www.wikidata.de-de.nina.az
Lilli Baitz geb Elisabeth Margaretha Schreiber 23 September 1874 in Bad Aussee 14 August 1942 ebenda war eine osterreichische Kunsthandwerkerin und Unternehmerin Sie grundete gemeinsam mit ihrem Ehemann eine Manufaktur fur Puppen und Figurinen zumeist in Tracht Aufgrund ihrer judischen Herkunft wurde sie vom NS Regime drangsaliert und ihre Firma arisiert Sie beging am Vorabend ihrer geplanten Deportation Suizid Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Familie 1 2 Laufbahn als Kunsthandwerkerin 1 3 Arisierung des Unternehmens und Suizid 2 Die Firma unter NS Fuhrung 3 Nachlass und Gedenken 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenFamilie Bearbeiten Lilli Baitz stammte aus einer judischen Familie Ihr Grossvater Samuel Schreiber war in Bohmisch Leipa Lehrer der israelitisch deutschen Normalschule Ihr Vater Josef Schreiber 1835 1908 war Arzt ihre Mutter war die Publizistin Clara Schreiber geborene Hermann 1848 1905 Lilli hatte zwei altere Schwestern Ida Virginia 1868 1927 und Adele 1872 1957 1 Ihr Vater grundete 1868 das erste Sanatorium von Bad Aussee das heutige Elisabethheim Nach dessen Verkauf im Jahr 1877 baute er ebendort 1883 das Sanatorium Kuranstalt Alpenheim auf 2 Die Eltern traten 1894 zum Katholizismus uber auch Lilli wurde 1888 getauft 3 Die Tochter wurden zunachst von Gouvernanten und Hauslehrern erzogen Lilli besuchte Kunstschulen in Florenz und Munchen sowie die k k Kunstgewerbeschule Wien Sie war Hospitantin in der von Josef Hoffmann geleiteten Fachklasse fur Architektur Sie heiratete Roman Baitz 1887 1930 4 und ging mit ihm nach Berlin wo ihre Schwester Adele bereits seit 1898 lebte Nach dem Tod der Eltern wurde das verschuldete Sanatorium in Bad Aussee versteigert Laufbahn als Kunsthandwerkerin Bearbeiten 1909 begann ihre Laufbahn als Kunsthandwerkerin Nachdem sie fur eine Abendeinladung ihrer Schwester Tischkarten gefertigt hatte folgten erste Auftrage Der Weinhandler Berthold Kempinski bestellte Figurinen zu verschiedenen Weinsorten Baitz schnitzte Kartoffelkopfe und kleidete sie in der Tracht der jeweiligen Weinregion Gemeinsam mit ihrem Mann grundete sie das Wiener Kunstgewerbeatelier Lilli und nahm Bestellungen grosser Kaufhauser und Markenunternehmen an darunter Karstadt in Hamburg Harrod s in London Herzmansky in Wien sowie die HAPAG Nach dem Ersten Weltkrieg ubersiedelte das Ehepaar Baitz nach Salzburg Parsch wo sie eine weitere Werkstatt aufbauten Lilli Baitz Dekorationen zeigten oftmals Marchenszenen Tier und Fabelgeschichten beispielsweise Weihnachtslandschaften in denen Trachten und volkstumliche Architektur eine wichtige Rolle spielten Die Szenen wurden fallweise mit mechanischen Teilen in Bewegung versetzt 1928 gestaltete die Firma etwa ein Osterschaufenster fur die Schokoladenfabrik Sarotti Kaufmann s the Big Store ein Kaufhaus aus Pittsburgh bestellte alljahrlich Szenen unter anderem aus der Grundungsgeschichte der Vereinigten Staaten Eine vermutlich fur dieses Kaufhaus gefertigte Weihnachtskrippe wurde auch in Bad Aussee gezeigt Eine solche Krippe findet sich heute noch alljahrlich in der Weihnachtszeit in der Ausseer Kirche Ein Trend der damaligen Zeit war auch das Faible von Grossstadtern fur Gebirgstrachten propagiert vom Volkstumsforscher Konrad Mautner Die Nachfrage an Trachtenpuppchen stieg Nach dem fruhen Tod ihres Mannes im Jahr 1930 kehrte Lilli Baitz nach Aussee zuruck lebte dort fortan mit ihrer engen Freundin Paula Schmidl und liess eine Villa in Lerchenreith errichten das Sonnenhausl ihre Werkstatt befand sich in der Kirchengasse 10 Die Berliner Niederlassung wurde von den langjahrigen Mitarbeitern Gudrun Schemell und Paul Friedel gefuhrt wobei ihnen Baitz beratend zur Seite stand Ein gutdokumentiertes Beispiel fur einen der Auftrage aus dieser Zeit ist die Gestaltung eines Abschiedsabends auf dem Passagierschiff Hamburg der komplett im originalgetreuen Stil des Weissen Rossls dekoriert war Im Auftrag der Filmfirma Metro Goldwyn Mayer wurden im Jahr 1934 lebensgrosse Figuren von Laurel und Hardy angefertigt und in Berliner Kaffeehausern als Werbung fur den Film Die Wustensohne aufgestellt Arisierung des Unternehmens und Suizid Bearbeiten Nach der Arisierung des Berliner Unternehmens im Jahr 1938 liessen die Nationalsozialisten die Firma weiterbestehen und nutzten ihre Erzeugnisse fur