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Die St Martini Kirche ist eine evangelische Kirche im Kirchenkreis Leine Solling in Hohnstedt bei Northeim und eine der altesten Kirchen im Leinetal St Martini Kirche in HohnstedtInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 2 1 Vorgangerbauten 2 2 13 Jahrhundert bis 1500 2 3 1500 bis 1748 2 4 1892 bis heute 3 Literatur Auswahl 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach den ersten Missionserfolgen des Klosters Fulda im sudlichen Sachsen hatte das Erzbistum Mainz die Missionstatigkeit im heutigen Sudniedersachsen ubernommen und durch planmassige Grundungen von zwolf Martini Kirchen in geregelte Bahnen gelenkt Der erste Hohnstedter Kirchenbau wird noch vor dem Jahre 800 in der Nahe des Borngartens einer heidnisch germanischen Kultstatte mit einer Taufstelle errichtet worden sein Diese Ur und Taufkirche wurde ecclesia matris Mutterkirche aller Kirchen im spateren Sedalbezirk Hohnstedt im Archidiakonat Norten Der Kirchturm ist der alteste Teil des heutigen Baus und durfte noch vor 1200 errichtet worden sein Er wurde kaum als Kirchturm erbaut sondern gehorte wohl als Wehrturm zum angrenzenden Herrenhof derer von Hohnstedt Hoenstide Honstad Honstedt die bereits im spaten Mittelalter im Mannesstamm erloschen sind Dieser adligen Familie von Hohnstedt gelang es Privilegien vom Erzbischof in Mainz zu erhalten die sie spater an die Familie von Hardenberg vererbt haben Bis 1726 besassen die Hardenberger unter anderem das Patronatsrecht uber Kirche und Pfarre Hohnstedt ehe sie es gegen das entsprechende Recht in Geismar eintauschten Seit etwa 1330 weist das Familienwappen derer von Hardenberg den bekannten Eberkopf auf Ursache der Wappenveranderung soll die Heirat Hildebrands von Hardenberg mit der Erbtochter aus dem adligen Geschlecht von Hohnstedt gewesen sein Als einer der letzten Vertreter der Familie verstarb im Jahre 1350 der Abt des St Blasien Klosters in Northeim Eckbert von Honstadt Die sterblichen Reste derer von Hohnstedt sind erst mit Beginn des Neubaus des Superintendenturpfarrhauses im Jahre 1616 getilgt worden da es uber der alten Familiengrabstatte errichtet wurde Als Superintendentur wurde Hohnstedt 1588 eingerichtet der erste Superintendent Magister Hieronymus Ludeken zuvor Rektor in Gottingen kam 1589 nach Hohnstedt 1 Durch Anordnung des Landeskirchenamtes Hannover vom 24 April 1958 wurde der Sitz des Superintendenten des Aufsichtsbezirkes Hohnstedt Northeim mit Wirkung vom 1 Juni 1958 nach Northeim verlegt 2 Der letzte Hohnstedter Superintendent Wilhelm Rautenberg Grossvater von Erardo Cristoforo Rautenberg verblieb bis zu seiner Pensionierung 1963 als Pastor in Hohnstedt 3 Baugeschichte BearbeitenVorgangerbauten Bearbeiten Nach einer ersten Holzkapelle um 800 und einem spateren annahernd quadratischen Feldsteinbau entstand um 1080 die dritte Martini Kirche Auch sie war dem frankischen Nationalheiligen Martin von Tours geweiht 4 Dieser romanische Kirchenbau wurde noch im 13 Jahrhundert von einer Brandkatastrophe heimgesucht und vollstandig ein Raub der Flammen 13 Jahrhundert bis 1500 Bearbeiten Der Kirchturm hat eine annahernd quadratische Form dicke Mauern aus roten Sand und Kalkbruchsteinen und sorgfaltig gehauene Eckquadern aus Sandstein Er besitzt ein einfaches Tonnengewolbe Der nun neu errichtete heute noch vorhandene einschiffige und rechteckige Kirchenneubau mit den ausseren Abmessungen von 18 70 Metern Lange und 11 40 Metern Breite reicht in die Zeit des 13 Jahrhunderts Genaue Baudaten sind jedoch ebenso wenig