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Martin de Murua um 1525 oder 1540 wahrscheinlich in Azpeitia Guipuzcoa spanisches Baskenland um 1618 in Spanien war ein spanischer Mercedarier Monch Missionar und Chronist der Geschichte des neu eroberten Sudamerika Historia del Piru Fray Martin de Murua tritt und prugelt eine Einheimische aus Waman Puma de Ayala Coronica um 1600 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Die Historia general del Piru 2 1 Die Handschriften 2 2 Aufbau und Inhalt 2 3 Mitarbeiter Waman Puma de Ayala 3 Ausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenUber Muruas Leben ist nicht viel mehr bekannt als was er selbst im Werk von sich sagt bzw was sein zeitweiliger Dolmetscher und Mitarbeiter Waman Puma de Ayala von ihm berichtet 1 Demnach durchreiste er als Missionar und Ordensbruder das Vizekonigreich Peru vor allem in der Nahe des Titicacasees und der alten Inkahauptstadt Cuzco wo er Informationen uber das vor einem halben Jahrhundert untergegangene Inkareich sammelte Er war ausserdem Comendador Herr der Ortschaft Yanaca in der Provinz Aymaraes Peru Wahrend seiner Reisen begann er etwa 1580 mit der Niederschrift einer Chronik des Landes vor und unmittelbar nach der Eroberung durch die Spanier vieles davon verfasste er in dem Mercedarierkonvent in Cuzco und schloss es wahrend der Erdbeben Ausbruche und Aschenregen des Vulkans Huaynaputina in Arequipa ab 1611 hielt er sich in Ilabaya Peru auf dann in La Paz Bolivien 1612 in La Plata heute Sucre Bolivien 1613 in Potosi Bolivien dann in Cordoba del Tucuman Argentinien und schliesslich 1614 in Buenos Aires und 1615 16 ist der Vielbeschaftigte bereits in Spanien Madrid wo Konig Philipp III ihm eine Druckerlaubnis erteilte Die Historia general del Piru BearbeitenDie Handschriften Bearbeiten Das Werk existiert in zwei verschiedenen Handschriften dem Galvin Murua auch als Loyola Murua bekannt und dem Getty Murua auch unter der Bezeichnung Wellington Murua nbsp Chronik des Martin de Murua Inka Pachacutec im Coricancha TempelGalvin Murua Er stammt aus den 1580er Jahren und wurde um 1600 vollendet diese erste Version entstand in Peru unter Mitarbeit einheimischer Schreiber und Kunstler darunter auch Felipe Waman Puma de Ayala Das Manuskript gelangte im 18 Jahrhundert ins Jesuitenkolleg von Alcala de Henares in Spanien dann nach Poyanne in Aquitanien Frankreich wohin sich die Jesuiten im zweiten Karlistenkrieg gefluchtet hatten 1879 1900 2 Von dieser Verbindung des Manuskripts zu den Jesuiten stammt auch die Bezeichnung Loyola Murua In den 1950er Jahren gelangte es uber einen Antiquar in San Francisco USA in die Hande der Familie Galvin Meath Irland Getty Murua Hier handelt es sich um eine zweite Version der Chronik die zwar auch in Peru sowie im Gebiet des heutigen Bolivien zusammengestellt aber hochstwahrscheinlich in Spanien uberarbeitet wurde Diese Ausgabe wurde spater zwar fur den Druck freigegeben blieb jedoch ebenfalls ungedruckt Sie gelangte in die Hande des Buchersammlers Autors Humanisten und kastilischen Politikers Lorenzo Ramirez de Prado 1583 1658 3 von wo es nach dessen Tod in die Bibliothek des Colegio Mayor de Cuenca in der Universitatsstadt Salamanca geriet nach Auflosung der Colegios 1799 in die konigliche Bibliothek und als Folge der Napoleonischen Kriege in den Besitz des Herzogs von Wellington daher auch Wellington Murua genannt Es wurde mehrfach verkauft und schliesslich 1962 1964 in vereinfachter Form publiziert Das Manuskript gelangte 1983 in den Besitz des Getty Research Institute dort wurde es 2007 2008 sorgfaltig ediert sowie faksimiliert 4 Die Frage wieso zwei so grundlegende und mit so viel Aufwand verfasste Handschriften in den Archiven Spaniens verschwinden konnten ohne je gedruckt und damit einer breiteren Offentlichkeit bekannt zu werden hangt mit den Eigenheiten der spanischen Zensur zusammen aus Furcht vor abtraglichen Darstellungen die dem Ruf Spaniens schaden konnten Leyenda Negra wurde seit dem Jahr 1560 alles was die Neue Welt betraf vor der Drucklegung dem Indienrat vorgelegt dort nahm der Kosmograph der alle Informationen uber Amerika zusammentrug das Amt des staatlichen