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Martin Machler 22 Februar 1881 in Loham 13 Dezember 1958 in Berlin war ein schweizerisch deutscher Architekt und Stadtplaner Er betrachtete die Stadtplanung unter dem Aspekt einer ganzheitlichen Weltvision mit universalistischem Anspruch 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Zitate 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenMartin Machler wurde 1881 im bayerischen Loham als Sohn eines Schweizers und einer Altbayerin geboren 2 Nachdem der Vater fruh gestorben war liess ihn die Mutter in einer Klosterschule erziehen Hier im christlich religiosen Umfeld bildete sich sein Berufswunsch heraus Er wollte Kirchenkunst schaffen 3 Um das Jahr 1900 absolvierte er eine Schreinerlehre und besuchte anschliessend die Kunstakademie in Munchen 4 mit der Absicht seine Fertigkeiten zu vervollkommnen und fur die Altarschreinerei zu nutzen 2 Ausserdem malte und modellierte er 3 Die Bildhauerei fuhrte ihn zu technischen Betrachtungen und diese wiederum zur Naturwissenschaft 2 Weltpolitische Ereignisse wuhlten ihn derart auf dass bleibendes Interesse an den Lebenszusammenhangen geweckt wurde das religiose Denken wurde durch naturwissenschaftliches Denken abgelost 3 Ein Aufsatz von August Oncken brachte ihn schliesslich auf die Wechselbeziehung von Wirtschaft und Politik 2 Durch den Besuch von Vortragen bildete er sich in dieser Richtung weiter 3 Nach Beendigung des Studiums ging er nach Hamburg um sich als Schiffsjunge anheuern zu lassen was erst in Rotterdam gelang Bis zum Jahre 1907 fuhr er zur See und lernte auf diese Weise die halbe Welt kennen 2 Er gewann Einblicke in die verschiedensten gesellschaftspolitischen Lebensumstande und lernte die technischen Errungenschaften kennen Ein Rundblick von einem Berggipfel uber Hongkong auf das unablassige Hafengetriebe der ein und auslaufenden Handelsschiffe und des Import Export Verladegeschaftes brachte ihn auf den Gedanken nach dem Regulativ das hinter dem Welthandel und Weltverkehr steckt zu fragen Daraus ergab sich die nachste Frage namlich der nach der Effizienz von Schiffsverbindungen gegenuber den gerade in der Erschliessung begriffenen Luftwegen 3 1908 nach Deutschland zuruckgekehrt beschloss er in der City of London Antworten auf seine Fragen zu suchen insbesondere das Lloyd s Register zu studieren Bei einem Aufenthalt in Hamburg traf er einen Schulfreund wieder der auf dem Weg nach Berlin ihn zum Mitkommen animierte Von der Stadt angetan blieb er Fortan widmete er in 50 Jahren bis zu seinem Tode 1958 seine Lebensarbeit dem Studium von Weltwirtschaft und Weltverkehr am Beispiel der werdenden Weltstadt Berlin 3 Im November 1913 liess er sich in Berlin Charlottenburg als Architekt nieder 5 Nicht das Entwerfen von Einzelbauten war sein Ansinnen sondern die Herbeifuhrung einer weltstadtgemassen auf eine globalisierte Gesellschaft ausgerichteten Leistungsfahigkeit Vor allem mit publizistischen Mitteln versuchte er dies zu erreichen In der Stadtplanung die in Berlin zuvor vor allem unter dem Gesichtspunkt der Losung von Einzelproblemen etwa der Hygiene des Verkehrs und der asthetischen Gestaltung gesehen wurde sollten nach seiner Auffassung die wirtschafts energie und kulturpolitischen Erfordernisse in Einklang gebracht werden So entwickelte er in den Jahren 1917 bis 1919 die Schematische Massenteilung Berlins ein Achsenplan zur Gestaltung des Berliner Stadtzentrums 4 Dieser war eines der ersten raumordnenden Konzepte Es erfasste ein Territorium mit einem Radius von 50 km und gliederte es nach funf Funktionen 6 Mit seiner Vorarbeit trug Machler zu dem Gesetzentwurf uber die Bildung Gross Berlins bei 2 Das Hauptanliegen des gewaltigen stadtraumlichen Umbildungsprozesses lag deshalb in der Gestaltung des Stadtzentrums weil Berlin nicht nur als Stadt ein Zentrum besass sondern daruber hinaus als Hauptstadt das Zentrum des Deutschen Reiches war das wiederum mit der ganzen Welt in Verbindung stand wodurch sich fur das administrativen und reprasentativen Funktionen dienende Herzstuck der neuen Einheitsgemeinde Gross Berlin gewissermassen eine Zentralitat hoherer Ordnung ergab Machlers Uberlegungen wurden richtungweisend fur viele Stadtplaner und Architekten der 1920er Jahre 6 