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Der sogenannte Mann von Datgen ist eine Moorleiche aus dem 2 bis 4 Jahrhundert die 1959 im Grossen Moor nahe Datgen im Kreis Rendsburg Eckernforde in Schleswig Holstein beim Torfstechen gefunden wurde Zunachst wurde nur der Korper des Mannes gefunden und erst ein halbes Jahr spater 1960 wurde der abgetrennte Kopf mit der charakteristischen Suebenknotenfrisur entdeckt Die Moorleiche befindet sich jetzt im Ausstellungsteil Tod und Jenseits der Archaologischen Dauerausstellung des Archaologischen Landesmuseums Schloss Gottorf in Schleswig Mann von Datgen Inhaltsverzeichnis 1 Fundstelle 2 Fundgeschichte 2 1 Rumpf 2 2 Kopf 3 Konservierung 4 Befunde 4 1 Letzte Mahlzeit 4 2 Fehlende Kleidung 4 3 Kopf 4 4 Todesursache 4 5 Datierung 5 Deutungsversuche 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksFundstelle Bearbeiten nbsp Das abgetorfte und bereits wiedervernasste Grosse Moor bei Datgen im September 2011 mit Blick in Richtung FundstelleDas Grosse Moor besteht aus zwei Becken die uber eine breitere Stelle miteinander verbunden sind Es liegt zwischen den Gemeinden Datgen und Loop und ostlich des Dorfes Schulp b Nortorf im Amt Nortorfer Land Das ostliche Ende des Moores grenzt an die Bundesautobahn 7 Es hat eine maximale Ausdehnung von 1900 m in Nord Sud Richtung und 3000 m in west ostlicher Richtung Die Fundstelle selbst liegt auf dem westlichen Teil des Grossen Moores auf dem zur Gemeinde Datgen gehorenden sogenannten Regierungsmoor auf der Parzelle II Linie sudlich die im Sudosten an die Parzelle Bockmeyers Heide angrenzt Die Fundstelle liegt etwa 300 bis 500 Meter vom festen Ufer entfernt das heisst dass der Mann zu einem Zeitpunkt dort niedergelegt wurde als die Oberflache des Moores begehbar war moglicherweise bei Frost im Winter Fundort 54 9 45 3 N 9 55 42 7 O 54 162572 9 928529 Koordinaten 54 9 45 3 N 9 55 42 7 O 1 Fundgeschichte BearbeitenIn dem seit langem zum Torfabbau genutzten Grossen Moor fanden Arbeiter 1906 im Norden des westlichen Beckens ein Bundel aus mehrfach geflickter Kleidung Nach Johanna Mestorf handelte es sich um einen Mantel eine Kniehose Jackenreste einem Gurtel und Reste eines Rindfelles 2 Eine Woche vor Auffindung der Moorleiche von Datgen wurden 400 Meter sudlich mehrere Knuppel aus Birkenholz sowie ein grob zugerichtetes knieformig gebogenes etwa 61 cm langes Holz gefunden das in seiner Form dem Schaft eines bronzezeitlichen Tullenbeils ahnelt Etwa 5 Meter daneben stiessen Arbeiter auf die Reste einer mit einem runden Eichenholzdeckel abgedeckten Bestattungsurne der romischen Kaiserzeit und Resten von Leichenbrand Ein Zusammenhang mit dem Fund der Moorleiche von Datgen gilt jedoch als unwahrscheinlich Rumpf Bearbeiten Der Mann von Datgen wurde im September 1959 von Strafgefangenen entdeckt die im Grossen Moor zum Torfstechen eingesetzt wurden Die Torfschicht wurde hier maschinell abgebaut und der Rumpf der Leiche wurde nur entdeckt weil die unregelmassig vom Bagger abgestochene Torfwand manuell mit Schaufeln geglattet wurde Die Arbeiter hielten den Fund zunachst fur die Reste eines Tieres wobei zunachst Teile der Leiche beschadigt und aus der Fundlage gebracht wurden Der Fund wurde am 8 September 1959 von Karl Wilhelm Struve vom Museum Schloss Gottorf und L Aletsee vom Botanischen Institut der Universitat Kiel geborgen Bei ihrem Eintreffen waren das Becken und die Beine der Moorleiche noch in Fundlage Der Korper lag in gestreckter