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Die Kirche St Marien in Bern ist nach der Dreifaltigkeitskirche die zweite der nachreformatorischen romisch katholischen Pfarrkirchen der Stadt in ursprunglichem Zustand Sie wurde in Betonbauweise von Architekt Fernand Dumas 1892 1952 aus Romont in den Jahren 1931 1933 erstellt Die Kirche ist in der Ubergangsphase zum modernen Bauen der Schweiz entstanden St Marien Kirche BernSt Marien Nordseite Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Pfarreistruktur 2 Baubeschreibung 2 1 Kirchturm und Glocken 2 2 Innenraum und kunstlerische Ausstattung 2 3 Baptisterium 3 Orgeln 3 1 Hauptorgel 3 2 Chororgel 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte und Pfarreistruktur BearbeitenFur die stark angewachsene katholische Bevolkerung der Stadt genugte die zentral gelegene Dreifaltigkeitskirche bald nicht mehr Bereits 1910 erwarb der Romisch katholische Kultusverein in Bern auf Betreiben von Pfarrer Josef Emil Nunlist 1875 1952 die Halfte des Bauplatzes an der Wylerstrasse fur den beabsichtigten Bau einer Kirche im Breitenrainquartier 1 In den folgenden zwanzig Jahren sammelte Nunlist selbst erfolgreich im In und Ausland Gelder fur den Aufbau der katholischen Gemeinde Berns Auf seinen Betteltouren bereiste er die Vereinigten Staaten Sudamerika und Australien mit dem Ergebnis konnten diverse Bauprojekte und Liegenschaftskaufe verwirklicht werden Als die Kirchenbauplane der Katholiken im Breitenrain 1929 offentlich wurden erhob sich ein Sturm der Entrustung in den Medien uber die Anmassung der Berner Katholiken eine zweite Kirche bauen zu wollen Die Einspruche der Anwohner und des Quartierleists wurden gutlich beigelegt und ein Wettbewerb unter den vier Architekten Arthur Betschon 1871 1932 Fernand Dumas Adolf Gaudy und Josef Steiner ausgeschrieben Aus den Eingaben entschied sich 1930 die eingesetzte Wettbewerbsjury der unter anderen auch Karl Indermuhle angehorte fur das Projekt des Freiburger Kirchenarchitekten Fernand Dumas Am 31 Marz 1931 war die Grundsteinlegung und am 18 Dezember 1932 wurde mit gleichzeitiger Grundung der Pfarrei St Marien Bern die noch unfertige Kirche eingesegnet Am 17 Mai 1933 vollzog der Bischof von Basel Joseph Ambuhl die Weihe der Kirche zu Ehren der Mutter Jesu Maria Der erste Pfarrer war Ernst Simonett 1886 1981 der die Pfarrei bis 1944 leitete und dann auf Wunsch des Bischofs als Nachfolger von Pfarrer Nunlist zur Dreifaltigkeitskirche wechselte Die Pfarrei St Marien umfasste zur Grundungszeit das Gebiet rechts der Aare mit den spater abgesonderten Pfarreien Guthirt Ostermundigen St Franziskus Zollikofen und Heiligkreuz Tiefenau Gemass Dekret des Grossen Rats vom 8 Marz 1939 erhielten die drei Stadtpfarreien von Bern Dreifaltigkeit St Antonius und St Marien den Status einer staatlich anerkannten Kirchgemeinde und wurden zur Romisch katholischen Gesamtkirchgemeinde der Stadt Bern und des ihr angeschlossenen Kantonsgebietes Baubeschreibung Bearbeiten nbsp St Marien HofseiteDie Wande des Rohbaus wurden mit Kalksandstein Mauerwerk zwischen dem Betonskelett ausgefacht Alle aussen sichtbaren Wande sind mit einem beige braunlichen Kellenstrichputz uberzogen Fur die Konstruktion der Kassettendecke verwendete man ein Lehrgerust das laufend vorgeschoben wurde Die Kirche misst in der Lange 49 1 Meter und in der Gesamtbreite 22 3 Meter Ostlich ist am Chor der Gemeindesaal angebaut und damit betragt die gesamte Seitenlange 64 Meter Uber dem westseitigen Haupteingang zwischen Turm und Baptisterium besteht ein mit drei Rundbogen Arkaden