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Margarete Marga Meusel 26 Mai 1897 in Falkenberg O S 16 Mai 1953 in Berlin war eine deutsche Sozialfursorgerin und Mitglied der Bekennenden Kirche Gedenktafel fur Marga Meusel am Haus Teltower Damm 4 8 Berlin Zehlendorf wo sie von 1932 bis 1953 wirkte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nach Kriegsende 4 Ehrungen 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Eine von Marga Meusel im Auftrag der Frauenakademie durchgefuhrte UntersuchungMeusel besuchte ab 1903 die Volksschule in Kattowitz und ab 1908 in Munsterberg die Ubungsschule des evangelischen Lehrerseminars Ab 1911 war sie im elterlichen Haushalt tatig Von 1916 bis 1918 war sie als Burohilfe am Amtsgericht Wohlau beschaftigt und danach in einer Rechtsanwaltskanzlei Meusel beendete 1920 ihre Ausbildung am Lehrerseminar und absolvierte eine Ausbildung zur Krankenpflegerin die sie 1921 in Breslau abschloss Danach leitete sie ein Kinderheim in Michelsdorf bis die Einrichtung kurze Zeit spater aufgrund fehlender Finanzmittel geschlossen wurde und wirkte dort anschliessend als Gemeindeschwester Meusel vertrat 1922 vorubergehend die Kreisfursorgerin in Soest und absolvierte in Breslau einen Sonderlehrgang an der Sozialen Frauenschule Nebenbei war sie in der Sauglingsfursorge im Kreiswohlfahrtshaus Gotteshilfe in Rothkretschau tatig Sie bestand 1923 das Examen zur Wohlfahrtspflegerin mit dem Schwerpunkt Gesundheitspflege und war ab 1924 als Kreisfursorgerin im Landkreis Hirschberg beschaftigt Ab 1927 absolvierte Meusel einen einjahrigen Kurs am Pestalozzi Frobel Haus den sie 1928 abschloss Danach war sie Kreisfursorgerin in Wohlau und ab 1929 in Soldin Sie erwarb 1930 in Berlin Schoneberg an der Deutschen Akademie fur soziale und padagogische Frauenarbeit 1 eine Zusatzqualifikation durch die sie die staatliche Anerkennung als Jugendpflegerin erhielt 2 Als Kreisfursorgerin setzte sie sich fur die Schaffung von Landkindergarten ein um Verwahrlosungstendenzen von Kindern zu begegnen 3 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenVon August 1932 bis zu ihrem Tod im Mai 1953 leitete Meusel im Berliner Bezirk Zehlendorf das Evangelische Bezirkswohlfahrtsamt ab 1940 als Bezirksstelle der Inneren Mission bezeichnet 4 Ihr Vorgesetzter war Martin Niemoller der dem Verwaltungsausschuss des Evangelischen Bezirkswohlfahrtsamtes nebenamtlich vorsass Meusel hielt Sprechstunden ab in denen sie Menschen in sozialen Notlagen beriet und unterstutzte Nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten suchten neben werdenden Muttern Alkoholikern Obdachlosen und Straffalligen auch aus rassischen Grunden verfolgte Christen ihre Sprechstunde auf denen sie unter den widrigen Umstanden der NS Zeit half 5 Um die grosse Zahl in Not geratener Christen judischer Herkunft besser unterstutzen zu konnen setzte sie sich mit ihrer Freundin Charlotte Friedenthal 1892 1973 uber Superintendent Martin Albertz im Herbst 1934 bei Friedrich von Bodelschwingh fur die Einrichtung einer Zentralen Beratungsstelle fur Christen judischer Herkunft Hilfsstelle fur Nichtarier ein 6 Da Bodelschwingh sie hinhielt beschlossen Albertz und Meusel mit einer Denkschrift eine Diskussion auf der Bekenntnissynode der DEK im Juni 1935 uber die in Not geratenen Christen judischer Herkunft anzustossen Im Mai 1935 erarbeitete Meusel daher die Denkschrift