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Das Buro Gruber war eine im September 1938 1 vom Berliner Pastor und spateren Propst Heinrich Gruber gegrundete Organisation der Bekennenden Kirche Die Organisation leistete Hilfe um in erster Linie rassisch verfolgten evangelischen Christen die Auswanderung aus dem NS Staat zu ermoglichen Gedenktafel in der Hortensienstrasse 18 Berlin LichterfeldeIn der staatlichen Anerkennung als Organisation zur Forderung der Auswanderung der als Juden verfolgten Deutschen erscheint das Buro unter dem Namen Hilfsstelle fur nichtarische Christen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nach 1945 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Haus Oranienburger Strasse 20 in Berlin MitteDas Buro zunachst im Kaulsdorfer Pfarrhaus spater in der Oranienburger Strasse in Berlin Mitte und schliesslich ab 1939 im Gebaude An der Stechbahn beheimatet organisierte unter der Leitung von Gruber die Emigration von mehr als eintausend Christen judischer Herkunft 3 Der ganz uberwiegende Teil von ihnen war evangelisch Gruber verfugte durch seine niederlandische Mutter und einen Studienaufenthalt in Utrecht uber gute niederlandische Sprachkenntnisse und hatte deshalb 1936 die seelsorgerische Betreuung von Niederlandern in Berlin ubernommen Seine Kontakte in die Niederlande nutzte er um zur Ausreise genotigten Juden dort Arbeitsmoglichkeiten zu vermitteln Wer fur die Ausreise zu alt oder zu arm war wurde durch die Wohlfahrts und Seelsorgeabteilung des Buros Gruber in Zusammenarbeit mit Friedrich von Bodelschwingh und Pfarrer Paul Gerhard Braune betreut Zudem bemuhte sich Gruber um die schulische Versorgung nichtarischer evangelischer Kinder Zur Forderung der Auswanderung von Juden erteilte die nationalsozialistische Reichszentrale fur judische Auswanderung Gruber ein Empfehlungsschreiben 4 Bis unmittelbar zum Kriegsbeginn wurden Gruber Reisen in die Niederlande die Schweiz und nach England genehmigt Teilweise arbeiteten bis zu 35 Menschen im Buro Gruber Leiter der seelsorgerlichen Abteilung war Pfarrer Werner Sylten Aussenstellen sogenannte Vertrauensstellen waren in 20 deutschen Stadten eingerichtet Das Buro Gruber wurde von zahlreichen Theologen der verschiedenen Landeskirchen unterstutzt unter anderem dem bayerischen Landesbischof Hans Meiser In einem Schreiben der Kirchenkanzlei Berlin wurde 1939 jedoch betont dass die Hilfsstelle keine kirchenamtliche Einrichtung sei und eine finanzielle Unterstutzung aus amtlichen Mitteln nicht in Frage komme 5 Das Heidelberger Buro leitete der Theologe Hermann Maas Vertrauensmann in Mecklenburg war August Wiegand in Schwerin In Munchen war Johannes Zwanzger Vertrauensmann in Wien Erwin Reisner Katharina Staritz leitete das Buro in Breslau 6 Das katholische Gegenstuck zum Buro Gruber leitete Gertrud Luckner im Auftrag der Caritas Zu massiven Schwierigkeiten kam es 1939 im Bielefelder Buro das von Karl Pawlowski geleitet wurde Wahrscheinlich standen konkrete Bedrohungen gegenuber dem als effizienten Organisator bekannten Pawlowski im Raum die ihn veranlassten als Vertrauensmann zuruckzutreten und die Aufgabe an den Munsteraner Pfarrer Herrmann Moller abzugeben 7 Das Hilfsburo wurde von der Gestapo geduldet dann aber Anfang 1941 geschlossen Gruber er selbst am 19 Dezember 1940 und seine Mitarbeiter wurden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt Inge Jacobsen Sekretarin von Gruber und Sylten wurde erschossen als sie angesichts der drohenden Haft zu fliehen versuchte Zuvor hatte sich Wilhelm Rott im Oktober 1941 in einer Bittschrift an Alphons Koechlin den Prasidenten des Schweizer Evangelischen Kirchenbundes noch vergeblich fur sie eingesetzt 8 Die Grunde fur die von der Gestapo verhangte sogenannte Schutzhaft sind nicht genau bekannt Adolf Eichmann sagte 1960 aus er habe mindestens zweimal eine staatspolitische Verwarnung erteilt weil Geistliche sich nicht fur Juden haben einsetzen durfen 9 Dieter Winkler vermutet einen Zusammenhang mit einem Protestbrief Grubers an hochste Funktionare worin er sich fur konvertierte Juden einsetzte die bei der sogenannten Wagner Burckel Aktion im Oktober 1940 ins franzosische Lager Gurs verschleppt worden waren 10 Nach 1945 BearbeitenNach 1945 eroffnete Gruber wieder sein Buro jetzt um den Uberlebenden der Schoah den heimkehrenden