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Amidine sind eine Stoffgruppe organisch chemischer Verbindungen die man formal als Derivate von Carbonsaureamiden beschreiben kann bei denen die Carbonylgruppe durch eine Carbiminogruppe ersetzt ist Entsprechend leitet sich auch die Bezeichnung ab Die Chemie der Amidine wurde grundlegend durch Adolf Pinner 1842 1909 erforscht Inhaltsverzeichnis 1 Struktur 2 Synthese 3 Eigenschaften und Verwendung 4 EinzelnachweiseStruktur BearbeitenDie nicht cyclischen Amidine haben die allgemeine Strukturformel R4 C NR1 NR2R3 wobei die Reste R Wasserstoff Atome oder Organyl Reste sind 1 nbsp Das strukturell einfachste Amidin mit R1 bis R4 H nennt sich Formamidin und leitet sich von der Ameisensaure lat acidum formicum ab Bei R4 CH3 Methylgruppe und R1 bis R3 H handelt es sich um das von der Essigsaure abgeleitete Acetamidin Als starke organische Basen sind die bicyclischen Amidine DBN und DBU wichtig bei denen beide N Atome Bestandteile der Ringsysteme sind Synthese BearbeitenAmidine lassen sich in einem mehrstufigen Prozess mit der Pinner Reaktion herstellen Diese Reaktion geht aus von den entsprechenden Nitrilen R1 CN die mit HCl aktiviert und dann mit Alkoholen zu Imidsaureestern den Pinner Salzen umgesetzt werden Aus diesen Salzen entstehen durch Zugabe von Aminen die Amidine nbsp Die Herstellung von Formamidinen als den Derivaten der Ameisensaure ist auf diese Weise nicht moglich denn um die betreffenden Pinnersalze herzustellen musste an Stelle eines Nitrils die fluchtige und giftige Blausaure selbst eingesetzt werden Deshalb gibt es z B zur Herstellung von tri substituierten Formamidinen spezielle Methoden die von tri substituierten Thioharnstoffen R NH C S NR2 ausgehen Die Thioharnstoffe werden durch Oxidation mit Peressigsaure in die betreffenden Thioharnstoff S S dioxide R NH C SO2 NR2 uberfuhrt Diese instabilen Verbindungen spalten Schwefeldioxid SO2 ab und dadurch bilden sich die entsprechend substituierten Formamidine R N CH NR2 2 nbsp Eigenschaften und Verwendung BearbeitenAmidine sind zusammen mit 1 3 Diketonen die Bausteine zur Synthese von Pyrimidinen 3 Amidine sind mit einem pK Wert von 13 6 nahezu so starke Basen wie Natriumhydroxid und bilden mit Sauren stabile Salze Protoniert wird die sp2 hybridisierte Iminogruppe NH unter Bildung eines mesomeriestabilisierten Kations das sich nur nach Protonierung am Iminostickstoff bilden kann Auch die beiden bicyclischen Amidine DBU und DBN sind sehr starke Basen und haben fur die Anwendung in der synthetischen organischen Chemie gegenuber anderen starken Basen wie Alkalihydroxiden Alkalialkoholaten oder Alkalihydriden noch einen weiteren Vorteil Die grossen voluminosen bicyclischen organischen Basen sind in organischen Losungsmitteln gut loslich und zeigen keine nucleophilen Eigenschaften sie sind nicht nucleophile Basen nbsp Pyrimidin nbsp DBU nbsp DBNIhre Molekule sind zwar sehr voluminos konnen aber leicht erreichbare Protonen angreifen und binden Sie eignen sich gut dazu Eliminierungsreaktionen einzuleiten z B Eliminierung von HCl aus Chloralkanen unter Bildung von Alkenen Die voluminosen Basen sind jedoch nicht in der Lage abgeschirmte C Atome nucleophil anzugreifen sodass es nicht zu unerwunschten Substitutionsreaktionen kommt 3 Einzelnachweise Bearbeiten Brockhaus ABC Chemie VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1965 S 63 Wolfgang Walter Klaus Peter Ruess Uber die Oxydationsprodukte von Thiocarbonsaureamiden XXIV Darstellung derS S Di undS S S Trioxide trisubstituierter Thioharnstoffe und eine neue Methode zur praparativen Gewinnung trisubstituierter Formamidine In Chemische Berichte Band 102 Nr 8 August 1969 S 2640 2650 doi 10 1002 cber 19691020820 a b Clayden Greeves Warren Wothers Organic Chemistry Oxford University Press Inc New York 2001 ISBN 978 0 19 850346 0 S 202 482 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amidine amp oldid 227456768