wie der genaue Zeitpunkt des Kirchenbrandes uberliefert Mit der Errichtung des neuen Kirchenbaus endete jedenfalls die Zeit des freistehenden Turms da das Langhaus nun bis an den Turm herangefuhrt wurde um auf den Bau einer Wand im Westen des Kirchenschiffs verzichten zu konnen Nach Einbeziehung des Turms in den Kirchenneubau konnte der Wehrturm nun zum Kirchturm verandert werden Er erhielt einen achtseitigen Spitzhelm und eine Glockenstube mit drei Schalloffnungen Die Anschaffung von zwei Glocken von denen die eine heute noch im Turm hangt schloss sich an Auch der Einbau der versteckten Treppe als Zugang von oben in das Turmgewolbe wie auch der Einbruch von zwei Schiessscharten neben dem neuen ebenerdigen Turmeingang vom Kirchenschiff her wird in diese Zeit reichen Der ursprungliche Eingang im ersten Obergeschoss verlor allerdings seine Bestimmung als Zugang Spater nach dem Einbau der ersten Orgel wird er aber die Verbindung von Kirchturm und Balgekammer zum Orgelboden gewahrleisten Ein letzter Zeuge des Kirchenneubaus ist schliesslich der spatromanische steinerne Taufstein 5 der seit 1977 allerdings in der St Johannis Kirche in Katlenburg aufgestellt ist Wie an der Baufuge am nordlichen Kirchenbau auf der sudlichen Seite verdeckt sie der Priechenanbau deutlich sichtbar wird erhielt das Kirchenschiff spater einen polygonalen Choranbau der sich in den Seitenwanden weit nach Westen erstreckte und das Kirchenschiff um 13 30 Meter auf 32 00 Meter verlangerte Da die Mauerstarke der alteren und neueren Kirchenwande durchgehend und einheitlich annahernd 1 20 Meter betragen und die unregelmassige Mauerweise fortgesetzt wurde werden beide Bauphasen kaum weit auseinander liegen so dass der Chorbau ebenfalls noch im 13 Jahrhundert errichtet sein durfte Anlass zur erheblichen Erweiterung des Kirchenbaus wird die Grundung des Hohnstedter Kalands einer Bruderschaft von Priestern im Sedes Hohnstedt gewesen sein um fur die gemeinsamen Gottesdienste der Geistlichen einen angemessenen Versammlungsraum zu erhalten Jedenfalls ist im ganzen ehemaligen Sedalbezirk kein weiterer Choranbau bekannt der mit solchen Abmessungen aufwarten konnte 1500 bis 1748 Bearbeiten Weitere Baunachrichten haben sich dann erst wieder aus der Zeit um 1500 erhalten als die wuchtigen romanischen Rundbogenportale durch spatgotische Einbauten mit Stabprofilen und Hohlkehlen verandert wurden Der gleichfalls geplante Umbau aller Kirchenfenster im selben Stil kam jedoch nicht mehr recht voran Nur ein Fenster an der sudlichen Chorseite weist sichtbare spatgotische Relikte auf Offenbar verhinderte das Einsetzen der Reformationswirren weitere Bauvorhaben Auch im Inneren der Kirche durften einige Umbaumassnahmen stattgefunden zu haben Zwei uberlieferte Inschriften Augusto von Steinberge gegeben anno 1552 den 16 May und T 1581 R F stehen mit dem Einbau eines Balkens unter dem Bogen und mit dem Bau von zwei Erkern an der Kirche im Zusammenhang Nahere Angaben fehlen allerdings Die Inschriften sind nicht erhalten Zwischen 1717 und 1748 wurde die Kirche durch mehrere Umbauten umgestaltet nur der Kirchturm blieb ausserlich unberuhrt Die Mauern des Kirchenschiffs wurden erhoht um den Hohenunterschied zwischen Langhaus und Chor auszugleichen Beide erhielten ein einheitliches neues Kirchendach auf gleicher Firsthohe Damit uberragte der neue Dachfirst des Kirchenschiffes nun die ostliche Traufenlinie des Turms An den erhaltenen alten Putzrandern am Turm wie auch an den ausseren Stutzpfeilern die ebenfalls erhoht wurden sind Lage und Hohe des ursprunglichen