Ruckenlage mit den Beinen in Richtung Nordwesten und dem Rumpf in Richtung Sudosten Er war mit drei dunnen an einem Ende angespitzten etwa 150 bis 250 cm langen Birkenpfahlen im Boden festgesteckt worden Die Pfahle waren in einem Winkel von etwa 20 schrag uber die Leiche ragend in den Boden eingerammt worden zwei auf der Ostseite und einer auf der Westseite des Rumpfes Ein vierter etwa 47 cm langer Birkenstamm steckte senkrecht zwischen den Oberschenkeln Der linke Arm lag entlang des Rumpfes mit der Hand auf dem linken Oberschenkel Der rechte Arm war aus der Fundlage gebracht wobei mehrere Fingerknochen verloren gingen seine ursprungliche Lage liess sich nicht mehr ermitteln Beim Freilegen der Beine zeigte sich dass die Haut der Leiche eine helle Farbe hatte und bereits nach kurzer Zeit durch Oxidation an der Luft stark nachdunkelte Die Moorschicht hatte an dieser Stelle noch eine Machtigkeit von 95 bis 100 cm allerdings lag die ursprungliche Gelandeoberflache weit hoher da hier bereits einige Jahre fruher Torf abgebaut wurde Ausser einem Wollfaden um das linke Fussgelenk wurden keine weiteren Kleidungsbestandteile beobachtet Zur Bergung wurde die Fundstelle allseitig freigelegt mit einem untergeschobenen Brett gesichert und in einen Holzverschlag verpackt ins Museum transportiert Dort wurde der Block im Labor weiter ausgegraben freigelegt Der Kopf der Leiche konnte bei den weiteren Ausgrabungen im Umkreis von 2 5 Metern nicht gefunden werden Struve und Aletsee baten die Arbeiter darum zukunftig auf solche Funde zu achten und stellten ihnen eine Belohnung in Aussicht fur den Fall dass der Kopf gefunden wird Kopf Bearbeiten Etwa ein halbes Jahr nach der Bergung des Rumpfes stiess der Vorarbeiter Schroder auf den 3 1 Meter westlich des Rumpfes in der gleichen Torfschicht liegenden Kopf Zunachst bemerkte er drei angespitzte und uberkreuzt im Boden steckende Birkenknuppel unter denen ein Haarschopf hervorragte Schroder vermutete den fehlenden Kopf und zog den Schulper Lehrer Weber hinzu Da die Fundstelle auf der Arbeitsrichtung der herannahenden Torfabbaumaschine lag wurde der Fund noch vor Eintreffen der Fachleute aus dem Museum geborgen Dazu stach man den im Torf eingebetteten Kopf in einen Block von etwa 50 cm Kantenlange aus der Torfschicht Konservierung BearbeitenDie Leiche lag in einer Schicht Weisstorf etwa 30 cm uber der Leiche war die Torfschicht starker zersetzt was darauf hindeutet dass der Tote in eine mit Wasser gefullte Schlenke abgelegt wurde Der Korper musste dort vollstandig unter Wasser gelegen haben und von der Luftzufuhr abgeschnitten gewesen sein und die im Wasser gelosten Moorsauren hemmten den Verwesungsprozess des Korpers Der Kopf des Toten wurde hochstwahrscheinlich ebenfalls in einer mit Wasser gefullten Schlenke abgelegt Im Labor des Museums wurde die Leiche aus der Torfschicht herausgelost Um die ursprungliche Lage der Leiche zu sichern wurde von dem Abdruck im Torf ein Gipsabdruck erstellt Nach der anthropologischen Untersuchung wurde die Haut der Leiche mit einer Perhydrollosung gebleicht um den bei der Auffindung vorliegenden Farbeindruck der Haut wieder zu erhalten Die Leiche wurde mit Alkohollosungen entwassert und anschliessend mit Lanolin schrumpfungsfrei prapariert Um die konservierten Uberreste dauerhaft vor einem Befall durch Pilze Sporen Bakterien oder Insekten zu schutzen wurde der Korper zusatzlich mit Pentachlorphenol behandelt 3 Neuere Untersuchungen in den 2010er Jahren wurden durch