Zensors wahr 5 Der lange Schiffsweg von und nach Europa und der Verwaltungstrott gepaart mit burokratischer Vorsicht liess diese vorgeschaltete Zensur zur oft unlosbaren Fussfessel werden so dass viele Bucher uber Amerika erst im 19 oder gar erst im 20 Jahrhundert erschienen 6 Dieses Schicksal ereilte noch zahlreiche andere Werke etwa den aufwandig hergestellten und mit vielen Hoffnungen des Autors versehenen Codex des Mitarbeiters und Kritikers von Murua Waman Puma de Ayala der erst 1906 in Kopenhagen wiederentdeckt wurde oder die Historia general des Bernardino de Sahagun 1499 1590 die man erst 1829 veroffentlichte Aufbau und Inhalt Bearbeiten Der ausfuhrliche Titel der Chronik lautet in deutscher Ubersetzung Allgemeine Geschichte von Peru Herkunft und Abstammung der Inkas sowie der Burgerkrieg unter den Inkas sowie die Ankunft der Spanier Beschreibung der dortigen Stadte und Regionen sowie anderer berichtenswerter Dinge zusammengetragen durch den hoch verehrten Bruder Martin de Murua Generaloberer des Ordens Unserer Lieben Frau von der Barmherzigkeit de las Mercedes der Befreierin der Gefangenen Sie ist in drei Bande mit insgesamt 92 Kapiteln eingeteilt Bd 1 enthalt die Herkunft der Inkas sowie eine historische und Landesbeschreibung unter der Inkaherrschaft Bd 2 die Regierungsweise die Zeremonien und Gebrauche der vorspanischen Herrscher und Bd 3 eine Beschreibung der wichtigsten Stadte und Regionen Insgesamt umfasst das Werk je nach Ausgabe 37 Getty oder Wellington Murua bzw 113 Galvin oder Loyola Murua farbige Abbildungen auf 145 Folioblattern Mitarbeiter Waman Puma de Ayala Bearbeiten Der Autor arbeitete bei der Zusammenstellung seines Werkes immerhin dauerten die Arbeiten an den beiden Manuskripten mehr als 35 Jahre eng mit einheimischen Informanten Augenzeugen und Schreibern zusammen die vielen farbigen Illustrationen die das Buch enthalt sind grossteils fiktive Darstellungen der Inkaherrscher sowie Wiedergaben der traditionellen Zeremonien Die Zusammenarbeit mit seinem Dolmetscher und Illustrator Waman Puma de Ayala war wenig erfreulich Waman Puma legte nach wenigen Illustrationen die Arbeit nieder und verfasste seine eigene Darstellung der Ereignisse die mit 399 Abbildungen sehr viel reicher illustriert aber nur in schwarz weiss die Sicht eines Einheimischen auf die Inkas die fruheren Herren und die spanischen Eroberer wiedergibt Murua wird dabei mehrfach als Muster eines jahzornigen prugelnden und ungerechten Missionars darstellt und sogar bildlich portratiert 7 Wenn Martin de Murua von seinem indianischen Mitarbeiter auch als cholerischer Schurzenjager beschrieben wird so kommt seine baskische handfeste Derbheit seine Umtriebigkeit 8 sein Humor seine schon bei Waman angedeutete Verschmitztheit und sein ausgepragter Sinn fur das weibliche Geschlecht kombiniert mit Detailtreue Neugier und einem ethnologisch anmutenden Scharfsinn doch auch dem Werk selbst zugute vor allem was die Schilderung des Kults der Sonnenjungfrauen betrifft das sexuelle Verhalten in dieser sehr fremden Kultur schildert Martin de Murua genau und unvoreingenommen wie wohl kaum ein anderer Chronist vor oder nach ihm nbsp Waman Puma de Ayala Bestrafung von SonnenjungfrauenAusgaben BearbeitenHistoria de los Incas Reyes del Peru Cronica del siglo XVI Anotaciones y Concordancias con las cronicas de Indias ed por Horacio H Urteaga y C A Romero Coleccion de libros y documentos referentes a la historia del Peru ser 2 t 4 Lima 1922 1925 Historia del origen y genealogia real de los Reyes Incas del Peru Introduccion notas y arreglos por Constantino Bayle Biblioteca Missionalia hispanica vol 2 Madrid 1946 Los Origenes de los Inkas Cronica sobre el Antiguo Peru escrita en el ano 1590 por el padre mercedario Fray Estudio bio bibliografico sobre el autor por Raul Porras Barrenechea Los pequenos grandes libros de historia americana ser 1 t 11 Lima 1946 Fabulas y Ritos de los Incas 1573 Pequenos Grandes Libros de Historia Americana Serie 1 t 4 Lima 1943 Fray Martin de Murua Historia general del Peru Origen y descendencia de los Incas 1611 Introduccion y notas de Manuel Ballesteros Gaibrois Bibliotheca Americana vetus Con prologo del