Kirchendachs noch zu rekonstruieren Die Dacher aus Sollingsteinen fanden Ersatz durch Lautenthaler und spater Goslarer Schieferplatten die wiederum 1965 roten Ziegelpfannen weichen mussten Die spatromanischen Fensterdurchbruche wurden vergrossert um mehr Licht in den Kirchenraum einfallen zu lassen Im Inneren der St Martini Kirche wurde die raumliche und optische Trennung des Kirchenschiffs vom Chor durch das Herausbrechen des stark abschnurenden und trennenden Triumphbogens aufgehoben Der Kirchenboden wurde auf ein einheitliches Niveau gebracht wobei der Chorraum im Altarbereich weiterhin um 50 cm erhoht war um die Grabstatten der Geistlichen und ihrer Angehorigen nicht zu zerstoren Ihre Grabplatten wurden jedoch beiseite geraumt und lagerten achtlos bis 1913 auf dem Kirchhof Bis auf drei Platten gingen alle verloren nbsp Orgelprospekt von 1718Die Orgel entstand zwischen 1717 und 1718 durch den Orgelbaumeister Johann Andreas Graff aus Wolfenbuttel und dem Gandersheimer Holzschnitzer Johann Friedrich Kase der das Prospekt schuf ganzlich neu Kase schuf auch den Taufengel der im Chor an einem Seil hangend den alten seit dem Bau der Kirche genutzten Taufstein ersetzte Der Kanzelaltar mit dem auferstandenen Christus auf dem Schalldeckel wurde nach einem Entwurf des Superintendenten Christian Heinrich Schilling 1748 durch den Holzschnitzer und Bildhauer Johann Caspar Kase aus Gandersheim dem Maler Gottfried Bratzky aus Berlin und dem aus Hannover stammenden Vergolder Anthon Thilo der von 1751 bis 1755 Partner von Johann Georg Ziesenis der Jungere war vollig neu geschaffen Damit wurde das mittelalterliche uberguldete Triptychon auf dem Altar mit den geschnitzten Heiligen St Martin und St Georg und einer mittleren Tafel mit der Darstellung der Apostel und ausklappbaren Flugeln die mit Passionsdarstellungen bemalt waren uberflussig und wurde aus der Kirche entfernt Spater ging er wie auch Beichtstuhl dem Pult zum Singen der Kanzel mit sechs Stufen und einem Deckel und die gesamte Bestuhlung von Chor und Kirchenschiff verloren Der alte Altartisch aus Sandstein wurde unter der Orgelempore eingelagert und liegt bis heute dort Auch das Erdgeschoss des Turminneren blieb nicht unberuhrt Die an der sudlichen Wand versteckt gelegene Treppe mit 19 Stufen wurde nach oben hin verschlossen und weitgehend abgebrochen um im Gewolbe einen abgeschlossenen Archivraum einzurichten Weitere aussere Veranderungen erbrachten zwei Anbauten an das Kirchenschiff Zunachst durch den Bau der Hardenberg schen Patronatsprieche an die Sudseite des Chors 1720 und dem Bau einer Sakristei 1741 an den Chor im Osten 1892 bis heute Bearbeiten Erneute optische Veranderungen erfuhr die Kirche durch die 1892 erneute Vergrosserung samtlicher Kirchenfenster und durch die Beseitigung des Aussenputzes im Jahre 1911 Die zwischen 1912 und 1914 erfolgte grundlegende Wiederherstellung des Innenbaus durch die Firma Gebruder Frankenberg in Northeim brachte weitere Veranderungen mit sich Die Fussboden wurden erneuert ein neuer Wandputz aufgebracht und eine neue Decke wurde unter das Hangewerk gezogen so dass die alten weiss blauen Malereien an den Brettern und Balken nicht mehr vom Kirchenschiff aus sichtbar blieben da sie zwischen der neuen Decke und den Dielen des Kirchenbodens verschwanden Daran schloss sich eine komplette Neuvermalung der Kirche durch den Kirchenmaler Martin Gotta aus Hannover an Auch wurden farbige Glaser fur die Fenster von der Kunstanstalt fur Glasmalerei Ferdinand Muller aus Quedlinburg beschafft Schliesslich wurde der Kirchturm instand