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In zehn Luftangriffen auf Gera im Zweiten Weltkrieg warfen alliierte Luftstreitkrafte fast ausschliesslich die United States Army Air Forces von Mai 1944 bis April 1945 insgesamt 550 Tonnen Bombenlast uber Gera ab Etwa 550 Zivilisten verloren ihr Leben einschliesslich Artilleriebeschuss und Tieffliegerangriffe 1 800 Wohnungen wurden zerstort es gab 11 450 Obdachlose Zahlreiche Gewerbe und Versorgungsbetriebe offentliche Gebaude und Kulturbauten fielen den Angriffen zum Opfer Insgesamt 250 ganz uberwiegend schwere viermotorige Bomber flogen die Angriffe Im Fruhjahr 1945 gab es praktisch keine Luftabwehr keine Flak oder Jagdflugzeuge mehr Der schwerste Angriff war das Bombardement von 109 B 17 Flying Fortress am 6 April 1945 mit Spreng und Brandbomben besonders auf die Innenstadt Untermhaus und Pforten eine Woche vor Einmarsch der US Bodentruppen Ein geplantes finales Flachenbombardement durch die britische Royal Air Force blieb der Stadt erspart da die Zeit dafur bis zur amerikanischen Besetzung am 14 April nicht mehr reichte 1 Inhaltsverzeichnis 1 Luftschutzmassnahmen 2 Angriffsplanungen 3 Die einzelnen Angriffe 4 Todesopfer und materielle Schaden 5 Verluste und Schaden an Kulturbauten 6 Begrabnis und Gedenkstatten 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksLuftschutzmassnahmen Bearbeiten nbsp US Luftbild Gera Mai 1944Im Rahmen des passiven Luftschutzes spielten die Geraer Hohler eine besondere Rolle Es handelt sich dabei um ein System kunstlicher unterirdischer Hohlraume Tiefkeller unterhalb der Ebene der normalen Keller das fruher vor allem zur kuhlen Lagerung von Bier angelegt worden war Diese wurden nun systematisch untereinander verbunden Offentliche Luftschutzraume gab es auch unter Brauereien und unter dem Schloss Gera gehorte zur Gruppe der Luftschutzorte II Ordnung in denen keine bombensicheren Luftschutzbunker gebaut wurden 2 Die Luftschutzprobleme verscharften sich noch dadurch dass Gera ab 1943 Luftkriegsevakuierte aus dem Ruhrgebiet aufnehmen musste speziell aus Wuppertal Barmen Auch bei der Aufnahme ganzer Schulen im Rahmen der Kinderlandverschickung aus diesem Raum war Gera beteiligt 3 Dazu kamen ab Anfang 1945 Heimatvertriebene aus den Ostgebieten So nahm die Bevolkerungsdichte in der Stadt laufend zu Angriffsplanungen BearbeitenIn der britischen Liste von Angriffszielen im Rahmen der Area Bombing Directive in Deutschland im Zweiten Weltkrieg mit Fischdecknamen war Gera als Weisser Marlin Schwertfisch Speerfisch aufgefuhrt 4 5 Gera war mit seinem Gaswerk Bahnhofsanlagen und Industrie im laufend aktualisierten Bomben Baedeker fur die britische Luftkriegsplanung und die Bomberbesatzungen enthalten 6 Auf einer revidierten Liste von Charles Portal dem Oberbefehlshaber der RAF vom Januar 1945 war Gera als Ziel unter den deutschen Stadten aufgefuhrt die noch uber grossere unzerstorte Stadtflachen verfugten 7 Ab Februar 1945 stand Gera als Fullziel auf einer Liste fur alliierte Flachenbombardements Begrundung zur Erleichterung des sowjetischen Vormarsches zur Behinderung von Truppen und Fluchtlingsbewegungen 8 Die einzelnen Angriffe Bearbeiten nbsp Amerikanische Boeing B 17 Flying Fortress beim Bombenwurf im Zweiten Weltkrieg nbsp Amerikanische B 24 Liberator nbsp Kriegsschaden in Gera 1945Die folgenden Angaben basieren im Wesentlichen auf dem Standardwerk von Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 9 Bis auf den ersten und den letzten Bombenangriff die von der RAF durchgefuhrt wurden handelte es sich um Einsatze der 8th Air Force der USAAF und mit Ausnahme des Abwurfs 1940 immer um Tagesangriffe von insgesamt 250 schweren viermotorigen Bombern Die hauptsachlichen Attacken begannen mit dem Start der amerikanischen Grossoffensive gegen die mitteldeutschen Hydrierwerke im Mai 1944 Ostthuringen lag am Ende der alliierten Bomberstrasse zu diesen und anderen Zielen in Mitteldeutschland die starken deutschen Flakstellungen auswich Dadurch erhohte sich auch fur Gera die Wahrscheinlichkeit fur Gelegenheitsangriffe durch Bomberverbande die ihr Primarziel nicht gefunden hatten oder deutscher Flakabwehr ausgewichen waren 10 18 August 1940 gegen 22 00 Uhr uberraschender Angriff eines