Deportierten den in die Offentlichkeit zuruckgekehrten Untergetauchten und den befreiten Ex Diskriminierten zu helfen Zunachst fand das Buro im Diakonissenkrankenhaus Bethanien in Berlin Kreuzberg Unterkunft 11 1949 fand Grubers Buro das mittlerweile offiziell den Namen Evangelische Hilfsstelle fur ehemals Rasseverfolgte fuhrte geeignete Raume in der Waltraudstrasse 4a in Zehlendorf Berlin West Die Evangelische Hilfsstelle wird als Stiftung bis heute fortgefuhrt und ist tatig fur den Personenkreis der ehemals unmittelbar betroffenen NS Verfolgten deren Nachkommen oder Angehorige ganz unabhangig davon wo sie derzeit wohnen Sie ist heute am Teltower Damm 124 in Berlin Zehlendorf angesiedelt Literatur BearbeitenHartmut Ludwig Zur Geschichte des Buros Pfarrer Gruber In Gunter Wirth Hrsg Beitrage zur Berliner Kirchengeschichte Union Berlin 1987 S 305 326 Dieter Winkler Heinrich Gruber Protestierender Christ Berlin 1993 ISBN 3 89468 088 1 Maria von der Heydt Moglichkeiten und Grenzen der Auswanderung von judischen Mischlingen 1938 1941 In Beate Meyer Francis R Nicosia Susanne Heim Hrsg Wer bleibt opfert seine Jahre vielleicht sein Leben deutsche Juden 1938 1941 Wallstein Gottingen 2010 S 77 95 Jochen Christoph Kaiser Protestantismus Diakonie und Judenfrage 1933 1941 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 37 1989 H 4 S 673 714 ifz muenchen de PDF Hartmut Ludwig An der Seite der Entrechteten und Schwachen Zur Geschichte des Buro Pfarrer Gruber 1938 1940 und der Ev Hilfsstelle fur ehemals Rasseverfolgte nach 1945 hrsg v der Ev Hilfsstelle fur ehemals Rasseverfolgte Berlin 2009 Herausgegeben von der Evangelischen Hilfsstelle fur ehemals Rasseverfolgte An der Stechbahn Erlebnisse und Berichte aus dem Buro Gruber in den Jahren der Verfolgung Berlin Evangelische Verlagsanstalt 1951 54 Seiten Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Buro Gruber Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelische Hilfsstelle fur ehemals RasseverfolgteEinzelnachweise Bearbeiten Der Grundungszeitpunkt ist strittig Kaiser zufolge nahm das Buro Gruber seine Tatigkeit erst nach der Reichskristallnacht seine Tatigkeit auf s Jochen Christoph Kaiser Protestantismus Diakonie und Judenfrage 1933 1941 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 37 1989 H 4 S 703 Vgl Bescheinigung der Reichsstelle fur das Auswanderungswesen 29 Dezember 1938 abgedruckt in Peter Mehnert Hrsg Heinrich Gruber Sein Dienst am Menschen Bezirkschronik Hellersdorf Evangelische Hilfsstelle fur ehemals Rasseverfolgte und das Bezirksamt Hellersdorf Berlin 1988 S 11 nach Kaiser 1700 bis 2000 gegluckte Hilfeleistungen s Jochen Christoph Kaiser Protestantismus Diakonie und Judenfrage 1933 1941 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 37 1989 H 4 S 710 Dieter Winkler Heinrich Gruber Protestierender Christ Berlin 1993 S 115 das dort genannte Datum Dezember 1938 ist unstimmig Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 2 Deutsches Reich 1938 August 1939 Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 50 und Dokument 267 auf S 722 Gerlind Schwobel Ich aber vertraue Katharina Staritz eine Theologin im Widerstand Evangelischer Regionalverband Frankfurt am Main 1990 DNB 930917480 Gerald Schwalbach Der Kirche den Blick weiten Karl Pawlowski 1898 1964 diakonischer Unternehmer an den Grenzen von Kirche und Innerer Mission Beitrage zur Westfalischen Kirchengeschichte Bd 38 Bielefeld 2012 S 206ff Werner Oehme Martyrer der evangelischen Christenheit 1933 1945 Neunundzwanzig Lebensbilder Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1985 3 Auflage S 248 249 Adolf Eichmann Das Eichmann Protokoll Tonbandaufzeichnungen der israelischen Verhore Berlin 1982 ISBN 3 88680 036 9 S 98 Dieter Winkler Heinrich Gruber S 130 Michael Kreutzer Joachim Dieter Schwabl Walter Sylten Mahnung und Verpflichtung In Walter Sylten Joachim Dieter Schwabl Michael Kreutzer Buro Pfarrer Gruber Evangelische Hilfsstelle fur ehemals Rasseverfolgte Geschichte und Wirken heute Evangelische Hilfsstelle fur ehemals Rasseverfolgte Berlin 1988 S 24 29 hier S 26 Normdaten Korperschaft GND 5196506 9 lobid OGND AKS LCCN no2005000782 VIAF 212614625 Anmerkung Ansetzungsform GND Evangelische Hilfsstelle fur Ehemals Rasseverfolgte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Buro Gruber amp oldid 224017186