offener Vorbau Die daruber aufsteigende Westfassade wird durch das grosse Rundfenster mit kubischer Rippenunterteilung in Form eines M aufgelockert Die beiden westlichen Seiteneingangspforten erschliessen den Quergang zwischen Haupteingang und Innenwand der Kirche Diese doppelte Wandanordnung ermoglichte dem Architekten daruber eine tiefe Empore fur Orgel und Sangerchor mit freitragender runder Brustung zu bauen Die Relief Einfassung der Portale aus Kunststein gestaltete der Genfer Bildhauer Francois Baud in Zusammenarbeit mit Gaston Faravel Sie stellen Szenen aus dem Marienleben dar Am Hauptportal der Tempelgang Mariens Tod unter den herbeigerufenen Aposteln die Himmelfahrt und die Kronung Mariens am rechten Seitenportal Verlobung und Verkundigung Besuch bei Elisabeth und die heilige Familie daruber eine Weihnachtsdarstellung uber dem linken Seitenportal allein eine Pieta Die beiden Portale zum Mittelschiff sind nur mit Ornamentreliefs verziert Am achteckigen Aufbau des Baptisteriums sind mit Transennen verkleidete Offnungen wie auch an der Glockenstube zu sehen Ein langer Arkadenportikus verbindet die Kirche vom Eingangsbereich mit dem sudlich gelegenen 1964 von Walter Bitter gebauten Pfarrhaus Ein ahnlicher Bogengang hatte nach nicht ausgefuhrtem ursprunglichem Plan gleich einem Kreuzgang das ganze sudostlich gelegene Grundstuck umfassen sollen Eine breite Freitreppe begleitet die Arkaden und bildet einen festlichen Empfangsbereich zur Kirche Kirchturm und Glocken Bearbeiten Der 41 Meter hohe schmucklose Kirchturm mit quadratischem Querschnitt von 5 70 Metern Kantenlange wurde in nur 15 Tagen bis zur Glockenstube hochgebaut Dabei wurde das damals neuartige Verfahren der Gleitschalung in der Schweiz erstmals angewendet Dabei musste die Schalung kontinuierlich mit Winden hochgezogen und in Tag und Nachtschichten betoniert werden um eine ununterbrochene Materialschichtung zu erreichen Der Turm ist an der Westecke der Hauptfassade angeordnet und die Treppe in seinem Inneren dient auch als Zugang zur Empore Die aufgesetzte Glockenstube weist allseitig drei Rundbogenoffnungen uber schlanken Stelzen auf und ist mit einem flachen Walmdach abgeschlossen Das am 17 Mai 1936 geweihte Gelaute mit den 5 Glocken in B des es f as goss 1936 die Firma Ruetschi Aarau Die ursprungliche Stimmung wurde in den 1960er Jahren zwecks Harmonisierung dem Stadt Berner Gelaute angepasst Das Gesamtgewicht aller 5 Glocken betragt gemass dem 1968 erstellten Glockenverzeichnis der Giesserei Ruetschi 7 370 kg 2 Innenraum und kunstlerische Ausstattung Bearbeiten nbsp Im Mittelschiff der Weg zum AltarDem Langhaus sind niedrige Seitenschiffe mit je drei Kapellenanbauten beigefugt Durch die hohen rechteckigen Fenster im Obergaden der Scheidewande beleuchtet Tageslicht den uber 14 Meter hohen Raum In dem nach herkommlicher Art als Wegkirche gebauten Gotteshaus werden die Besucher vom Hauptportal durch den Mittelgang zum Hauptaltar im Chor und seitlich unter den Bogenarkaden zu den Seitenaltaren gefuhrt Fur die Altarruckwand im Chor gestaltete Albin Schweri aus Ramsen 1937 ein Glasmosaikbild das die Himmelfahrt Mariens darstellt Als weiteres Werk Schweris sind Die sieben Freuden und Schmerzen Mariens als Glasmalereien in den Rundfenstern der Seitenkapellen eingefugt Von Alois Spichtig aus Sachseln besitzt die Kirche im linken Seitengang den Kreuzweg Die als Hauptwerk des Kunstlers bezeichneten Reliefs stellen auf funf hellen Holztafeln die Verurteilung Jesu den Kreuzweg und zuletzt in der Seitenkapelle die Kreuzigung dar Im Auftrag von Alois