Duque de Wellington 2 Bande Madrid 1962 1964 Codice Murua Historia y genealogia de los reyes Incas del Peru del padre mercenario Fray Martin de Murua Codice Galvin Estudio de Juan Manuel Ossio Acuna Testimonio Madrid 2004 Faksimile mit Kommentar des Galvin Murua mit seinen 117 farbigen Bildern Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Manuel Ballesteros Gaibrois Relacion entre Fray Martin de Murua y Felipe Huaman Poma de Ayala In Amerikanistische Studien Festschrift fur Hermann Trimborn anlasslich seines 75 Geburtstages Herausgegeben von Roswith Hartmann und Udo Oberem Collectanea Instituti Anthropos Bd 20 Anthropos Institut Sankt Augustin 1978 Bd 1 3 921389 01 1 S 39 47 Rolena Adorno The polemics of possession in Spanish Americas narrative Yale University Press New Haven 2007 vor allem Kap 2 ISBN 978 0 300 12020 2 Rolena Adorno Ivan Boserup The Making of Murua s Historia General del Piru In The Getty Murua Essays on the Making of Martin de Murua s Historia General del Piru J Paul Getty Museum Ms Ludwig XIII 16 Herausgegeben von Thomas B F Cummins und Barbara Anderson Getty Research Institute Los Angeles 2008 ISBN 978 0 89236 894 5 Juan Ossio Fray Martin de Murua In Revista peruana de historia eclesiastica Bd 12 2010 S 29 41 Maret Keller Geschichte und aktueller Status der indigenen Andenbevolkerung in den Chroniken Martin de Muruas 1616 und Felipe Guaman Poma de Ayalas 1615 In Judith Becker Bettina Braun Hgg Die Begegnung mit Fremden und das Geschichtsbewusstsein Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2012 ISBN 978 3 525 10112 4 S 59 78 Maret Keller Expansion und Aktivitaten des Mercedarier Ordens im Andenraum des 16 Jahrhunderts Diss Universitat Heidelberg 2015 darin Kapitel 6 4 Fray Martin de Murua in Peru vor 1616 S 498 547 online Weblinks Bearbeitenhttp www librosperuanos com autores martin de murua htmlEinzelnachweise Bearbeiten Murua selbst bleibt ein Ratsel The Getty Murua S 1 Zu Poyanne http www kath info de solminihac html s v Sel Francisco Garate Joaquin de Entrambasaguas La biblioteca de Ramirez de Prado Soler Madrid 1943 Eine der reichsten Bibliotheken Spaniens im 17 Jahrhundert http avisos realbiblioteca es p article amp aviso 63 amp art 1029 Webseite der Getty Foundation mit Bestellmoglichkeit fur das Faksimile samt Kommentar http www getty edu Search SearchServlet col getty amp nh 10 amp qt murua amp x 0 amp y 0 Daneben existierte noch die kirchliche Zensur der Inquisition die jedoch nur auf bereits gedruckte Werke erstreckte Bernard Lavalle Kulturelles Leben In Horst Pietschmann Hrsg Handbuch der Geschichte Lateinamerikas Bd 1 Mittel Sudamerika und die Karibik bis 1760 Klett Cotta Stuttgart 1994 S 510 ff Zum Verhaltnis staatlicher Zensur zur kirchlichen Inquisition Interview mit Rolena Adorno in http www librosperuanos com archivo rolena adorno html http www kb dk permalink 2006 poma 661 es text Das Musterbild des polternden die Einheimischen mit dem Knuppel maltratierenden Bettelordensmonchs portratierte der philippinische Nationalheld und Schriftsteller Jose Rizal 1861 1896 in seinem Roman Noli me tangere in der Figur des Pater Damaso auch Knuppelpater oder Padre Garotte genannt der alles mit Faustschlagen und Stockhieben regelte die er lachend und ohne die geringste Boswilligkeit austeilte Kap 11 und 13 Im Schelmenroman Lazarillo de Tormes anonym um 1552 wird ein solcher Mercedariermonch satirisch dargestellt versessen auf die Gange nach ausserhalb weltlichem Geschaft und Umgang sehr zugetan so sehr dass ich glaube ich mehr Schuhe durchwetzte als das ganze Kloster Dieser gab mir denn auch die ersten Schuhe die ich in meinem Leben durchlief sie hielten nicht langer als acht Tage und ich selbst hielt auch nicht langer durch bei seiner Gangart Kap 4 Normdaten Person GND 137338708 lobid OGND AKS LCCN n86129038 VIAF 41863451 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Murua Martin deKURZBESCHREIBUNG spanischer Mercedarier Monch Missionar und ChronistGEBURTSDATUM um 1525 oder 1540GEBURTSORT unsicher Azpeitia Guipuzcoa spanisches BaskenlandSTERBEDATUM um 1618STERBEORT Spanien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin de Murua amp oldid 232660551