Propagandazwecke indem zum Beispiel die von ihr geschaffenen Figurinen fur die Deutschen Reichsbahnzentrale gefertigt wurden Nach dem Anschluss Osterreichs im Marz 1938 war Baitz zunehmend antisemitischen Anfeindungen und Druck durch die Gestapo ausgesetzt Ihrer Lebensgefahrtin Paula Schmidl gelang es durch Eingaben an NS Behorden die Deportation zu verzogern Die Zwangsubersiedlung nach Wien konnte vorerst abgewendet werden Als Baitz in der Schweiz ihre Schwester Adele besuchte wurde sie vergeblich von dieser beschworen nicht nach Bad Aussee zuruckzukehren Als sie vorgewarnt wurde dass am kommenden Tage die Deportation erfolgen wurde nahm sich Lilli Baitz mit Hilfe eines befreundeten Arztes am 14 August 1942 das Leben Die Firma unter NS Fuhrung BearbeitenNach der Arisierung der Firma 1938 wurde das Atelier verpflichtet auch Propagandamaterial fur das NS Regime herzustellen beispielsweise eine Kriegsszene mit dem Titel Dunkirchen Die Schaufensterdekorationen waren fur Bahnhofe im Ausland gedacht um der Feindpropaganda wirkungsvoll entgegenzutreten Nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad wandelte sich der Fokus der bestellten Puppen und Figurinen Nunmehr sollten die Kultiviertheit des deutschen Volkes und deren Ingenieurleistungen illustriert werden Die Szenenbilder Gutenberg Druckerei Altdeutsche Weinstube und Alpenstrasse wurden im Mai 1943 von der Deutschen Reichsbahn bestellt und auf Bahnhofen in besetzten Gebieten gezeigt Nach einem Bombenschaden am Berliner Firmensitz wurde der Betrieb nach Bad Aussee verlagert Nachlass und Gedenken BearbeitenNach dem Untergang des NS Regimes 1945 wurde die Firma L amp R Baitz Nachfolger von langjahrigen Mitarbeitern neu gegrundet Zuerst versuchte man einen Neustart in Bad Aussee ubersiedelte jedoch 1947 nach Lustenau weil die Vorarlberger Textilindustrie weitgehend von Kriegsschaden verschont geblieben war Die Baitz Trachtenpuppen mit den susslich klischeehaften Gesichtszugen ORF Bericht blieben weiterhin nachgefragt und galten bis in die 1960er Jahre als Exportschlager Sie wurden mit verschiedenen regionalen Trachten hergestellt Einige sind heute noch begehrte Sammlerobjekte Das Grab von Lilli Baitz und ihrer Eltern in Bad Aussee wurde aufgelost nur fur den Vater gibt es ein Denkmal an der Ruckseite des Ausseer Kammerhofmuseums Fur Lilli Baitz wurde in ihrer Heimatstadt bislang keine Gedenktafel errichtet Der Nachlass des Unternehmens befindet sich im Puppenmuseum Blons Vorarlberg Private Erinnerungsstucke der Familie finden sich grosstenteils im Archiv des Judischen Museums Hohenems 2012 fand eine Ausstellung im Ausseer Kammerhofmuseum statt gemeinsam erstellt mit dem Puppenmuseum Blons Heute kann im Kammerhofmuseum die Trachtenkrippe von Lilli Baitz besichtigt werden Literatur BearbeitenGerda Leipold Schneider Baitz Zwischen Fantasie und Reprasentation Buch zur Ausstellung des Vorarlberger Landesmuseums und des Puppenmuseums Blons Vorarlberger Landesmuseum 2005 ISBN 978 3 85430 329 9 5 Weblinks BearbeitenLilli Baitz Judische Trachtenpuppen und NS Propaganda Artikel von Magdalena Miedl auf der Webseite des ORF 23 August 2020 http biografia sabiado at baitz lilli Einzelnachweise Bearbeiten Hohenems Genealogie Clara Hermann abgerufen am 23 August 2020 Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 Schreiber Josef 1835 1908 Mediziner abgerufen am 23 August 2020 Baitz Lilli weitere Namen geb Schreiber Elisabeth Margaretha Kunstgewerblerin und Unternehmerin geboren Bad Aussee Stmk 23 9 1874 gestorben Bad Aussee Stmk 14 8 1942 Archiviert vom Original am 30 Oktober 2014 abgerufen am 24 August 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www univie ac at Hohenems Genealogie Roman Baitz abgerufen am 24 August 2020 Gerda Leipold Schneider Baitz zwischen Fantasie und Reprasentation Vorarlberger Landesmuseum 2005 ISBN 978 3 85430 329 9 google de abgerufen am 25 August 2020 Normdaten Person GND 13189465X lobid OGND AKS LCCN no2006053576 VIAF 67611912 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baitz LilliALTERNATIVNAMEN Schreiber Elisabeth Margaretha Geburtsname KURZBESCHREIBUNG osterreichische Kunstlerin Kunsthandwerkerin und UnternehmerinGEBURTSDATUM 23 September 1874GEBURTSORT Bad AusseeSTERBEDATUM 14 August 1942STERBEORT Bad Aussee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lilli Baitz amp oldid 228514781