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Die Prasidentschaft Madras engl Madras Presidency offiziell Prasidentschaft Fort St George engl Presidency of Fort St George auch Provinz Madras engl Madras Province war eine Verwaltungseinheit Britisch Indiens Die Hauptstadt war das namensgebende Madras heute Chennai Die Prasidentschaft umfasste zum Zeitpunkt ihrer grossten Ausdehnung weite Teile Sudindiens Im Wesentlichen umfasste sie den heutigen Bundesstaat Tamil Nadu grosse Teile von Andhra Pradesh und den Nordteil Keralas Karte der Prasidentschaft Madras 1880 Die Prasidentschaft Madras war neben der Prasidentschaft Bombay und der Prasidentschaft Bengalen eine von drei ursprunglichen Verwaltungseinheiten der Britischen Ostindien Kompanie Sie ging aus dem 1640 gegrundeten Fort St George in Madras hervor Hatte die Britische Ostindien Kompanie anfangs nur einzelne Stutzpunkte an den Kusten unterhalten erlangte sie als Folge der Karnatischen Kriege und den Mysore Kriege in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts die Territorialgewalt uber grosse Teile des Hinterlandes 1858 wurde die Prasidentschaft Madras gemeinsam mit den anderen Besitzungen der Britischen Ostindien Kompanie direkt der britischen Krone unterstellt Nach der indischen Unabhangigkeit 1947 ging aus der Prasidentschaft Madras der Bundesstaat Madras hervor 1953 wurde der Nordteil als Bundesstaat Andhra abgespalten Der verbliebene Bundesstaat Madras wurde 1956 nach den Sprachgrenzen des Tamil neu gegliedert und 1969 in Tamil Nadu umbenannt Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Lage und Ausdehnung 1 2 Naturraum und Klima 2 Geschichte 3 Bevolkerung 3 1 Sprachen 3 2 Religion 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenLage und Ausdehnung Bearbeiten nbsp Karte der Prasidentschaft Madras Nordteil 1909 nbsp Karte der Prasidentschaft Madras Sudteil 1909 Anfang des 19 Jahrhunderts hatte die Prasidentschaft Madras ihre grosste Ausdehnung erreicht die bis zum Ende der Kolonialherrschaft im Wesentlichen unverandert blieb Ihre Flache wird 1908 mit 367 014 Quadratkilometern angegeben 1 Damit war die Prasidentschaft Madras etwas grosser als die heutige Bundesrepublik Deutschland Zusammen mit den funf kleineren Furstenstaaten die ihr politisch unterstanden sowie dem Furstenstaat Mysore und der Provinz Coorg die fast vollig vom Gebiet der Prasidentschaft Madras umschlossen waren umfasste sie den sudlichen Teil der Indischen Halbinsel zwischen dem Arabischen Meer im Westen und dem Golf von Bengalen im Osten Im Norden grenzte die Prasidentschaft Madras von Westen nach Osten an die Prasidentschaft Bombay den Furstenstaat Hyderabad die Zentralprovinzen und die Prasidentschaft Bengalen bzw ab 1912 an die Provinz Orissa Ganzlich vom Gebiet der Prasidentschaft Madras umschlossen wurden die Furstenstaaten die ihr unterstanden Travancore und Cochin an der Sudwestkuste Pudukkottai im sudlichen Kustenhinterland sowie Sandur und Banganapalle im nordlichen Binnenland Ausserdem lagen vier der funf Teilgebiete Franzosisch Indiens Pondicherry Karaikal Mahe und Yanam als Enklaven an der Kuste der Prasidentschaft Madras Im Suden wurde die Prasidentschaft Madras durch eine schmale Meerenge von der britischen Kronkolonie Ceylon heute Sri Lanka getrennt Zur Prasidentschaft Madras gehorten fast das gesamte Gebiet des heutigen Bundesstaats Tamil Nadu ohne die Distrikte Kanyakumari und Pudukkottai der gesamte Bundesstaat Andhra Pradesh ohne Telangana der Nordteil Keralas Region Malabar kleinere Teile von Karnataka Distrikte Bellary Dakshina Kannada und Udupi und Odisha Distrikte Ganjam Malkangiri Koraput Rayagada Nabarangpur und Gajapati sowie das Unionsterritorium Lakshadweep Naturraum und Klima Bearbeiten Das Gebiet der Prasidentschaft Madras hatte Anteil