Uber die Aufgaben der Bekennenden Kirche an den evangelischen Nichtariern Diese Denkschrift wurde jedoch weder in Augsburg noch spater beraten 7 8 Die 1935 36 in der Bekennenden Kirche anonym verbreitete Denkschrift Zur Lage der deutschen Nichtarier als deren Verfasserin Meusel lange galt wird heute Elisabeth Schmitz zugerechnet 9 Meusel wandte sich zudem 1935 und 1936 wenig erfolgreich in einer Umfrage an Diakonissen Mutterhauser des Kaiserwerthers Verbandes um dort nicht arische Schwesternschulerinnen unterzubringen 8 10 Meusel begann daher im Stillen zu wirken und nahm von 1933 bis 1936 judische Fursorgerinnen als Praktikanten auf 5 So wurde auch die als Judin verfolgte und aus ihrer Arbeitsstelle entlassene Angehorige der Bekennenden Kirche Charlotte Friedenthal ehrenamtlich Mitarbeiterin Meusels 11 Wenn man uns mal an die Karre fahrt Ich erwarte nicht dass Sie uns rauspauken Ich stehe fur das was ich tue grade Marga Meusel in einem Brief vom 3 Juni 1937 an Pfarrer Martin Niemoller 12 Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm sie im April 1940 ihre Wahl in den Beirat des Buro Gruber nicht an da sie bei Annahme dieses Amtes Schwierigkeiten mit dem Verwaltungsausschuss des Evangelischen Bezirkswohlfahrtsamtes befurchtete Meusel vermittelte ab 1941 Frauen die von Deportationen in Vernichtungslager bedroht waren in sichere Unterkunfte Im Marz 1943 wurde Meusel aufgrund regimekritischer Ausserungen denunziert Superintendent Max Diestel gelang es jedoch dass die Denunziantin ihre Aussage widerrief 5 Nach Kriegsende BearbeitenNach der Befreiung vom Nationalsozialismus war Meusel auch in der Fluchtlingshilfe und der Bahnhofsmission tatig 2 Fraulein Meusel hat durch ihre bedingungslose Einsatzbereitschaft und ihren auf ihre personliche Sicherheit keine Rucksicht nehmenden Mut die Arbeit ihrer Bezirksstelle wahrend des Krieges in Bahnen geleitet die ungewohnlich waren Sie hat ihre beratende und tatige Fursorge vor allem in den Dienst derjenigen gestellt die durch den Nationalsozialismus verfolgt wurden Insbesondere hat sie sich solcher christlichen und judischen Nichtarier und sogenannter Mischlinge angenommen die durch die gesetzlichen und ungesetzlichen Massnahmen des Dritten Reiches bedrangt und in Gefahr geraten waren Sie hat sich daruber hinaus in einer sehr erheblichen Zahl von Fallen darum bemuht Nichtarier zu decken unterzubringen mit Lebensmitteln und Ausweispapieren zu versorgen die sich dem Zugriff der Gestapo entzogen hatten und gezwungen waren ein illegales Leben zu fuhren Sie hat niemals danach gefragt welche Gefahr sie selbst hierbei lief Ihrer Hilfe ist es zu verdanken wenn eine Reihe von Menschen vor dem Tode bewahrt geblieben sind Walter Strauss in einer Wurdigung Marga Meusels 1946 13 Durch die Anstrengungen wahrend der Zeit des Nationalsozialismus war Meusel jedoch korperlich sowie seelisch uberanstrengt und krank Sie fuhlte sich ihren Aufgaben nicht mehr gewachsen und suchte erfolglos nach einer anderen Beschaftigung 14 15 Sie litt an Hirnatrophie und starb in einer Klinik in Berlin Nikolassee an einem Schlaganfall Ihre letzte Anschrift war der Laehr sche Jagdweg 41 in Berlin Zehlendorf 16 Ehrungen Bearbeiten nbsp GrabstatteMeusel ruht in einer ehrenhalber gewidmeten Grabstelle auf dem Friedhof Zehlendorf in Berlin 17 Ihr Grabstein tragt die Aufschrift Sie trat nach 1933 mutig fur rassisch Verfolgte und