes schloss seine Schullaufbahn am humanistischen Ludwigsgymnasium Munchen 1928 mit dem Abitur ab Danach absolvierte er an den Universitaten Munchen Berlin und Erlangen ein Studium der Nationalokonomie Zeitungs sowie Rechtswissenschaften welches er im Oktober 1931 abschloss 1 Danach war er als Rechtsreferendar am Amtsgericht Munchen tatig 2 Anfang 1933 promovierte er mit seiner Dissertation Notwehr gegen Vollstreckungsbeamte zum Dr jur 1 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenFrauendorfer trat zum 1 Mai 1928 der NSDAP Mitgliedsnummer 85 562 3 und im selben Jahr der SS bei SS Nummer 1 281 4 Zeitgleich wurde er Mitglied im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund NSDStB Bereits 1929 war er ehrenamtlich in der wirtschaftspolitischen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP tatig 1 Frauendorfer war Anfang der 1930er Jahre Geschaftsfuhrer unter dem Leiter der Nachrichtenabteilung Karl Leon Du Moulin Eckart in der Obersten SA Fuhrung OSAF 5 Zudem fungierte er als Gauredner in Munchen und arbeitete ehrenamtlich als Schriftleiter beim Illustrierter Beobachter Heinrich Himmler der auf Frauendorfer aufmerksam wurde nahm den jungen Offizier im Fruhjahr 1932 z b V in den Stab Reichsfuhrer SS auf wo er bis Mitte der 1930er Jahre eingesetzt war Von Mitte Marz 1933 bis Mitte Mai 1933 war Frauendorfer schliesslich Adjutant des Munchner Polizeiprasidenten Heinrich Himmler 1 In der NSDAP wurde er im November 1931 Referent fur Innenpolitik Referat Standischer Aufbau in der Reichsleitung und leitete ab Juni 1933 das Amt fur standischen Aufbau der Deutschen Arbeitsfront DAF 4 In der DAF war er ab Mai 1934 zudem stellvertretender Leiter im Organisationsamt und ab Ende 1934 Leiter im Schulungsamt 1 Im September 1934 folgte Frauendorfer nun Hauptamtsleiter zudem auf Betreiben von Robert Ley als Reichsschulungsleiter im Amt Rosenberg Otto Gohdes nach Im Amt Schulung umfassten Frauendorfers Aufgaben 6 Schulung der Politischen Leiter Zustandigkeit fur die Parteischulen Herausgabe der Schulungsbriefe von DAF und NSDAPSein Vorgesetzter der Parteiideologe Alfred Rosenberg erfuhr erst aus der Zeitung von dem Personalwechsel im Amt Schulung Frauendorfer selbst wurde spater durch Ley mitgeteilt dass der Grund fur Gohdes Ablosung in dessen Verbundenheit zu Rosenberg liege 7 Frauendorfer der im Verlauf seiner Tatigkeit als Schulungsleiter im Amt Rosenberg zunehmend zwischen die Fronten der innerparteilichen Gegner Ley und Rosenberg geriet musste schliesslich Mitte Mai 1936 seine Funktion als Reichsschulungsleiter im Amt Rosenberg aufgeben Sein Nachfolger wurde Friedrich Schmidt Im selben Monat endete auch sein Dienstverhaltnis mit der DAF Bereits im Februar 1936 war auch seine Beschaftigung im Amt fur standischen Aufbau abgeschlossen da der Standegedanke innerhalb der Partei zunehmend an Bedeutung verlor und das Amt daher aufgelost wurde Diese Ereignisse schadeten der Frauendorfers Karriere jedoch nicht da er nun durch Hans Frank im parteieigenen Reichsrechtsamt weiterhin als Reichshauptamtsleiter tatig werden konnte 8 Bei der Zeitschrift Deutsche Verwaltung einer Publikation des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes NSRB fungierte er nun als Hauptschriftleiter 4 Vom Dienst fur vier Monate beurlaubt konnte Frauendorfer unter Anrechnung von Dienstzeiten sein zweites Staatsexamen als Jurist im Mai 1938 ablegen und war anschliessend als Rechtsanwaltsanwarter tatig Im Schwerpunkt beschaftigte er sich dabei mit Lohn und Arbeitspolitik 8 Zweiter Weltkrieg BearbeitenNach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Frauendorfer gemeinsam mit Staatssekretar Johannes Krohn ins Generalgouvernement versetzt Dort sollten Krohn und Frauendorfer die Sozialverwaltung aufbauen 2 Durch den Generalgouverneur Hans Frank wurde Frauendorfer als Nachfolger Krohns am 18 November 1939 als Leiter des Hauptamtes Arbeit im Generalgouvernement eingesetzt wo er im Wesentlichen fur die Koordination der Registrierung Zwangsrekrutierung und den Arbeitseinsatz von polnischen und judischen Arbeitskraften zustandig war Die Zentrale des Hauptamtes Arbeit mit sieben angegliederten Abteilungen war in Krakau angesiedelt Insgesamt waren in dieser Arbeitsbehorde der neben 75 Zweigstellen auch 20 Arbeitsamter