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Den vier untersuchten linearbandkeramischen Graberfeldern in Bayern in Aiterhofen Odmuhle Dillingen Steinheim Mangolding 1 und Sengkofen ist ihre geomorphologische Lage gemein Die genutzten Gelandeerhebungen ragen aus der flachen Umgebung und liegen in der Nahe eines Fliessgewassers Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Ausrichtung 1 2 Manipulationen 1 3 Kenotaphe 1 4 Brandgraber 1 5 Geschlechteranteil 1 6 Altersbestimmung 1 7 Beigaben 2 Literatur 3 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenMit Ausnahme von Steinheim sind aus der naheren Umgebung der Graberfelder mehrere Siedlungen bekannt Es ist dabei unmoglich einem Graberfeld der Bandkeramischen Kultur LBK eine bestimmte Siedlung zuzuweisen so dass zu erwagen ist die Graberfelder zu Bestattungsplatzen mehrerer Siedlungen zu erklaren Als einziges Graberfeld ist Aiterhofen nahezu vollstandig ausgegraben Von dem Graberfeld liegen 159 Korpergraber mit 176 Individuen sowie 69 Brandgraber mit den Resten von 79 Individuen vor Aufgrund der fragmentarischen Erhaltung konnten in Mangolding 13 14 Sengkofen 29 32 und Steinheim 27 27 Korpergraber Individuen belegt werden Brandgraber fehlen auf diesen drei Graberfeldern Das Graberfeld von Aiterhofen war in Belegungszonen zu gliedern Es ergaben sich funf Zonen die sich teilweise noch in Grabergruppen unterteilen liessen Die Zonen und Gruppen waren durch freie Areale begrenzt Die Bestattungssitten zeigten bei den Korper und Brandgrabern ein einheitliches Bild Bei den meisten der gerundet rechteckigen bis ovalen Gruben der Korperbestattungen war eine enge Anlehnung an die Korpermasse der Toten zu erkennen Einige Gruben waren geraumiger Die ursprunglichen Grabtiefen sind nicht rekonstruierbar wobei die Auffindungstiefen zwischen 0 1 und 1 4 m schwanken Fur Aiterhofen ist eine ursprungliche Grabtiefe von 0 50 m 0 80 m anzunehmen Ausrichtung Bearbeiten Die Hauptausrichtung der Toten lag im Osten 82 Neben antipodischen Orientierungen 9 3 kamen andere Ausrichtungen vor Bei linksseitiger Hockerlage 72 2 lag die Blickrichtung zumeist in sudlicher Richtung 68 3 Ferner ist der rechtsseitige Hocker 9 1 der Hocker in Ruckenlage 6 9 fehlt in Mangolding der Hocker in Bauchlage 1 3 er fehlt in Steinheim und Mangolding sowie die gestreckte Ruckenlage 4 9 fehlt in Sengkofen und Mangolding uberliefert Letztere nahm dagegen in Steinheim mit 32 einen hohen Anteil ein Eine genderspezifische Ausrichtung oder Korperlage war nicht festzustellen In Steinheim ist die rechtsseitige Hockerlage allerdings den Mannern vorbehalten es kommen aber auch linksseitig liegende Manner vor Es fallt auf dass abnormale Bestattungen haufig eine Randlage im Graberfeld bzw in den Grabergruppen Aiterhofen einnehmen Dies gilt insbesondere fur Doppelbestattungen die als funf Korper und zehn Brandgrabern von Aiterhofen sowie aus zwei Grabern von Sengkofen vorliegen Dabei handelte es sich meist um Bestattungen von Mannern oder Frauen mit Kindern selten um Kinderdoppelgraber Erwachsene wurden nie gemeinsam bestattet Zusatzliche menschliche Skelettreste stammen aus 11 Korpergrabern von Aiterhofen und je einem von Mangolding und Sengkofen Meist waren die zum Schadel oder zu den Extremitaten gehorenden Knochen zerbrannt Ob es sich bei den Befunden um Belege kultischer Handlungen oder um Reste zerstorter und sekundar verlagerter Brandgraber handelt war nicht zu klaren nbsp Bestattung aus dem linearbandkeramischen Friedhof von Aiterhofen Odmuhle Gaubodenmuseum StraubingManipulationen Bearbeiten Im Kontext mit der Beisetzung kam es in einigen Fallen zu Manipulationen an den Toten wie postmortal entfernte Zahne bei funf Korperbestattungen von Aiterhofen zeigen die spater auf bzw unter dem Schadel deponiert wurden Eine fast vollige Zerstorung des Skelettverbandes liegt bei Grab Ai 140 vor Das Grab wurde einige Zeit nach der Bestattung geoffnet wobei das Skelett verworfen wurde Kenotaphe Bearbeiten Kaum zu deuten sind die nach Ausmass Ausrichtung Form und Verfullung den Korpergrabern ahnlichen Gruben auf den Graberfeldern Aiterhofen 36 und Sengkofen 10 Es durfte sich um Kenotaphe oder Grabgruben handeln die im Rahmen eines mehrstufigen Bestattungsritus wie er in Herxheim belegt ist ausgeraumt wurden Brandgraber Bearbeiten Die Brandgraber sind ausschliesslich Brandschuttungsgraber Sie zeigen im Planum rundliche bis ovale Kontur deren Durchmesser zwischen 0 35 und 0 9 m schwankt Da ihre Auffindungstiefe bei gleichen Erhaltungsbedingungen derjenigen der Korpergraber entspricht durfte die archaologisch erfasste Ausdehnung der Feuerbestattung mit der ursprunglichen Verbreitung auf dem Graberfeld ubereinstimmen Wahrend allerdings wenige Brandgraber linearbandkeramisch sind datieren andere ins Mittelneolithikum so dass die Zeitstellung der meisten