Entrechtete ein 18 Meusel wurde 2006 posthum von Yad Vashem als Gerechte unter den Volkern fur ihren selbstlosen Einsatz fur rassisch verfolgte Menschen ausgezeichnet 4 Am 30 August 2011 wurde eine bis dahin namenlose Grunanlage in Berlin Zehlendorf in Marga Meusel Platz benannt 19 An ihrer ehemaligen Wirkungsstatte am Teltower Damm 4 befindet sich ihr zur Ehrung eine Gedenktafel 20 In Datteln fuhrt die Marga Meusel Strasse ihren Namen Ebenso wurde das Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde in Weiterstadt bei Darmstadt nach ihr benannt Schriften Auswahl BearbeitenTurnkursus im Jugendhof Hassitz in Soziale Berufsarbeit 1929 H 5 amp S 48 49 Lebensverhaltnisse lediger Mutter auf dem Lande Eberswalde 1933 Georg Muller Ein Vater der Waisen in Christliche Kinderpflege 1936 H 9 S 252 258Literatur BearbeitenHansjorg Buss Couragierter Einsatz fur die Christen judischer Herkunft Marga Meusel In Manfred Gailus Clemens Vollnhals Hg Mit Herz und Verstand Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS Rassenpolitik Gottingen 2013 S 129 146 Katharina Bamberger Bedeutende Absolventinnen der Deutschen Akademie fur soziale und padagogische Frauenarbeit Ein Beitrag zur Geschichte der Sozialen Arbeit im 20 Jahrhundert Hannover 2000 unveroffentlichte Diplomarbeit Rainer Bookhagen Die evangelische Kinderpflege und die Innere Mission in der Zeit des Nationalsozialismus Mobilmachung der Gemeinden Band 1 1933 bis 1937 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1998 ISBN 3 525 55729 9 Julietta Breuer Marga Meusel Verweigerte Hilfe in der Bekennenden Kirche Quelle In Geschichte lernen 7 1994 40 S 32 36 ISSN 0933 3096 Martin Greschat Gegen den Gott der Deutschen Marga Meusels Kampf fur die Rettung der Juden In Ursula Buttner und Martin Greschat Hg Die verlassenen Kinder der Kirche Der Umgang mit Christen judischer Herkunft im Dritten Reich Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1998 S 70 85 ISBN 3 525 01620 4 Heike Kohler Meusel Marga In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 1407 1409 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Claudia Lepp Marga Meusel und Elisabeth Schmitz Zwei Frauen zwei Denkschriften und ihr Weg in die Erinnerungskultur In Siegfried Hermle Dagmar Popping Hg Zwischen Verklarung und Verurteilung Phasen der Rezeption des evangelischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus nach 1945 AKiZ B 67 Gottingen 2017 S 285 301 Peter Reinicke Meusel Margarete in Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Freiburg Lambertus 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 394f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marga Meusel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Marga Meusel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hartmut Ludwig Eine Gerechte unter den Volkern Margarete Meusel 1897 1953 pdf 265 kB In Junge Kirche 3 2007 S 61 abgerufen am 23 August 2018 Margarete Marga Meusel In Widerstand Evangelische Christinnen und Christen im Nationalsozialismus Abgerufen am 23 August 2018 Quellen und Texte zu Marga Meusel Einzelnachweise Bearbeiten Katharina Bamberger Bedeutende Absolventinnen der Deutschen Akademie fur soziale und padagogische Frauenarbeit Ein Beitrag zur Geschichte der Sozialen Arbeit im 20 Jahrhundert Hannover 2000 S 23 ff a b Rainer Bookhagen Die evangelische Kinderpflege und die Innere Mission in der Zeit