die massiven zum Teil nicht mehr revidierbaren und nicht mehr zeitgemassen Konservierungsmassnahmen der 1950er Jahre erschwert Die Behandlung des Korpers mit dem giftigen Pentachlorphenol machte die erhaltenen Weichteile der Mumie so empfindlich dass der Fund nicht mehr transportierbar war und vor Ort gerontgt werde musste Zudem konnte der Korper nur mit voller Schutzkleidung oberflachlich betrachtet werden Diese Untersuchungen ergaben dass nahezu alle losen Knochen der Mumie bei der Konservierung mit Wicklungen aus eisernen und kupfernen Drahten in ihrem anatomischen Verbund fixiert wurden Die Wirbelsaule wurde mit einem dicken kunststoffummantelten Draht in Form gehalten Die Fussknochen wurden ebenfalls mit Stahl und Kupferdraht und zusatzlich mit kleinen Nagelchen fixiert Das abgebrochene distale untere Stuck des rechten Oberschenkelknochens wurde durch einen eingesteckten Holzstock in Position zum Rumpf gehalten 4 Befunde BearbeitenDie erste anthropologische Untersuchung der oberflachlich von den anhaftenden Torfresten befreiten Leiche erfolgte durch U Schaefer die anatomische Untersuchung von T H Schiebler vom Anatomischen Institut der Universitat Kiel Der Erhaltungszustand der Leiche war bis auf die Beschadigungen durch den Torfstich gut Alle Eingeweide waren nahezu vollstandig erhalten und konnten eingehend untersucht werden Sie entsprachen in ihrer Form denen von lebenden Menschen waren aber durch den Abbau der Parenchymzellen stark geschrumpft Die ursprungliche Korpergrosse zu Lebzeiten des Mannes wurde aus den Knochen des linken Armes und Beines mit etwa 170 cm errechnet Der Status der Epiphysenfugen an den Gelenkenden deutet ein Lebensalter von etwa 30 Jahren an Bei den Neuuntersuchungen in den 2010er Jahren konnte das Lebensalter nicht weiter eingegrenzt werden weil die umfangreichen Metalldrahtwicklungen im Bereich der Schambeinfuge zu erheblichen Artefakten auf den Rontgenaufnahmen fuhrten was eine entsprechende Auswertung vereitelte 4 Bei der Einlieferung in das Museum war die bei der Bergung noch wachsweisse Haut durch Oxidation bereits dunkel verfarbt Eine wie bei vielen Moorleichen beobachtete Durchdringung der Haut durch Pflanzenwurzeln war beim Mann von Datgen nur sehr gering ausgepragt Die Finger und Zehennagel weisen unbeschadigte und glatte Schnittrander auf die vermuten lassen dass der Mann nicht schwer korperlich arbeitete Die Geschlechtsbestimmung als mannliches Individuum erfolgte aufgrund der fur Manner typischen Beckenform der allgemeinen Erscheinung des Knochenbaues sowie stark ausgepragter Muskelleisten an den Oberarmen Die Genitalien Penis und Hodensack des Mannes fehlten vollstandig aber die Ansatze der erhaltenen Hautlappen deuteten ebenfalls auf das mannliche Geschlecht des Toten hin Auch unter Hinzuziehung mehrerer Spezialisten liess sich nicht klaren ob der Tote entmannt wurde oder ob eine andere Ursache fur das Fehlen der Geschlechtsteile vorliegt Die Vertreter der Entmannungstheorie stutzen ihre Vermutung auf die ansonsten gut erhaltenen Hautpartien im naheren Umfeld der fehlenden Genitalien Die Hauthulle und das Skelett des Mannes weisen zahlreiche Verletzungen auf die zum Teil durch massive Stiche und Schlage hervorgerufen wurden Auf dem Brustkorb findet sich eine in das Herz fuhrende klaffende etwa 38 mm lange Einstichstelle eines scharfen Gegenstandes der die funfte Rippe durchstiess Ebenfalls in der Brustregion befindet sich ein weiterer 14 mm langer Einstich Auf dem Rucken