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Loxapin Handelsname Adasuve ist eine synthetisch hergestellte chemische Verbindung aus der Gruppe der Dibenzoxazepin Derivate die als Arzneistoff Neuroleptikum zur schnellen Kontrolle von leichter bis krankhafter Unruhe bei erwachsenen Patienten mit Schizophrenie oder bipolarer Storung eingesetzt wird StrukturformelAllgemeinesFreiname LoxapinAndere Namen 2 Chlor 11 4 methylpiperazin 1 yl dibenzo b f 1 4 oxazepin IUPAC Summenformel C18H18ClN3OKurzbeschreibung farbloser Feststoff 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 1977 10 2 27833 64 3 Succinat EG Nummer 217 835 3ECHA InfoCard 100 016 215PubChem 3964ChemSpider 3827DrugBank DB00408Wikidata Q58614ArzneistoffangabenATC Code N05AH01Wirkstoffklasse NeuroleptikumWirkmechanismus Antagonist an D2 Rezeptor 5HT2A Rezeptor Hauptwirkmechanismus EigenschaftenMolare Masse 327 81 g mol 1Aggregatzustand festSchmelzpunkt 151 153 C Succinat 1 Loslichkeit loslich in Dimethylsulfoxid DMSO 2 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 Succinat keine GHS PiktogrammeH und P Satze H keine H SatzeP keine P Satze 1 Toxikologische Daten 65 mg kg 1 LD50 Maus oral 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Klinische Angaben 1 1 Anwendungsgebiete Indikationen 1 2 Art und Dauer der Anwendung 1 3 Gegenanzeigen Kontraindikationen 1 4 Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten 1 5 Schwangerschaft und Stillzeit 1 6 Besondere Patientengruppen 1 7 Unerwunschte Wirkungen Nebenwirkungen 2 Pharmakologische Eigenschaften 2 1 Wirkungsmechanismus Pharmakodynamik 2 2 Aufnahme und Verteilung im Korper Pharmakokinetik 3 Chemische und pharmazeutische Informationen 3 1 Synthese 3 2 Analytik 3 2 1 Identitatsprufung 3 2 2 Reinheitsprufung 3 2 3 Gehaltsbestimmung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksKlinische Angaben BearbeitenAnwendungsgebiete Indikationen Bearbeiten Loxapin ist angezeigt zur schnellen Kontrolle von leichter bis mittelschwerer Agitiertheit bei erwachsenen Patienten mit Schizophrenie oder bipolare Storung 4 Art und Dauer der Anwendung Bearbeiten Loxapin ist das erste inhalativ anzuwendende Neuroleptikum Es darf derzeit nur unter stationaren Bedingungen angewendet werden 4 Es ist in Dosen von 4 5 mg bis zu maximal zwei Mal je 9 1 mg wirksam Unmittelbar nach der Behandlung der akuten Agitationssymptomen ist eine regulare Behandlung einzuleiten 5 Gegenanzeigen Kontraindikationen Bearbeiten Gegenanzeigen sind eine Uberempfindlichkeit gegen den Loxapin oder den Metaboliten Amoxapin sowie Patienten mit akuten respiratorischen Symptomen oder aktiven Atemwegserkrankungen Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung COPD 5 Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten Bearbeiten Die gleichzeitige Anwendung von Loxapin mit Alkohol Beruhigungs und Schlafmitteln wie beispielsweise den Benzodiazepinen oder Wirkstoffen die die Atemfunktion behindern beispielsweise opioide Schmerzmittel kann mit ubermassiger Schlafrigkeit und Atemfunktionsstorungen bis zum Atemversagen verbunden sein Loxapin wird von dem Enzymsystem CYP1A2 abgebaut Der schnellere Abbau bewirkt dass die Blutkonzentration an Loxapin und seinen Stoffwechselprodukten bei Rauchern niedriger ist als bei Nichtrauchern Die gleichzeitige Anwendung von Wirkstoffen wie dem Psychopharmakon Fluvoxamin den Antibiotika Ciprofloxacin und Enoxacin dem Blutdrucksenker Propranolol oder dem Entzundungshemmer Rofecoxib kann die Nebenwirkungen von Loxapin