an mehreren Naturraumen Der grosste Teil entfiel auf die breite Kustenebene an der Koromandelkuste im Osten Dahinter erheben sich die Ostghats eine in mehrere Gebirgszuge aufgeteilte Bergkette die Hohen von uber 1600 Metern erreicht In seinen zentral westlichen Teilen hatte die Prasidentschaft Madras Anteil am Dekkan Plateau das sich jenseits der Ostghats erstreckt Ferner gehorte zur Prasidentschaft Madras ein Abschnitt der Malabarkuste im Westen Im Gegensatz zur Ostkuste ist der Kustenstreifen hier nur sehr schmal und wird unvermittelt von den steil aufragenden Westghats begrenzt Hier finden sich mit uber 2600 Metern die hochsten Erhebungen Rund 200 Kilometer westlich der Malabarkuste liegen im Arabischen Meer die Inselgruppen der Lakkadiven und Amindiven Die drei grossten Flusse im Gebiet der Prasidentschaft Madras der Godavari der Krishna Kistna und der Kaveri Cauvery entspringen in den Westghats und fliessen von dort in ostlicher Richtung in den Golf von Bengalen Ihre Deltas besitzen fruchtbare Boden und werden intensiv landwirtschaftlich genutzt Wahrend die Walder im Flachland schon vor Beginn der britischen Kolonialzeit abgeholzt wurden sind die Berge der Ost und Westghats bis heute dicht bewaldet Das Klima unterscheidet sich in den verschiedenen Zonen die zur Prasidentschaft Madras gehorten betrachtlich Durch die Lage in den Tropen schwanken die Temperaturen im Jahresmittel nur wenig dagegen hangen sie stark von der Hohenlage ab So liegen in Vijayawada im Tiefland die durchschnittlichen Tageshochsttemperaturen zwischen 40 C im heissesten Monat dem Mai und 30 C im kaltesten dem Januar Im Bergort Kodaikanal werden dagegen auch im Mai nur 21 C erreicht im November fallen die Temperaturen auf 16 C Die Niederschlagsverhaltnisse werden wie in ganz Indien massgeblich vom Monsun beeinflusst An der Westkuste regnet es wahrend des Sommermonsuns zwischen Juni und September wahrend an der Ostkuste der Wintermonsun von Oktober bis Dezember die Hauptregenzeit ist Zwischen Januar und Mai ist es uberall trocken Die Westkuste empfangt einen durchschnittlichen Jahresniederschlag von rund 3800 mm Mangaluru Entsprechend uppig ist hier die Vegetation In den im Regenschatten der Westghats gelegenen Gebieten auf dem Dekkan Plateau und in den sudlichen Bereichen des ostlichen Kustenhinterlandes herrschen dagegen bei deutlich geringeren Niederschlagsmengen 560 mm in Anantapur halbwustenahnliche Bedingungen vor 2 Geschichte BearbeitenDie erste britische Niederlassung im Stadtgebiet von Madras Chennai entstand 1639 Im Jahr darauf wurde mit dem Bau des Fort St George begonnen 1641 wurde der Platz das Hauptquartier der Kompanie an der Koromandelkuste und 1653 als Prasidentschaft losgelost von Bantam auf Java 1763 trat der Nawab von Arcot das Umland an die Briten ab und 1766 der Nizam von Hyderabad die Northern Circars Weitere Erwerbungen folgten im Zuge der Kriege gegen Mysore und die Marathen 1785 trat an Stelle des Prasidenten ein Gouverneur der dem General Gouverneur in Calcutta Kolkata unterstand 1858 ging die Hoheit uber Indien an die britische Krone uber Madras bestand als Provinz bis zur Unabhangigkeit Indiens am 15 August 1947 siehe Geschichte Indiens Nach der Verfassung der Republik Indien vom 26 Januar 1950 war Madras ein Staat der Gruppe A mit einem vom Prasidenten ernannten Gouverneur und einer parlamentarischen Regierung Der Staat hatte 1951 eine Flache von 330 976 km und 57 Millionen Einwohner Zwischen 1953 und 1956 wurden die Bundesstaaten Sudindiens durch den States Reorganisation Act nach den Sprachgrenzen neuorganisiert Am 1 Oktober 1953 wurde der telugusprachige Norden von Madras ein eigener Staat mit der Bezeichnung Andhra Hauptstadt Kurnool Dieser wurde am 1 November 1956 mit dem ebenfalls telugusprachigen Osten des Staates