Spichtig gestaltete der Holzbildhauer Reto Odermatt aus Flueli Ranft zum Kreuzweg passend einen neuen Marienaltar in einer rein weiss gehaltenen Seitenkapelle Vor der kreuzformigen Ruckwand mit einem Sternrelief im oberen Schenkel halt eine Marienbuste das stark mit ausgebreiteten Armen abstrahierte Jesuskind Auf den Querschenkeln ist das Magnificat links lateinisch und rechts in deutscher Ubersetzung geschrieben 3 Die Glasfenstermalereien der Obergadenfenster sind von Leo Steck aus Davos 1948 1953 gestaltet worden und mit ihm besorgte der Berner Louis Halter die Kunstglaserarbeiten Die Glasfullung der Westrose wurde zusammen mit der Orgel 1946 eingebaut und zeigt Maria Verkundigung von Alfred Gloor 4 die Scheiben wurden 2016 restauriert und die Schutzverglasung erneuert 5 Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden die Seitenaltare entfernt und 1998 der Chorbereich umgestaltet 6 Bei der Umgestaltung von 1998 wurde der Altartisch aus dunklem Marmor vor dem leeren Chorraum auf einem halbrunden Edelholzpodest aufgestellt Kreuzformige Marmorbander in deren Zentrum der Altar steht fuhren zum Ambo und zu einem flachen Wasserbecken vor dem Mittelgang Anstelle der bis zur Mitte des Schiffs entfernten Kirchenbanke sind Stuhle in halbrunden Reihen angeordnet An der rechten Chorschranke stehen auf einem Podest der Tabernakel und das grosse Kreuz von Othmar Zschaler 1930 Bern 1969 geschaffen 7 nbsp Maria Himmelfahrt Mosaikbild von Albin Schweri nbsp Maria im Himmel gekront Seitenkapelle Albin Schweri nbsp Taufstein nbsp Laterne der Taufkapelle nbsp Hauptportal nbsp Linkes Seitenportal mit Pieta nbsp Seitenportal mit MarienlebenBaptisterium Bearbeiten Der achteckige Raum offnet sich in der Decke zu einer achteckigen Laterne Das Licht fallt durch bunte Glasscheiben auf den mit Gegengewichtszug angehobenen Bronzedeckel des Taufsteins Dieser ist aus mehrfarbiger Keramik ringformig aufgebaut und durch vier schmale Relieftafeln mit biblischen Wasserszenen gestutzt Ebenfalls ein Werk der Kunstler Francois Baud und Gaston Faravel Orgeln Bearbeiten nbsp Hauptorgel nbsp Ehemalige ChororgelHauptorgel Bearbeiten In den ersten Jahren wurde zur Begleitung von Chor und Gemeinde ein Harmonium benutzt Erst dreizehn Jahre nach der Einweihung erhielt die Kirche am 20 Oktober 1946 ihre heutige Orgel Sie wurde durch Orgelbau Kuhn AG Mannedorf erbaut und besitzt heute 44 Register und drei Transmissionen auf drei Manualen und Pedal Die zweiteilige Anordnung des Instruments lasst das Rundfenster der Westfassade frei Die Register ausgenommen die Pedalzungen sind chromatisch auf die weit auseinander liegenden C und Cis Seiten verteilt wobei die beiden 16 Pfeifen Kontra C bzw Cis mit Uberlangen die vorderen Ecken bilden In der Mitte der Emporenbrustung befindet sich der Spieltisch in einiger Distanz zu den Orgelkorpern Das Pfeifenwerk steht auf Schleifladen die ursprunglich durch elektropneumatische Trakturen und mechanische Vorgelege betatigt wurden 1960 konnte das Register Voix celeste nachtraglich eingebaut werden 1976 erfolgte eine erste Generalrevision mit Neuintonation Weitere grossere Revisionen folgten 1995 97 und 2008 2016 ersetzte die Firma Kuhn die elektropneumatischen Trakturen durch rein elektrische Bei dieser Gelegenheit erhielt das Instrument Suboktavkoppeln und eine 32 Transmission sowie eine leistungsfahige Setzeranlage 8 9 I Hauptwerk C g3Principal 16 Principal 8 Flote 8 Bourdon 8 Octav 4 Rohrflote 4 Superoctav 2 Mixtur VI VIII 2 Cornett V 8 Zinke 8 Clairon 4 II Positiv C g3Suavial 8 Gedackt 8 Quintaton 8 