Flugzeugs der RAF mit Spreng und Brandbomben auf Gera Liebschwitz Neu Taubenpreskeln Drei Menschen wurden getotet drei weitere verletzt 11 12 13 12 Mai 1944 auf Gera als Gelegenheitsziel warfen 14 US Flugzeuge des Typs B 17 Flying Fortress 25 Tonnen Sprengbomben auf Reichsbahnanlagen von Zwotzen bis zur Neuen Strasse auf Wohngebiete und Industrie Im Lazarett Stadtgarten starben acht Verwundete und zwei Schwestern Insgesamt gab es 85 Tote 80 Wohnungen wurden zerstort 14 28 Mai 1944 Pfingstsonntag sechs B 17 der 3rd Bombardment Division warfen auf Gera als Gelegenheitsziel 11 4 Tonnen Sprengbomben auf Bahngelande Industrie und Wohngebiete Es gab 3 Tote 20 Wohnungen wurden zerstort 7 Juli 1944 eine B 17 Flying Fortress sturzte uber Liebschwitz ab 13 September 1944 elf B 17 Bomber griffen in Verwechslung 15 mit ihrem eigentlichen Primarziel Merseburg Fehlwurf aus 8 000 m Hohe Gera mit 27 5 Tonnen Sprengbomben an Betroffen waren besonders der Stadtteil Tinz und das Ostviertel Hospital Bergschule eine Maschinenfabrik wurden getroffen 200 Wohnungen zerstort Es gab 800 Obdachlose und 44 Tote 7 Oktober 1944 12 Fliegende Festungen warfen auf Gera als Gelegenheitsziel 27 Tonnen Sprengbomben ab Schwere Schaden entstanden im Sudbahnhofsviertel 200 Wohnungen wurden zerstort es gab 1 100 Obdachlose und 62 Tote 30 November 1944 21 Bomber warfen auf Gera als Gelegenheitsziel 52 Tonnen Sprengbomben Betroffen waren besonders das Sudbahnhofsviertel Industrie und Bahnanlagen von Zwotzen bis zum Hauptbahnhof Getroffen wurde auch das Reussische Theater 120 Wohnungen wurden zerstort es gab 13 Tote 6 Februar 1945 Fur 30 schwere Bomber war Gera Gelegenheitsziel mit Abwurf von 34 Tonnen Sprengbomben Besonders getroffen wurde Tinz 30 Wohnungen wurden zerstort es gab 90 Tote 23 Februar 1945 Gera war wahrend der Operation Clarion das Primarziel von 46 B 24 Bombern der 2nd Air Division der 8th Air Force mit 107 8 Tonnen Bomben Starke Schaden entstanden beidseits des Bahnkorpers von Zwotzen bis zu den Hofwiesen an Industrieanlagen und in Wohngebieten 150 Wohnungen wurden zerstort es gab 800 Obdachlose und 36 Tote 6 April 1945 an diesem Schwarzen Freitag war Gera das Ziel eines schweren US Luftangriffs 16 109 Fliegende Festungen B 17 der 3rd Air Division begleitet von rund 100 Mustang Jagdflugzeugen warfen von 10 18 Uhr bis 10 32 Uhr 311 4 Tonnen Bombenlast uber Gera ab uberwiegend Sprengbomben aber auch 15 840 Stabbrandbomben Es handelte sich um einen konzentrierten Angriff aus etwa 4 500 m Hohe im Teppichwurf Schwere Schaden entstanden besonders in der Stadtmitte in Untermhaus und in Debschwitz 1 000 Wohnungen wurden zerstort 8 000 Menschen wurden obdachlos 160 Geraer starben Getroffen wurden das Schloss Osterstein und andere Kulturbauten das Stadtmuseum Kaufhauser Hotels Alte Post Goldene Sonne Kronprinz Schulen Heime viele andere offentliche Gebaude Banken Versorgungsbetriebe Schlachthof Kraftwerk Guterbahnhof und Werkanlagen Ein grosser Teil der Innenstadt brannte Die Geraer Kasernen blieben intakt Nach dem Bomberangriff gab es Einsatze von Tieffliegern uber dem Stadtgebiet Die Luftschutz Verantwortlichen von Gera registrierten die relativ wenigen Toten in Relation zu den erheblichen Gebaudeschaden als Erfolg ihrer Schutzmassnahmen 7 April 1945 Ein Bomber der RAF warf eine 4 000 Pfund Luftmine und 9 Sprengbomben uber dem noch brennenden Stadtzentrum ab Das Stadtmuseum mit seinen Sammlungen wurde erneut getroffen wie bereits am Tag vorher Es gab drei Tote 11 und 12 April 1945 Bei Artilleriebeschuss und durch Tiefflieger mit Bordwaffenbeschuss starben 11 Menschen 14 April 1945 US Truppen ziehen ohne Widerstand in Gera ein Todesopfer und materielle Schaden BearbeitenDie Zahl der zivilen Todesopfer lag bei insgesamt 550 einschliesslich Artilleriebeschuss und Tieffliegereinsatze Die Zahl der Verletzten war noch deutlich grosser 1 800 Wohnungen wurden zerstort 11 450 Menschen wurden obdachlos 17 Zahlreiche Gewerbe und Versorgungsbetriebe offentliche Gebaude und Kulturbauten fielen den Angriffen zum Opfer Verluste und Schaden an Kulturbauten BearbeitenDiese Angaben basieren auf dem Standardwerk Eckardt Gotz Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg 1978 in Band 2 Rudolf Ziessler