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Der Loermund gesprochen Lormund ist ein Bergrucken in der Ortschaft Sichtigvor Stadt Warstein Sauerland Nordrhein Westfalen auf dem sich eine Wall und Grabenanlage aus wahrscheinlich verschiedenen Zeiten befindet Heute steht auf dem Berg eine Kapelle als Endpunkt eines Kreuzweges der den Berg hinauf fuhrt Die Wallburg Loermund wurde am 29 November 1989 unter B IV 1 in die Denkmalliste der Stadt Warstein als Bodendenkmal eingetragen 1 Kreuzbergkapelle auf dem Loermund3D Ansicht des digitalen Gelandemodells Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Forschungsgeschichte Loermund 3 Neue Fragestellungen 4 Geschichte der Wallburgenforschung in Westfalen 5 Zerstorungen und Erschliessung der Wallburg 6 Literaturliste 6 1 Zur Burg 6 2 Zum historischen Hintergrund 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Blick auf den Loermund von der Kommende ausDie Ringwallanlage des Loermunds befindet sich auf einem westlichen Auslaufer des Ochsenruckens im Mundungswinkel zwischen Mohne und Riemecke Zu unterscheiden ist eine kleinere hochmittelalterliche Anlage von einem deutlich alteren Wallsystem Die hochmittelalterliche Burg der Standort der Kreuzbergkapelle ist durch einen tiefen Halsgraben von der grosseren Anlage getrennt An der Westseite finden sich keine Walle hier reicht die naturliche Gelandesteilung als Annaherungshindernis aus Das aus dem Halsgraben stammende Material wurde am Hang angeschuttet noch heute sind die Schuttkegel zu erkennen Der acht bis zehn Meter tiefe Halsgraben trennt einen zirka 0 2 Hektar grossen Burgplatz vom restlichen Ringwall ab 35 Meter ostlich befindet sich ein weiterer Wall mit Graben Die Wallenden setzen an Terrassenkanten an Dieser Wall kennzeichnet moglicherweise den Kernbereich der alten Burg Das ostliche Ende wird durch zwei weitere Walle gebildet Unklar ist der alte Zugang zur Burg Moglicherweise bestand ein Weg an der Sudseite dann lage ein Tor mit uberlappenden Wallenden vor Die Kreuzbergskapelle wurde 1890 errichtet Vorher wurde 1845 am Loermund ein holzerner Kreuzweg errichtet der 1865 durch Sandsteinkreuze ersetzt wurde Forschungsgeschichte Loermund Bearbeiten nbsp Vorgelagerte Walle NO SeiteDie Wallburg auf dem Loermund erscheint schon 1888 in K Mummentheis Erstes Verzeichnis der Erd und Steindenkmale des Suderlandes 1906 finden Untersuchungen und Ausgrabungen in der Wallburg durch E Hartmann statt C Schuchardt und E Hartmann deuteten die ergrabene Wallburg als das bei verschiedenen fruhen Geschichtsschreibern Hrotsvit Widukind von Corvey Continuator des Regino von Prum erwahnte Castellum Praesidium Baduliki 1920 erscheint ein neuer Plan mit knapp zweiseitigem Kommentar von F Biermann und J H Schmedding im Atlas vor und fruhgeschichtlicher Befestigungen in Westfalen Schon diese Autoren sprechen sich gegen die Gleichsetzung der Wallburg auf dem Loermund mit der Burg zu Belecke aus Die Beobachtung von Spitzgraben in der Altstadt von Belecke in den 30er und 40er Jahren kann als Beleg fur eine fruhe Burg Belecke gelten die Gleichsetzung von Loermund und Baduliki wurde damit archaologisch hinfallig Philipp R Homberg erwahnt in zwei Arbeiten der 1970er Jahre kurz die Wallburg auf dem Loermund Zuletzt gibt es aus seiner Feder eine kurze Zusammenfassung im 2001 erschienenen Fuhrer zu archaologischen Denkmalern Kreis Soest Sein Vater Albert K Homberg hatte auf einen moglichen historischen Hintergrund aufmerksam gemacht In einer Aufzeichnung aus dem 12 Jahrhundert beansprucht der Erzbischof von Koln folgenden Bereich als Ostervvalt Osterwald fur sich Ostervvalt tota silua pertinet ad beatum Petrum icipiens a loco qui dicitur Nezzelvvinkel per dotalem mansum in Odakker transiens in locum qui dicitur Lininchusen et unde in flumen Rurem et inde in flumen quod dicitur Almana Kloster Odacker ist eindeutig zu identifizieren auch fur Lininchusen gibt es Indizien im Ruhrtal bei Enste offen bleibt allein Nezzelwinkel das in Verlangerung der Punkte Lininchusen Odacker zu