gesetzt und der alte holzerne Glockenstuhl durch eine Eisenkonstruktion ersetzt wie auch die Schalloffnungen im Suden und im Norden erheblich vergrossert wurden Zudem wurde die Anzahl der Glocken von ursprunglich zwei auf drei erweitert Die alteste der drei Glocken der Kirche tragt keine Inschrift Aus ihrer gotischen Form ist geschlossen worden dass sie bereits um 1330 gegossen wurde Die zweite alte Glocke wurde 1912 fur den Kauf von zwei neue Glocken verwendet die jedoch am 5 Juni 1917 fur Kriegszwecke abgegeben wurden Ein Ersatz erfolgte 1932 durch die Anschaffung zweier Bronzeglocken mit einem Gewicht von 1910 und 1120 kg und den Grundtonen des und f Auch sie fielen dem Krieg zum Opfer und mussten 1942 abgeliefert werden Zwischen 1958 und 1960 fand eine erneute Innenrenovierung mit Innenvermalung durch den Kirchenmaler Heinz Nauwald Schoningen und Malermeister Friedrich Duve aus Northeim statt Zwei neue Bronzeglocken der Glockengiesserei F W Schilling in Heidelberg ersetzen 1959 die beschlagnahmten und fur Kriegszwecke abgelieferten Glocken Seitdem erklingt vom Turm ein Dreiergelaut in den Tonen e und fis der beiden neuen Glocken und a der alten Glocke Im Jahr 1963 schuf Rudolf Janke hinter dem erhaltenen barocken Orgelprospekt von 1717 18 ein neues Werk Das Gehause stammt von Johann Andreas Graff aus Wolfenbuttel Janke rekonstruierte die Disposition von 1717 und erganzte ein Brustwerk Das Instrument verfugt uber 20 Register die auf zwei Manuale und Pedale verteilt sind Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch 6 I Hauptwerk C g31 Prinzipal 0 8 2 Gedackt 0 8 3 Oktave 0 4 4 Gedacktflote 0 4 5 Octave 0 2 6 Quinte 0 1 1 3 7 Sesquialtera II 0 08 Mixtur III IV 0 1 1 3 9 Trompete 0 8 II Brustwerk C g310 Gedackt 0 8 11 Spitzflote 0 4 12 Sifflote 0 2 13 Scharf II14 Krummhorn 0 8 Pedal C f115 Subbass 16 16 Prinzipal 0 8 17 Oktave 0 4 18 Blockflote 0 2 19 Oktave 0 0 0 1 20 Posaune 16 Koppeln II I I P II PDie 1913 errichtet Heizbatterie der Firma Sachse und Co aus Halle wurde in den Jahren 1965 und 1966 durch eine Warmluftheizung der Firma Esch amp Co aus Mannheim abgelost Sie musste im Jahre 1997 erneuert werden Die Restaurierung des Kanzelaltars wurde im gleichen Jahre notwendig Literatur Auswahl BearbeitenWilhelm Rautenberg Die St Martinikirche zu Hohnstedt In Gemeindebrief der Evangelisch Lutherischen St Sixti Gemeinde Northeim 5 Jahrgang Nr 10 Oktober 1965 S 1 f Hohnstedt Stadt Northeim Kr Northeim In Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1992 ISBN 3 422 03022 0 S 745 Jorg F Girmann Die Geistlichen an der St Martini Kirche in Hohnstedt seit dem Mittelalter In Northeimer Jahrbuch 2009 Bd 74 Northeim 2009 ISSN 0936 8345 S 61 90 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martinikirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ev Luth St Martini Kirche Hohnstedt im Denkmalatlas Niedersachsen Website der Kirchengemeinde Hohnstedt im Kirchenkreis Leine SollingEinzelnachweise Bearbeiten Gustav Grosse Die Hohnstedter Superintendentur Aus der Heimat Northeimer Neueste Nachrichten Ausgabe vom 28 Mai 1958 Kirchliches Amtsblatt vom 30 April 1958 Nr 96 Northeimer Neueste Nachrichten Ausgaben vom 9 August 1958 und 31 Oktober 1963 E Neuhaus Die Glocken der St Martini Kirche zu Hohnstedt Memento vom 8 Januar 2019 im Internet Archive in Senioren heute 1 2016 S 9 PDF Der Taufstein Informationen zur Orgel abgerufen am 8 Januar 2019 51 763222 9 959654 Koordinaten 51 45 47 6 N 9 57 34 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinikirche Hohnstedt amp oldid 232762065