Brandbestattungen wegen Beigabenlosigkeit und untypischem Material nicht sicher beurteilt werden kann Geschlechteranteil Bearbeiten Die anthropologische Analyse erbrachte fur alle Graberfelder ein Dominieren der Manner das in Sengkofen 73 3 und Steinheim 74 sogar extrem ist Will man dies nicht den schlechten Erhaltungsbedingungen zuschreiben so muss man von unterschiedlichen Bestattungssitten fur Manner und Frauen ausgehen Der Manneruberschuss ist jedoch bei den Korpergrabern von Aiterhofen gering 54 4 bei den Brandgrabern ist das Geschlechterverhaltnis sogar ausgeglichen Fur die meisten Kinder besonders aber fur Sauglinge und Kleinkinder durften archaologisch nicht belegbare Bestattungsregeln gegolten haben Auf den Graberfeldern sind sie entweder gar nicht Mangolding und Steinheim oder nur in geringer Zahl vertreten Eine Ausnahme stellt der hohe Kinderanteil unter den Brandbestattungen von Aiterhofen dar 32 8 wenngleich auch hier Sauglinge fehlen und Kleinkinder unterreprasentiert sind Altersbestimmung Bearbeiten Die uberwiegende Zahl der Toten erreichte das Erwachsenenalter wobei die meisten Frauen im dritten die Manner mehrheitlich im vierten Lebensjahrzehnt starben Die anthropologische Geschlechtsdiagnose konnte durch eine kombinierte anthropologisch archaologische Determination relativiert werden Die Grundlage bildeten geschlechtsspezifische Beigaben Zu ihnen gehoren a fur mannliche Individuen Feuerbestecke Feuersteinklingen Feuerstein bzw Knochenpfeilspitzen Geweihknebel Flachhacken Fleischbeigaben Fuchskiefer Knochenstabe Rotelstreuung Schuhleistenkeile Armringe aus Muschelschalen der Stachelauster Spondylus und V formig bearbeitete Spondylusschalen b fur weibliche Individuen runde Spondylusklappen die wegen ihrer Perlmuttschicht zu Schmuckstucken verarbeitet wurdenMit dem Verfahren waren zahlreiche anthropologisch nicht bestimmbare Individuen darunter einige Kinder und Jugendliche einem Geschlecht zuweisbar so dass sich auf drei Graberfeldern ausser Steinheim die Anzahl der geschlechtsbestimmten Individuen erheblich vergrosserte Die Untersuchungen ergaben auch dass der Anteil der mannlichen Individuen auf samtlichen Platzen deutlich uber dem der weiblichen lag Dies ist nicht mit der beschrankten archaologischen Geschlechtsdiagnose zu erklaren sondern als kulturhistorische Konstellation zu werten Neben Kindern sind auch Frauen nur zu einem geringeren Teil auf den bayerischen Graberfeldern der LBK vertreten Fur beide Gruppen durften andere archaologisch nicht belegbare Bestattungsregeln gegolten haben Demnach finden wir nicht etwa einen reprasentativen Querschnitt durch eine bandkeramische Population vor sondern einen selektierten Personenkreis dessen Privileg die Bestattung auf Graberfeldern darstellt Beigaben Bearbeiten Der Anteil der beigabenfuhrenden Bestattungen liegt auf den Graberfeldern zwischen 48 und 68 Stets haben Manner mehr Beigaben als Frauen Auch in der Qualitat ubertreffen die Ausstattungen der mannlichen die der weiblichen Individuen Dies gilt auch fur die Brandgraber die verglichen mit den Korpergrabern armlicher ausgestattet sind Die Beigaben wurden auf der Grabsohle zumeist im Bereich der Oberkorper oft am Kopf deponiert Einige Gegenstande konnen anhand ihrer Lage als Bestandteile der Tracht identifiziert werden Geweihknebel und Spondylusklappen als Gurtelschliesse Spondylusarmringe Spondylus und Steinperlen sowie Dentalien 2 und Schneckengehause also Ketten oder Haubenbesatz Die Zier des Leichnams spricht moglicherweise fur eine Aufbahrung vor der Grablegung In einigen Fallen lagen die Utensilien so eng zusammen dass ihre Niederlegung in einem Behaltnis aus organischem Material und damit ein funktionaler Zusammenhang der Artefakte z B Feuerbesteck auszumachen ist nbsp Gehause eines Kahnfusser Scaphopoda Sie wurden zu Schmuck Halsketten etc verarbeitet Zu den Gegenstanden die auch im Bereich der unteren Extremitaten niedergelegt wurden gehoren vor allem Pfeilspitzen Als Bundel konnten sie auf die Beigabe eines Kochers hinweisen Aufgegliederte Pfeilsatze machen die Existenz eines Bogens im Ausstattungsmaterial wahrscheinlich so dass mit den Pfeilspitzen wohl eine Ausrustung zu erfassen war die aus Pfeilen Kocher und Bogen bestand Eine Besonderheit sind Funde aus den Grubenverfullungen Es handelt sich grossenteils um zerscherbte Keramik und nur vereinzelt um Farbsteine Rotel Grafit kalzinierte Knochen etc Literatur BearbeitenNorbert Nieszery Linearbandkeramische Graberfelder in Bayern Verlag Marie Leidorf Espelkamp 1995 ISBN 3 924734 34 8 Einzelnachweise Bearbeiten Frank D Davis Neue bandkeramische Graber von Mangolding Ldkr Regensburg Sud Erlangen S 323 335 sind kleine konisch rohrformige Kalkgehause der Kahnfusser Scaphopoden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Linearbandkeramische Graberfelder in Bayern amp oldid 233152489