suchen ist Die bei H Schoppmeier und K Suggeler vorgetragene sich auf B Kraft und Johann Suibert Seibertz grundende Vermutung der Netzewinkel habe einige hundert Meter westlich der Wallburg gelegen ist jedoch wenig wahrscheinlich Mit dem Nezzelwinkel der Grenzbeschreibung ist keine jagdliche Einrichtung Aufstellen von Netzen gemeint sondern bei Beachtung sprachlicher Kriterien eine von Nesseln bestandene Flache Ausserdem ist Nezzelwinkel ostlich der Wallburg zu erwarten zwischen Mulheim und Belecke Eine Moglichkeit der Lokalisierung konnte demnach im Mohnetal direkt westlich des Schlosses Welschenbeck bestehen Diese Flur tragt die Bezeichnung Alte Hof was einen sicheren Hinweis auf eine Wustung einen untergegangenen Hof darstellt Neue Fragestellungen BearbeitenBei den Ausgrabungen zu Beginn des Jahrhunderts sind Reste vorgeschichtlicher Keramik gefunden worden denen man jedoch keinerlei Bedeutung beimass Neue Erkenntnisse uber die mehrperiodige Nutzung von Hohenbefestigungen haben erst in den letzten Jahren zu einem anderen Verstandnis dieser Anlagen gefuhrt Es stellte sich heraus dass gerade in der Jungsteinzeit im 4 bis 3 Jahrtausend v Chr Wallanlagen sowohl in der Ebene als auch auf Sporn und Gipfellagen der Berge errichtet worden sind Bekannte Beispiele fur Erdwerke in der Ebene sind Salzkotten Oberntudorf und Soest mitten in der heutigen Innenstadt Exemplarische Beispiele fur Spornlagen bei jungsteinzeitlichen Erdwerken sind die Oldenburg auf dem Furstenberg bei Neheim Husten sowie die Anlage bei Buren Brenken Fur einige dieser Anlagen wird heute neben einer vielleicht auch vorhandenen praktischen Funktion vor allem die Funktion als kultisches Zentrum gesehen Auf diese Weise liessen sich ansonsten schwer erklarbare Befunde als Reste von Opferdeponierungen deuten In der Michelsberger Kultur ca 4200 3500 v Chr scheinen beispielsweise die Spornbefestigungen tatsachlich zu Verteidigungszwecken erbaut worden zu sein Es gibt Hinweise auf langere Besiedlung auf Zerstorung durch Feuer auch auf Kampfhandlungen Die in der Ebene gelegenen Erdwerke dieser Zeit weisen keinerlei Spuren von Besiedlung auf sind strategisch ungunstig gelegen Hier scheint es sich um Versammlungsorte zu handeln Die Tatsache dass auch die Wallburg auf dem Loermund nicht naher bestimmte jungsteinzeitliche Keramik erbracht hat kann vielleicht in diese Richtung weisen Demnach waren zwar die heute zu beobachtenden Walle und Graben fruh und hochmittelalterlich dennoch spricht einiges dafur dass der Bergrucken schon einige Jahrtausende fruher regelmassig von Menschen aufgesucht worden ist Philipp R Homberg geht eher von einer spateren Erstnutzung der Anlage aus Die Scherben und das moglicherweise vorhandene Tor mit uberlappenden Wallenden konnten auf eine erste Nutzung des Loermundes in der vorromischen Eisenzeit hindeuten Geschichte der Wallburgenforschung in Westfalen BearbeitenDie Geschichte der westfalischen Wallburgenforschung ist eng verbunden mit der Geschichte der 1897 gegrundeten Altertumskommission fur Westfalen die in der Erforschung der zahlreichen westfalischen Wallburgen eines ihrer Hauptziele erblickte Anfangs stand die Frage im Vordergrund welche Rolle die Wallburgen in den romisch germanischen Auseinandersetzungen gespielt haben Eine Fragestellung die in zahlreichen Arbeiten von Hobbyhistorikern zur Varusschlacht bis heute eine bedeutende Rolle spielt Im Jahre 1906 wurde innerhalb der Altertumskommission eine spezielle Atlaskommission gegrundet die die Erarbeitung und Herausgabe eines Atlas der westfalischen Wallburgen nach niedersachsischem Vorbild vorantreiben sollte Die intensive Arbeit zeigte erste Ergebnisse als Hauptnutzungsperioden der Wallburgen in Westfalen wurden die vorromische Eisenzeit die Zeit um Christi Geburt sowie das Fruhmittelalter Auseinandersetzungen zwischen Franken und Sachsen erkannt 1920 erschien der Atlas vor und fruhgeschichtlicher Befestigungen in Westfalen 16 Burgen wurden vorgestellt darunter auch die Wallburg auf dem Loermund In der Folgezeit