www.wikidata.de-de.nina.az
Marcellinus Comes nach 534 war ein spatantiker ostromischer Geschichtsschreiber Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Marcellinus und das Jahr 476 3 Ausgaben und Ubersetzungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben und Werk BearbeitenFlavius Marcellinus stammte wie die Kaiser Justin I und Justinian unter denen er sein Werk verfasste aus dem Illyricum und damit aus einer Region des Ostromischen Reiches in der nicht Griechisch sondern Latein die Verkehrssprache war Nach einer militarischen Laufbahn diente er Justinian vor dessen Thronbesteigung als cancellarius und wurde anschliessend Hofbeamter daher auch der Titel comes Marcellinus verfasste um 520 nach Ansicht mancher Forscher erst nach 523 in Konstantinopel eine erste Fassung seiner Chronik die an die Werke von Eusebius und Hieronymus anknupfte und in lateinischer Sprache die Ereignisse der Jahre 379 Thronbesteigung des Theodosius I bis 518 Beginn der Herrschaft Justins beschrieb Das Werk ist vollstandig erhalten und stellt vor allem fur die Geschichte Ostroms eine wichtige und ergiebige Quelle dar Neben der politischen Geschichte wird am Rande auch die Kirchengeschichte erwahnt Zudem kann die Chronik die eindeutig fur ein ostromisches Publikum bestimmt war als ein Beispiel dafur gelten dass Latein in Ostrom unter Justinian noch immer eine wichtige Rolle spielte Marcellinus durfte zur bedeutenden lateinischsprachigen Minderheit in Konstantinopel gezahlt haben Sein Werk fand aber auch im Westen Verbreitung und wurde unter anderem von Cassiodor zitiert Marcellinus verfasste selbst noch eine Fortsetzung der Chronik bis ins Jahr 534 Anlass war die Eroberung des Vandalenreichs durch Justinians Truppen in besagtem Jahr Dass Marcellinus den quasi offiziellen Standpunkt des kaiserlichen Hofes vertrat wird etwa an seinem Eintrag zum Nika Aufstand von 532 deutlich hier weicht er radikal von der Lesart der meisten Quellen ab und stellt die Vorgange als Usurpationsversuch des Flavius Hypatius dar Marcellinus der offenbar noch mindestens ein weiteres verlorenes Werk verfasste und zuletzt wohl Geistlicher wurde durfte irgendwann nach 534 gestorben sein ein Unbekannter auct chron II fuhrte den Bericht dann mindestens bis zum Jahr 548 fort Marcellinus und das Jahr 476 BearbeitenBemerkenswert ist dass sich in der Chronik erstmals die Ansicht greifen lasst dass das Jahr 476 in dem Romulus Augustulus der letzte Kaiser in Italien abgesetzt worden war das Ende des westromischen Kaisertums bedeutet habe Orestem Odoacer illico trucidavit Augustulum filium Orestis Odoacer in Lucullano Campaniae castello exsilii poena damnavit Hesperium Romanae gentis imperium quod septingentesimo nono Urbis conditae anno primus Augustorum Octavianus Augustus tenere coepit cum hoc Augustulo periit anno decessorum regni imperatorum DXXII Gothorum dehinc regibus Romam tenentibus Odoaker metzelte Orestes sofort nieder den Sohn des Orestes Augustulus verurteilte er und verbannte ihn zur Strafe auf das Landgut Lucullanum in Kampanien Das westliche Reich des romischen Volkes das im 709 Jahr seit Grundung Roms wohl 44 v Chr gemeint Octavianus Augustus als erster an sich zu bringen begann ging mit diesem Augustulus unter im 522 Jahr einander nachfolgender Herrscher wobei von da an die Konige der Goten Rom sich zu eigen machten Marcellinus Comes Chronicon 1 Diese Interpretation der Ereignisse sollte sich in der Folgezeit durchsetzen und dann bis in das 20 Jahrhundert hinein als Datum nicht nur fur das Ende Westroms sondern allgemein fur das Ende der Antike anerkannt bleiben Erst die jungere Forschung hat sich von der Fixierung auf das vermeintliche Epochenjahr 476 losen konnen In der alteren Forschung wurde lange Zeit zudem angenommen dass diese Passage auf einer Quelle basiert die den westlich senatorischen Standpunkt darstelle etwa die verlorene Historia Romana des Quintus Aurelius Memmius Symmachus Diese Ansicht kann nach den Forschungen Brian Crokes als widerlegt gelten Wahrscheinlich spiegelt die Ansicht des Marcellinus stattdessen die offizielle ostromische Position der Zeit um 520 wider Da es im Westen kein Kaisertum mehr gebe sei er nun direkt dem Herrscher in Konstantinopel unterstellt Justinian I sollte diese Anspruche dann wenig spater mit einigem aber nur kurzzeitigen Erfolg auch durchzusetzen versuchen Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenTheodor Mommsen Chronica minora saec IV V VI VII Band 2 Monumenta Germaniae Historica Auctores antiquissimi Band 11 Weidmann Berlin 1894 S 37 108 bis heute massgebliche Edition des lateinischen Textes Brian Croke The chronicle of Marcellinus Byzantina Australiensia Band 7 Australian Association for Byzantine Studies Sydney 1995 ISBN 0 9593626 6 5 lateinischer Text nach Mommsens Ausgabe mit einer englischen Ubersetzung und Kommentar Literatur BearbeitenBrian Croke A D 476 The manufacture of a Turning Point In Chiron Band 13 1983 S 81 119 Brian Croke Count Marcellinus and his Chronicle Oxford University Press Oxford 2001 ISBN 0 19 815001 6 Adolf Lumpe Marcellinus Comes In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 770 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Warren Treadgold The Early Byzantine Historians Macmillan Basingstoke 2007 ISBN 978 1 4039 3458 1 S 227 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Marcellinus Comes Quellen und Volltexte Literatur von und uber Marcellinus Comes im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Marcellinus Chronik lateinisch Anmerkungen Bearbeiten http www thelatinlibrary com marcellinus2 htmlNormdaten Person GND 119336219 lobid OGND AKS LCCN no95028556 VIAF 293763956 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Marcellinus ComesKURZBESCHREIBUNG spatantiker GeschichtsschreiberGEBURTSDATUM 5 Jahrhundert oder 6 JahrhundertSTERBEDATUM nach 534 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marcellinus Comes amp oldid 239428192