weist der Korper des Toten uber dem Huftbeinrand einen dritten etwa 32 mm langen Einstich auf An dieser Stelle zeigt der Huftbeinrand in der Nahe des Kreuzbeins ebenfalls eine Schlagmarke sowie abgetrennte Knochenstucke die von einem von rechts gefuhrten Schlag herruhrten Der erste Halswirbel hat zwei Einkerbungen an der Vorderseite Der nicht mehr erhaltene siebte Brustwirbel wurde hochstwahrscheinlich durch einen Hieb von hinten oben durchtrennt wie abgesprengte Wirbelfortsatze an den benachbarten Wirbeln anzeigen Vermutlich wurde mit diesem Schlag der Kopf endgultig vom Rumpf getrennt nachdem zuvor vergeblich versucht wurde den Mann von vorn zu kopfen Der dritte Lendenwirbel wurde von einem von oben gefuhrten und der vierte Lendenwirbel von einem von unten gefuhrten Schlag beschadigt Die Langknochen der rechten Korperhalfte sowie die linke Beckenpartie weisen weitere Frakturen und Absplitterungen auf Nach Lage der Leiche im Torf war jedoch ein Teil der letztgenannten Frakturen ebenso wie die Lageverschiebung des rechten Huftgelenks hochstwahrscheinlich postmortal entstanden Neuere Untersuchungen aus den 2010er Jahren bestatigten dass die meisten Frakturen postmortal erfolgten also durch Krafteinwirkungen auf die Leiche im Moor bei der Bergung dem Transport oder der Konservierung 4 Auffallig an dem Skelett des Mannes waren die linksseitig deutlich starker ausgepragten Armknochen die eine mogliche Linkshandigkeit des Mannes andeuten Die Untersuchung der Torfschichten um den Rumpf des Toten ergaben in Verbindung mit der Pollenanalyse dass die mit Wasser gefullte Schlenke etwas ausgetieft wurde bevor der Korper des Mannes dort versenkt wurde Letzte Mahlzeit Bearbeiten Der Darmtrakt enthielt grossere Mengen verdauter Speisenreste wohingegen im Magen dagegen deutlich weniger Inhalt vorlag Aus einer Probe des Mageninhaltes konnte Ackersporgel Ampfer Knoterich Kolbenhirse Weizen sowie Beimengungen von Weissem Gansefuss Hederich Reste von Moosblattchen sowie das Haarstuck eines Menschen Reste von vier tierischen Haaren aus der Familie der Hirsche Cervidaen wie Reh Hirsch Elch oder Rentier und Quarzsandkorner bestimmt werden Die Probe aus dem Dunndarm enthielt ausser dem Menschenhaar die im Magen identifizierten Bestandteile In der Probe aus dem Enddarm wurden zusatzlich noch Holzkohleteilchen ein abgeschnittenes Menschenhaar und eine etwa 0 5 mm lange rote Wollfaser identifiziert Zusammenfassend beinhalteten seine letzten Mahlzeiten Hirse Weizen und etwas Fleisch moglicherweise vom Hirsch und einem Anteil wildwachsender Feldfruchte Einige wenige Samen von Unkrautern sind vermutlich unbeabsichtigt in die Nahrung gelangt 5 Fehlende Kleidung Bearbeiten Ausser dem um das linke Fussgelenk geschlungenen und verknoteten Wollfaden wurden keine weiteren Spuren oder Reste von Kleidung oder Schmuck beobachtet Der Wollfaden hat eine Lange von 54 cm einen Durchmesser von etwa 1 3 mm und besteht aus zwei in S Richtung verzwirnten Faden die in Z Richtung versponnen wurden Ob der Mann von Datgen allerdings auch nackt in das Moor gelangte ist nicht sicher da eine moglicherweise vorhandene Kleidung aus pflanzlichen Fasern im sauren Moormilieu vergangen sein kann Der Wollfaden diente hochstwahrscheinlich nicht zur Fesselung des Mannes da dieser dafur zu schwach ist Kopf Bearbeiten nbsp Die erhaltenen Kopfhaare mit Suebenknotenfrisur Nach Ansicht der untersuchenden Wissenschaftler gehort der abgetrennte Kopf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu dem ein halbes Jahr vorher gefundenen Korper Anhand der pollenanalytischen Untersuchungen der Torfschicht wurde der Kopf am Rande einer mit Wasser gefullten Schlenke niedergedruckt und es gab keine Anzeichen einer Eingrabung in den Grund des Loches Die Schadelknochen des Kopfes waren zu grossen Teilen durch das saure Moormilieu vergangen Das Gehirn lag im Kopf als stark geschrumpfte braune Masse vor die im Rontgenbild noch deutliche Strukturen der Gehirnwindungen erkennen liess Das sehr lange Kopfhaar trug der Mann zu einem Suebenknoten gebunden Die Lage des Knotens auf den Resten des Kopfes deutet an dass er den Suebenknoten entgegen den historischen Uberlieferungen nicht oberhalb der Schlafe sondern auf dem Hinterkopf trug Im Bereich des Gesichtes waren etwa 4 bis 4 5 mm lange krause Barthaare sichtbar Die Haare sind durch die Lagerung im Moorwasser braun gefarbt an einigen Stellen speziell im Inneren des Haarknotens sind noch hellblonde Haare erkennbar Todesursache Bearbeiten Mehrere der dem Mann beigebrachten Verletzungen hatten fur sich alleine schon zu seinem sicheren Tode gefuhrt beispielsweise der Herzstich die Enthauptung die Verletzungen an der Wirbelsaule oder die Kastration sofern diese vorlag Die Verletzungen an der Halswirbelsaule deuten an dass zunachst versucht wurde den Mann von der Vorderseite zu kopfen was schliesslich mit einem von der Ruckenseite gefuhrten Schnitt gelang Die genaue Abfolge der einzelnen Verletzungen lasst sich heute nicht mehr sicher rekonstruieren die Wissenschaft geht jedoch davon aus dass die eigentliche Todesursache der Herzstich ist und er erst anschliessend gekopft wurde Die hier vorliegende Mehrfachtotung Overkill ist ebenfalls bei zahlreichen anderen Moorleichen wie beispielsweise beim Lindow Mann oder dem Mann von Osterby zu beobachten Datierung Bearbeiten Aufgrund der Pollenanalyse aus den gezogenen Torfprofilen an der Fundstelle sowie 14C Datierungen dreier Proben aus Moorschichten unter und uber der Leiche in den 1960er Jahren ging man bisher davon aus dass der Mann etwa um die Mitte des 2 Jahrhunderts v Chr getotet wurde 6 Eine aktuellere 14C Datierung einer Haarprobe ergab dagegen einen Todeszeitpunkt im Zeitraum zwischen 135 und 385 n Chr 7 Deutungsversuche BearbeitenDer Mann von Datgen schien aufgrund seiner korperlichen Merkmale wie gepflegter Finger und Fussnagel sowie seiner langen Haare eine herausgehobene soziale Stellung in seinem mehr oder weniger weiten Umfeld innegehabt zu haben Aufgrund der Fundsituation des Mannes der Mehrfachtotung mit der Enthauptung der moglichen Entmannung und seiner getrennt im Moor festgesteckten Korperteile stellte Karl Wilhelm Struve in den 1960er Jahren angelehnt an Berichte des Publius Cornelius Tacitus in seiner Germania eine sogenannte Strafopferthese zur Diskussion Danach wurde der Mann moglicherweise fur ein Vergehen wie eventuell Ehebruch Mord oder Vergehen an einem Heiligtum bestraft und anschliessend geopfert Daneben stellte er noch weitere damals gangige Theorien zur Diskussion wobei er aber auch starke Bedenken an der Strafopfertheorie aussert Als wahrscheinlichere Theorie nennt er einen privat motivierten Mord in Verbindung mit der Vorstellung durch die mehrfache Totung die Verstummelung und das getrennte Verscharren an einem scheinbar unfruchtbaren Ort den Toten an einer Wiederkehr zu hindern 8 Aber auch nach den neuesten Untersuchen lasst sich weder bestatigen noch widerlegen ob einige der