Eine Berliner Nord Sud Achse beinhaltete auch die Plane des spateren nationalsozialistischen Generalbauinspektors Albert Speer Beide Konzepte wiesen jedoch geistige Unterschiede auf wie Gunther Kuhne im Vorwort zu Ilse Balgs Dokumentation versichert 7 1926 kam es auf Machlers Betreiben hin zur Grundung des Berliner City Ausschusses durch den Verein Berliner Kaufleute und Industrieller und den Deutschen Werkbund Ziel des Verbundes aus stadtischen Personlichkeiten zu denen auch Ernst Reuter gehorte war es die Attraktivitat der Innenstadt mittels ineinandergreifender die Stadt ausmachender Komponenten Wirtschaft Wissenschaft Verwaltung Kunst Kultur und Wohnen zu steigern 8 Einige Jahre war Machler Schriftleiter der Deutschen Bauzeitung Uber dieses Organ hielt er Kontakt mit den fuhrenden Architekten und Stadtplanern der Zeit und hatte eine Plattform fur eigene Artikel 1935 5 musste er unter der Naziherrschaft die Herausgeberschaft aufgeben Die systematische Zusammenfassung der in der Raumgestaltung wirkenden Krafte wollte er in dem von ihm Demodynamik genannten und von Reimar Hobbing verlegtem Werk leisten Kurz nach Veroffentlichung des ersten Teils verbrannten die gerade an die Macht gekommenen Nationalsozialisten das Buchlein denn die uber nationale Grenzen hinausgehenden Vorstellungen Machlers entsprachen nicht deren Vorstellungen 2 4 Wahrend des Krieges wurde Machler weiter schikaniert 1942 galt er laut Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS als ein Mensch der seine Gegnerschaft gegen die deutsche Regierung mit dem Mantel seiner Schweizer Staatsburgerschaft deckt und sich zur Anwendung nationalsozialistischer Gepflogenheiten nicht verpflichtet fuhlt 5 Bei Hausdurchsuchungen der Gestapo aber auch von Besatzungssoldaten nach dem Krieg gab es Verluste an Schriftstucken zum Beispiel ist der Briefwechsel mit Lenin verschollen 7 Ab 1945 arbeitete er als Fachjournalist und Vortragsredner auf dem Gebiet der Raum und Stadtpolitik uberwiegend zum Wiederaufbau Berlins 4 Daneben war er an der Bauakademie in Ost Berlin tatig 4 und spater Honorarprofessor fur Sonderfragen des Stadtebaues an der Technischen Universitat Berlin in West Berlin 2 Matin Machler starb am 13 Dezember 1958 im Alter von 77 Jahren in Berlin Galten seine ungewohnlichen Ideen 1923 in der Fachwelt noch als revolutionierend wie es auf der Internationalen Stadtebauausstellung Gotenborg 1923 gesehen wurde 9 und seine Person 1933 noch als eine der merkwurdigsten Gestalten dieser Zeit wie es im Berliner Borsen Courier hiess 10 erlangte er im Verlauf der Jahre das Ansehen einer Kapazitat ersten Ranges auf dem Gebiet der Stadte und Raumplanung sowie der Energieforschung 2 Unkonventionell war auch seine Sicht auf die Bedeutung seines Berufszweiges Er stellte den Stadtebauer auf die Stufe des Politikers oder verlangte zumindest vom Politiker verkehrsstrategische Einsicht und Weitsicht 7 Zitate Bearbeiten Die Demodynamik ist die Wissenschaft welche die gesamten Lebenserscheinungen eines Volkes in ihrem gegenwartigen Stand und ihrer Entwicklung zum Gegenstande hat Sie sucht von der Beobachtung einzelner Vorgange und Tatsachen ausgehend zur Erkenntnis allgemeiner Gesetze zu gelangen Die Demodynamik soll die praktische Politik im gleichen Sinn unterstutzen wie die Technik durch die Naturwissenschaften unterstutzt wird Martin Machler Demodynamik 1 11 Ich gehe bei meinen Uberlegungen von dem Gedanken aus dass die Losung der Frage eine Raumfrage ist eine Frage von Energie und Raum in des Wortes eigentlicher Bedeutung Martin Machler zitiert nach Balg Martin Machler Weltstadt Berlin 12 Schriften Auswahl BearbeitenWeltwirtschaft und Weltstadt Eine Schicksalsfrage des abendlandischen Kulturkreises 1911 oder fruher Ein oft zitiertes Manifest oder Denkschrift 2 13 14 dessen Veroffentlichungsdaten nicht eruiert werden konnten Textabdruck in Balg S 26 28 Die deutsche Einheit Skizze zu ihrer symbolischen Auffassung Dem Deutschtum gewidmet Ring Verlag Berlin 1917 Ein Weltzeitungsplan Studie Gebhardt Jahn amp Landt Berlin 1917 Die Grossiedlung und ihre weltpolitische Bedeutung Stadte und staatenbauliche Skizzen Ring Verlag Berlin 1918 Neubau und Rheinlinie 12 Aufsatze Arbeiterbucherei 2 Rheinland Verlag Koln C F Fleischer Koln 