des Nationalsozialismus Mobilmachung der Gemeinden Band 1 1933 bis 1937 Gottingen 1998 S 583f Rainer Bookhagen Die evangelische Kinderpflege und die Innere Mission in der Zeit des Nationalsozialismus Mobilmachung der Gemeinden Band 1 1933 bis 1937 Gottingen 1998 S 306 a b Hartmut Ludwig Eine Gerechte unter den Volkern Margarete Meusel 1897 1953 In Junge Kirche Ausgabe 3 2007 S 61 a b c Hartmut Ludwig Ich stehe fur das was ich tue grade Margarete Meusel Eine Gerechte unter den Volkern Memento vom 2 Januar 2013 im Internet Archive in St Thomas Berlin Vgl Uta Gerdes Okumenische Solidaritat mit christlichen und judischen Verfolgten Die CIMADE in Vichy Frankreich 1940 1944 Gottingen 2005 AKiZ B 41 ISBN 978 3 525 55741 9 S 364f Hans Erler Ansgar Koschel Hrsg Der Dialog zwischen Juden und Christen Versuche des Gesprachs nach Auschwitz Campus Frankfurt 1999 ISBN 3 593 36346 1 S 142f a b Jochen Christoph Kaiser Evangelische Kirche und sozialer Staat Diakonie im 19 und 20 Jahrhundert Kohlhammer Stuttgart 2008 ISBN 978 3 17 020163 7 S 163ff Jana Leichsenring Frauen und Widerstand Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20 Juli 1944 e V Lit Munster 2003 ISBN 3 8258 6489 8 S 62 eine der wenigen namentlich bekannten Schwestern judischer Herkunft dann evangelischen Glaubens in dieser Zeit und in dieser Institution war Maria Krehbiel Darmstadter Der auf den Tag genau bestimmte Zeitraum ihrer Tatigkeit dort ist bis dato noch nicht bekannt Vgl die Angabe in dies Briefe aus Gurs und Limonest Kompilation Hg und Vorwort Walter Schmitthenner Lambert Schneider Heidelberg 1972 Uta Gerdes Okumenische Solidaritat mit christlichen und judischen Verfolgten Die CIMADE in Vichy Frankreich 1940 1944 Gottingen 2005 AKiZ B 41 ISBN 978 3 525 55741 9 S 354 Zitiert bei Hartmut Ludwig Eine Gerechte unter den Volkern Margarete Meusel 1897 1953 In Junge Kirche Ausgabe 3 2007 S 61 Zitiert bei Martin Greschat Gegen den Gott der Deutschen Marga Meusels Kampf fur die Rettung der Juden In Ursula Buttner und Martin Greschat Hg Die verlassenen Kinder der Kirche Der Umgang mit Christen judischer Herkunft im Dritten Reich Gottingen 1998 S 84 Martin Greschat Gegen den Gott der Deutschen Marga Meusels Kampf fur die Rettung der Juden In Ursula Buttner und Martin Greschat Hg Die verlassenen Kinder der Kirche Der Umgang mit Christen judischer Herkunft im Dritten Reich Gottingen 1998 S 84f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 406 StA Zehlendorf von Berlin Sterbeurkunde Nr 714 1953 Friedhofe und Ehrengrabstatten Abfrage der Ehrengrabstatten Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stadtentwicklung berlin de auf www stadtentwicklung berlin de Friedhof Ansichten Marga Meusel Benennungsfeier des Marga Meusel Platzes in Zehlendorf am 30 August 2011 Memento des Originals vom 2 Dezember 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www berlin de Bezirksamt Steglitz Zehlendorf Gedenktafeln in Berlin Zehlendorf auf www dasjahrbuch deNormdaten Person GND 120621819 lobid OGND AKS VIAF 27906353 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meusel MargaALTERNATIVNAMEN Meusel Margarete wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutsche Fursorgerin und Gerechte unter den VolkernGEBURTSDATUM 26 Mai 1897GEBURTSORT Falkenberg O S STERBEDATUM 16 Mai 1953STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marga Meusel amp oldid 237804617