Principal 4 Gedecktflote 4 Octave 2 Flageolet 2 Larigot 1 1 3 Mixtur III V 1 Krummhorn 8 III Schwellwerk C g3Rohrflote 16 Principal 8 Rohrflote 8 Salicional 8 Voix celeste 8 Octav 4 Nachthorn 4 Quinte 2 2 3 Waldflote 2 Terz 1 3 5 Mixtur VI 1 1 3 Scharf IV 2 3 Trompette harm 8 Clairon 4 Tremulant Pedal C f1Bourdon Transmiss 32 Principalbass 16 Subbass 16 Gedacktbass Trans 16 Principal 8 Spillflote 8 Gedackt Transmiss 8 Octav 4 Mixtur V 4 Posaune 16 Trompete 8 Clairon 4 Koppeln III III Sub III II Sub III I Sub III II III I II I III P II P I PChororgel Bearbeiten Von Herbst 2015 bis Fruhjahr 2019 stand unter dem vordersten rechten Seitenbogen als private Leihgabe eine Chororgel Das Instrument war 1968 von Orgelbau Genf AG fur einen anderen Standort erbaut worden Es besass 9 Register auf zwei Manualen und Pedal Spiel und Registertraktur waren rein mechanisch Schleifladen Siehe auch BearbeitenListe der romisch katholischen Kirchen im Kanton Bern Liste der Kulturguter in Bern im Stadtteil V Breitenrain LorraineLiteratur BearbeitenPfarrei St Marien Bern Adriano Gervasi 50 Jahre Pfarrei St Marien Bern 1932 1982 Pfarramt der Marienkirche Bern 1982 ISBN 3 85782 678 9 S 47 Romisch Katholisches Pfarramt der Marienkirche Marienpfarrei Bern 25 Jahre Marienpfarrei Bern 1932 1957 Festschrift zum Jubilaum Romisch Katholisches Pfarramt der Marienkirche Bern 1957 S 33 Emil Joseph Nunlist Die Marienkirche und die rom kathol Gemeinde Bern Benziger Einsiedeln 1933 S 63 Fabrizio Brentini Schweizerische St Lukasgesellschaft fur Kunst und Kirche Bauen fur die Kirche katholischer Kirchenbau des 20 Jahrhunderts in der Schweiz Luzern 6 Edition SSL cop 1994 Luzern 1994 S 322 Diss phil I Zurich 1993 94 Gabriela Hanke et al Katholisch Bern von 1799 bis 1999 Ein Zwischenhalt Romisch katholische Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung Bern 1999 Isabelle Rucki Kunstfuhrer durch die Schweiz Bd 3 SHAS Bern 2006 ISBN 3 906131 97 1 S 257 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Bern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Pfarrei St Marien Bern Gesetz uber die Bernischen Landeskirchen PDF 185 KB Marienkirche im Bauinventar der Stadt Bern PDF 1 2 MB Bau der Berner Marienkirche PDF 1 2 MB Seiten 13 19Einzelnachweise Bearbeiten Gabriela Hanke et al Katholisch Bern von 1799 bis 1999 Ein Zwischenhalt Romisch katholische Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung Bern 1999 Baukostenaufstellung 1910 1938 in Kath Bern Seite 35 Gelaute der Marienkirche Tonaufnahme und Text Robin Marti auf YouTube abgerufen am 28 Marz 2018 Bilder des Marienaltars auf der Website von Reto Odermatt abgerufen am 3 April 2018 Alfred Gloor im SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz abgerufen am 13 November 2018 stettler kunstglaserei amp glasmalerei gmbh bern Restaurierung der Westrose 2016 Memento vom 7 April 2018 im Internet Archive Fabrizio Brentini Schweizerische St Lukasgesellschaft fur Kunst und Kirche Bauen fur die Kirche katholischer Kirchenbau des 20 Jahrhunderts in der Schweiz Luzern 6 Edition SSL cop 1994 Luzern 1994 S 322 Zum liturgischen Grundriss S 132 134 Webseite von Othmar Zschaler kirchliche Arbeiten abgerufen am 5 April 2018 Francois Comment Die Kuhn Orgel der Marienkirche Bern eine Schweizer Reformorgel von 1946 In Ars Organi Nr 3 2017 S 189 195 Kath Kirche St Marien Bern im Orgelverzeichnis Schweiz Liechtenstein abgerufen am 9 November 2020 46 95936 7 44962 Koordinaten 46 57 33 7 N 7 26 58 6 O CH1903 600836 200920 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Bern amp oldid 233826704