verstarken 5 Schwangerschaft und Stillzeit Bearbeiten Neugeborene die wahrend des dritten Trimenons der Schwangerschaft wiederholt gegenuber Antipsychotika exponiert waren sind durch Nebenwirkungen einschliesslich extrapyramidaler Symptome und oder Entzugserscheinungen gefahrdet deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren konnen Im Tierversuch wurde gezeigt dass Loxapin und seine Metaboliten bei laktierenden Hundinnen in die Milch ubergehen Die Menge in der Loxapin oder seine Metaboliten in die Muttermilch abgesondert werden ist nicht bekannt 5 Besondere Patientengruppen Bearbeiten Die Sicherheit und Wirksamkeit von Loxapin bei Patienten unter 18 Jahren oder uber 65 Jahren sowie bei Leber oder Nierenfunktionsstorungen ist nicht belegt 6 Unerwunschte Wirkungen Nebenwirkungen Bearbeiten Sehr haufige Nebenwirkungen Sedierung Somnolenz Geschmacksstorung Haufige Nebenwirkungen Schwindel Rachenreizung Mundtrockenheit Mudigkeit Gelegentliche Nebenwirkungen Verstimmung Dyskinesen Dystonie Okulogyration kreisende Bewegung der Augen Tremor Akathisie Unruhe Hypotonie Bronchialkrampfe einschliesslich Keuchen Atemnot oder Husten Loxapin beeinflusst die Verkehrstuchtigkeit und die Fahigkeit zum Bedienen von Maschinen 5 Pharmakologische Eigenschaften BearbeitenWirkungsmechanismus Pharmakodynamik Bearbeiten Loxapin ist ein Antagonist an dopaminergen D2 Rezeptoren und serotonergen 5 HT2A Rezeptoren Daruber hinaus bindet die Substanz an noradrenerge histaminerge und cholinerge Rezeptoren was fur die pharmakologische Wirkung vermutlich auch eine Rolle spielt Seine pharmakologische Einstufung als eher typisches Neuroleptikum ist im Gegensatz zur chemischen Struktur Dibenzoxazepin die eine Einstufung als atypisches Neuroleptikum vermuten lasst wahrscheinlich auf den ausserst stark ausgepragten D2 Antagonismus im Vergleich zum 5 HT2A Antagonismus und sein Nebenwirkungsprofil zuruckzufuhren Dadurch kann gezielt die Wirkung von Dopamin und Serotonin unterdruckt werden Arzneilich wird das Salz der Bernsteinsaure das Loxapinsuccinat verwendet 4 7 Aufnahme und Verteilung im Korper Pharmakokinetik Bearbeiten Die Pharmakokinetik des inhalativen Loxapins ahnelt der i v Gabe und aufgrund der raschen Resorption wirkt es entsprechend schnell Die Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration Tmax betragt zwei Minuten die Wirkung tritt nach etwa zehn Minuten ein Dies zeigt dass Locaxapin eine extrem schnelle und innovative Alternative zu den bisherigen Therapieoptionen ist Loxapin wird rasch aus dem Plasma entfernt und in die Gewebe verteilt Tierexperimentelle Studien die im Anschluss an eine orale Anwendung durchgefuhrt wurden deuten auf eine anfanglich vorrangige Verteilung in Lunge Gehirn Milz Herz und Nieren hin Loxapin ist zu 96 6 an humane Plasmaproteine gebunden Es wird extensiv in der Leber unter Bildung mehrerer Metaboliten metabolisiert Die drei wesentlichen Stoffwechselwege umfassen Hydroxylierung zur Bildung von 8 OH Loxapin und 7 OH Loxapin N Oxidation zur Bildung von Loxapin N oxid und Demethylierung zur Bildung von Amoxapin 8 OH Loxapin ubt keine pharmakologische Wirkung auf den D2 Rezeptor aus wahrend der untergeordnete Metabolit 7 OH Loxapin eine hohe Bindungsaffinitat zu D2 Rezeptoren aufweist Loxapin ist ein Substrat fur mehrere CYP450 Isoenzyme In vitro Studien zeigten dass 7 OH Loxapin primar durch CYP 3A4 und 2D6 8 OH Loxapin primar durch CYP 1A2 Amoxapin primar durch CYP 3A4 2C19 und 2C8 und Loxapin N oxid durch FMO gebildet werden