im Generalgouvernement angegliedert waren 4 300 Angestellte beschaftigt darunter 700 deutsche Staatsburger Frauendorfer setzte zunachst auf die Anwerbung von freiwilligen Arbeitskraften aus dem Generalgouvernement und lehnte diesbezugliche Zwangsmassnahmen ab Da sich aber nicht ausreichend polnische Freiwillige fur den Arbeitseinsatz im Deutschen Reich meldeten wurden ab Fruhjahr 1940 die polnischen Gemeinden verpflichtet ein bestimmtes Kontingent von Arbeitskraften fur den Arbeitseinsatz ins Deutsche Reich abzustellen Da Frauendorfer die beamtenrechtlichen Voraussetzungen fur den Titel Regierungsrat nicht erfullte wurde er Ende September 1941 zum Reichstreuhander fur Arbeit und ein Jahr spater zum Prasidenten des Hauptamtes Arbeit im Generalgouvernement ernannt 9 Frauendorfer dem spatestens seit Mitte Dezember 1941 die Endlosungs Plane bekannt waren praferierte die Ausnutzung der Arbeitskraft polnischer Juden und geriet daruber in Konflikt mit den Endlosungsfanatikern des Reichssicherheitshauptamtes Die Zustandigkeit fur den Arbeitseinsatz der judischen Bevolkerung wurde schliesslich im Juni 1942 wieder den SS und Polizeibehorden des Hoheren SS und Polizeifuhrer HSSPF Ost im Generalgouvernement Friedrich Wilhelm Kruger unterstellt Frauendorfer vereinbarte mit Heinrich Himmler im Oktober 1942 ein ehrenvolles Ausscheiden aus dem Amt Arbeit und die Versetzung zur Waffen SS nach einem Erholungsurlaub Kurze Zeit darauf versuchte Fritz Sauckel Frauendorfer als personlichen Beauftragten fur die Niederlande abzuwerben was Himmler jedoch mit Hinweis auf einen moglichen Ausschluss Frauendorfers aus der SS sollte dieser Sauckels Angebot annehmen ablehnte 10 Da Frauendorfer neben seinem Gehalt als Leiter der Arbeitsverwaltung im Generalgouvernement trotz Verbot zeitweise Bezuge als Vorstandsvorsitzender einer Aktiengesellschaft bezog wurden nach Intervention von Kruger bei der SS Gerichtsbarkeit Ermittlungen gegen Frauendorfer angestrengt die jedoch nicht zu wesentlichen Ergebnissen fuhrten Das Verfahren wurde durch Himmler noch im Marz 1945 eingestellt 10 Am 1 Dezember 1942 wurde Frauendorfer von seinem Posten als Prasident des Hauptamtes Arbeit durch Frank beurlaubt Nach einem krankheitsbedingten Klinikaufenthalt erfolgte im Februar 1943 die durch ihn betriebene Einberufung zur Wehrmacht und nicht wie geplant zur Waffen SS wo er bei einer Flakbatterie in Landsberg am Lech seinen Militardienst ableistete Seine Entlassung aus der Wehrmacht erfolgte am 26 April 1945 10 Zu dem Widerstands Zirkel um den SS Gruppenfuhrer Arthur Nebe hatte Frauendorfer der sich vom Nationalsozialismus zunehmend distanzierte lose Verbindungen 11 Ulrich von Hassell schrieb im Dezember 1942 folgendes in sein Tagebuch Frauendorfer SS Mann und Inhaber des goldenen Abzeichens war im ubrigen hochst beeindruckend durch seine unbegrenzte Verzweiflung uber das was er stundlich und taglich in Polen erlebt und was so furchtbar ist dass er es nicht mehr aushalt und sich als einfacher Soldat an die Front melden will Dauernde unaussprechliche Judenmorde in grossen Gebinden SS Leute fahren mit Maschinenpistolen nach der Stunde die als Aufhoren der Ausgehfreiheit festgesetzt ist durchs Ghetto und schiessen auf alles was sich zeigt zum Beispiel spielende Kinder die sich unglucklicherweise etwas langer auf der Strasse befinden Ulrich von Hassell Tagebucheintrag vom 20 Dezember 1942 12 Nach Kriegsende BearbeitenNach Kriegsende tauchte Frauendorfer inkognito alias Dr Schreiter mit seiner Ehefrau im Allgau und in Munchen unter Uber Mittelsmanner liess er im Oktober 1950 bei den amerikanischen Behorden in der Bundesrepublik Deutschland vorfuhlen ob er noch eine Auslieferung nach Polen zu furchten hatte Nachdem dies von amerikanischer Seite verneint wurde fuhrte Frauendorfer wieder seinen echten Namen Er unterzog sich einem Spruchkammerverfahren bei dem er neben Persilscheinen auch die Tagebuchaufzeichnungen von Hassels anfuhrte Dennoch wurde Frauendorfer im Januar 1951 als Hauptbelasteter eingestuft daher erhielt er eine Geldstrafe den Verlust seiner Altersbezuge und das Verbot der Ausubung eines offentlichen Amtes Nach einer Revision wurde das Verfahren eingestellt und die zuvor verhangte Strafe aufgehoben Anschliessend nahm er seine Berufstatigkeit wieder