Gera Stadtkreis Gera Ausserdem herangezogen Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 Schloss Osterstein das fruhere Residenzschloss von Reuss jungerer Linie wurde am 6 April 1945 schwer durch Bomben getroffen und brannte einschliesslich seiner Ausstattung Gobelinsaal Marmorsaal vollig aus auch die Schlosskirche war betroffen Die vernachlassigten Ruinen des Schlosses wurden 1962 gesprengt nur der Bergfried und Reste von Wirtschaftsgebauden und Schlosshof sind erhalten Auch verlagerte Ausstattungsstucke wurden vernichtet so die Gobelins im Schloss Schleiz Die barocke fruhere Orangerie wurde am 6 April 1945 besonders in ihrem Sudflugel durch Bomben stark beschadigt Auch die Parkanlage Kuchengarten erhielt Bombentreffer Das Furstlich Reussische Theater wurde bei einem Bombenangriff am 30 November 1944 getroffen das Kulissenhaus des Theaters am 6 April 1945 zerstort Das Stadtmuseum Gera das fruhere Zucht und Waisenhaus wurde bereits am 6 April 1945 schwer beschadigt und brannte mitsamt seiner Sammlungen aus dann wurde es noch durch eine Minenbombe am 7 April zerstort Die Alte Post wurde am 6 April 1945 mit Ausnahme der Strassenfront durch Bomben zerstort das Figurenportal beschadigt Das Naglersche Haus Burgstrasse 6 wurde am 6 April 1945 durch Bomben zerstort die Ruine 1946 abgetragen das beschadigte Portal geborgen Das Kutschenbachsche Haus Johannisplatz 3 brannte beim Bombenangriff am 6 April 1945 aus die Ruinen wurden nach 1954 beseitigt die barocke Portalanlage in einen Neubau einbezogen Das mit dem Kutschenbachschen verbundene Haus Markt 6 brannte am 6 April 1945 aus Die Hotels Goldene Sonne und Kronprinz brannten am 6 April aus Der Barockbau Markt 6 wurde zerstort Zahlreiche Einzelgebaude erlitten leichtere Schaden so die Trinitatiskirche und das Geraer Rathaus Historische Grabanlagen neben der Trinitatiskirche gingen verloren Begrabnis und Gedenkstatten Bearbeiten nbsp Bombenopfer 1944 45 auf Ostfriedhof in Gera Teilansicht nbsp 142 Bombenopfer von 1944 45 auf Grabfeld auf Ostfriedhof in GeraAuf dem Geraer Ostfriedhof findet sich ein grosses Graberfeld mit steinernen Grabkreuzen nach der Art des Volksbundes Deutsche Kriegsgraberfursorge und einer Tafel mit der Inschrift Auf diesem Feld ruhen 142 Opfer der Bombenangriffe des 2 Weltkrieges auf die Stadt Gera Die Sterbedaten beginnen im Mai 1944 und enden im April 1945 Etwas entfernt liegt ein zweites kleineres Graberfeld mit Bombenopfern Dort wurden auch zahlreiche betroffene Fluchtlinge aus Schlesien darunter Diakonissen beigesetzt Literatur BearbeitenOlaf Groehler Bombenkrieg gegen Deutschland Akademie Verlag Berlin 1990 ISBN 3 05 000612 9 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 Michael Imhof Verlag Petersberg 2012 ISBN 978 3865686367 Rudolf Ziessler Gera In Eckardt Gotz Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Eine Dokumentation der Schaden und Totalverluste auf dem Gebiet der DDR Henschel Verlag Berlin 1978 Band 2 S 507 511 Bomber in sieben Wellen uber Gera Ostthuringer Zeitung Gera 6 April 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 166 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 18 20 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 13 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 28 Olaf Groehler Bombenkrieg gegen Deutschland 1990 S 35 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 26 ff Olaf Groehler Bombenkrieg gegen Deutschland 1990 S 385 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 39 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 178 179 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 40 41 Chronologie Geschichte Gera 1 Wikipedia Liebschwitz Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 Imhoff 2012 S 179 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 46 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 63 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 126 142 Gunter Sagan Ostthuringen im Bombenkrieg 1939 1945 2012 S 178 179 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luftangriffe auf Gera Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bomber uber Gera am 6 April 1945 2 2010 Gera Chronik 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Gera amp oldid 206595009