Die Ausscheidung von Loxapin erfolgt grosstenteils innerhalb der ersten 24 Stunden Die Metaboliten werden mit dem Urin in Form von Konjugaten und mit den Faeces unkonjugiert ausgeschieden Die terminale Eliminationshalbwertzeit T liegt zwischen 6 und 8 Stunden 5 Chemische und pharmazeutische Informationen BearbeitenSynthese Bearbeiten Der erste Schritt der Synthese ist die Bildung eines Diarylethers mittels der Williamson Ethersynthese bei der ein Phenolat als Nukleophil den durch die ortho standige Nitrogruppe aktivierten Halogenaromaten im Sinne einer nukleophilen aromatischen Substitution SNAr angreift 8 Alternativ ist auch eine Katalyse durch Kupfersalze moglich was auch als Ullmann Ethersynthese bezeichnet wird 9 Dabei hat die Nitrogruppe die Funktion eines Aktivators fur den ersten Reaktionsschritt 10 Ein primares aromatisches Amin wird im zweiten Schritt durch Reduktion der Nitrogruppe im sauren Milieu mithilfe von Metallen wie zum Beispiel Zink als Reduktionsmittel gebildet 11 Im Weiteren wird die primare aromatische Aminogruppe mit Phosgen zum Isocyanat umgesetzt 12 Da Phosgen sehr giftig ist kann alternativ auch Chlorameisensaureethylester zum Einsatz kommen 10 Danach erfolgt die Bildung eines N N disubstituierten Harnstoffderivats durch Addition des sekundaren Amins von Methylpiperazin an die Isocyanat Gruppe 8 11 Den letzten Schritt der Synthese bildet die hier etwas abgewandelte Bischler Napieralski Reaktion die gewohnlich zur Darstellung von Isochinolin eingesetzt wird 12 Es kommt unter Einwirkung von Phosphoroxychlorid POCl3 zu einer Cyclodehydratisierung Mechanistisch handelt es sich um eine elektrophile aromatische Substitution SEAr am Aromaten fur die mehrere mogliche Mechanismen postuliert werden nbsp Alternative SynthesewegeDa der Arzneistoff schon seit vielen Jahren bekannt ist und auch in anderen Landern schon lange zum Einsatz kommt finden sich noch weitere Moglichkeiten zur Synthese in der Literatur unter anderem mit anderen Ausgangskomponenten oder alternativen Reaktionswegen So kann beispielsweise der Einsatz von kauflich erwerbbarem 2 4 Chlorphenoxy anilin die ersten Schritte ersetzen 10 oder der Ringschluss uber Bildung eines Lactams erfolgen 11 Analytik Bearbeiten Identitatsprufung Bearbeiten Prufung auf Chloridionen Die dem Nachweis vorausgehende Halogenabspaltung aus der organischen Verbindungen erfolgt durch Hydrogenolyse mit nascierendem Wasserstoff aus Zn HCl oder Raney Nickel Ethanol Die anschliessende Fallung mit Silbernitrat AgNO3 ergibt einen weissen Niederschlag 13 Prufung auf Amidine Die saurekatalysierte Hydrolyse ergibt ein Amid und ein primares aromatisches Amin Nach Verseifung des Amids konnen die Reaktionsprodukte entsprechend nachgewiesen werden Alternativ ist auch ein direkter Nachweis des Amids nach Aktivierung beispielsweise mittels Hydroxamsaure Reaktion moglich 13 Prufung auf primare aromatische Amine Der Nachweis erfolgt uber Diazotierung und Kupplung mit elektronenreichen Aromaten zu farbigen Azoverbindungen 13 Prufung auf tertiare Amine Wasserfreie Citronensaure gelost in Acetanhydrid fuhrt zum Aconitsaureanhydrid welches mit tertiaren Aminen eine purpurrote Farbung ergibt 14 IR Spektroskopie nbsp IR Spektrum Loxapin v C H 3050 cm 1 Aromat v C H 3000 2850 cm 1 Alkan 2200 1700 cm 1 Aromat Gerustschwingung v C C 1600 cm 1 Aromat v CN 1300 1200 cm 1 Piperazin 710 cm 1 ortho AromatMassenspektrometrie nbsp Massenspektrum Loxapin Molekularpeak 327 m z Isotopenverhaltnis von Chlor M 327 m z M 2 