Hyderabad vereinigt und in Andhra Pradesh umbenannt Hauptstadt Hyderabad Zum selben Zeitpunkt kamen die kannadasprachigen Teile von Madras zum Bundesstaat Mysore 1973 in Karnataka umbenannt und die malayalamsprachigen Gebiete zu Kerala Der tamilischsprachige Sudteil verblieb beim Bundesstaat Madras Dieser heisst seit 1969 Tamil Nadu Bevolkerung BearbeitenSprachen Bearbeiten Die Prasidentschaft Madras war ein sprachlich inhomogenes Gebiet In den verschiedenen Teilen der Prasidentschaft wurden jeweils unterschiedliche Sprachen gesprochen die grosstenteils zu der in Sudindien verbreiteten dravidischen Sprachfamilie gehoren Die beiden grossten Sprachen waren das Tamil das im sudlichen Teil der Ostkuste gesprochen wurde sowie das in deren Nordteil verbreitete Telugu Wahrend das tamilische Sprachgebiet Sudindiens fast ganzlich in die Prasidentschaft Madras fiel war das Telugu auch ausserhalb von Madras in den angrenzenden Gebieten des Furstenstaats Hyderabad verbreitet Zusammengerechnet machten die Sprecher dieser beiden Sprachen mehr als drei Viertel der Bevolkerung der Prasidentschaft aus Daneben wurden an der Westkuste im Distrikt Malabar Malayalam und in South Kanara hauptsachlich Tulu gesprochen Im Distrikt Bellary war Kannada die grosste Sprache und im Distrikt Ganjam im aussersten Nordosten war Oriya sprachig Bis auf Tulu setzte sich das Verbreitungsgebiet dieser Sprachen jeweils uber die Grenzen der Prasidentschaft Madras hinweg Ausserdem gab es verstreute sprachliche Minderheiten etwa Sprecher des Hindustani Urdu unter Teilen der muslimischen Bevolkerung Konkani Sprecher entlang der Westkuste und Sprecher verschiedener kleinerer Sprachen wie Khond Savara Gadaba Koya und Gondi unter der Stammesbevolkerung Sprachen in der Prasidentschaft Madras 1901 3 Sprache Personen AnteilTamil 15 182 957 39 7 Telugu 14 276 509 37 4 Malayalam 2 861 297 7 5 Oriya 1 809 314 4 7 Kannada 1 518 579 4 0 Hindustani 880 145 2 3 Andere 1 680 635 4 4 Religion Bearbeiten nbsp Dorfgottheiten bei Cuddalore 1913 Die meisten Einwohner der Prasidentschaft Madras waren Hindus Bei der Volkszahlung 1901 machten sie 89 der Bevolkerung aus Die grosste Minderheit waren die Muslime mit 6 5 Besonders hoch war der muslimische Bevolkerungsanteil an der Malabarkuste und auf dem Dekkan Christen machten 2 3 der Bevolkerung aus Als Animisten wurden 1 7 der Bevolkerung gezahlt Religionen in der Prasidentschaft Madras 1901 4 Religion Personen AnteilHinduismus 34 048 091 89 4 Islam 2 467 351 6 5 Christentum 865 528 2 3 Animistische Religionen 641 730 1 7 Andere 43 473 0 1 Siehe auch BearbeitenListe der Gouverneure und Prasidenten der Prasidentschaft MadrasLiteratur BearbeitenDer Grosse Brockhaus Wiesbaden 1954 The Imperial Gazetteer of India Band 16 Kotchandpur to Mahavinayaka New edition Clarendon Press Oxford 1908 S 234 363 Stichwort Madras Presidency Schwartzberg Joseph E Hrsg A historical atlas of South Asia 2 A New York Oxford 1992 ISBN 0 19 506869 6Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Madras Presidency Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten 141 705 Quadratmeilen siehe The Imperial Gazetteer of India Oxford 1908 Bd 16 S 234 Durchschnittliche Klimadaten zwischen 1901 und 2000 siehe India Meteorological Department Monthly Mean Maximum amp Minimum temperature and monthly total rainfall of important stations for the period 1901 2000 Memento des Originals vom 17 Oktober 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www imd gov in PDF 1 4 MB The Imperial Gazetteer of India Band 16 Kotchandpur to Mahavinayaka New edition Oxford 1908 S 260 The Imperial Gazetteer of India Band 16 Kotchandpur to Mahavinayaka New edition Oxford 1908 S 263 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Madras Prasidentschaft amp oldid 229067759