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Marcellinus griechisch Markellianos Markellianos 468 auf Sizilien war ein westromischer Heermeister des 5 Jahrhunderts mit dem Titel Patricius Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Militarische Tatigkeit 3 Personlichkeit und Nachwirken 4 LiteraturFamilie BearbeitenDer Romer Marcellinus entstammte einer unbekannten Honoratiorenfamilie Dalmatiens Er besass eine Schwester deren Name nicht uberliefert ist Diese heiratete den Offizier Nepotianus der unter Kaiser Maiorianus fur rund drei Jahre 458 461 als dessen zweiter magister militum praesentalis die romischen Truppen in Sudgallien und auf der iberischen Halbinsel befehligte als sich Maiorianus selbst dort aufhielt Sohn des Nepotianus war der spatere letzte westromische Kaiser Julius Nepos Militarische Tatigkeit BearbeitenMarcellinus diente unter dem am Kaiserhof in Ravenna tatigen westromischen Heermeister und Regierungschef Aetius und war dessen Freund Moglicherweise hatte er den Rang eines Regionalbefehlshabers inne des comes rei militaris in Dalmatien Als Aetius am 21 September 454 von Kaiser Valentinian III mit eigener Hand erschlagen wurde sagte sich Marcellinus von diesem los und errichtete in Dalmatien ein halbunabhangiges Machtgebiet das von den Kaisern in Konstantinopel stillschweigend anerkannt wurde eine ahnliche Stellung schuf sich nach dem Sturz des Maiorianus einige Jahre spater Aegidius im nordlichen Gallien Als Grundlage seiner Macht dienten Marcellinus die guten Verbindungen zu den fuhrenden regionalen Familien die Verfugung uber die Edelmetallvorkommen das Kommando uber die im westlichen Illyricum verbliebenen Truppen und die finanziellen Mittel um zusatzliche Soldaten foederati unter den Volkerschaften auf dem nordlichen Balkan anzuwerben Als der 457 in Ravenna erhobene Kaiser Maiorianus einen Feldzug nach Gallien und Hispanien unternahm der sich am Ende gegen die Vandalen in Africa richten sollte wurde er von Marcellinus mit solchen Hilfstruppen die vor allem aus Hunnen bestanden unterstutzt Um diese zu transportieren verfugte er uber eigene Schiffe Wahrscheinlich weil der Kaiser den Nepotianus zu seinem zweiten Reichsheermeister ernannt hatte entschied sich dessen Schwager fur eine neue Politik Die von Sidonius Apollinaris uberlieferte coniuratio Marcelliana eine Verschworung gallischer Senatoren unter Fuhrung eines Marcellus hat daher hochstwahrscheinlich nichts mit Marcellinus zu tun Dieser operierte vielmehr im Jahre 460 mit seinen Einheiten auf Sizilien und vermochte die Insel vor einem Einfall der Vandalen aus Afrika zu schutzen Ob er damals den Titel eines magister militum per Dalmatiam erhielt ist unsicher Nachdem Maiorianus im August 461 auf Veranlassung des Reichsfeldherrn Ricimer abgesetzt und hingerichtet worden war konnte dieser die Truppen des Marcellinus durch Geldversprechungen ihm abspenstig machen Marcellinus kehrte daraufhin nach Dalmatien zuruck Der von Ricimer erhobene neue Kaiser Libius Severus erkannte seine Stellung dort zwar nicht an jedoch griff der erste Heermeister gegen ihn nicht militarisch ein weil Marcellinus vom ostromischen Kaiser Leo I gestutzt wurde Nepotianus jedoch wurde aus seinem Amte abberufen Wegen eines Geruchtes Marcellinus konne Italien angreifen wandte sich eine Senatsgesandtschaft aus Rom an Leo und dieser wies den dalmatischen Machthaber an eventuelle derartige Plane zu unterlassen Daher erscheint ein erneutes Eingreifen des Marcellinus auf Sizilien das in der Chronik des Hydatius fur 465 verzeichnet ist und in der Forschung diskutiert wird und zwar im Auftrage Leos als eher unwahrscheinlich Im Fruhjahr 467 begleitete Marcellinus den von Konstantinopel aus nach Westen ziehenden von Leo als neuen Kaiser ausersehenen Anthemius mit einem Heer nach Italien Nach dessen Inthronisation wurde im Jahr 468 ein grossangelegter Feldzug gegen die Vandalen vorbereitet den eine ostromische Flotte mit Landtruppen unter dem Oberbefehl des Schwagers von Kaiser Leo Basiliskos unternehmen sollte Anthemius ernannte auch um ein Gegengewicht gegen Ricimer zu haben Marcellinus zum zweiten Reichsheermeister magister militum und Oberbefehlshaber der in den