Knochenfrakturen Folge einer Mehrfachtotung Ubertotung Overkill sind 4 Literatur BearbeitenMichael Gebuhr Der Mann von Datgen Orgie der Wut oder Furcht vor dem Toten In Mechtild Freudenberg Hrsg Tod und Jenseits Totenbrauchtum in Schleswig Holstein von der Jungsteinzeit bis zur Eisenzeit Verein zur Forderung des Archaologischen Landesmuseums Schleswig 2007 ISBN 978 3 00 019089 6 S 86 89 Karl Wilhelm Struve Die Moorleiche von Datgen Ein Diskussionsbeitrag zur Strafopferthese In Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Christian Albrechts Universitat zu Kiel Hrsg Offa Berichte u Mitteilungen zur Urgeschichte Fruhgeschichte u Mittelalterarchaologie Band 24 Wachholtz 1967 ISSN 0078 3714 S 33 76 Wijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor Die vor und fruhgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa Batavian Lion International Amsterdam 1996 ISBN 90 6707 416 0 S 67 84 180 niederlandisch Originaltitel Vereeuwigd in het veen Ubersetzt von Henning Stilke Einzelnachweise Bearbeiten Karl Wilhelm Struve Die Moorleiche von Datgen Ein Diskussionsbeitrag zur Strafopferthese In Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Christian Albrechts Universitat zu Kiel Hrsg Offa Berichte u Mitteilungen zur Urgeschichte Fruhgeschichte u Mittelalterarchaologie Band 24 Wachholtz 1967 ISSN 0078 3714 S 34 Abb 1 Johanna Mestorf Die Kleiderreste aus dem Moor von Daetgen Ksp Nortorf In Bericht des Schleswig Holsteinischen Museums Vaterlandischer Altertumer bei der Universitat Kiel Band 44 Lipsius amp Tischer Kiel 1907 S 17 20 Albrecht Ketelsen Die Konservierung der Moorleiche von Datgen In Der Praparator Band 12 1966 ISSN 0032 6542 S 35 41 a b c d Heather Catherine Gill Robinson The iron age bog bodies of the Archaeologisches Landesmuseum Schloss Gottorf Schleswig Germany Dissertation University of Manitoba Manitoba Kanada 2006 ISBN 978 0 494 12259 4 englisch Otto Martin Bericht uber die Untersuchung der Speisereste in der Moorleiche von Datgen In Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Christian Albrechts Universitat zu Kiel Hrsg Offa Berichte u Mitteilungen zur Urgeschichte Fruhgeschichte u Mittelalterarchaologie Band 24 Wachholtz 1967 ISSN 0078 3714 S 77 78 L Aletsee Datierungsversuch der Moorleichenfunde von Datgen In Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Christian Albrechts Universitat zu Kiel Hrsg Offa Berichte u Mitteilungen zur Urgeschichte Fruhgeschichte u Mittelalterarchaologie Band 24 Wachholtz 1967 ISSN 0078 3714 S 79 83 Johannes van der Plicht Wijnand van der Sanden A T Aerts H J Streurman Dating bog bodies by means of 14C AMS In Journal of Archaeological Science Band 31 Nr 4 April 2004 ISSN 0305 4403 S 471 491 doi 10 1016 j jas 2003 09 012 englisch ub rug nl PDF 388 kB abgerufen am 2 Juni 2010 Karl Wilhelm Struve Die Moorleiche von Datgen Ein Diskussionsbeitrag zur Strafopferthese In Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Christian Albrechts Universitat zu Kiel Hrsg Offa Berichte u Mitteilungen zur Urgeschichte Fruhgeschichte u Mittelalterarchaologie Band 24 Wachholtz 1967 ISSN 0078 3714 S 39 71 hier speziell S 71 72 Weblinks BearbeitenGeschichte der Gemeinde Datgen Amt Nortorfer Land abgerufen am 5 Dezember 2011 PersonendatenNAME Mann von DatgenKURZBESCHREIBUNG MoorleicheGEBURTSDATUM zwischen 2 Jahrhundert und 4 JahrhundertSTERBEDATUM zwischen 138 und 385STERBEORT bei Datgen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mann von Datgen amp oldid 230470831