329 m z Der Molekularpeak lasst auf eine ungerade Anzahl von Stickstoffatomen schliessen was bei Loxapin auch erfullt ist N 3 Reinheitsprufung Bearbeiten Prufung auf Schwermetalle Da in der Synthese unter Umstanden Schwermetalle wie z B Zink oder Kupfer verwendet werden ist es sinnvoll im Rahmen der Reinheitsprufung die Grenzbestimmung auf Schwermetalle mit Thioacetamid Reagenz als Sulfitionendonor durchzufuhren Gehaltsbestimmung Bearbeiten Wasserfreie Titration Da es sich bei Loxapin um einen schwach basischen Arzneistoff handelt ist eine wasserfreie Titration mit Perchlorsaure in Eisessig ein Aquivalenzpunkt durch das tertiare Amin moglich 13 Fallungstitration Nach Hydrogenolyse kann Chlorid mittels Fallungstitration Silberchlorid bestimmt werden Indizierungsmoglichkeiten Gay Lussac Mohr Fajans 13 Siehe auch BearbeitenListe von AntipsychotikaLiteratur BearbeitenM S Jain S J Surana Synthesis and evaluation of antipsychotic activity of 11 40 N aryl carboxamido N aryl a phenylacetamido piperazinyl dibenz b f 1 4 oxazepine derivatives In Arabian Journal of Chemistry 2013 doi 10 1016 j arabjc 2013 07 033 Wieland Gattermann Die Praxis des organischen Chemikers 43 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1982 ISBN 3 11 006654 8 Helmut Krauch Werner Kunz Reaktionen der organischen Chemie 6 Auflage Huthig Heidelberg 1997 ISBN 3 7785 2112 8 Eberhard Ehlers Analytik II Kurzlehrbuch quantitative und instrumentelle pharmazeutische Analytik 11 Auflage Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 7692 4160 0 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Datenblatt Loxapine succinate salt solid bei Sigma Aldrich abgerufen am 28 August 2014 PDF ChemScene Loxapine abgerufen am 6 April 2015 flexyx com Loxapin Memento vom 13 April 2013 im Internet Archive abgerufen am 6 April 2015 a b c Christian Asche Gesa Tietjens Neue Arzneistoffe 2013 Loxapin Memento vom 28 Juli 2014 im Internet Archive auf apotheke unterluess de abgerufen am 26 Juli 2014 a b c d e f ema europa eu EPAR fur Adasuve abgerufen am 6 April 2015 Loxapin zugelassen als inhalatives Antipsychotikum Springer Medizin 31 Juli 2013 abgerufen am 8 September 2014 Clarissa Muhlack Zertifizierte Fortbildung Psychische Storungen Memento vom 10 August 2014 im Internet Archive In APOTHEKE MARKETING 05 2014 S 48 a b Eberhard Ehlers Chemie II Kurzlehrbuch Organische Chemie 8 Auflage Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2009 ISBN 978 3 7692 4884 5 T Laue A Plagens Namen und Schlagwort Reaktionen der Organischen Chemie 5 Auflage Vieweg Teubner GWV Fachverlage Wiesbaden 2006 ISBN 3 8351 0091 2 a b c R S Vardanyan V J Hruby Synthesis of Essential Drugs Elsevier 2006 ISBN 0 444 52166 6 a b c Hans Peter Latscha Uli Kazmaier Helmut Alfons Klein Organische Chemie Chemie Basiswissen 6 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 77106 7 a b J Schmutz F Kunzle F Hunziker R Gauch Uber in 11 Stellung amino substituierte Dibenzo b f 1 4 thiazepine und oxazepine In Helvetica Chimica Acta 1967 Vol 50 S 245 254 doi 10 1002 hlca 19670500131 a b c d e Eberhard Ehlers Analytik I Kurzlehrbuch qualitative pharmazeutische Analytik 9 Auflage Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 7692 4094 8 Hermann J Roth Kurt Eger Reinhard Troschutz Pharmazeutische Chemie II Arzneistoffanalyse 3 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 1990 ISBN 3 13 608403 9 Weblinks BearbeitenKritische Bewertung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Loxapin amp oldid 230658263