1921 Qualitative Erneuerung Die Position der Negation in der abendlandischen Kulturentwicklung In Die Form Zeitschrift fur gestaltende Arbeit Heft 10 1932 S 328 Demodynamik 1 Verlag von Reimar Hobbing Berlin 1933 Die Weltstadt In Deutsche Bauzeitung Illustrierte Wochenschrift fur Baugestaltung Bautechnik Stadt und Landplanung Bauwirtschaft und Baurecht Heft 28 1934 vom 11 Juli 1934 ausserdem zahlreiche Veroffentlichungen in Zeitschriften wie Gartenstadt Mitteilungen der Deutschen Gartenstadtgesellschaft oder Der Stadtebau oder Schweizer MonatshefteLiteratur BearbeitenIlse Balg Martin Machler Weltstadt Berlin Schriften und Materialien dargestellt und herausgegeben von Ilse Balg Herausgegeben im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Berlin Galerie Wannsee Verlag Berlin 1986 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Martin Machler in der Deutschen Digitalen Bibliothek Literatur von und uber Martin Machler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Martin Machler Sammlung im Archiv der Akademie der Kunste BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Christian Welzbacher Die Staatsarchitektur der Weimarer Republik Lukas Verlag fur Kunst und Geistesgeschichte Berlin 2006 ISBN 3 936872 62 7 Der Spreebogen als Regierungsforum Martin Machler Hugo Haring und der Ring 1917 29 S 143 a b c d e f g h i j Martin Machler Architekt Energie und Raumforscher In Ernst Munzinger Hrsg Internationales Biographisches Archiv Nr 07 1959 Munzinger Archiv Ravensburg 2 Februar 1959 Wirken a b c d e f Ilse Balg Formende Jugendeindrucke Weltreisen In Ilse Balg Hrsg Martin Machler Weltstadt Berlin Dargestellt und herausgegeben von Ilse Balg Galerie Wannsee Verlag Berlin 1986 S 9 a b c d e Eva Maria Barkhofen Hrsg Baukunst im Archiv Die Sammlung der Akademie der Kunste DOM Publishers Berlin 2016 ISBN 978 3 86922 492 3 Martin Machler S 526 a b c Fischer Betr Martin Machler Architekt In Ilse Balg Hrsg Martin Machler Weltstadt Berlin Dargestellt und herausgegeben von Ilse Balg Galerie Wannsee Verlag Berlin 1986 S 442 Wortlaut eines Briefes von SS Hauptsturmfuhrer Dr Fischer an das Reichssicherheitshauptamt a b Stadtplanungen der 20er Jahre In Lexikon der Berliner Stadtentwicklung Luisenstadtischer Bildungsverein 2004 a b c Gunther Kuhne Der Name Martin Machlers In Ilse Balg Hrsg Martin Machler Weltstadt Berlin Dargestellt und herausgegeben von Ilse Balg Galerie Wannsee Verlag Berlin 1986 S Klappentext Ilse Balg Berliner City Ausschuss In Ilse Balg Hrsg Martin Machler Weltstadt Berlin Dargestellt und herausgegeben von Ilse Balg Galerie Wannsee Verlag Berlin 1986 S 169 ff Gustav Langen Gotenburg Eine Erinnerung In Ilse Balg Hrsg Martin Machler Weltstadt Berlin Dargestellt und herausgegeben von Ilse Balg Galerie Wannsee Verlag Berlin 1986 S 442 Wortlaut einer Ruckerinnerung ursprunglich in Deutsche Architekten Zeitung vom 25 Februar 1944 Einfuhrung Martin Machler 22 Febr 19881 13 Dez 1958 Werk und Personlichkeit in zeitgenossischer Sicht In Ilse Balg Hrsg Martin Machler Weltstadt Berlin Dargestellt und herausgegeben von Ilse Balg Galerie Wannsee Verlag Berlin 1986 S 1 hier zitiert nach Eugen Lewin Dorsch Borsen Courier Nr 525 2 Teil 9 November 1933 morgens Zitiert nach den Abdrucken in Balg Martin Machler Weltstadt Berlin S 1 und S 439 Quellenloses Zitat aus Balg Martin Machler Weltstadt Berlin S 9 Martin Machler Weltwirtschaft und Weltstadt Eine Schicksalsfrage des abendlandischen Kulturkreises In Ilse Balg Hrsg Martin Machler Weltstadt Berlin Dargestellt und herausgegeben von Ilse Balg Galerie Wannsee Verlag Berlin 1986 S 26 28 vollstandiger Textabdruck kein Faksimile der Originalschrift Christian Welzbacher Die Staatsarchitektur der Weimarer Republik Lukas Verlag fur Kunst und Geistesgeschichte Berlin 2006 ISBN 3 936872 62 7 Der Spreebogen als Regierungsforum Martin Machler Hugo Haring und der Ring 1917 29 S 144 Normdaten Person GND 118826646 lobid OGND AKS LCCN nr88012277 VIAF 77112524 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Machler MartinKURZBESCHREIBUNG schweizerisch deutscher Architekt und StadtplanerGEBURTSDATUM 22 Februar 1881GEBURTSORT LohamSTERBEDATUM 13 Dezember 1958STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Machler amp oldid 232819836