auf und wurde leitender Angestellter der Allianz Versicherung wo er zuletzt die Position eines Direktors fur den Bereich Industrie innehatte 13 Sein Beitritt zur CSU erfolgte am 13 Dezember 1956 Dort stieg er bald zum zweiten Schatzmeister der Partei auf und war Kandidat der CSU fur die Bayrische Landtagswahl im November 1958 Aufgrund von Kritik an Frauendorfers NS Vergangenheit innerhalb und ausserhalb der CSU scheiterte jedoch seine Kandidatur 14 Aus demselben Grund scheiterte Anfang 1963 auch sein geplanter Einzug in den Bundestag als Nachrucker fur den Abgeordneten Gerhard Wacher Der CSU Parteivorsitzende Franz Josef Strauss protegierte Frauendorfer Kritik an dem geplanten Einzug Frauendorfers in den Bundestag kam unter anderem von dem Landwirtschaftsminister Alois Hundhammer 15 16 Es folgte noch ein 1963 eroffnetes und spater eingestelltes Ermittlungsverfahren bezuglich seiner Tatigkeiten zur Zeit des Nationalsozialismus Zudem wurden in einem Verfahren etwaige Rentenanwartschaften aus seiner Tatigkeit im Generalgouvernement nicht anerkannt Frauendorfer starb Ende Juli 1989 zuruckgezogen in Tutzing 17 Frauendorfers SS RangeDatum RangMarz 1932 SS UntersturmfuhrerNovember 1933 SS HauptsturmfuhrerDezember 1934 SS SturmbannfuhrerApril 1935 SS ObersturmbannfuhrerLiteratur BearbeitenThomas Schlemmer Grenzen der Integration Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Der Fall Dr Max Frauendorfer In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 48 Jahrgang Heft 4 2000 S 675 742 online PDF 8 5 MB ISSN 0042 5702 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Reinhard Bollmus Das Amt Rosenberg und seine Gegner Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem Mit einem bibliographischen Essay von Stephan Lehnstaedt 2 Auflage Oldenbourg Munchen 2006 ISBN 3 486 54501 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Frauendorfer im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Thomas Schlemmer Grenzen der Integration Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Der Fall Dr Max Frauendorfer Munchen 2000 S 677f a b Werner Prag Wolfgang Jacobmeyer Hrsg Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939 1945 Stuttgart 1975 S 948 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 9460468 a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 162 Mathias Rosch Die Munchner NSDAP 1925 1933 Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2002 S 253 Thomas Schlemmer Grenzen der Integration Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Der Fall Dr Max Frauendorfer Munchen 2000 S 680f Reinhard Bollmus Das Amt Rosenberg und seine Gegner S 85 a b Thomas Schlemmer Grenzen der Integration Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Der Fall Dr Max Frauendorfer Munchen 2000 S 684f Thomas Schlemmer Grenzen der Integration Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Der Fall Dr Max Frauendorfer Munchen 2000 S 689ff a b c Thomas Schlemmer Grenzen der Integration Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Der Fall Dr Max Frauendorfer Munchen 2000 S 696ff Heinz Hohne Der Orden unter dem Totenkopf Die Geschichte der SS Augsburg 1998 ISBN 3 89350 549 0 S 474 Ulrich von Hassell Die Hassell Tagebucher 1938 1944 Aufzeichnungen vom andern Deutschland Hg Friedrich Hiller von Gaertringen Siedler Berlin 1988 ISBN 3 88680 017 2 S 340 f Thomas Schlemmer Grenzen der Integration Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Der Fall Dr Max Frauendorfer Munchen 2000 S 701ff Milde Gaben In Der Spiegel Nr 1 1963 S 41 online Der SPIEGEL berichtete In Der Spiegel Nr 6 1963 S 86 online Otto v Loewenstern Max Frauendorfers Tarnkunste Zeitgeschichtliche Studien der CSU Forderung nach Generalamnestie Munchen In Die Zeit Nr 25 1963 Thomas Schlemmer Grenzen der Integration Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Der Fall Dr Max Frauendorfer Munchen 2000 S 717 Normdaten Person GND 122684885 lobid OGND AKS VIAF 8275150 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frauendorfer MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und SS ObersturmbannfuhrerGEBURTSDATUM 14 Juni 1909GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 25 Juli 1989STERBEORT Tutzing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Frauendorfer amp oldid 232555901