Feldzug eingebundenen westromischen Truppen zugleich verlieh er ihm den Titel eines patricius Auf diese Weise stellte er ihn rangmassig Ricimer gleich eine Massnahme die eine Novitat war weil bis dahin nur der erste Reichsheermeister diesen Ehrentitel getragen hatte Wahrend Marcellinus von den Vandalen Sardinien und Sizilien zuruckerobern konnte scheiterte der Vorstoss des ubrigen Heeres und der Flotte gegen Karthago die Hauptstadt des vandalischen rex Geiserich schon an der Kuste Als es diesem gelang die Flotte durch Branderschiffe zu vernichten zogen sich die Landtruppen auf ostromisches Gebiet zuruck Wenig spater wurde Marcellinus im August 468 von einem seiner Offiziere auf Sizilien ermordet Ob hinter diesem Anschlag Ricimer zu vermuten ist wird seit jeher diskutiert Eine ausdrucklich gegen ihn gerichtete Beschuldigung sprechen die zeitgenossischen und spateren Quellen nicht aus Allerdings verlor Ricimer durch die Ermordung seines Kollegen einen Rivalen der ihm hatte gefahrlich werden konnen Nach Marcellinus Tod fiel Sizilien wieder an die Vandalen Personlichkeit und Nachwirken BearbeitenMarcellinus war kein Christ sondern ein engagierter Anhanger der alten Kulte und pflegte Freundschaft zu paganen Philosophen ausserdem soll er sich als Wahrsager betatigt haben Militarisch entwickelte er sich zu einem kompetenten Truppenkommandeur der seine Soldaten stets gut ausrustete Die literarische Uberlieferung bietet keine ausfuhrliche Darstellung seines Lebens sondern liefert nur ausschnitthafte Einzelheiten besonders die Chronik des Hydatius Fragmente des Priskos Marcellinus Comes Prokopios von Caesarea die Getica des Jordanes Bibliothek des Photios Suda Lexikon Daher bleiben viele wichtige Fragen zu seinem Leben und Wirken offen Jedenfalls liess er keine Munzen pragen und verzichtete so auf jeden Anspruch selbst Kaiser werden zu wollen Julius Nepos war ein Neffe des Marcellinus erbte mittelfristig dessen Stellung in Dalmatien und erhielt von Kaiser Leo den Titel magister militum Dalmatiae Im Jahre 474 wurde er vom neuen ostromischen Kaiser Zenon zum Kaiser im Westen ernannt und nach Italien geschickt Nach seinem Sturz in Ravenna schon 475 zog er sich in den Diokletianspalast im dalmatischen Split zuruck und amtierte hier bis zu seiner Ermordung im Jahre 480 als der letzte vom ostromischen Herrscher anerkannte Kaiser im Westen Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Stephane Diebler Marcellinus In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 4 CNRS Editions Paris 2005 ISBN 2 271 06386 8 S 258 261 John Robert Martindale Marcellinus Heermeister In The Prosopography of the Later Roman Empire PLRE Band 2 Cambridge University Press Cambridge 1980 ISBN 0 521 20159 4 S 708 710 Untersuchungen Friedrich Anders Flavius Ricimer Macht und Ohnmacht des westromischen Heermeisters in der zweiten Halfte des 5 Jahrhunderts Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Geschichte und ihre Hilfswissenschaften Band 1077 Lang Frankfurt am Main u a 2010 ISBN 978 3 631 61264 4 Dirk Henning Periclitans res publica Kaisertum und Eliten in der Krise des Westromischen Reiches 454 5 493 n Chr Historia Einzelschriften Band 133 Steiner Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07485 6 zugleich Marburg Universitat Dissertation 1998 Wolfgang Kuhoff Leo I ostromischer Kaiser In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Band 25 Erganzungen XII Bautz Nordhausen 2005 ISBN 3 88309 332 7 Sp 810 829 Michael Kulikowski Marcellinus of Dalmatia and the Dissolution of the Fifth Century Empire In Byzantion Band 72 2002 ISSN 0378 2506 S 177 191 Penny MacGeorge Late Roman Warlords Oxford University Press Oxford u a 2002 ISBN 0 19 925244 0 John J Wilkes Dalmatia Routledge amp Kegan London 1969 ISBN 0 7100 6285 0 Frank E Wozniak East Rome Ravenna and Western Illyricum 454 536 A D In Historia Band 30 H 3 1981 S 351 382 JSTOR 4435771 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 18 August 2022 PersonendatenNAME MarcellinusKURZBESCHREIBUNG westromischer HeermeisterGEBURTSDATUM 5 JahrhundertSTERBEDATUM 468STERBEORT Sizilien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marcellinus Heermeister amp oldid 239428490