geriet dieses Projekt ins Stocken Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde versucht erneut an die Arbeit anzuschliessen Aber auch das misslang letztendlich Ein Grund dafur liegt in der grossen und noch immer steigenden Zahl von zu bearbeitenden Anlagen Die erste Aufstellung verzeichnete ca 150 Anlagen 1962 waren es bereits uber 600 1972 beschaftigte sich Philipp R Homberg ausfuhrlich in seiner Dissertation Untersuchungen an fruhgeschichtlichen Wallanlagen Westfalens mit einer grossen Anzahl von westfalischen Wallburgen Seit 1983 erscheint eine kleine Reihe Fruhe Burgen in Westfalen die gewissermassen das gescheiterte Atlas Projekt in popularwissenschaftlicher Form und auf Einzelhefte verteilt fortzusetzen sucht Die letzte ausfuhrliche Beschaftigung mit Wallburgen liegt mit der Ausstellung und dem Begleitbuch Hinter Schloss und Riegel aus dem Jahr 1997 vor Zerstorungen und Erschliessung der Wallburg Bearbeiten2014 2015 und 2017 wurde der aussere Wall von Forstmaschinen gleich an mehreren Stellen durchbrochen Schon ab 1991 und verstarkt ab 2007 wurde die Wallanlage mehrfach durch die forstwirtschaftlichen Arbeiten mit Forstmaschinen trotz vorhandener Zufahrten beschadigt Als Untere Denkmalbehorde leitete die Stadt Warstein ein Bussgeldverfahren gegen die Eigentumerin ein 2 3 2016 wurden drei Millionen Euro aus dem LEADER Fordertopf der EU fur die Kommunen Warstein Geseke Erwitte Anrochte und Ruthen von Bezirksregierung Arnsberg freigegeben Aus diesen Fordergeldern soll die touristische Erschliessung der Wallburg Loermund erfolgen 4 Literaturliste BearbeitenZur Burg Bearbeiten F Biermann J H Schmedding Die Wallburg auf dem Loermund bei Sichtigvor an der Mohne In Atlas vor und fruhgeschichtlicher Befestigungen in Westfalen Munster 1920 S 12 13 Torsten Capelle Wallburgen in Westfalen Lippe Herausgegeben von der Altertumskommission fur Westfalen Munster 2010 ISSN 0939 4745 S 1 Nr IV Fruhe Burgen in Westfalen Sonderband 1 A Hartmann Die Wallburg auf dem Loermund bei Sichtigvor In Sauerlandischer Gebirgsbote 15 1907 S 41 43 55 58 78 79 123 126 147 149 188 207 209 Hinter Schloss und Riegel Burgen und Befestigungen in Westfalen Begleitbuch zur Ausstellung Hrsg vom Westfalischen Museum fur Archaologie Munster 1997 Philipp R Homberg Untersuchungen an fruhgeschichtlichen Wallanlagen Westfalens Dissertation Munster 1972 Philipp R Homberg Vor und fruhgeschichtliche Wallburgen im Arnsberger Raum Arnsberg 1975 Stadtekundliche Schriftenreihe uber die Stadt Arnsberg Philipp R Homberg In Der Kreis Soest Stuttgart 2001 S 229 231 Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Bd 39 K Mummenthei Erstes Verzeichnis der Erd und Steindenkmale des Suderlandes Hagen 1888Zum historischen Hintergrund Bearbeiten Stefan Enste 725 Jahre Stadt Warstein In SudWestfalen Archiv 1 2001 S 42 70 Ralf Gunther Der Arnsberger Wald im Mittelalter Forstgeschichte als Verfassungsgeschichte Munster 1994 Albert K Homberg Die karolingisch ottonischen Wallburgen des Sauerlandes in historischer Sicht In Zwischen Rhein und Weser Aufsatze und Vortrage zur Geschichte Westfalens Munster 1967 S 80 113 Anm S 253 268 Heinrich Schoppmeier Kaspar Suggeler Die Geschichte der Gemeinden Sichtigvor Muhlheim Waldhausen Balve 1968 Weblinks BearbeitenEintrag von Stefan Eismann zu Loermund in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts abgerufen am 2 September 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Archivierte Kopie Memento des Originals vom 9 April 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www warstein de Denkmalliste der Stadt Warstein Ortschaften Mulheim Sichtigvor und Waldhausen Wallburg am Loermund wieder beschadigt Bussgeldverfahren Westfalenpost vom 3 April 2017 Burg auf dem Loermund wieder freigelegt derwesten de vom 13 Mai 2016 Drei LEADER Millionen ebnen Weg fur starke Ergebnisse Soester Anzeiger vom 25 Juni 201651 484722222222 8 2822222222222 292 Koordinaten 51 29 N 8 17 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Loermund amp oldid 236223685